Zweifel an der Beziehung, depressiv?

Guten morgen.

Ich habe momentan an allem Zweifel. Vorab, mein Mann und ich haben ein 8 Monate altes Kind.
Mein Mann ist aufgrund seines Berufes nur am Wochenende da und mittlerweile bin ich auch froh drüber. Ich bin nur noch genervt von ihm weil ich das Gefühl habe, keine Unterstützung von Ihm zu kriegen. Zudem hab ich das Gefühl, dass er sich extrem gehen lässt. Er trägt zuhause rund um die Uhr Jogginghosen, sogar zu einkaufen! er läuft schmuddelig rum und das bringt mich auf die Palme. Ich hab es ihn schon eine Millionen mal gesagt.

Nähe gibt es kaum noch zwischen uns.
Ich muss dazu sagen das ich unser Kind komplett alleine betreue und das unser Baby ein sehr unzufriedenes Kind ist. Egal was ich versuche und wie viel ich mit dem Kind spiele, es ist nur am schreien und quiecken. Ich kann lediglich ein kleines Lächen für fünf Sekunden aus meinem Baby kriegen, danach geht das Geschrei weiter. Ich war schon beim Arzt, Osteophaten und beim Babymasseur, körperlich scheint alles in Ordnung zu sein.

Wegen meiner permanenten Gereiztheit war ich schon beim Arzt der mich einmal komplett durchchecken ließ. Körperlich ist wohl alles in Ordnung. Er sagte jedoch, dass ich eventuell eine depressive Verstimmung haben könnte.

Nun weiß ich nicht, ob eine Trennung das beste wäre, oder ob ich tatsächlich depressiv sein könnte und es sogar an mir liegt? Alle sagen, dass eine Trennung ziemlich voreilig ist.

Hat vielleicht jemand das selbe durchgemacht? Ich wäre sehr froh über Ratschläge:-(

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Du schreibst nichts darüber, was dein Mann beruflich macht.

Wenn er bspw. die ganze Woche Anzug tragen muss, ist er vielleicht froh, wenn er dem Dress entsagen kann und es sich schlicht bequem macht.

Und je nachdem, WIE du deine Ansagen formulierst, dass er sich anders kleiden soll...macht er vielleicht aus Prinzip dicht.

Was heißt denn schmuddelig für dich? Dreckige, alte Hosen? Dann kauf ihm doch neue. Könnte doch ein Kompromiss sein.

Jedes Baby ist unterschiedlich. Die einen haben Sonnenscheine, die anderen Knatschkugeln. Meistens wird diese schlechte Laune besser, wenn sie sich gut fortbewegen können. Dann gehen sie auf Entdeckungsreise und sind beschäftigt mit ihren Erlebnissen.

Vermittelst du deinem Mann, wie er sich dem Kind gegenüber zu verhalten hat ? Nachdem du die ganze Woche mit dem Kind alleine bist, kann es ja sein, dass er sich nicht mehr traut, sich ums Kind zu kümmern, weil er eh alles falsch macht?

Hast du Abwechslung zu Hause? Abgesehen von Kind und Wohnung`? Sorgst du mal dafür, dass du ein wenig Sonnenschein nur für dich abstaubst? Oder fühlst du dich gerade gefangen darin?`

Ich halte eine Trennung auch für voreilig. Erstmal arbeitet man an der Beziehung, bevor man das Handtuch wirft.
Sag deinem Mann, wie du dich fühlst. Aber nicht mit Vorwürfen a la "du machst ja nichts, du bist verantwortlich für meine schlechte Stimmung" sondern "mir geht es nicht gut, ich brauche deine Hilfe". Appelliere an sein Ego. Er muss spüren, dass er wichtig ist in eurer kleinen Familie. Könnte mir vorstellen, dass er sich ausgeschlossen fühlt.

Gruß Hezna #klee

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Hallo liebe TE.
Ich bin gespannt wieviel Resonanz du von wirklich Betroffenen bekommst, denn das Thema ist nicht ganz unheikel. Schon "normale" Depressionen führen ja dazu dass viele sich schämen. Ich selbst schäme mich schon lange nicht mehr!

