Denkt noch jemand von euch mittelfristig über Trennung nach?

Schönen Sonntagmorgen,

kurz zu mir: Ich habe zwei Kinder (letztes Kindergartenjahr und Grundschule) und denke inzwischen immer mehr über Trennung nach.

Früher wollte ich auch nie heiraten. Nach vielen Jahren Tätigkeit im rechtlichen Bereich war mir eigentlich bewusst, wie wahrscheinlich es ist, sich irgendwann scheiden zu lassen.

Zwei Kinder später sah das dann anders aus. Und aus Versorgungs- und finanziellen Gründen, wenn ich das mal so plump ausdrücken darf, hielt ich es dann doch für angebrachter, eine Heirat einzugehen.

Naja. Fast alle Leute hier mit Kindern sind auch verheiratet. Da ist kaum jemand dabei, der es nicht ist, sofern nicht schon schnell ohnehin wieder getrennt gewesen.

Mit einem Job zwei Kinder zu ernähren und überhaupt sozialversicherungspflichtig zu arbeiten, ist ja nicht gerade einfach. Da bin ich schon froh, über meinen Mann zumindest krankenversichert zu sein.

Kurzum: wir haben sehr oft Streit. Meistens zwar über Belanglosigkeiten. Aber mein Mann ist ein Choleriker und auch ich bin sofort auf 180. Da wird auch gebrüllt. Naja. Handgreiflichkeiten gibt es zumindest keine.

Ich rege mich aber immer sehr schnell wieder ab. Naja, zumindest meistens.

In letzter Zeit habe ich aber so eine Phase, wo ich darüber nachdenke, wie es nun weitergeht. Die Kinder werden ja immer größer und selbstständiger. Klar, ich kann dann wieder mehr arbeiten irgendwann. Sie kommen ja dann eh später aus der Schule nach Hause. Aber das war es dann? Arbeiten gehen? Die Kinder gehen ihre eigenen Wege? Naja. Dann sieht man sich ja nicht mehr so viel. Wenn beide jeden Tag arbeiten.

Aber auch was die Arbeit angeht, habe ich da nicht so große Perspektiven.Was man in meinem Beruf an Weiterbildung machen kann, hab ich schon gemacht. Das Problem ist einfach, dass man in meiner Branche eben nicht viel verdient. Der Beruf an sich macht mir schon Spaß. Und es ist mit fortschreitendem Alter meiner Meinung nach auch nicht zu verachten, wenn man keinen Schichtdienst hat, nicht am Wochenende arbeiten muss und im Büro immer im Warmen und Trockenen sitzt.

Aber ob ich mir das die nächsten ??? Jahre vorstellen kann. Tja, wie viele Jahre sind das denn? Mit welchem Eintrittsalter in die "Rente" soll man denn bitteschön heute rechnen? 70? Na, bravo. Das sind mithin noch weit über 35 Jahre.

Klar. Dann kann man sich was leisten, mal in Urlaub fahren oder sich Haus und Garten hübsch machen. Oder mal mit seinem Mann essen gehen. Aber die Hauptgemeinsamkeit, also die Kinder, ist ja dann irgendwann weg. Wenn man Glück hat, kommen irgendwann die Enkel. Wenn es anders läuft, ziehen die Kinder weg und man sitzt trotzdem allein da. Weiß man ja nicht.

Familiär läuft bei uns nicht viel. Kaum Kontakt zu meiner Mutter, ab und an zu meinem Vater (sind geschieden) und die Eltern meines Mannes sind nicht mehr die Jüngsten und auch da muss ich sagen, lege ich aufgrund gewisser Vorkommnisse keinen allzu großen Wert auf ständige Treffen. Sonst besteht im Grunde keine nähere Verwandtschaft außer einer Schwägerin, mit der wir uns aber auch nicht so oft treffen. Klar. Geburtstage und so.

Bei meinem Mann sieht es beruflich so aus, dass er da wohl eher nicht aufsteigen wird. Also Perspektive nicht so rosig. Wobei er jezt nicht so schlecht verdient. Aber der Burner ist es nicht.

Deshalb frage ich mich: Stecken andere auch in so einer Krise?

Ich könnte mir gar vorstellen, später alleine zu leben. Das stelle ich mir ganz reizvoll vor. Tun und Lassen, was man möchte. Wobei dann der finanzielle Aspekt schon nicht so toll ist. Wenn man keinen gut bezahlten Job hat.

Kochen, was man will, kommen und gehen, wann man will, alles entscheiden, so wie man es selbst will. Ich kann gut alleine sein. Ich genieße es, alleine zu sein. Dann kann ich tun und lassen, was ich will, lesen, in die Stadt gehen usw.

