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Hallo.

Also wir waren vor zwei Jahren in dieser Situation als mein papa nach langer Krankheit verstorben ist. Und mein Sohn heute 4 war jeden Tag mit im Krankenhaus bei seinem Opa. Bis zu dem Zeitpunkt wo es ganz klar war das der Opa im sterben lag da habe ich gesagt das soll er nicht sehen. Er liebt seinen Opa im Himmel heute noch abgöttisch und redet jeden tag von ihm.

Ich finde du solltest deine Kinder entscheiden lassen und offen mit ihnen reden. Ich durfte mich von meinem Opa damals nicht verabschieden und heute finde ich es sehr traurig.

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Meine Enkelin hat mit 4 Jahren den ersten Opa schwerkrank und sterbend erlebt und mit 8 Jahren den zweiten Opa, meinen Mann. Da sass sie in der Küche und malte, als er im Schlafzimmer für immer einschlief. Wir haben sie immer mit einbezogen, weil der Tod zum Leben einfach dazu gehört. Wenn Deine Kinder einen guten Kontakt zu den Grosseltern haben, dann schliesse sie bitte nicht aus. Kinder sehen das unverkrampfter als Erwachsene, meine Enkelin wollte sogar die Urne aussuchen, und das durfte sie auch. Sie hat ihm noch ein wunderschönes Bild gemalt, welches sie ihm mitgegeben hat. Es ist schlimm und traurig, aber auch nach heutiger Sicht haben wir es richtig gemacht. Heute geht sie sogar alleine "die Opas giessen". Ausschliessen schürt Ängste, das muss nicht sein.
Ich wünsche euch als Familie ganz viel Kraft und alles Liebe. LG von Moni

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Hallo,

das Hospiz ist ja nicht nur für die Sterbenden gedacht, sondern auch für die Familie und deren Trauerarbeit. Ich würde einfach mal fragen gehen, es gibt sicherlich jemanden, der dir Tipps geben kann, wie du mit deinen Kindern am besten umgehst. Kinder wissen oft nicht, was sie in der Situation machen sollen und entscheiden vielleicht falsch, was sie später bereuen, oder muten sich zu viel zu.

Nehmt unbedingt die Angebote des Hospizes in Anspruch, dafür ist es ja da. Ihr seid nicht alleine!!

Lg und ganz viel Kraft #klee#liebdrueck

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Liebe Lulu!

Erstmal tut es mir sehr leid, dass ihr als Familie und dein Papa das durchmachen müsst, dass ihm nicht mehr geholfen werden kann, er nicht wieder gesund wird. Ich hoffe es geht ihm - und euch - nun trotzdem gut mit der Entscheidung für die Betreuung im Hospiz und er wird dort gut versorgt. Ich wünsche Euch viel Kraft für die kommende Zeit!

Meine Tochter ist zwar erst 1,5 Jahre alt aber ich arbeite selbst auf einer Palliativstation. Ich finde es enorm wichtig, Kinder in so eine außergewöhnliche Lebenssituation einzubeziehen, Fragen offen und ehrlich zu beantworten und sie an der Trauersituation teilhaben zu lassen, solange und so oft sie es möchten.

Eine Mama oder Oma kann auch mal sehr traurig und verzweifelt sein oder weinen und das dürfen Kinder auch sehen und spüren, solange du sie aufklärst warum das so ist. Und ich finde sie dürfen auch wissen, dass Opa sehr krank ist und vielleicht bald nicht mehr da ist, eine Reise zum Himmel macht, für immer schläft, stirbt oder je nachdem wie ihr es verpacken möchtet bzw die Kinder es verstehen.

Es gibt auch in manchen (ambulanten) Hospizen Trauerbegleiter speziell für Kinder, vielleicht würde euch so eine Unterstützung helfen? Meist sind diese sogar ehrenamtlich!

