Wie findet man seinen Platz im Leben ?

Ich wünsche Euch allen einen schönen Abend,

heute ist mal wieder Sonntag und man hat viel Zeit zum Grübeln. Morgen geht der alltägliche Trott wieder los mit Arbeiten, Haushalt und dem ganzen Kram der halt immer wieder anfängt, ich weiß, das geht jedem so.

Im Moment kommt mir immer wieder der Gedanke "Das soll alles gewesen sein?"

Ich gehe arbeiten, weil ich Geld verdienen muss. Meine Arbeit macht weder Spaß noch befriedigt sie irgendwie. Ich beneide all die Leute, die ihrer Arbeit mit Hingabe nachgehen und sogar dafür leben. Wie findet man heraus, was für einen selbst die Bestimmung ist ?

Ich finde mein ganzes Leben so langweilig, festgefahren. Da nützen auch die 2 Stunden in der Woche nichts, wo man mal seinem Hobby nachgeht.

Mein Mann ist auch eher langweilig, oder sagen wir besser vorsichtig und überängstlich. Auf meine Frage hin, ob wir einfach wegziehen sollten, woanders ganz von vorne anfangen und einfach mal schauen, was das Leben so bringt, da antwortet er nur, dass es dazu keine Notwendigkeit gibt. Wir haben hier doch alles. Familie, Haus usw. Als Entschädigung gibt's dann ein neues Auto, damit ich wieder Abwechslung habe und Ruhe gebe. Dabei will ich gar nichts Materielles, sondern ich will innerlich befriedigt werden.Aber was das sein soll, weiß ich selbst nicht. So wie manche Transsexuelle im falschen Körper leben, so kommt es mir vor, als lebte ich das falsche Leben.... aber wie zum Geier findet man raus, was das richtige ist ?

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Hallo,

eine richtige Antwort kann ich Dir auch nicht geben, ich denke auch viel über solche Dinge nach. Allerdings habe ich es weitestgehend geschafft, die mitschwingende Verzweiflung und Unzufriedenheit loszuwerden...

Vielleicht hilft dir dieser Text von Rilke ein wenig.
:-)

"Man muss den Dingen

die eigene, stille

ungestörte Entwicklung lassen,

die tief von innen kommt

und durch nichts gedrängt

oder beschleunigt werden kann,

alles ist austragen – und

dann gebären...

Reifen wie der Baum,

der seine Säfte nicht drängt

und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,

ohne Angst,

dass dahinter kein Sommer

kommen könnte.

Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,

die da sind, als ob die Ewigkeit

vor ihnen läge,

so sorglos, still und weit...

Man muss Geduld haben

Mit dem Ungelösten im Herzen,

und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,

wie verschlossene Stuben,

und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache

geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.

Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,

ohne es zu merken,

eines fremden Tages

in die Antworten hinein."

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Ich liebe diesen Text. Wie schön, ihn hier zu lesen!!!!

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Beruflich würde ich sagen:

- Praktika machen und einfach mal schauen was sich dabei ergibt

- Liste machen was man gut kann und was nicht

- Liste machen was man quasi schon immer mal machen wollte

einfach herumprobieren! Und wenn es nochmal ein Studium sein soll, warum nicht? Geht doch auch abends oder in Teilzeit.

Ansonsten zur Beziehung kann ich nicht viel sagen...

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Danke für Deine Antwort.

Deine Gedanken sind nicht schlecht - nur um Praktika machen zu können, müsste ich ja jetzt erstmal einen sicheren Job kündigen - praktisch für nix.

Und für ein Studium bin ich mit Mitte 40 einfach zu alt. Ich wäre ja Ü50 ehe ich anfangen könnte zu arbeiten und wer stellt denn dann noch einen Berufsanfänger mit dem Alter ein ?

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Nein, du bist nicht zu alt. Berufsanfänger mit LEBENSERFAHRUNG sind gesucht. Gerade im sozialen Bereicht.