Ich hatte nach meinem ersten Kind eine PPD (Postportale/Postnatale Wochenbettdepression). Es hat fast 4 Monate gedauert bis ich auf Drängen meiner Familie selbst einsah dass ich mich nicht "normal" verhalte. Fachmann bin ich nicht und weiß nicht ob eine "depressive Verstimmung" vergleichbar ist.
Jedenfalls rate ich dir ebenfalls NICHT zur Trennung. Von außen betrachtet liegt das Problem nicht bei deinem Mann..den Job hat er nicht erst seit der Geburt oder doch? Von daher wusstest du ja wen du geheiratet hast.
Mein Mann ist Koch..ich WUSSTE ich werde viel mit Baby allein sein..auch nachts..bei mir waren es allerdings andere Auslöser (schwere SS + traumatische Geburt).
Wie war das für dich? Du warst vermutlich in der SS auch viel allein? Gab es Komplikationen?

Weißt du..ich denke du solltest dir professionelle Hilfe suchen in Form von einem Psychologen oder Psychiater. Ein normaler Arzt kann dir da wenig helfen.

Kannst du schlafen? Oder liegst du ewig wach wenn dein Baby schläft? Ich hatte damals ein Anfängerbaby und war trotzdem völlig am Ende..mein Auspruch an den Psychologen damals : Ich zeige allen nur einen Spiegel vor..eine Hülle von mir..das was sie sehen WOLLEN aber innerlich..innerlich bin ich nicht mehr ich und ich weiß nicht wieso.

Mein Mann reflektierte mir damals auch dass ich unheimlich genervt war..gereizt..der Tag war IMMER schlimm..auch wenn das Baby lieb war..Dauerunzufrieden obwohl es eigentlich keinen Grund gab.

Schäm dich nicht dir Hilfe zu suchen. Ich kam ohne richtige Antidepressiva aus.."Nur" hochdosiert Johanniskraut..1 Jahr ;)..aber danach war ich eigentlich fast wie vorher!
Und jetzt nach dem 2.Kind..nichts..keine PPD..
Vertrau dich deinem Mann an..sag ihm dass du denkst es stimmt was nicht mit dir! Er kann nicht hellsehen und merkt bestimmt dass du dich ihm emotional entziehst, aber weiß nicht was er tun soll..vorallem da er dir im Moment eh nichts recht machen kann..
Aber wie gesagt : das mit seinem Job wusstest du sicherlich vor dem Kind..das kannst du ihm nicht vorwerfen dass er wenig daheim ist.
Ich wünsche dir alles Gute!

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Es stimmt, dass ich auch in der Schwangerschaft alleine war, da fing es alles plötzlich an.
Ich habe schon einige male mit meinen Mann über meine Gefühle gesprochen, er geht aber nicht richtig drauf ein. Es scheint ihn selbst zu überfordern. Wir haben jetzt besprochen, dass er sich Arbeit im Umkreis sucht, damit er mich etwas entlasten kann.
Trotzdem fühle ich mich nur unzufrieden. Achja, mit schmuddelig meine ich nur einfach die Jogginghose, jetzt nicht fleckig oder mit Löchern. Ich habe das Gefühl, dass es ihm nicht wichtig ist, ob er mir noch optisch gefällt. Ich versuche mich immer noch hübsch zu machen sobald er nach Hause kommt.
Ich veruche mir dann Hilfe zu suchen, es ist nur schwierig einen Anfang zu finden.

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nur eine Idee:
wie wäre es, wenn du - anstatt über die Jogginghose zu schimpfen - ihn bittest, dich zu umarmen, so lange, bis ihr beide satt seid?