Eine Kollegin und später Freundin ist vor ein paar Jahren bei uns auf Station verstorben, ich habe sie und ihre kleinen Kinder begleitet. Sie kamen fast jeden Tag zu Besuch, durften auch mal über Nacht bleiben. Als sie verstarb, waren sie nicht dabei (sie wollte das nicht) wenn ich mich richtig erinnere, kamen aber zeitnah nach. Sie durften sich verabschieden und waren sogar bei der Umbettung in den Sarg dabei (den sie ein paar Tage zuvor mit der Trauerbegleiterin bunt bemalt hatten). Das war ein sehr wichtiger Prozess - für alle!

Wichtig wäre vielleicht auch deinen Papa zu fragen, wie er das alles sieht und sich wünscht (falls er offen darüber sprechen kann und möchte). Dh ob und wie oft er seine Enkelkinder sehen und dabei haben möchte, auch später wenn es ihm zB schlechter geht, er vielleicht nicht mehr wach ist.

Ich hoffe ihr findet einen Weg, der es euch allen einfach macht, damit umzugehen und könnt die gemeinsame letzte Zeit im Hospiz zusammen genießen!

Alles Liebe!!

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Hallo!

Wie die meisten anderen hier schon schreiben. Frag dein Kind!

Ich arbeite in einem Hospiz und kenne noch ein paar von innen. In jedem Hospiz gibt es ein Wohnzimmer, einen Raum der Stille und/oder ähnliches. Wer es in dem Patientenzimmer nicht mehr aushält, kann sich überall eine Auszeit nehmen. Auch und gerade die Kinder.

Ich kann dir aber sagen. Kinder können Sterbebegleitung besser als Erwachsene.

Neulich erlebte ich was Lustiges: Ich habe eine Patientin gebadet. Vom Bett mit Lifter in die Wanne. Jede Dame ist körperlich sehr beeinträchtigt, im Kopf eher weniger. Außerdem ist die echt witzig und für jeden Spaß zu haben.

Und als sie so in der Wanne lag, klopfte es an die Tür und zwei Kinder steckten ihren Kopf rein: "Wir wollen sehen, wie Oma gebadet wird!"

Oma sagte: "Jo, kommt rein!"
Die Kinder lachten sich halb schlapp und fanden, dass das aussähe als ob sie in einer Spülmaschine läge. Großes Gekicher, Kinder ab. Alle hatten Spaß, auch die Kollegen auf dem Flur und die Eltern der Kinder.

Die zahlreichen Kinder und Enkelkinder dieser Frau sind oft da und weil das Zimmer dafür manchmal zu klein ist, rennen die eben über den Flur, holen sich bei uns Stifte und Papier und sitzen malend im Wohnzimmer oder so. Traurig oder unglücklich oder überfordert ist da keiner, am wenigsten die Kinder. Und weil immer viele da oder zumindest erreichbar sind, sind die traurigen, ängstlichen Phasen bei der Patientin eher kurz und schnell vorbei. Sie fühlt sich sehr geborgen, glaube ich.

Andersherum gibt es viele Erwachsene, die der Situation nicht gewachsen sind. Die bleiben dann eben weg oder verbringen mehr Zeit rauchend auf dem Balkon las im Zimmer. Ist auch okay.

Es gibt eigentlich kein Richtig oder Falsch, aber es gibt ein "Ich habe es noch nicht mal versucht". Du musst dir gar keinen Kopp machen, lass deine Kinder entscheiden. Die Leute, die da im Hospiz arbeiten, egal ob haupt- oder ehrenamtlich, kann man ebenfalls IMMER ansprechen, um Rat fragen oder sich da ausheulen. Isso.

LG

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Auch mit 9 ist dein kleinster Sohn alt genug um offen mit ihm zu reden was da auf euch zu kommt.

Als meine Oma starb war mein Großer 3. Selbst da habe ich ihm schon entsprechend erklärt was los ist. Meine Oma war im Altenheim und wurde dort von den Schwestern und uns begleitet. Den Kleinen mit damals 1 hab ich nachher nicht mehr mit genommen, als es ihr sehr schlecht ging war er einfach zu quirlig. Den Großen habe ich oft mitgenommen und er durfte jederzeit das Zimmer verlassen wenn er wollte (er kannte die Leute dort sehr gut, Oma ist umgezogen während ich schwanger war, er war also von Baby an regelmäßig dort, kannte das Personal, die Mitbewohner meiner Oma usw.) Für ihn war das gut, er konnte begreifen was passiert, selber erleben.