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Das Berühmte "Leben auf Probe", so wie ich es gerne nenne :-) wenn ich groß bin..., wenn ich wieder arbeite..., beim nächsten Baby....

Ich glaube, es ist eine Kunst, mit der Situation zufrieden zu sein. An einem anderen Ort, mit einem anderen Partner wird man auh nicht glücklicher sein. Es ist eben jeden Tag das selbe- außer man lebt ausreichend eine Katastrophe nach der anderen :-D

Werde mit dir selbst glücklich- dann läuft der Rest schon. Bla bla bla....

Alles Liebe,
Lola

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Hallo!

Mir geht es ganz genauso... siehe oben... hab etwas lang zum schreiben gebraucht...

Ich habe zwar einen guten beruf, aber wie "mein platz" aussehen soll, weiß ich nicht.

So ne liste, was ich kann und so, hab ich schon mal gemacht... fand ich sinlos. Bei allen dingen, von denen ich sage ich könne sie und dieses Können ist mir wichtig, gibt es immer wen, der sagt "nein, kannst du nicht" und mir meine fehler zeigt..

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Schön, dass es noch mehr solche Menschen gibt wie mich :-)

Es geht ja auch weniger ums Können. Ich kann gut kochen, deswegen würde mich niemals jemand in einem Restaurant als Köchin einstellen.

Ich kann auch ganz gut mit Tieren, deswegen bekäme ich aber niemals einen Job als Tierarzt. Von daher finde ich diese Liste auch sinnlos. Die Wenigstens können von Ihrem Können leben. Zumal dann die Frage kommt, ob man das dann auch wirklich noch gerne tut. Wenn ich dann z.B. gezwungen wäre in der Woche 20 Bilder zu malen, damit ich etwas zu essen habe, dann macht das Malen, was ich vielleicht gerne mache und auch gut kann, auch keinen Spaß mehr.

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hallo

in allen Bereichen, wo wir gut oder noch nicht so gut sind, machen wir Fehler

entscheidend ist die Erfahrung, die wächst, weil man etwas tut und dran bleibt und
dabei mehr in die Tiefe gehen kann oder einen breiteren Horizont sich erarbeitet und dabei Verknüpfungen schafft.

wer sagt dir denn, "nein, das kannst du nicht" oder "du bist nicht gut genug"? Bist das wirklich du, komplett du, oder ist es ein Satz, den du von früher kennst? oder ist es nur ein Teil von dir, der das sagt? wenn zweites, dann kann es sein, dass dieser Teil in dir eine Absicherung braucht, Unterstützung, Sicherheit...

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tauschen. Ehe kriselt, selbst chronisch krank, pubertierendes Kind, Auto wird wohl nicht über den TÜV kommen, auf dem Konto immer Ebbe.

Ich hätte gern so ein Leben wie Du und Du erweckst den Eindruck, immer mehr zu wollen, obwohl es Dir gut geht.

Immerhin der Weg Mann, Kinder, Haus von Dir bewußt gegangen worden.

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Also mit dem chronisch krank und pupertierendem Kind kann ich auch dienen. Wobei die Ärzte nun vermuten, dass das chronisch krank psychisch bedingt ist, was mir auch nicht weiterhilft, weil vieles sich nicht so einfach ändern lässt.

Ich stimme Dir zu, dass der Weg damals bewußt von mir gegangen ist. Der war auch damals richtig für mich. Heute ist er das vielleicht nicht immer. Wobei ich einen tollen Mann und ein tolles Kind habe - um das nicht falsch zu verstehen.

Vielleicht hadere ich auch damit, dass manche Entscheidungen einfach nicht mehr rückgängig gemacht werden können.

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Hi,
ich möchte dir erzählen, wie es mir ergangen ist.