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ich finde auch eine Trennung voreilig!

findest du in der näheren Umgebung einen lieben Menschen, der das knatschende Kind öfter mal abnehmen und rumtragen kann? Meine Freundin hatte solch ein Kind und ich war froh, ihr Kind rumtragen zu dürfen (wir können keine Kinder bekommen)... das Kind hat sich in der Zeit entspannt, die Mutter auch... und die Mutter hatte sich auch zusätzliche Unterstützung geholt. Man muss solche Zeiten nicht alleine durchstehen - und wir Menschen brauchen uns. Trau dich... du wirst bestimmt Leute finden, die sehr gerne helfen. Das Leben wird ein Geben und Nehmen bleiben!
#herzlich#liebdrueck
nur Mut! du schaffst diesen Weg!

alles Liebe

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Um zu Deinem Posting etwas schreiben zu können, müßte man auch ein Posting von Deinem Mann hier haben. Wir kennen jetzt nur Deine Sichtweise. Aber wie ist die von Deinem Mann?
Was würde er schreiben?
Vielleicht sowas wie:
Da ackere ich mich 5 Tage die Woche in meinem Job ab, fern von unserem Zuhause, nur damit es der Familie gut geht und ich für die Familie finanziell sorgen kann und dann komme ich total erledigt am Wochenende nach Hause und meine Frau empfängt mich mit lauter Vorwürfen. Egal, was ich machen will, nichts mache ich richtig, an allem hat sie etwas auszusetzen. Und dann ist sie nur noch dauer-genervt, weil unser Kind rumgnatscht.

Bitte schraub ein wenig Deine Erwartungen an Deinen Mann herunter.
Er ist gerade mal an 2 Tagen die Woche zu Hause und hat bestimmt auch eine stressige Woche hinter sich (Diese Situation hatten wir auch 3 Jahre lang! Ist nicht perfekt, aber manchmal geht es eben beruflich nicht anders!). Da ist es doch nur natürlich, dass Du das allermeiste mit Haushalt und Kind übernimmst. Wie sollte es denn sonst anders funktionieren? Und außerdem scheint Dich doch zu unterstützen, denn Du schreibst, er macht den Einkauf.

Geh zum Arzt und sprich das Thema Depression an.
Setz Dich regelmäßig mit Deinem Mann zusammen und besprecht, was ihr euch gegenseitig von einander wünscht.
Denkt mal über einen Babysitter nach, damit ihr euch 1x pro Monat einen Abend zu zweit gönnen könnt.
Erkundige Dich nach sozialen Einrichtungen/Projekten, die junge Familien unterstützen, z.B. Caritas oder bei uns gibt es z.B. ein "Welcome-Projekt", wo ehrenamtliche Helferinnen stundenweise junge Familien unterstützen durch Hilfe im Haushalt oder mal ne Stunde spazierengehen mit dem Kind etc.
Geh mit Deinem Kind oft nach draußen und vergrab Dich nicht in der Wohnung. Such Dir Kontakt zu anderen Müttern z.B. über Babyschwimmen, eine Krabbelgruppe usw. Vielleicht wird dann Dein Sohn auch etwas abgelenkt und meckert nicht mehr so viel rum.

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Das habe ich damals tatsächlich gemacht. es hat mir und dem Baby auch wirklich gut getan einfach mal raus zu kommen und mich mit anderen Müttern auszutauschen.
Leider muss ich mich seit 3 Monaten in den Zeiten wo mir mein Baby abgenommen wird um meine alkoholkranke Schwiegermutter kümmern. Zeit für mich alleine habe ich kaum.
Seitdem Sie den Entzug schon zum dritten mal abgebrochen hat, wird jede Babyfreie Zeit ihr gewitmet. Mein Mann sagte schon, dass er sich um sie dann alleine kümmert wenn er Zuhause ist. Nur haben wir dann wirklich garkeine Zeit mehr füreinander.

Das zu erzählen fällt mir garnicht so leicht.

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Um was genau kümmerst du dich denn bei ihr? Schnaps kaufen? Das ist doch nicht dein Job... es ist ihr Leben.

Wenn Mama unzufrieden ist, ist das Kind auch unzufrieden.

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nur kurz, Weil du sagst, dein Kind wäre so "unzufrieden": Gerade kleine Kinder sind sehr feinfühlig und nehmen Stimmung und Schwingung der ihnen nahe stehenden Erwachsenen auf. Deine "Gereiztheit" und Unzufriedenheit überträgt sich wohl auf das Kind. Wenn du es schaffst, entspannter zu sein, dann wird auch dein Kind mit großer Wahrscheinlichkeit merklich pflegeleichter... Aus Erfahrung.