Als er 8 war starb die andere Uroma. Der Bruder war da 6, ist bald 2 Jahre her. Auch da waren sie in den ganzen Prozess einbezogen und immer dabei wenn sie wollten. Die Oma war zu Hause, da konnten sie in den Garten oder eben in einen anderen Raum und es waren immer Erwachsene da die sich kümmern konnten) Da war es Oma die ein paar Tage vor ihrem Tod sagte das sie nicht möchte das die Kinder sie so sehen. Das haben wir den Kindern erklärt und es war ok für sie, sie konnten sich verabschieden.

Rede mit deinen Kindern, rede mit deinem Papa. Ich denke im Hospiz hat vor allem dein Jüngster sicher auch die Option mit dem geschulten Personal zu reden, sich zurück zu ziehen wenn ihm danach ist usw.

Viel Kraft für die kommende Zeit.

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Hallo ihr Lieben,

vielen,vielen Dank für eure tollen Antworten!
Ich habe sie zwischendurch schon gelesen - und ihr habt so toll geantwortet- danke!

Leider geht es meinem Papa sehr schlecht , er hat häufig schlimme Atemnotattacken und blutigen Auswurf etc....heute ist er auf Angstlöser eingestellt worden ,weil er so geweint hat und Angst hat....und das alles ja auch noch voll mitbekommt....die letzten zwei Tage das mit anzusehen waren die schlimmsten meines Lebens....das wünsche ich niemandem.

Weder das durchzumachen,noch das hilflos mit ansehen zu müssen...

Durch die neue Medikation hat er zwar kaum Schmerzen und GsD auch viel weniger Husten und Atemnot und Angst,aber schläft dann viel,dabei will er doch so gerne mit uns reden...

Das Hospiz und das Team ist großartig- aber nichts desto trotz liege ich nachts immer wach und weine...

Meiner Mama geht's auch so schlecht und sie redet ständig davon,dass sie ohne Papa sowieso nicht weiterleben will...

Ich gehe grade am Stock,ich versuche ihr zu helfen wo ich kann...aber eigentlich kann ich ja eh nicht helfen,weil ich Papa nicht helfen kann...

Den Kindern habe ich das Hospiz erklärt und Bilder mit den Räumlichkeiten etc.gezeigt,habe ihnen gesagt was dort passiert (Opas Schmerzen werden ganz stark gelindert,wir können immer hin,sogar dort schlafen,Opa wird toll und nach seinen Wünschen versorgt und begleitet,auch und grade weil er nie mehr gesund werden kann,es sind liebe Angestellte da,auch zum Reden wer möchte usw...), und sie sollten einfach selbst entscheiden- so wie ihr das ja auch meintet.

Der Jüngste möchte tatsächlich gar nicht hin,weil er nicht will dass Opa stirbt- er weint auch jetzt schon manchmal- teilweise ganz plötzlich.

Heute Abend als ich nach Hause gekommen bin meinte er vorm Schlafen auf einmal

"Ich will das nicht ,Opa ist doch so ein lieber Mensch.." und weint.

In solchen Momenten weine ich dann auch- das ging mir so durch und da konnte ich nicht mehr tapfer sein...

Jetzt grade ehrlich gesagt auch schon wieder...Deshalb hör ich jetzt auf und versuche zu schlafen...

Vielleicht überlegt der Kleine es sich ja noch...aber wenn nicht,dann ist das genauso ok.

Ich würde mich ja am liebsten selber verkriechen....die schlimmen Momente sind wirklich schwer zu ertragen....

Danke fürs Ausweinen dürfen und ganz lieben Dank für die lieben Antworten!

Lulu

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Hallo!

