Genervt und verunsichert von der Gesamtsituation.

Hallo, mein Mann und ich (beide 31)versuchen uns jetzt seit Juni '14 am Nachwuchs. Vorher ging es nicht, weil wir beide studiert haben und wir zumindest beide mit unseren Ausbildungen fertig sein wollten, um uns dann auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren. Natürlich klappt es jetzt nicht. Erst ein positiver Sst , dann wars nix, dann nach einem Jahr nochmal auch vom Arzt nachgewiesene Sst mit Clomifen, Fehlgeburt mit Ausschabung. Kiwu-Praxis sagt alles ist gut bei uns. Getestet wurde nur Schilddrüse.

Jetzt mach ich mir eben lagsam Gedanken. Hab jetzt seit nem Jahr einen Job, wo ich nicht wirklich weiterkomme. Müsste auch bei Sst wegen Mutterschutz sofort aufhören zu arbeiten. Hab mir auch extra was nicht ganz so Stressiges gesucht, weil ich vorher wirklich schon Angst hatte, dass es wegen Arbeitsstress nicht klappt, weil ich mich auch sonst nicht top gefühlt hab. Das doofe ist halt, dass ich in der Kiwu oft kurzfristig Termine machen muss, die mit der Arbeit mega schlecht vereinbar sind, weil dann meine Termine verschoben werden müssen. Mein Chef fragt schon immer wo ich wieder hin muss und ich lüg ihn halt an, weiss nämlich nicht was er sagen würde, wenn ich schwanger werde und dann von jetzt auf gleich nicht mehr arbeite. So und jetzt tummeln sich immer mal die Gedanken.

Verschwende ich meine Zeit in dem Job? Such ich mir was anderes oder mach mich selbstständigwo es wieder mehr zur Sache geht und kann dann garkeine Termine mehr machen und hab wieder mehr Stress? Klappt das dann mit Kind so toll?
Werde ich überhaupt nochmal schwanger? Und wenn doch, dann evtl. wieder Fg und ich werd immer älter, die Chancen steigen ja nicht.

Wenns nicht klappt, hab ich weder Kind noch Karriere.

Macht die Kiwu genug, muss ich da mal Dampf machen.?

Bin ich selber schuld, weil ich mir so viele Gedanken mache und deswegen gehts nicht?:) Sagen ja immer alle.

Ohne Kinder bzw. richtige Familie kann ich mir mein Leben nicht vorstellen. Wir haben studiert, um uns eine Familie aufbauen zu können und jetzt klappts vielleicht nicht?

Ja, man überlegt sich halt so Einiges, es ist ja auch nicht alles unbegründet.

Wie kann man denn da die Ruhe und Gelassenheit behalten, die nötig ist?

Sorry für den langen Text!

Grüße

1

Seit Juni '13 probieren wirs. Hab mich vertippt.

2

Liebe Blubberinchen84,
danke für die Nachricht! (Ich hatte gerade schon ganz lange geantwortet und wollte den Text posten - und dann war er weg; sorry also... nun schreibe ich noch mal).

Sie schreiben, dass Sie sich viele Gedanken machen. Und ich finde: Zu Recht. Sie reflektieren Ihre Situation, Ihr Erleben, Ihre Arbeit und all' das Andere, das Sie beschäftigt - und ich finde, dass das auch erst einmal richtig und gut so ist, denn Sie wollen ja ein Menschenkind in die Welt setzen.
Ich versuche gebündelt auf Ihre Fragen einzugehen:

Meines Erachtens ist der Kinderwunsch ein sehr intimes, privates Thema und mein Eindruck ist, dass das nur die wenigstens Vorgesetzten etwas angeht bzw. von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen hierin eingeweiht werden. Ich finde, Sie dürfen das entscheiden, wie Sie es für richtig halten. Ich habe eine Coachee, die ihrem Chef erklärte, sie habe wiederkehrend heftige Migräneanfälle und diese müssten innerhalb von 4 Wochen eben in mehreren, nah-beieinanderliegenden Terminen untersucht werden und deshalb wäre sie eben eine Weile lang immer wieder einmal morgens beim Arzt. Sie sagt, sie wäre damit gut gefahren... aber es bleibt natürlich Ihre ureigene Entscheidung wie Sie damit umgehen wollen und auch können.
Und wenn ich darf noch ein persönliche Erfahrung: Ich habe erlebt, dass es grundsätzlich nicht schadet, bei schwierigen Themen (wie auch bspw. einer Kinderwunschbehandlung) selbst am Ball zu bleiben und Fragen zu stellen - und zwar so lange, bis man es wirklich verstanden hat. Mir persönlich war es immer wichtig die Verantwortung nicht aus der Hand zu geben und so habe ich immer viel nachgefragt. Aber das nur am Rande; ob Sie das wollen, liegt natürlich ganz in Ihrer Entscheidung.

Sie machen sich auch sonst recht viele Gedanken über Ihre Karriere und den Kinderwunsch, wie Sie schreiben. Sie haben alle Optionen und vermutlich gibt es kein "richtig" und kein "falsch" sondern nur den Weg, mit dem Sie sich wohl fühlen und der Ihnen die Chancen bietet, die Ihnen im Moment wichtig sind. Aus meiner Erfahrung heraus möchte ich eine These aufstellen: Kann es sein, dass es Ihnen gar nicht in erster Linie um die Karriere geht - sondern um den Kontrollverlust, den Sie beim Kinderwunsch gerade leider erleben müssen? Sollte dem so sein, möchte ich Ihnen vorschlagen, gemeinsam mit Ihrem Mann zu überlegen, was Ihnen gut tut und Freude bereitet. Oftmals hilft es, wenn man die Paar-Ebene auch gerade in der Kinderwunschphase nicht ausser Acht lässt und ganz bewusst sich Auszeiten davon verschafft; wenn Sie also mal eine Minute, eine Stunde oder gar einen Tag nicht an den Kinderwunsch denken sondern gemeinsam etwas unternehmen/erleben/tun, dass Sie aktiv selbst steuern können. So hätten Sie gemeinsam die Chance, dem Kontrollverlust etwas entgegen zu setzen. Meinen Sie, das wäre vielleicht ein Lösungsansatz für Sie?

Liebe Blubberinchen84, von Herzen alles Gute und dass Sie schon ganz bald schwanger sein dürfen!
Viele Grüße,
Franziska Ferber
PS: Schauen Sie doch mal, wenn Sie wollen, auf meinem Blog www.kindersehnsucht.wordpress.com vorbei - dort habe ich viele Themen aufgeschrieben, die auch bei Ihnen anklingen.