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Hallo Theo80,

mit Deinem Text "sehe" ich natürlich nur einen kleinen Ausschnitt von Dir. Daher liege ich mit meiner Antwort vielleicht völlig falsch. Ich schreibe Dir einfach mal meine Gedanken dazu und Du streichst für Dich, was nicht zutrifft. Vielleicht liege ich auch komplett falsch.

Ich habe versucht, alle Antworten vorab zu lesen und gehe somit vielleicht auch auf etwas ein, was nicht direkt in Deinem Ausgangspost enthalten ist. Ich hoffe, es ist dennoch nachvollziehbar.

An Trennung würde ich jedenfalls nicht gleich denken. Ich denke, der Knackpunkt ist ein anderer: Du bist möglicherweise gerade zu viel Mama und zu wenig Du selbst? Kurz gesagt, Mann und Frau haben bevor sie Eltern werden jeder ein eigenes Leben - und auch ein gemeinsames. Der Mann wird mit Geburt Papa, behält aber sein Leben und bekommt ein Kind dazu. Die Frau verliert nahezu ihr gesamtes bisheriges Leben und ist plötzlich nur noch Mama.

Ich versuche das mal etwas deutlicher, vielleicht sogar drastisch zu beschreiben:

Vor der Schwangerschaft hat eine Frau ein Leben. Sie hat in der Regel einen Job, Hobbys, Freunde, einen Partner, steht auf eigenen Beinen und bewegt sich selbstbestimmt durch ihren Alltag.

Mit der Schwangerschaft geht das vielleicht auch noch ganz gut, erste Einschränkungen gibt es möglicherweise schon.

Mit dem Tag der Geburt ist dann plötzlich alles anders. Du bist zu einem ganz großen Teil Deines Lebens ab sofort fremdbestimmt.

Deinen Job macht nun jemand anderes, Deine berufliche Perspektive nach dem Wiedereinstieg ist fraglich. Hobbys fallen aus verschiedenen Gründen flach. Wochenbett, Geburtsverletzungen, keine Zeit, weil - wohin mit dem Kind, währenddessen?

Deine Freunde arbeiten tagsüber, wenn sie noch kinderlos sind. Sie führen noch ihr selbstbestimmtes Leben und haben daher wenig bis kein Verständnis dafür, dass Du nach durchgerockten Nächten oder eben auch nur normalen Stillnächten abends um sieben mit Deinem Baby ins Bett plumpst. Oder eben nicht mit um die Häuser ziehen kannst, weil Du zwar gerne würdes, aber entweder die Kinderbetreuung fehlt, oder aber Dir davor graut, dass dann die ohnehin kurzen Nächte noch kürzer und der Schlafmangel noch eklatanter werden.

Die Freunde, die schon ältere Kinder haben, haben diesen Zustand bereits erfolgreich hinter sich gebracht und vielleicht auch verdrängt. Themen wie Hausaufgaben, Spielverabredungen oder gar der erste Liebeskummer sind thematisch meilenweit von Babymütter-Problemen entfernt, da gibt es kaum eine gemeinsame Basis.

Hat eine junge Mama Freundinnen die ebenfalls Babys/Kleinkinder haben, ist aller Alltag so strukturiert, dass als Neuigkeit, bzw. erzählenswertes allenfalls gewertet werden kann, was das Baby/Kind schon wieder neues gelernt hat oder wie die Konsistenz des letzten Windelinhaltes war. Diese Gesprächsthemen hat man zumindest mit den anderen Müttern aus den Babygruppen gemeinsam, die man plötzlich zuhauf kennenlernt, bzw. gezwungen ist, kennenzulernen, will man nicht vollständig vereinsamen.

Um noch einmal eben auf den Schlafentzug zurückzukommen: Methodisch eingesetzt, ist er im schlimmsten Fall eine Folter. Bestenfalls als Mama eines Säuglings wird man auf Dauer dünnhäutig und gereizt.

Tja, und dann die Partnerschaft. Der Mann kommt im Normalfall nach einem Arbeitstag abends nach Hause und findet, dass er den ganzen Tag etwas für seine Familie getan hat. Er möchte sich entspannen. Mama und Baby haben es ja gut, sie konnten den ganzen Tag gemütlich zu Hause bleiben. Bestenfalls wird dann noch im Haushalt geholfen und es werden ein, zwei private Sätze gewechselt. Meist sind diese organisatorischer Natur.