Mein Mann hat im Grunde keine Interessen. Er hantiert schon auf dem Grundstück oder geht spazieren mit seinem Vater. Aber Hobbys hat er keine.

Ich liebe Blumen, Tiere (Katzen) und lesen. Stadtbummel, essen gehen usw. Er ist da eher nicht für zu haben. Er ist eher jemand, der seine Ruhe haben will, sich nach der Arbeit vor den Fernseher setzt und abends auch. Von Aktivität keine Spur.

Tja. Immer öfter beschleicht mich doch der Gedanke, ob ich nicht was ändern könnte. Aber wäre das denn dann besser? Ein anderer Mann? Wäre ich wahrscheinlich auch nicht mit zufrieden. Haben ja alle ihre Macken. Vor allem: Einen brauchbaren zu finden, wäre doch eh wie ein Lottogewinn. Der genau so wäre, wie man es sich vorstellt? Wohl kaum in meinem Alter. Die sind entweder verheiratet, Junggeselle (nicht ohne Grund) oder getrennt mit Altlasten und das käme für mich nicht in Frage. So Patchworkfamilie und so. Nee. Niemals. Da bliebe ich lieber bis ans Lebensende alleine. Da hätte ich keine Lust zu.

Unsere Kinder lieben natürlich ihren Vater und er ist auch ein guter Vater. Er unternimmt viel mit ihnen und kümmert sich gut um sie.

Naja. Vielleicht geht es jemandem von euch ja ähnlich?

Schönen Sonntag noch. Bin gespannt auf eure Meinungen...

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Hi,
das klingt alles nicht wirklich nach Liebe.
Aber es ist das, was viele Ehen nach längerer Zeit ausmacht.
Gewohnheit, Verbundenheit über die Kinder, gemeinsames Konto...
Für mich war das auch nicht alles.
Ich bin nach zehn Jahren Ehe gegangen. Es hätte weiter so vor sich hin laufen können.
Wir waren nach außen ein gutes Paar und es war o.k., zusammen zu leben.
Aber für mich war der Gedanke schrecklich, dass das alles war.
Ich hatte noch den Glauben, echte Liebe wieder zu spüren, Abenteuer im Leben, echte Gemeinsamkeit...
Jetzt sind seit der Scheidung sechs Jahre vergangen und ich frage mich, warum habe ich damals so lange gewartet. Um so jünger Du bist, um so mehr findest Du noch Deinen eigenen Weg.
Hör auf Dein Herz und lebe!
LG, smarti

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Meiner Meinung nach solltest Du wieder arbeiten gehen. Das bringt im besten Fall auch eine Erfüllung oder Befriedigung. Je länger Du wartest umso schwieriger wird es.

Das wäre auch die Grundlage für eine etwaige Trennung.
Aber vielleicht verändert sich allein dadurch, dass Du eine berufliche Aufgabe hast, auch Dein Eheleben.....

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Arbeiten gehe ich. Bloß nicht so viele Stunden seit den Kindern. Und Vollzeit mag ich noch längst nicht gehen. Und bei Teilzeit vs. 450 Euro ist es aktuell immer besser, 450 Euro zu wählen naja, manchmal bekomm ich auch was mehr vom Chef geschenkt und es sind 500 oder 600, wenn ich Glück hab). Sonst heißt es wieder nachzahlen bei der Steuererklärung. Und man muss ja auch die Abzüge sehen, die man hat.

In meinem letzten sozialversicherungspflichtigen Job musste ich für 630 Euro 20 Stunden die Woche arbeiten und nun verdien ich nicht viel weniger für höchstens 14-15 Stunden.

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Ich finde einen Minijob grundsätzlich vorübergehend nicht verkehrt. Auch aus den Gründen, die du anführst. Viele bemängeln ja die fehlende Berücksichtigung bei der Rente. Das ist lächerlich, was bei einem womöglich unterhälftigen Job an Rentenpunkten zusammen kommt. Es bringt unter dem Steich mehr ein, 100 € vom Minijob in die private Vorsorge zu stecken als in die gesetzliche Rentenversicherung über einen sozialversicherungspflichtigen bei dem geringen Gehalt.

Allerdings kommst du so beruflich nicht weiter. Das ist es doch, was du auch bemängelst. Wann willst du anfangen, dich eventuell neu zu orientieren? Den richtigen Zeitpunkt gibt es dafür nie und irgendwann bist du zu alt dafür, wenn die Kinder endlich groß sind.

An deiner Stelle würde ich mir überlegen, wo die Reise beruflich hingehen soll. Finanziell unabhängig zu sein, ist nämlich die Voraussetzung für die Umsetzung deiner privaten Wümsche.

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Ja, mir, Mann, geht es z.T. ähnlich, auch es beruflich und familiär weniger problematisch ist, als es bei dir anklingt.

