Verdienst / Arbeitsvertrag im Vertrieb (ca. 60% Innendienst, 40% AD)

Hallo liebe Urbianer,

ich habe heute eine Frage an die Vertriebler unter euch.
Ich habe z.Z. ein ganz spannendes Jobangebot in einem recht kleinen Unternehmen (techn. Branche, komplexe Produkte) im Bereich Vertrieb/Vertriebsleitung. Im ersten Gespräch hat mir der Chef freundlicherweise erklärt, dass er zukünftig von der Position einen höheren Anteil auch im Außendienst, bzw. direkten Kundenkontakt erwartet. Der bisherige Inhaber der Stelle war wohl hauptsächlich im Innendienst tätig. Daran gekoppelt ist auch eine leistungsabhängige Bezahlung, deren genauen Anteil ich allerdings noch nicht kenne.

Nun habe ich gewisse Erfahrung im Salesbereich bzw. Kundenkontakt und kann mir solch eine Position sehr gut vorstellen. Da sich das Angebot jedoch mehr durch Zufall ergeben hat, habe ich mir über entsprechende Vergütungsmodelle im Vertrieb noch keine Gedanken gemacht, bzw. ich habe keine Erfahrung, wie die Anteile (Fixum/Provision) so üblich sind.
Er hatte mich nach meinen Gehaltsvorstellungen gefragt, diese habe ich Mitte der Dreißigtausend p.a. angesetzt, so wie ich es auch meinem Bereich (Wirtschaftsstudium) bisher von Kommilitonen kenne. Danach sagte er nur, dass es eben nicht nur eine fixe, sondern auch eine erfolgabhängige Bezahlung geben wird. Auf eine Zahl oder meine Vorstellungen ist er im ersten Gespräch nun noch nicht eingegangen...

Nun meine Frage an euch: Wie sieht ein solcher Arbeitsvertrag aus? Mit wieviel Gehalt kann und sollte ich fix rechnen, bzw. wie sieht üblicherweise das Provisionsmodell in solchen Branchen aus? Ich kenne mich da nun überhaupt nicht aus und kann daher auch überhaupt nicht abschätzen, welche Prämien möglich sind. Eine gewisse Sicherheit möchte ich natürlich aber auch haben. Nicht dass ich (gerade zu Beginn) mit 1000€ netto nach Hause komme.

Habt ihr da evtl. Tipps für mich?

Vielen Dank.
Marie

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Das sind doch alles leere Versprechungen.

Der sucht jemand für den unbeliebtesten Job, nämlich Klinkenputzen.

Am Ende sind's 5% Innendienst und 95% Außendienst.

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Liebelein, nur weil es Dir nicht liegt ist der Job nicht schlecht.

Ich liebe den Vertrieb und würde niemals was anderes tun wollen. Und von meinem Schlag gibt es einige!

Allerdings arbeite ich nur BtoB

Autoverkäufer haben schließlich auch nicht den besten Ruf - und Du tust es trozdem........................

Ute

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Das mag ja sein, aber ich muss niemandem was aufschwatzen.

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In dieser Branche läuft derzeit sehr viel Beschiß. Da wird mit exorbitanten Provisionen geködert - die letztendlich total unrealistisch sind.

Der Vertrieb an sich ist die wichtigste Abteilung in einem Unternehmen - denn der Vertrieb hält den ganzen Laden am laufen und holt die Aufträge rein. Mit diesem Selbstverständniss solltest Du in die Verhandlung einsteigen.
Bei einer 100% Vertriebstelle ist eine Splittung 60/40 oder 50/50 üblich, wärend man in den ersten 3 -6 Monaten zumeist eine Garantieprovision erhält

Ein Firmen - PKW ist ebenfalls üblich.

Wollen sie Dir erheblich weniger zahlen ( die ominösen 100€ im Mon. ) dann lehne ab. Auch in diesem Bereich gibt es jede Menge Lohndumping oder Provisionen werden erst gar nicht ausgezaht. Es gibt sehr viele schwarze Schafe in diesem Bereich. Hole Dir soviele Informationen wie möglich über diese Firma herein.

Was mich stutzig macht ist das Splitting Innendienst UND Außendienst. Bist Du sicher, das Du nicht für zwei Jobs eingestellt werden sollst?

Der Vertriebsinnendienst arbeitet in der Regel dem Vertrieb zu, erledigt Korrespondenz und Vertragsangelegenheiten. Das, zusätzlich zur Akquise, Messearbeit , Kontakt zu Meinungsbildnern in der Branche und der Reisetätigkeit, ist eigentlich nicht mehr von einer einzigen Person zu leisten. Vor allem dann, wenn Du auch noch ein großes Gebiet hast oder womöglich gar bundesweit arbeitest

Ich habe eher das Gefühl, das die Firma eine eierlegende Wollmilchsau sucht

Ute

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Üblich ist bei guten Verträgen, dass es ein Fixum gibt.

Entweder gibt es die Provision oben drauf oder aber es gibt die Provision und mindestens den Fixbetrag.

Wichtig ist, dass Du Dir die Verkaufszahlen der letzten 3, besser 5 Jahre zeigen lässt.