Für mehr reichen die verbleibende Energie und das Verständnis für die Situation der Frau nicht. Die hat nämlich aus der Perspektive des Mannes den ganzen Tag lang "nichts" gemacht. Außer ein bisschen kochen, putzen, einkaufen, Wäsche und eben das Baby betüddeln. Ist doch fast wie Urlaub, oder?

Aus Sicht der Frau hat sie damit ihren gesamten Tag in den Dienst der Familie gestellt. Ist von vorne bis hinten fremdgesteuert durch die Erfordernisse des Alltags und die Babybedürfnisse und so k.o., müde und vielleicht auch körperlich platt man nach einem solchen Tag ist, so wenig geistige Ansprache unter "normalen Menschen" hat man bis dahin erhalten. Von Anerkennung und Wertschätzung mal ganz zu schweigen.

Der Knackpunkt ist, dass ER seinen Geist bereits auf der Arbeit geschärft, Anerkennung erfahren und (gute) erwachsene Gespräche gehabt hat, wenn er nach Hause kommt. Er will abschalten und geht in den seichten Privatmodus über.

Bei ihr ist den ganzen Tag noch nichts nennenswertes passiert. Und während er denkt, dass Sie nur noch über Windelinhalte reden will, weil er nicht merkt und sich nicht vorstellen kann, dass sie über nichts anderes als Kinderkacke mehr reden kann, da von ihrem Leben sonst nichts mehr übrig ist, sehnt SIE sich nach Aufmerksamkeit, Anerkennung, geistigem Input und erwachsenen Gesprächen.

Kein Wunder, dass das in vielen Fällen nicht ohne Reibereien abläuft und das erste Jahr mit Baby häufig nicht so ist, wie man es sich vorab ausgemalt hat.

So, das mal ganz allgemein zu "wenn ein Paar ein Baby bekommt" und nun zu Dir.

Du schreibst, dass Dein Arzt mögliche gesundheitliche Ursachen abgeklärt hat und Du trotzdem permanent gereizt bist. Müde? Körperlich k.o., aber geistig nicht ausgelastet? Unzufrieden mit der Situation?

Desweiteren bemerkst Du, dass Dein Baby oft eher anstrengend und unzufrieden wirkt. Kann es sein, dass Dein Baby Dein Unglück und Deine Gereiztheit spiegelt. Es schrieb ja schon jemand anderes von den feinen Antennen der Kleinsten und ich kann das nur bestätigen. Oder bemühst Du Dich zu sehr um das Baby? Manchmal ist weniger mehr und so kleine Leute eben auch schnell mal überreizt.

Vielleicht ist es aber auch tatsächlich so, dass Du ein anspruchsvolle Baby hast, was seine Bedürfnisse auf diese Weise äußert. Wie ist es denn, wenn Deine Mama das Kind alleine hat?

Vielleicht bringt es was, wenn Ihr Euch mal mit jemand drittem zum Reden zusammentut? Manchmal hört man einfach besser oder formuliert vorsichtiger, wenn man noch jemanden dabei hat. Freunde? Hat Dein Mann eine Freundin, die ihm mal erklären kann, wie sich ein Alltag für Frau alleine zu Hause so anfühlen kann? Du kennst immerhin das, was er macht. Job und dann nach Hause. Für ihn ist es sicher schwieriger nachzuvollziehen, was sich bei Dir mit Schwangerschaft, Geburt und Baby nun so alles geändert hat.

Versucht, einander zu erklären, wie sich die jeweiligen Positionen für Euch anfühlen und wie es Euch damit geht. Wenn Du das Baby nicht alleine lassen magst, nehmt es mit zum Essen gehen.

Gut wäre sicher generell, wenn Du jemanden findest, dem Du so vertraust, dass Du ihm Euer Kind gerne anvertraust. Du brauchst etwas für Dich. Und damit meine ich nicht primär Zeit, sondern Input, Erfolg, Bestätigung. Was auch immer davon für Dich von Bedeutung ist. Hör mal in Dich hinein, was Dich glücklich machen würde, bzw. was Du gerne machen möchtest?

