Depression oder Einbildung, brauche Rat.

Hallo,

ich leide seit vielen Jahren an einer unbehandelten Angststörung, wodurch ich mir schon viele Chancen im Leben verbaut hat.Rückblickend weiß ich, dass diese bereits seit meinem 16.Lebensjahr besteht.Ich habe immer selbst versucht mich zu "behandeln".

Ich hatte leider keine besonder schöne Jugend und Kindheit.Aufgewachsen bin ich größtenteils bei meiner prügelnden Mutter, welche Borderlinerin war/ist.Zudem zeitweise Drogen- und Alkoholabhängig.Dies ist nur ein kleiner Einblick in meine Welt.

Mit 14 Jahren war ich in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung, weil ich depressiv war und versucht habe mir das Leben zu nehmen.Danach fühlte ich mich für einige Jahre gefestigter.2009 , nach der Geburt meines zweiten Kindes und der tödlichen Erkrankung meines Vaters, glitt ich in eine schwere postnatale, depressive Phase.Auch da war ich zu nichts mehr fähig und lag nur noch im Bett.Die Nacht machte ich zum Tag.Den Haushalt konnte ich nicht mehr bewältigen.Ohne Hilfe meines Partners war ich zu nichts mehr in der Lage.Und das allerschlimmste- ich konnte meinem Neugeborenen nicht die Liebe und Zuneigung geben, welches es so sehr gebraucht hätte.Ich mache mir bis heute schwere Vorwürfe, da ich meine Kinder mehr als alles andere liebe.Aus dieser Depression kämpfte ich mich selbst heraus, ohne ärztliche Hilfe.

2012-mein Vater starb an einem Hirntumor- schlugen dann bei mir meine Angst-und Panikattacken durch.In der ersten Zeit konnte ich meine Wohnung nicht mehr verlassen.Als ich es dann konnte, konnte ich keine Geschäfte mehr betreten oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen.Ständige Angst zu sterben,meine Kinder nicht aufwachsen sehen zu können, waren meine Begleiter im Alltag.Immer wieder Herzrasen, dass Gefühl die Kontrolle zu verlieren.Der peinliche Höhepunkt, eine Einlieferung ins Krankenhaus mit Blaulicht.Dort wurde ich untersucht um organische Erkrankungen auszuschließen- natürlich alles in Ordnung.
Seit da an habe ich mit vielen Hochs, und Tiefs versucht meine Erkrankung selbst in den Griff zu bekommen.2014 habe ich dann meine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf gestartet.Auch dort begleiteten mich ernsthafte Probleme.Referate halten so gut wie nicht möglich, ständig bekomme ich in meinem Alter einen roten Kopf wenn ich etwas vor anderen erzählen muss.An Tagen an denen ich etwas vortragen muss, fehlte ich oft.
Ich lasse mir vom Arzt damals erst Diazepam(für den Notfall) verschreiben, bin aber zu ängstlich dafür.2-3x probiere ich es aus, dann höre ich auf.Zu groß sind die Nebenwirkungen.Dann lese ich im Netz von Betablockern und der erfolgreichen Behandlung von Angstsymptomen .Ich lasse mir diese verschreiben und fühle mich wie ausgewechselt.Alles läuft auf einmal.Die Angst ist wie weg geblasen.Ein gutes Jahr.
Dann erwischt es mich wieder, eiskalt.Ich muss den Unterricht im aktuellen Schulblock verlassen.Jeder weitere Schultag ist eine Qual.Also lasse ich mich krank schreiben.

Ich weiß, ich muss handeln.Ich bin es mir schuldig,meinen Kindern, und meinem Partner.

Was ich nicht weiß ist, ob ich gerade wieder in eine Depression schlittere.
Ich habe Angst, mir alles einzubilden oder mich in etwas hineingesteigert zu haben.Das mir der Psychologe einen Vogel zeigt,wenn ich dort morgen einen Termin mache und dann erscheine.

