spielt lieber alleine, gibt schnell auf-wie mehr Selbstbewusstsein ?

Hallo !

Mein Großer wird im Juni 5 Jahre alt und irgendwie habe ich das Gefühl, bei der Erziehung etwas falsch gemacht zu haben.

1. Er hat echt viel Phantasie und spielt daher lieber alleine. Er geht z.B. zur Zeit nicht gerne in den Kindergarten, weil er meint, die anderen Kinder "nerven" - er will lieber alleine spielen und sich nicht reinreden lassen. Einen dicken Freund hat er auch noch nicht, was ihn aber, glaube ich, gar nicht stört.

Komischerweise quatscht er, z.B. beim Arzt alle Kinder zu, hat dort also überhaupt keine Kontaktschwierigkeiten.

2. Dann gibt er schnell auf, wenn etwas zu anstrengend wird. Wir gehen ja zum Handball und schon nach kurzer Zeit kommt er immer an und sagt, er kann nicht mehr, sein Bauch tut weh.

Das ist zur Zeit sowieso sein "Standardspruch". Immer wenn etwas langweilig oder anstrengend ist, hat er Bauchschmerzen. Essen tut er ganz normal und auch wenn er spielt, merkt man ihm nix an, von wegen Bauchschmerzen.

3. Beim Guten Tag-Sagen kann er den Erzieherinnen nicht in die Augen sehen, er guckt immer extra weg, was lt.Aussage der Erzieherin auf ein schlechtes Selbstbewusstsein hindeutet.

Mein Mann und ich sind beide auch nicht gerade die allergeselligsten, aber irgendwie macht es mich traurig, daß er so zurückgezogen ist. ich würde ihn gerne etwas mehr Selbstbewusstsein vermitteln, weiß aber nicht wie, weil er wirklich einen starken Willen hat, wenn er was nicht will.

Ich gebe zu, evtl. habe ich schon immer viel zu schnell geholfen und jetzt kriege ich die Kurve nicht. Er ist auch sehr fordern und will ständig unsere Aufmerksamkeit, was mit den Zwillingen immer sehr schwierig ist - evtl. liegt auch da das Problem ?

Na, ja - jedenfalls lag ich diese nacht ab 3 Uhr wach im Bett und habe überlegt, was ich ändern kann bzw. was ich falsch gemacht habe. Evtl. ist es ja auch nur eine Charaktersache, aber ich möchte nicht, daß er später man darunter leidet. Ich mag mein nicht gerade üppiges Selbstbewusstein nämlich gar nicht.

So, das war jetzt alles etwas verworren, sorry.

Jedenfalls - vielleicht habt ihr Tips, wie ich meinen Sohn zu etwas mehr Kontaktfreude und Ego verhelfen kann ?

Danke

Ines


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Hi

Ich weiss, ich sollte da eigentlich nicht wirklich mitreden, weil ich selber keine Kinder habe. Aber weil ich selbst mal Kind war, gebe ich jetzt trotzdem meinen Senf dazu:-):

Als ich Punkt 1,2 und 3 gelesen habe, dachte ich mir gleich "Na sowas, der ist ja genau wie ich!". Auch ich hatte als Kind nur hin und wieder mal phasenweise beste Freundinnen und das auch erst ab der Einschulung und nie wirklich lange, meistens blieb es aber bei "Bekannten" oder "Kollegen". Ich war darüber aber nie unglücklich und das aus 2 Gründen:

1. Wollte ich nie eine beste Freundin oder sogar mehrere haben. Ich brauchte das nicht, ich war auch gerne mal alleine. Wenn sich eine Freundschaft ergab=>gut, wenn nicht, auch kein Weltuntergang.

2. Hat meine Mutter das auch nie zum Thema gemacht à la "Möchtest du nicht mal jemanden einladen?" oder "Hast du denn schon Freunde gefunden?" Für sie war mein Verhalten völlig normal und so war es das für mich auch.

Auch heute noch bin ich nicht wahnsinnig erpicht Freundinnen bzw Freunde zu haben. Manchmal ergibt sich was und manchmal auch nicht.

Da ich mich schon immer selbst so akzeptieren konnte und meine Familie mich auch so akzeptierte,hatte das auch keinerlei Auswirkungen auf mein Selbstbewusstsein. Auf Leute zugehen war für mich nie ein Problem und wie es aussieht, ist es das auch für deinen Sohn nicht. Du schreibst ja selbst, dass er z.Bsp. beim Arzt sehr ungezwungen und offen mit anderen Kindern umgeht. Das würde ja auf jeden Fall dem mangelnden Selbstbewusstsein widersprechen.
Die "Diagnose" der Erzieherin ist, wenn sie nur auf dem mangelnden Augenkontakt basiert, m.E. ziemlich überzogen. Ich hatte als Kind ebenfalls einen zurückhaltenden Umgang mit Erwachsenen (zu leises Grüssen, kein Augenkontakt) und habe dann im Laufe meiner Entwicklung gelernt, dass diese Dinge auch eine Frage der Höflichkeit sind. Darauf hat mich meine Mutter auch hingewiesen.

