Pränatalmediziner Dr. Wolf-Henning Becker

Expertenrat Pränataldiagnostik

Die meisten Schwangerschaften verlaufen problemlos. Doch bei einigen Risikofaktoren wie z.B. höherem Alter der Mutter, Diabetes, Bluthochdruck, etc. sollten weitergehende Untersuchungen erwogen werden. Welche Möglichkeiten der Diagnostik gibt es? Übernimmt die Krankenkasse die Kosten? Der Pränatalmediziner Dr. Wolf-Henning Becker und der Gynäkologe Dr. Dirk Masson beantworteten eure Fragen.

Best of-Fragen

Experte Becker

Über den Experten

Der Hamburger Dr. Wolf-Henning Becker war Oberarzt für Gynäkologie und Perinatalmedizin in de Asklepiosklinik Hamburg-Altona, bevor er seine Praxis für Pränatalmedizin im Perinatalzentrum Altona gründete.

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3 wichtige Fragen aus dem Expertenforum

Wehen, ohne sie zu spüren

Frage: Bei meiner Tochter wurde ich eingeleitet. Das Problem war ich hatte Wehen, aber habe sie nicht gespürt. Tabletten haben nicht geholfen, dann habe ich Wehen-Tropf angehangen bekommen und ne halbe Std bis Std danach die Fruchtblase auf gemacht und laut Hebamme hatte ich viel Fruchtwasser und dann war es wie gegen die Wand fahren von 0 auf 100 die richtigen starken Wehen. Anscheinend wegen dem vielen Fruchtwasser habe ich die Wehen nicht gespürt wie ein Stoßdämpfer. So meine Frage: Kann das ein FA vorher nicht feststellen? Was kann man dagegen machen? Okay, mein Kind ist gesund. Als Risikoschwangere muss ich jeden Tag Heparin Clexane spritzen (hatte mit 19 schon zwei Thrombosen und Venenentzündung) und hatte bei meiner Tochter auch Schwangerschaftsdiabetis.

Experte: Bei zu viel Fruchtwasser kann es sein, dass die Gebärmutterwand so gedehnt ist, dass keine Wehen entstehen. Die Fruchtwassermenge kann man gut im Ultraschall abschätzen. Sofern es nicht zu einer vorzeitigen Wehentätigkeit kommt und man davon ausgeht, dass das Kind gesund ist, muss man nichts unternehmen. Bei Beschwerden oder Wehen kann man auch Fruchtwasser ablassen. Bei Ihnen kann es sein, dass die Diabetes zur Fruchtwasservermehrung geführt hat. Wenn man gute Zuckerwerte hat, normalisiert sich auch die Fruchtwassermenge.

 

Welche Diagnostik?

Frage: Guten Abend, bin 36 Jahre. 2004 hatte ich eine Abrasio. 2007 habe ich eineiige Zwillinge im fünften Monat verloren-Fetofetales Transfusionssynsrom! 2009 kam mein Sohn in der 33ssw nach vorzeitigen wehen auf die Welt. Im Oktober hatte ich eine AS nach vollständiger Blasenmole. Im Juni 2014 hatte ich einen frühen Abgang ohne AS. Bin dann direkt wieder ss geworden und jetzt 12 ssw. Bin zwar Risiko ss aber laut FA wäre alles nur Pech und hätte nichts miteinander zu tun. Raten Sie mir zu speziellen Untersuchungen P-Diagnostik?

Experte: Da kann ich Ihrem FA nur zustimmen, alle drei Dinge haben nichts miteinander zu tun. Sie haben allerdings leider dreimal eher schlechte Karten gezogen. Sie sollten ein gutes Erst-Trimester-Screening durchführen lassen und in der 20. SSW. eine ausführliche Ultraschalluntersuchung, ggf. bei einem Spezialisten.

 

Herzfehler im US erkennbar?

Frage: Meine SS ist zwar schon etwas her aber eine Sache frage ich mich wirklich: unser Sohn hat einen sehr großen VSD gehabt (ist inzwischen operiert). Obwohl ich mehrere US bei Spezialisten hatte, ist das nicht erkannt worden...woran hätte man das erkennen können und in welcher SSW hätte sich das Loch schließen sollen?

Experte: Das Foramen ovale ist ja während der gesamten Schwangerschaft geöffnet, damit ein Großteil des sauerstoffreichen Blutes, das über die Nabelschnur letztlich im rechten Vorhof landet, über das Formen Ovale in den linken Vorhof geleitet wird, um von dort in die linke Herzkammer und dann in die Körperschlagader zu gelangen. Das Foramen ovale schließt sich nach der Geburt erst langsam und bleibt bei einem Großteil der Menschen sogar Zeit ihres Lebens offen, dann allerdings fast immer ohne Blutfluß. Natürlich kann man gelegentlich ein sehr großes offenen Foramen ovale im Ultraschall erkennen. Bedenken Sie aber, dass allein das Herz in der 14. SSW so groß ist wie Ihr kleiner Fingernagel und in der 20. SSW in etwa so groß wie der Daumennagel. Zudem liegt das Kind im Mutterleib nicht immer in der Position, in der das Formen ovale überhaupt gesehen werden kann und dabei bewegt es sich auch noch.