alle trauern und ich kann nicht !!

Hallo ihr lieben,

Mein papa ist vor einer woche gestorben ! Alle können weinen meine mama meine schwester und ich hab nur ganz viel leere in mir ! Ich habe das gefühl das er noch kommt oder mich anruft so wie sonst immer jeden tag ! Es ist bei mir noch nicht angekommen ! Er war doch mein vaddi und kann doch nicht tod sein ! Ich muss dazu sagen ich habe ein 6 monat alten sohn und der braucht natürlich mich den ganzen tag ! Bitte sagt mir das die tränen noch kommen ich fühle mich soo unnormal !

Lg alexi

1

Herzliches Beileid!

Zuerst möchte ich dir sagen,dass du ganz normal bist! Nicht jeder Mensch trauert gleich. Ich denke es "muss" nicht immer geweint werden.Obwohl weinen erleichtern kann und tut gut.Du kannst nicht auf Kommando weinen,sollst auch nicht.Der Tag wird kommen,du wirst weinen können.Vielleicht erlebst du eine Situation,Geruch oder Emotion die dich dann weinen lässt.Es kann eine Erlösung sein.Aber bitte denk nicht,dass du unnormal bist. Nicht weinen bedeutet nicht,dass man weniger trauert oder nicht traurig ist.
Ich wünsche dir viel Kraft!!

2

Hallo!

Ich kann dich soooo gut verstehen! Meine Mutter starb vor 8 Wochen nach längerer Krankheit und bisher hab ich auch noch nicht weinen können...
Verwandte, Bekannte, Freunde und auch liebe Menschen in diesem Forum sagten mir, dass das wohl noch kommt...spätestens wenn alles an Formalitäten und Rennerei erledigt ist, würde es mir bewusst werden, was passiert ist.
Ich bin im Moment noch sehr eingespannt mit der Haushalts- und Wohnungsauflösung meiner Mutter, muss immer noch Papierkram erledigen. Ich bin leider das einzige Kind und mein Vater ist schon über 12 Jahre tot. Ich bin außerdem noch relativ frisch alleinerziehend, so dass mir schlicht die Zeit fehlt, zu realisieren, dass meine Mutter nicht mehr da ist!
Zuerst....da ist da eine Art Selbstschutz des Körpers, der Seele, damit wir an dem Verlust nicht völlig zerbrechen. Vieles habe ich die erste Zeit wie durch Watte wahr genommen. Es hört sich so abgedroschen an, aber ich habe "funktioniert". Ich organisierte, regelte, war für meine Kinder da, aber Tränen, richtige Tränen hatte ich bisher nur ein einziges Mal ganz kurz - an Heiligabend...
Dein Sohn ist noch sehr klein, meine beiden sind da um einiges älter, er braucht seine Mama sehr und da ist es ganz normal, dass sich deine Trauer im Moment noch anders ausdrückt oder auch erst mal ausgeblendet wird...
Als mein Vater damals starb, da war ich mit meinem Sohn hochschwanger und als er gerade eine Woche alt war, da war die Urnenbeisetzung. Ich konnte damals auch nicht so trauern, "wie man es von mir erwartet hatte", denn mein Sohn brauchte damals meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
Ich kann dir leider nicht sagen, ob bei dir die Tränen noch kommen werden, denn jeder trauert anders. Es gibt zum Glück keine Vorschriften, ob und wie man zu trauern hat. Es wird immer mal wieder Momente oder Ereignisse geben, bei denen du an deinen Vater sehr emotional erinnert wirst, das können Orte, Gerüche oder Musikstücke im Radio oder so sein. Wenn dein Sohn größer wird, wird auch er dich bestimmt an deinen Vater erinnern...durch Mimik, durch Blicke oder Gesten, die du an deinem Vater so geliebt hast...
Lass dich bitte von niemandem unter Druck setzen oder für unnormal halten, nur weil du (noch) nicht weinen kannst!

Mein aufrichtiges Beileid, ich weiß leider wie du dich grad fühlen musst....
Fühl dich gedrückt...

Stille Grüße
jessy

3

Das tut mir leid für Dich.

Ich finde es ganz normal, dass Du noch nicht weinen kannst, wenn, wie Du sagst, noch gar nicht richtig bei Dir angekommen ist, dass Dein Vater nicht wiederkommt, und wenn Du noch dazu durch Dein Baby abgelenkt bist.

Und es trauert auch jeder anders, bei der Beerdigung meines Großvaters hat mein Vater (der Schwiegersohn) geweint, obwohl sie sich gar nicht soooo nahe waren, meine Mutter (die Tochter) nicht. Das ist auch manchmal Typsache.

Alles Gute Dir.

4

Hallo

Erstmal mein Beileid zu deinem Verlust! Ich weiß selber, wie schwer das ist und ich kenne auch das Gefühl, dass unsere Lieben jeden Augenblick zur Tür reinkommen würden....

Es gibt unterschiedliche Trauerphasen und diese sind sehr individuell ausgeprägt und vor allem auch in unterschiedlicher Reihenfolge... Einige trauern gleich mit Tränen und allem, was so "dazugehört", andere wollen es erstmal nicht wahrhaben und verleugnen es, wieder andere sind wütend, dass sie von ihren Angehörigen "allein" gelassen wurde usw usw.... Wie gesagt, diese Phasen sind unterschiedlich ausgeprägt.... Aber eines haben alle Phasen gemeinsam: Sie gehören alle zur Trauer und sie enden eigentlich fast immer in Akzeptanz, nicht sofort, vielleicht auch nicht morgen oder nächste Woche, aber irgendwann...