Seit ca. 2 Wochen fühle ich mich oft benommen, meist emotional abgestumpft und bin oft sehr schnell gereizt.Den ganzen Tag begleitet mich ein Tinnitus in den Ohren, welcher sich bei starkem Stress soweit verstärkt, dass ich nichts mehr hören kann.Ich habe auch oft starke Probleme beim einschlafen.Wenn ich morgens wach werde,rattern meine Gedanken sofort los.Manchmal denke ich, man sieht mir an das ich nicht "richtig ticke". Mein Partner sagt nein.Den ganzen Tag bin ich gedanklich mit mir und meiner Erkrankung beschäftigt.Wie geht es weiter?Was soll ich machen?Was denken die Leute von mir, wenn ich mich in Behandlung begebe?Bin ich dann ein totaler Versager, weil ich meine Ausbildung erstmal pausieren muss?Was denkt mein Arbeitgeber von mir? Denkt der Arzt ich bilde mir das nur ein? Manchmal weine ich plötzlich drauf los.Ständig lebe ich in Angst an einer schlimmen Erkrankung zu leiden.Momentan denke ich zeitweise ich leide an einem Tumor in der Brust.Wahlweise auch am Gebärmutterhals.Ich weiß, dass klingt lächerlich- und das ist es auch.
Natürlich habe ich schon viele Symptome einer Depression ergoogelt und habe ja auch selber schon bewusst mindestens zweimal in meinen Leben daran gelitten.Jedoch ist es bei mir nicht so, dass ich nicht das Bett verlassen könnte, oder mich nicht mehr waschen kann..Ich gebe mir schon große Mühe für meine Kinder und mein Umfeld die Fassade aufrecht zu erhalten.Manchmal lache ich auch für einen kurzen Moment.Und zeitweise denke ich auch wieder, ich bekomme das alleine in den Griff.So wie immer halt...
Dann denke ich mir wieder ich sollte mich zusammen reißen...
Und dann gehen die Gedanken und Gefühle wieder von vorne los.Manchmal denke ich halt auch, ich steiger mich da in etwas hinein.Ich kann mich dann selbst nicht ernst nehmen.

Ich stehe jetzt vor einem Scheideweg.Entweder ich lasse mich morgen für längere Zeit krank schreiben(macht der Hausarzt das bis zu meinem Termin beim Neurologen?), und gehe endlich in Behandlung.Oder ich versuche noch ein ganzes Jahr bis zum Examen durch zu halten um mich selbst und mein Umfeld nicht zu enttäuschen.Ich weiß nicht wie so etwas abläuft und habe Angst.So wie ich mich fühle bin ich nicht in der Lage zu arbeiten oder die Schulbank zu drücken.

Ich weiß, dies ist viel Text.Aber vielleicht mag mir jemand dazu etwas schildern.Ich bin momentan nicht in der Lage eine vernünftige Entscheidung zu treffen.

Vielen dank, erdbeerschnittchen

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Hallo :)

Fühl dich erstmal gedrückt!

Es gibt ja nicht ausschließlich, die eine große Depression, sondern auch immer mal wieder depressive Episoden, die aber auch in eine große Depression führen können.

Eine (tiefentherapeutische) Therapie wäre in deinem Fall ganz sicher sinnvoll- ich würde mind. 50 Stunden ansetzen (bedenke, deine Gefühlswelt ist ja auch nicht an einem einzigen Tag enstanden).

Eine Krankschreibung könntest du auch mit deinem Therapeuten besprechen. Wenn du nicht in eine Klinik gehst, sondern dich ambulant behandeln lässt, könntest du ja deinem Alltag trotzdem weiter nachgehen. Da würde e sisch aber sicher lohnen abzuwägen, was für dich persönlich besser ist.

Eine Therapie kann man übrigens immer machen auch wenn sie nur der Selbsterfahrung dienen soll- und wenn du dich nicht gut fühlst, ist es auf jeden fall wert eine Therapie zu beginnen (und auch zu Ende zu bringen)

Ich drücke dir die daumen

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dein Tinnitus sowie die Angst vor ernsthaften Erkrankungen (somatoforme-psychomatische Erkrankung) sind natürlich auch eine Therapie wert und ein sehr guter Anlass um sich Hilfe zu holen

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Ein Neurologe muss Dir eigentlich sofort einen Termin, zumindest für ein Erstgespräch geben. Ich kenne es nur so aus meinem Bekanntenkreis, das man da, wenn es sich um ein akutes Problem handelt, sofort einen Termin bekommt.

Alles Gute für Dich!

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Du hast starke psychische Probleme, seit Jahren. Darüber lacht keiner. Ob depressive Phasen bei dir Hauptdiagnose oder Bgelwiterkramkung sind, lässt sich nicht sagen.

Fakt ist: Du hast Schwierigkeinem dein Leben zu bewältigen und hast Leidensdruck. Außerdem bist du familiär vorbelastet. Grund für ein Erstgespräch bei einem Psychologen.

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Hallo Erdbeerschnittchen,

bei Deiner Vorgeschichte ist es völlig normal, dass Du diese Probleme hast. Das weiß auch jeder Psychologe.

Du hast jetzt lange genug versucht, Dich selbst zu therapieren, alles alleine in den Griff zu bekommen. Es wird Zeit, dass Du Hilfe in Anspruch nimmst.

Ich hatte auch starke psychische Probleme, die aus meiner Kindheit entstanden sind, die mich in meinem Alltag sehr eingeschränkt haben. Ich habe mich therapieren lassen. Das schwierigste war eigentlich, einen normalen, guten Psychologen zu finden. Ich mußte sechs ausprobieren, bis der siebte genau zu mir passte. Die Therapie selber bei ihm war dann gar nicht mehr so aufwendig und langwierig. Auf jeden Fall hat es sich gelohnt. Als er mir sagte, dass ich in seinen Augen geheilt sei, spürte ich das auch. Und es war auch so.

Mach es für Deine Kinder, wenn Du Dich nicht überwinden kannst, es für Dich selbst zu tun.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Energie und Erfolg! Du kannst es schaffen!