Ich weiß nicht, welche Diagnose dein Vater hat, noch wie weit seine Erkrankung fortgeschritten ist. Ich habe das Gefühl, dass euch allen seit seiner Ankunft im Hospiz klar geworden ist, welchen Weg er gehen wird.

Weinen und auch Verzweiflung sind erlaubt. Immer. ich versuche dennoch, dir eine andere Sichtweise zu zeigen:

"Weder das durchzumachen,noch das hilflos mit ansehen zu müssen..."

Luftnot ist ein schlimmes Symptom, das schlimmer wird, wenn das Umfeld "mitleidet". Du bist da nicht so hilflos wie du dir vorkommst. Mach dir klar, dass er die Luftnot hat, nicht du. Je ruhiger und zuversichtlicher du in seiner Gegenwart bleiben kannst, desto weniger wird ihm die Luftnot etwas ausmachen. Mit Zuversicht meine ich nicht, dass du von Besserung der Zustands oder gar Heilung ausgehen sollst, sondern dass du sicher weißt, dass deine Atmung seine beeinflusst. Wenn man diese Zustände nicht kennt, dann atmet man automatisch panisch mit. Bleib ruhig. Damit hilfst du ihm.

(Wenn sich bei mir jemand mit starker Luftnot meldet, mache ich immer erst das Fenster auf, setze mich dazu und lenke ab. Dabei atme ich bewusst ruhig ein und aus. Das hilft meist. Wenn nicht, hole ich erst dann ein Medikament und bleibe anschließend so lange da bis das wirkt.)

Wir alle haben eine ureigene Angst vor dem Ersticken, dabei das Ersticken selbst gar nicht soooo schlimm, weil vorher eine Art Narkose einsetzt. Außerdem werden die im Hospiz schon dafür sorgen, dass er nicht voller Angst nach Luft schnappt. Darauf kannst du vertrauen und versuchen, das auch deinem Vater zu vermitteln. Ihr seid da, das Hospizteam ist da, alle passen auf.

Du überträgst deine Angst auf deinen Sohn. Das ist auch nichts Schlimmes. Das würden wir alle wahrscheinlich so machen. Ich denke nur, das ihr euch Hilfe von außen zur Begleitung holen solltet. Frag mal im Hospiz nach. Da reicht ja vielleicht erst mal ein Seelsorger (vollkommen unabhängig davon, ob ihr in der Kirche seid und/oder an Gott glaubt. Das spielt keine rolle. Es geht ums Gespräch und Seelsorger können nun mal Gesprächsführung und die richtigen Fragen stellen. Unser Seelsorger agiert sehr religionsübergreifend und hat auch ein Herz für Atheisten.) Deine Mutter könnte auch jemanden gebrauchen, der sie ein wenig anleitet.

Du musst gar nicht die Starke für alle sein. Das erwartet keiner und glaub gar nicht erst, dass du das als "allein Starke" schaffen kannst. Rede! Egal, mit wem. Am besten auch viel mit Leuten, die gar nicht so sehr drin sein in eurer Geschichte.

Dein Vater merkt, wenn ihr völlig verzweifelt seid und euch anders benehmt als sonst.

Da ich -wie gesagt- nicht weiß, wie weit die Erkrankung deines Vaters fortgeschritten ist, kann ich wenig dazu sagen, wie es weiter gehen wird. Manchmal ist es aber so, dass Patienten vollkommen fertig ankommen. die haben einen Krankenhausmarathon hinter sich und sind völlig erschöpft und verunsichert durch alles, was bis dahin war. Da muss man sich erst rantasten, auch mit den Medikamenten. Es kann durchaus sein, dass dein Vater ein paar Tage schläfrig sein wird, danach aber wieder ganz anders. Manche haben trotz allem noch eine kurze, richtig gute Zeit.

Ich wünsche euch alles Gute!

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Hallo,

mein Papa ist gestern verstorben.

Ich danke euch noch einmal herzlich für eure Antworten und werde mich erstmal zurückziehen

Lulu