Fahrtkosten sollte der AG übernehmen, besser wäre ein Dienstfahrzeug mit Tankkarte.

Auch wären die sonstigen Rahmenbedingungen zu klären. Ich würde den Vertrag von einer Fachanwältin für Arbeitsrecht besprechen, gegebenenfalls nachverhandeln oder gar nicht erst abschließen.

Leider wird sehr oft das komplette Risiko auf den AN abgewälzt.

Auch unschön: bei teueren Dienstfahrzeugen wird ein völlig überhöhter Betrag auf soziale Leistungen angerechnet. Blöd nur, dass man ein solches Fahrzeug nicht essen kann...

Gruß

Manavgat

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Also, es ist so, dass es schon ein kleineres UN ist. D.h. Ca. 10 feste Mitarbeiter, inkl Praktikant usw.
"Außendiensttaetigkeiten" wurde ich viel direkt mit den GF tätigen, fuer's Klinken putzen gibt es freie MA. Aber er sucht eben wohl auch Verstärkung bei der Kundenbetreuung für Verhandlungen usw.
Dadurch, dass es ein kl UN ist, habe ich im Innendienst auch schon vielfaeltige, administrative Aufgaben.
Den Kontakt zu dem UN habe ich über einen Bekannten, der dort selbst zuletzt 3 Jahre gearbeitet hat. Denke nicht, dass der mich "reinlegen" will.
Wie stelle ich mir das verguetungstechnisch vor? Waeren 30.000 fix plus Praemien zuviel verlangt, oder ist der fixe Teil wirklich wesentlich geringer? Ich kann das so gar nicht einschaetzen, aber möchte insgesamt wirklich nicht unter 33.000 liegen...

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Es spricht nicht für das Unternehmen, wenn für den Vertrieb freie Handelsvertreter eingesetzt werden. Die arbeiten nur für den, der am besten zahlt. Und wenn das morgen die Konkurenz ist, bringen die all ihre Kunden dort unter.

Diese Vorgegehensweise eines Unternehmens zeugt von rein kurzfristiger moneytärer Strategiefestlegung. Besonders übel ist es , das Du den Freien die Verhandlungen abnehmen sollst - sie also um die Früchte ihrer Arbeit bringen wirst. Das wird nicht gutgehen und ist ein deutliches Zeichen dafür das es diesem Unternehmen keine ethische Geschäftspolitik geben wird. Für mich ein Warnsignal.

Du wirst die erste sein, die das zu spüren bekommt und darunter zu leiden hat: Vertrieb ist personenbezogen. Kunden kaufen ( bei der vielzahl gleichwertiger Produkte) bei vergleichbarer Qualität das, wo der Vertriebler am sympatischsten ist. Mit der Tatsache, das dieses Unternehmen die FH ausbotet, werden auch viele Kunden nicht einverstanden sein und sich weigern unter diesen Bedingungen weiterhin Kunde zu bleiben.

Die bisherigen Umsatzzahlen, auf denen Deine Zielvereinbarung beruhen wird, werden keinesfalls zu halten sein. Und wenn diese abstürzen heißt das wenig bis gar kein Geld für Dich - abgesehen davon das Dein Job auch in Gefahr gerät.

Na denn schieße ich Dir mal ein paar Zahlen rein:

Du willst 35 000 verdienen inkl.Provision, was schon am unteren Ende angesiedelt ist. Ein Key Accounter verdient im Mittel ca. 60 000€, aber gut als Anfänger noch tragbar.

Gehen wir von 50 - 60% Innendienst aus: ca 18 000 Grundgehalt Innendienst, bleiben 17 000 Rest, davon 40 - 50% Provision und der Rest als Fixum. Achte darauf das Provisionen nicht nach oben hin gedeckelt werden und das Du vertraglich zugesicherte Folgeprovisionen bekommst, wenn der Kunde , ohne Dein Zutun nachkauft. Und lege Wert auf Boni, falls Du Deine Ziele erreichst oder übertriffst.

Bestehe auf einen Firmen PKW mit Tankkarte, Notebook und Mobiltelefon. Die sind normalerweise Standart, und wenn man schon ein so geringes Einstiegsgehalt hat, sollten sie wenigstens das obendrauf legen.

Sei Dir gewiss, das Du Dich auf einen sehr heißen Stuhl setzten wirst.

Sieh zu , das Du Überstunden bezahlt bekommst, denn bei der von Dir beschrieben Kombitätigkeit, administrative Aufgaben plus AD bist Du schnell bei 60 - 80 Wochenstunden. Überstunden werden im reinen Vertrieb nicht extra bezahlt - aber die verdienen ja auch im Normalfall das doppelte von dem was Du haben möchtest.

Gerade wer auf Entscheiderebene verhandelt arbeitet bis spät in die Nacht, weil Geschäfte gern beim Essen getätigt werden. Besonders bei Investionsgütern. Wichtig ist Deine Teilnahme bei Ortsgruppentreffen der Businessnetzwerke, Messeteilnahme und regelmäßige Treffen der Meinungsbildner.


Warum ist eigentlich Dein Bekannter nicht mehr bei diesem Unternehmen???

Na, dann viel Erfolg bei den zukünftigen Verhandlungen

Ute

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