Falls Du religiös bist, kannst Du auch über Deinen Glauben Heilung bekommen. Ich weiß, dass das viele Leute hier nicht lesen wollen und goschen werden, aber glaube mir, das durfte ich auch schon erfahren.

Viele liebe Grüße von Psycholotte #klee

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Hallo liebes Erdbeeschnittchen,

erst mal ein großes #liebdrueck
aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass einen die Geister der Kindheit nie in Ruhe lassen, wenn man sie nicht richtig beaerbeitet, betrauert und bewütet. Ich würde dir sehr ans Herz legen, eine Psychoanalyse zu machen. Dort hat man bei mehreren Therapiestunden in der Woche und einer langen Therapielaufzeit Zeit vieles aufzuarbeiten und neue gute Bindungserfahrungen zu machen. Ich persönlich habe sehr sehr davon profitiert- habe das mittlerweile sogar 2x gemacht und habe dadurch im Notfall bis heute "meine" wundervolle mütterliche Therapeutin zu der ich in schwierigen Situationen gehen kann. Mit meiner Familie und meinen Kindern lebe ich heute ein viel besseres Leben als ich es mir jemals erträumt hätte.

Du hast deine Geschichte ja nur kurz angerissen, deine diversen Schwierigkeiten können durchaus eine komplexe Traumafolgestörung sein. Besonders in belastenden Situationen kommen die Symptome verstärkt zum Vorschein. Oberstes Gebot ist daher immer: "Entlasten", damit du Kraft für deine Kinder hast. Du kannst es auch mit Antidepressiva versuchen...sei nur bitte vorsichtig mit dem Zeugs...viele bekommen es nur sehr schwer wieder los. Hast du es mal mit Lasea versucht? Muss man ein paar Wochen nehmen, ehe man etwas merkt.
Meine Depressionen waren übrigens immer verschieden. Mal konnte ich nicht aufstehen, mal fuhr in mir eine Dampflok und ich kam überhaupt nicht mehr zur Ruhe, konnte nicht schlafen und nicht essen. Dazwischen hatte ich immer wieder lichte Momente in denen ich dachte: " Was war das denn?"
Du kannst mir gerne eine PN schicken. Sei nicht so streng mit dir, wenn´s gerade nicht geht mit der Arbeit, geht´s halt nicht. Menschen, die als Kind nichts oder fast nichts bekommen haben, haben einfach nicht so viel Kraft!
Alles Liebe,

Mauseputz

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Ihr Lieben...,

ich Danke euch sehr für eure Rückmeldungen und dafür, dass ihr euch überhaupt meinen sehr langen Beitrag komplett durchgelesen habt.#liebdrueck
Ich habe mir eure Ratschläge zu Herzen genommen und alles gegeneinander abgewogen.
Einen Termin beim Psychologen habe ich leider nicht bekommen.Überall wo ich angerufen habe, hieß es nur es wäre Aufnahmestop in der Praxis.
Nächste Woche wechsel ich nun erstmal zu einem Hausarzt der sich auf psychosomatische

Erkrankungen spezialisiert hat.
Ich habe eine ganz tolle Psychiatrische Klinik in meiner Nähe gefunden und dort einen Termin für ein Vorgespräch im Dezember bekommen.Im Januar werde ich dann stationär aufgenommen.Ich denke, etwas besseres hätte mir nicht passieren können.Danach werde ich dann wahrscheinlich in eine Tagesklinik wechseln, oder eine Institutsambulanz besuchen.
Ich hoffe, es geht dann nur noch aufwärts.Momentan bin ich fast zu nichts mehr in der Lage und fühle mich ausgebrannt.Ich denke, meine Betablocker verstärken die depressive Symptomatik.Leider besteht mein Hausarzt weiterhin darauf, dass ich diese einnehme.Ohne Betablocker würden sich meine Angstsymptome aber auch wieder bis ins unermessliche steigern.Ich könnte das Haus nicht mehr verlassen etc.
Ich stecke nun in einem richtigen Teufelskreis und kann nur jedem stillen Mitleser der unter einer Angststörung leidet, dringlichst davon abraten, sich solche Medikamente verschreiben zu lassen.Die Angst bricht irgendwann wieder trotz der Linderung der Angstsymptome durch und dann befindet ihr euch am gleichen Punkt wie ich es nun bin.Geht eure Probleme lieber direkt richtig an und sucht euch therapeutische Hilfe.

Liebe Grüße,
erdbeerschnittchen#blume

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Liebes Erdbeerschnittchen,

Ich bin sehr froh, dass du dich für DICH entschieden hast und du dir Zeit und kompetente Hilfe nimmst #pro.
Das wird sicherlich nicht leicht werden, dir aber für dein weiteres Leben viel helfen.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute, viel viel Kraft für deinen Weg und ganz viel Hoffnung, dass nach schlechten Tagen auch wieder gute kommen #liebdrueck

Mauseputz