Nach der Schule Ausbildung angefangen, bis zum Fachabitur gebracht,um dann was ganz anderes zu versuchen. Dann kam ein Kind und noch eins und noch eins.
Mitten aufm Land, Einöde, keine Freundin, kein Auto..grauslig.

Jetzt habe ich einen anderen Mann an meiner Seite und koennte machen,aber: mein Koerper will nicht:-(

Was hab ich gebockt und gehadert...mittlerweile bin ich angenommen in einem Leben in dem mich der Körper nicht lässt,aber meine Seele jeden guten Tag aufsaugt.

Vielleicht bloedes Geschwafel!? Letzlich will ich nur fragen:
Kannst du dir vorstellen,was du sagst am Ende deines Lebens?
Hast du gelebt?
War es gut?

Gruesse

Marina

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Danke für Deine Antwort.

Genau am Ende meines Lebens würde ich sagen: Ich habe funktioniert und das getan, was die Gesellschaft von einem erwartet hat. Gelebt hab ich nicht - leider.

Nur komm mal aus dem Hamsterrad raus ? Vieles ist einfach fremdbeeinflusst. Einfach alles hinschmeißen und umherziehen und da bleiben wo es schön ist ? Geht nicht, da schulpflichtiges Kind. Auswandern ? Geht nicht, da pflegebedürftige Familie.

Einfach umziehen ? Geht nicht, da hängt ein Haus dran, was aufgrund seiner Eigenheiten nicht von heute auf morgen verkauft werden kann.

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Warum fragst du deinen Mann, ob ihr umziehen und woanders neu anfangen wollt, wenn dies laut deiner jetzigen Aussage doch gar nicht geht #kratz

"Einfach umziehen ? Geht nicht, da hängt ein Haus dran, was aufgrund seiner Eigenheiten nicht von heute auf morgen verkauft werden kann."

Ansonsten kann ich dich verstehen, ich frage mich auch mehrmals im Monat, nach dem Sinn, würde auch gerne umziehen, aber mit schulpflichtigen Kindern und einer Wohnung mit Schulden....schuldenfrei in frühestens fünf Jahren, das älteste Kind wäre dann sch Anfang zwanzig, die kleine fast volljährig, allerdings wäre ich dann auch schon 44.

kann man da nochmal komplett neu anfangen, den sicheren Job, den man dann schon 25 Jahre in der gleichen Firma hat aufgeben?

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Meine Schwester ist in einem Schwellenland in Asien und hat dort einen Typen getroffen, aus Australien, der dort jetzt arbeitet, aber eigentlich ausgewiesen werden sollte, sich als Student eingetragen hat und nun mal schaut. Er ist Mitte 30 und ich dachte nur "Was macht er mit seiner Rente?!" - in typischer Langweiler-Manier.

Ich bin auch so... Sicherheit und Kontrolle ist mir wichtig und ähnlich wie du mag es nur bedingt an mir. Deshalb lebe ich die Freiheitslust in kleineren Dosen aus: spezielle Hobbies, viel Spontanität neben der Arbeit (die mal mehr, mal weniger Spaß macht, aber an sich gut ist), Unternehmungen, viel Ausprobieren und in der Ferienzeit: Rucksackreisen und Offenheit. Das gibt viel Befriedigung. Und Weiterbildung natürlich, Neues lernen. Ich würde an deiner Stelle also probieren mehr Spontanität in den Tagesablauf einzubauen.

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Hi.

Ich glaube, dass man an sowas nichts ändern kann.
Es sei denn du wirst urplötzlich Millionärin, jettest jeden Tag auf einen anderen Kontinent, frühstückst Hummer in Venedig und dann am Abend eine Kokosnuss in der Karibik.

Aber uns Normalos (abgesehen davon, ob Geringverdiener oder Großverdiener), ist so ein Leben verwehrt.