Und hab Vertrauen. Man kann ein Baby durchaus mal aus der Hand geben, ohne dass es schaden nimmt. Das kann behutsam vorbereitet werden, mit Vertrauensaufbau zwischen allen beteiligten: Und was ist für Dich "was falsch machen"? Macht ein Dritter schon etwas falsch, wenn er es nicht so machst, wie Du es tun würdest? Schon Babys können das differenzieren. Für sie ist es meiner Erfahrung nach meist okay, wenn ein Dritter etwas anders macht, als man selbst.

Pass gut auf Dich auf, tu was für Dich und nimm nicht jedem alles ab. Es ehrt Dich, dass Du Dich um seine Mutter kümmerst. Aber Du verfügst nur über so viel Kraft wie Du hast und die muss primär für Euch als Familie, für Dich, Euer Baby und Deinen Mann reichen. Bringt ja nichts, wenn dieses Dreigestirn am Ende auseinanderbricht, wo es erst noch fest zusammenwachsen sollte.

Gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass ein Pflegedienst oder eine bezahlte Haushaltshilfe Teile der (Schwieger-)mutterbetreuung übernehmen kann?

Es ist eine riesen Leistung, sich um andere zu kümmern, wenn es ihnen nicht gut geht. Die noch größere Leistung ist es manchmal, zu bemerken, dass es einem selbst nicht gut geht und sich dann um sich selbst zu kümmern.

In diesem Sinne finde ich Dich im übrigen recht "normal". Du merkst, dass etwas nicht stimmt, kannst die Symptome benennen, aber vielleicht nicht die Ursache und zweifelst darüber an Deiner Wahrnehmung und Deiner Gesundheit.

In diesem Sinne: Tu was für Dich und pass gut auf Dich auf!

Viel Glück.

S.

P.S. Mir selbst ist die Umstellung von kein Kind auf ein Kind wahnsinnig schwer gefallen und ich hatte Anfangs einen riesigen Baby-Blues. Ich hatte vieles schon vorher geahnt, aber so richtig darauf gefasst ist man ja doch nicht. Und es gibt eben auch Frauen, die das alles genießen und toll finden.

Und nochmal ein kleines privates Beispiel für unterschiedliche Perspektiven:

Mein Mann kam mal von der Arbeit und ich wollte so gerne was mit ihm und dem Baby unternehmen. Ich habe fast geheult, als er meinte, "lass uns doch hier im Ort spazieren gehen". Für ihn war das die Entspannung der Wahl nach einem anstrengenden Job-Tag.

Für mich die totale Enttäuschung, weil ich täglich meine Runden auf dieser Strecke mit dem Kinderwagen gedreht habe. Manchmal mehrfach am Tag. Ich kannte jeden Grashalm am Wegesrand und konnte vorhersagen zu welcher Tageszeit uns wer auf dem Weg begegnen würde. Ich wollte raus im Sinne von mal wegfahren, was anderes sehen, nicht schon wieder Alltag.

Für meinen Mann war der Spaziergang zu dem Zeitpunkt aber gar nicht alltäglich, sondern eine nette Abwecheslung zum Job. Sich ins Auto setzen und irgendwo hinfahren wäre für ihn stressig gewesen. Er war ja schon den ganzen Tag auf Achse.

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Deine permanente Gereiztheit überträgt sich auf dein Kin, daher ist es auch permanent gereizt. Wenn du dir die Frage stellst, ob du depressiv bist, heißt es in der Regel schon dass du es bist. Dass du dich um deine SchwieMu kümmern musst, ist eine zusätzliche Belastung die dich völlig überfordert, denn im Normalfall kannst du dein Baby zu solchen Ausflügen mitnehmen und musst dir dafür keine babyfreie Zeit verschaffen. Daher vermute ich, dass du mit der Betreuung des Kindes überfordert bist einfach weil dein geistiger Zustand es nicht anders zulässt. Es mag an den Hormonen liegen oder den äußeren Umständen (du fühlst dich alleine gelassen und überfordert durch andere und dich selbst) aber du solltest dich um deine geistige Gesundheit kümmern und einen Facharzt hierfür aufsuchen. Ich befürchte dass sich dein Zustand ansonsten bald verschlimmert.