Nun zum 2. Punkt. Auch ich habe versucht mich mit "Bauchschmerz-Ausreden" vor Dingen zu drücken, die ich nicht mochte. Z.Bsp. Wandern, Spazieren gehen, Kirchgang....etc. Da kam ich aber nicht mit durch, meine Mutter hat ziemlich gut durchschaut, wenn ich simuliert habe und ich musste dann einfach mit. Auch als ich unbedingt Saxophon lernen wollte und dann aber nach einigen Musikstunden gemerkt habe, dass mir das überhaupt nicht liegt, musste ich zumindest das bezahlte Semester beenden.

Meine Eltern haben mir dann erklärt, dass man einige Dinge einfach bis zu einem gewissen Punkt durchziehen muss und ich kann dir sagen, dass mir das gut getan hat. Obwohl ich auch heute noch nicht gerne wandere:-D

Ergo, wäre ich an deiner Stelle, würde ich

1. Meinem Sohn erklären, dass er sich vor gewissen Dingen nicht drücken kann und das es wichtig ist Angefangenes zu beenden. Und wenn er lieber einen anderen Sport machen würde, soll er sich überlegen welchen und dann könnt ihr gemeinsam entscheiden, ob ihr die Sportart wechseln möchtet.

2. Solange er mit seinem Sozialverhalten glücklich ist und niemanden verletzt, würde ich ihn so lassen wie er ist und ihm das Gefühl geben, dass alles an ihm richtig ist. Aber ich würde ihm beibringen, dass es aus Gründen der Höflichkeit wichtig ist, dass er Menschen wie seine Erzieherin grüsst und dass man im Gespräch mit Jemandem und zur Begrüssung den Leuten ins Gesicht schaut.

So. Genug geschwafelt, hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.

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Ach ich danke Dir. Deine Antwort hat mir sehr geholfen.

Ich glaube, ich erwarte immer zuviel von meinem SOhn, will eben das Beste für ihn. Evtl. setze ich ihn damit auch manchmal etwas unter Druck.

Das mit dem Sport - mir ist es sehr wichtig, daß er sich bewegt und auch lernt, daß es "Pflichten" gibt. Er geht eigentlich auch gerne hin, hat es aber sehr schwer, weil er mit Abstand der Kleinste ist, auch der Jüngste und nicht sehr geschickt. Er hat irgendwie auch überhaupt keinen Ehrgeiz, besser zu werden.

Aber na, ja - ich finde ja, daß er noch sehr verspielt für sein Alter ist, habe schon bisschen bedenken, ob die Einschulung nächstes Jahr gut ist. Er wäre dann auch wieder einer der Jünsgten. Aber in einem Jahr kann sich ja sicher noch viel entwickeln.

Ich werde auf jeden fall versuchen, ihn nicht zu irgendwas zu drängen, wobei er beim Sport erstmal dranbleiben muss, wir sind ja auch noch nicht lange dabei. Direkte andere Interessen hat er ja noch nicht.

Überhaupt hat er keine Hobbies, aber das kommt sicher auch erst später. Mein Mann war wohl als Kind auch eher ein Spätzünder, dafür hat er sich im "Alter" sehr gut gehalten und wird immer sehr viel jünger geschätzt.

Das mit dem Anschauen üben wir gerade. Er muss wenigstens nur mal kurz in die Augen schauen.

Also nochmal Danke für Deine Antwort :-)

Ines

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#bitte gern geschehen

Ich denke, du wirst das schon richtig machen. Manchmal ist etwas Druck auch nicht verkehrt, es kommt halt nur darauf an wo und wann.

Alle Eltern stehen irgendwann wohl vor der Frage, wann bestätige ich mein Kind in seinem Verhalten und wann muss ich es lenken/führen/geleiten. (Mit diesen Worten muss man hier bei Urbia vorsichtig sein, ich weiss;-))

Ich finde es auf jeden Fall gut von dir, wenn du ihn in Sachen Sport/Bewegung ermutigst und nicht locker lässt. Für mich war es damals sehr wichtig, dass meine Eltern mir gewisse Dinge wie Durchhaltevermögen, Disziplin und Höflichkeit beigebracht haben, gerade weil ich soviel Zeit alleine in meiner Phantasiewelt verbracht habe. Diese Dinge geben einem Kind festen Boden unter den Füssen, auch wenn der Kopf manchmal in den Wolken steckt:-D


Ansonsten, lass dir nichts einreden, dein Kind ist m.E. völlig in Ordnung.