Wir arbeiten tagtäglich im selben Job, kümmern uns um den Haushalt, erziehen die Kinder und und und.... es ist die Routine. Die wirst du als "Normalo" aber auch in München, Stuttgart, Kiel, Barcelona, New York oder sonst wo auf der Welt auch haben.

Mir kann auch niemand erzählen, dass er 100% in seinem Job aufgeht.
Jeder Job hat Arbeiten, die einem besser gefallen und welche, die man so gar nicht gerne macht.

Das geht dem Selbstständigen Fotografen bis hin zum angestellten Bäcker so.

Wenn du so gar nicht in deinem Job zufrieden bist, dann wechsel doch die Branche?
Den Alltag wirst du aber immer haben. Den kann dir niemand nehmen.

Da sollte man schon realistisch bleiben.

LG Jessi

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Ich tute auch mal ins gleiche Horn und behaupte mal, dass dieses Denken "In einem anderen Leben, mit einem anderen Mann, mit einem anderen Job wäre ich glücklicher" nicht zielführend ist.

Nur die wenigsten Menschen werden die Kraft und den Mut haben, alles hinzuschmeißen und neu anzufangen. Und es gibt ja auch keine Garantie dafür, dass dann alles besser ist. Ich halte es sogar für wahrscheinlicher, dass die Leere und Unzufriedenheit, die man empfindet, in einem selbst zuhause ist und das man sie einfach mitnehmen würde in ein anderes Leben.

Also würde ich da ansetzen: Ich würde versuchen, diese Leere und Unzufriedenheit anzugehen und zwar etwas unkonventionell mit "Achtsamkeitsübungen", will heißen: ich würde mal versuchen, den Fokus auf das zu richten, was man alles hat, wie reich man eigentlich schon allein durch die Tatsache ist, dass man lebt. Klingt nach esoterischem Blabla? Hilft mir aber enorm. Es gibt ein ganz tolles Buch, vielleicht magst du es dir besorgen und die kleinen Dinge mal versuchen, in deinem Alltag umzusetzen?

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Vielleicht findest du dadurch nicht die Erleuchtung, ich kann dir aber versprechen, dass dein Alltag allemal spannender wird durch die Erfahrungen, die du mit den Übungen machen wirst: Putz dir mal eine Woche lang jeden Morgen die Zähne mit der "falschen" Hand...und beobachte dabei, wie schwer es ist, mit Gewohntem zu brechen. Oder lächle mal einen Tag gewaltsam vor dich und schaue, was das mit dir macht....

Neben diesem etwas vielleicht etwas "vergeistigtem" Vorschlag würde ich auch ganz konkret einen Kassensturz machen:
Was genau fehlt dir denn? Was würdest du denn gerne machen, damit du dich wieder lebendiger fühlst?

Und dann schaust du, ob da nicht im Kleinen etwas geht. Manchmal reichen schon minimale Veränderungen, um sich besser zu fühlen.
Mein Mann interessiert sich z.B. nicht für Musik, Kino und Theater. Ich hingegen sehr. Jahrelang habe ich verzichtet, um mehr Zeit zusammen zu haben und bin dabei "geistig verarmt", was nicht heißen soll, dass mein Mann doof ist (im Gegenteil, er interessiert sich eben nur für ganz andere Dinge). Seit ich wieder auf Festivals gehe, Konzerte besuche, weiß, was in den kleinen Kinos läuft etc. fühl ich mich wieder viel mehr in meinem Leben zuhause. Und versuche aufzuhören, mich immer so zu verhalten, wie andere das (vermeintlich) von mir erwarten. Dazu musste ich aber erst einmal wieder rausfinden, wer ich eigentlich bin. Und das Erkunden dieser Frage ist so spannend für mich gewesen, dass ich meine "Midlife-Crisis" vorerst auf jeden Fall so überwunden habe, dass ich sagen kann: Mein Leben ist so zwar nicht perfekt, aber es ist MEIN Leben.

Alles Gute dir!!

Die Alltagsprinzessin