Was meine Frau und mich verbindet derzeit sind ebenfalls v.a. die Kinder, vielleicht das Haus. Ansonsten viel Streit, gerade auch wg. Kleinigkeiten, wenig Zärtlichkeit und miteinander geschlafen haben wir seit Jahren nicht mehr.

Wenn ich die Statistik höre, wonach die Scheidungsrate noch mal massiv anzieht, sobald die Kinder aus dem Haus oder zumindest aus dem Gröbsten raus sind, dann denke ich: Das kann ich mir gut vorstellen, und zwar deutlich besser, als mit meiner eher herrischen Frau noch 35 Jahre und ohne Sex zusammen zu bleiben.

Zugleich: Wenn ich mir alte Bilder anschaue, dann denke ich daran, dass wir auch sehr schöne Zeiten hatten und uns mal ganz gut ergänzt haben. Und vielleicht kriegen wir ja auch doch noch mal die Kurve, auch wenn ich noch nicht sehe wie.

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Ich denke mir so, wenn ich das lese: was ist schlimm daran sich zu trennen, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Kann man das nicht einfach mal ganz pragmatisch, unpathetisch sehen und sagen: okay, wir haben die Kinder gemeinsam groß gezogen und für die Zeit war es auch gut, dass wir zusammengehalten haben und nun beginnt ein anderer Lebensabschnitt.

Ich meine, wir leben doch eigentlich in Zeiten in denen so etwas ganz problemlos möglich ist (mal abgesehen von den Kosten für eine Scheidung)

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Ich meine einfach: alles hat seine Zeit. Es ist okay, auch was gehen zu lassen wenns nicht mehr gut ist.

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Ich denke alle die in einer langjährigen Ehe leben oder lebten wissen, dass Ehe selten bedeutet -glücklich bis ans Lebensende-. Ich denke gerade durch dieses angeblich "glücklich" wird den Paaren vorgegaukelt, dass die meisten Paare ja glücklich sind, nur die eigene nicht. Kinder sollen die Familie abrunden, aber bringen das Paargebilde nicht selten ins Wanken. Es ist eine hohe Kunst für Mann und Frau trotz KInder immer noch eine für Beide zufriedenstellende Ehe zu führen. Bei vielen Paaren ist mehr Schein als sein und ich möchte gar nicht wissen, was hinter den Wänden immer abläuft.

Viele Paare bleiben daher nicht zusammen, da sie doch soooo glücklich sind, sondern doch mehr aus Verantwortungsbewusstsein und mangels besserer Alternative.

Aber es gibt auch genug Paare, die aufgeben und hoffen, dass mit dem nächsten Partner alles besser wird und merken dann nach einem Zeitraum x, dass auch der nächste Partner seine Stärken und Schwächen hat.

Ich persönlich habe auch immer überlegt weiter machen oder trennen und durchgehalten bis die Kinder groß waren. Ich wollte nicht, dass die Kinder zwischen Vater und Mutter hin- und hergeschoben werden oder ich sie nur alle 2 Wochen sehe. Alle Alternativen waren für einfach schlechter als zu bleiben. Und das obwohl ich jahrelang wenig Liebe und Zärtlichkeiten in meiner Ehe erhalten habe.

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"Alle Alternativen waren für einfach schlechter als zu bleiben. Und das obwohl ich jahrelang wenig Liebe und Zärtlichkeiten in meiner Ehe erhalten habe."

Siehst du das heute, mit etwas Abstand, immer noch so? Oder bereust du es, dich nicht früher getrennt zu haben?

Grüße
Luka

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Das sehe ich heute auch noch so. Ich habe lange über alle Lösungsmöglichkeiten hin und her überlebt und habe bewußt die Entscheidung getroffen zu bleiben bis die Kinder aus dem Haus sind. Außerdem war und ist meine Frau eine der liebsten und sympathischten Frauen, die ich je kennen gelernt habe; einfach ein ganz toller Mensch, der mich jedoch am langen Arm verhungern lies.

Ich bin auch in einem Alter, wo ich nicht mehr darüber nachdenke "hättest Du damals nur ....". Mein gelebtes Leben kann ich nicht mehr ändern. Wie mein Leben bei einer anderen Lösung ausgesehen hätte, weiß niemand.

Meine Ex-Frau und ich haben auch immer wieder mal über Trennung gesprochen. Sie wollte es auf keinen Fall. Sie wollte einfach die damalige Sicherheit und das Familienleben nicht aufgeben.

Ich habe dabei weniger an mich gedacht. Wenn ich nur an mich gedacht hätte, hätte ich viel früher gehen müssen. Wir gingen auch als Paar abständig miteinander um und es gab wenig Streit. Nach außen waren wir die Traumfamilie. Dass wir nur noch sehr selten Sex hatten, wusste ja niemand.

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