Als mein Papa starb, habe ich an dem Tag sehr viel geweint... Wir hatten zu dem Krankenhaus, in dem er starb, einen recht weiten Anfahrtsweg, um uns zu verabschieden und mein Mann fuhr, ich habe den ganzen Weg dahin geweint... Auch im Krankenhaus bei meinem Papa habe ich viel geweint, während wir auf meinen Bruder gewartet haben, habe ich viel geweint und als er dann endlich dort war, habe ich noch mehr geweint.... Und dann war es irgendwie gut! Während wir die Beerdigung regelten, kam noch mal die ein oder andere Träne, aber es war irgendwie okay... Auch bei der Beerdigung war ich eher beeindruckt davon, wieviele Bekannte, Verwandte und Freunde (auch von mir und meinem Bruder, womit wir nicht in der Menge gerechnet hätten) dort waren und sich von meinem Papa verabschiedet hatten, dass es kaum zu Tränen meinerseits kam.... Ich hatte es akzeptiert, ich wusste, dass es meinem Papa nach langer, schwerer Krankheit jetzt endlich wieder gut ging, dass die Akzeptanz bei mir sehr schnell kam.... Ich habe mich innerlich eher für ihn gefreut, dass er nicht mehr leiden musste... Allerdings hatte ich (und habe es auch noch ab und an in bestimmten Situationen) ein sehr schlechtes Gewissen, dass ich irgendwie nicht mehr trauern musste/konnte... Natürlich fehlt mein Papa mir, das ist ganz klar, er war mein Ein und Alles, der beste Papa der Welt und er hat mir soviel gezeigt und mich soviel gelehrt im Leben, aber in mir war eher Freude, dass sein Leidensweg endlich vorbei war...

Es ist nicht schlimm und auch nicht unnormal, wenn man die Trauerphasen in unterschiedlicher Reihenfolge durchmacht... Die Tränen können noch kommen, müssen aber auch nicht... Das heißt nicht, dass du nicht trauerst... Du trauerst nur anders... Du sagst, in dir ist eine Leere... Auch das ist Trauer, deine individuelle Trauer! Aber deswegen musst du dich nicht schlecht fühlen.... Sei einfach erstmal für deine Familie da, vielleicht kannst du deswegen noch nicht weinen... Weil du siehst, dass die anderen gerade so traurig sind, dass sie weinen müssen... Und irgendwann, wenn deine Familie zur Akzeptanz kommt, kannst dann du vielleicht "loslassen" und weinen und deine Familie ist dann für dich da.... Aber macht dich deswegen nicht schlecht, du trauerst genauso, du kannst es momentan scheinbar nur nicht mit Tränen zeigen....

LG

5

Hallo,

besser hätte ich meine Trauer um meinen Papa UND meinen Mann (euren Papa) nicht beschreiben können.

Nur bei mir kommen auch jetzt noch (nach fast 3 Jahren) in einigen Situationen die Tränen und dann lasse ich sie auch laufen, es tröstet einfach. Ich kann deswegen nicht immer meine Kinder vollnölen nur weil es mir an manchen Tagen nicht gutgeht.

LG

6

Könntest du schon, machst du ja nur nicht.... #liebdrueck

7

Liebe alexi,
als ich 20 war, ist mein Großvater (mein Ersatzvater) unerwartet gestorben. Alle um mich weinten und ich könnte nicht, auch auf der Beerdigung nicht. Das Weinen kam einige Zeit später. Meine Mutter war damals schon psychisch krank und entsprechend "schwach", alle um mich schienen in Verzweiflung und hysterischem Gewusel oder auch Erstarrung gefangen, nur eine Tante von mir und ich schien das nicht anzufechten. Wir taten, was zu tun war, Kaffee kochen, weiter nach dem Haushalt sehen etc.

Ich dachte auch, ich sei nicht normal...

Heute, 25 Jahre später weiß ich aber, dass damals schon eine Stärke von mir zutage trat. Bis heute bin ich in Krisensituationen nach außen kalt bis eiskalt. Warf man mir auch schon vor, gefühlskalt zu sein. Aber ich behalte einfach den Überblick, organisiere, tue, was getan werden muss. Weinen muss ich dann oft erst, wenn alles wieder etwas zur Ruhe kommt. War bei einem Verkehrsunfall schon so, bei einer heiklen OP meines Sohnes, wenn sich ein Partner trennte... ich denke, es ist eine Art Schockreaktion oder dass wir im Grunde vom Urzeitmenschen her gesehen völlig "richtig" reagieren. Klingt blöde, aber das ist so meine Theorie.

Da gibt es einen Schock, einen Verlust, aber auch ein Baby. Also fahren Körper und Seele erst mal Schutzschilde hoch, denn das Baby und man selbst müssen ja diese Lage "überleben", gewappnet sein, was das noch so kommen könnte. Also werden manche Menschen in so einem Schock erst mal nicht vezweifelt "durchdrehen" sondern tun, was getan werden muss. Trotz aller Trauer.

Ich bin sicher, du bist nicht unnormal und wünsche dir für die nächste Zeit viel Kraft!

Alles Liebe
Ch.

8

Hi,
Ich habe deinen beitrag heute gelesen und muss dir wirklich zu stimmen ! Ich bin auch immer die starke gewesen, da ist mein 7 monat alter sohn der mich braucht und weiter ein geregelten tagesablauf verlangt ! Trotz allem ist es jetzt fast 3 wochen her und ich würde so gerne mal weinen den ganzen balast raus lassen !

Lg

alexi