Wer nicht selbst ein behindertes Kind hat, kann nur erahnen wie es Eltern geht, die erfahren, dass ihr Kind dauerhaft krank ist. In diesem wunderbaren Thread berichten Mütter von ihrem Leben mit und ihrer Liebe zu ihrem besonderen Kind.
Ein Tipp vom urbia Team

Trauer über behindertes Kind, wird das jemals leichter?

Hallo,
leider ist mein 6 Monate altes Kind schwer behindert. Ein Gendefekt ist schuld, wir wussten vor der Geburt nichts davon, obwohl man es im US hätte sehen müssen. Nun ist es so dass ich unseren Sohn wirklich sehr liebe und alles für ihn tue. Nur lese ich immer wieder was für eine große Bereicherung ein so besonders Kind ist. Das kann ich nicht unterschreiben, so leid es mir tut. Ich denke jeden Tag und jede Stunde daran warum unsere Familie so vom Leben bestraft wurde.
Ich habe gesund gelebt, nie geraucht oder getrunken und mir dieses Kind so sehr gewünscht. Am schlimmsten sind für mich Schwangere und gesunde Babys, nicht dass ich jemanden was schlechtes wünsche, aber es tut mir so weh dass mir dieses Glück nicht vergönnt war und die Frage nach dem WARUM lässt mich nicht los.
Was für mich auch ganz schrecklich ist, wenn alle so tun als würden sie ihn sooo süß finden, aber insgeheim heilfroh sind dass ihre Brut gesund ist.
Ich sehe auch was für ein liebes Baby er ist, aber ich denke mir es wird wahrscheinlich immer schwerer in der Zukunft.
Wie geht es anderen betroffenen Mamas.
Wird das irgendwann besser? Ich habe langsam das Gefühl daran zerbrechen zu müssen.
Vielen Dank für eure Antworten, bitte keine taktlosen!

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Ich antworte Dir öffentlich, weil ich weiß, dass hier auch viele Eltern von nicht behinderten Kindern mitlesen und ich es wichtig finde, dass man diesen mitteilt, wie man sich als Mutter fühlt, damit nicht betroffene Eltern einen besser verstehen können.

Ich kann Dir sagen, der Schmerz wird besser, auch wenn es ein Leben lang immer wieder schmerzvolle Momente gibt. Für jeden ist es ein Schock, wenn das eigene Kind behindert zur Welt kommt oder irgendwann krank wird. Das braucht man gar nicht beschönigen. An einer Behinderung an sich ist nichts Schönes oder Bereicherndes. Es ist vielmehr eine große Aufgabe, die einen vor viele Herausforderungen und grenzwertige Situationen stellt. Man braucht mehr Kraft und Geduld und Mut und Durchhaltevermögen als andere Eltern. Aber man kann lernen damit umzugehen.

Mir tat es anfangs auch sehr weh, die anderen Mütter zu sehen, die alle gesunde Babys hatten und all die Dinge mit ihnen machen konnten, die ich auch gerne hatte machen wollen... anstatt das erste Lebensjahr bei Ärzten, Therapeuten und in der Klinik zu verbringen. Ich hatte auch stillen wollen, mit anderen Müttern im Cafe sitzen wollen, Krabbelgruppen besuchen wollen. Bei mir war alles anders als bei allen anderen und alles war schwerer. Und dann noch die blöden Kommentare... unsensible Bemerkungen... Man braucht schon eine dicke Haut.

Irgendwann aber war mir klar, dass ich SO nicht weiterleben möchte. So voller Trauer und Mühen, ohne wahre, unbeschwerte Freude. Und ich habe angefangen, die Behinderung nicht mehr so wichtig zu nehmen. Natürlich bestimmt sie unseren Alltag, aber auch andere Dinge sind wichtig. Es ist wichtig, dass es unserem Kind gut geht. Dass es ein schönes Leben hat. Schöne Dinge erlebt und erfährt. Dass es uns Eltern gut geht. Dass wir das Leben führen, das wir immer führen wollten - wenn auch mit bestimmten Einschränkungen und Änderungen. Aber das hat man, seien wir ehrlich, doch immer. Andere Menschen haben gesunde Kinder, aber vielleicht weniger Geld als wir. Oder sind weniger zufrieden im Leben als wir. Oder haben einen anderen schweren Schicksalsschlag erlebt. Ich habe angefangen, das Leben anders zu betrachten und anders wahrzunehmen, andere Menschen anders zu betrachten. Und zu schauen, dass ich selber zufrieden bin im Leben und meine Träume verwirkliche, denn das kann man auch mit behindertem Kind.
Dazu gehörte auch, weitere Kinder zu bekommen, in unserem Fall drei. Ganz ehrlich, nichts hat mir so sehr dabei geholfen, die Behinderung meines ersten Kindes zu akzeptieren wie die Erfahrung, anschließend noch gesunde Kinder zu bekommen, zu erleben, wie sie aufwachsen, wie sie ganz selbstverständlich mit ihrem behinderten Geschwisterkind umgehen. Ich wusste mein Glück viel mehr zu schätzen, als ich es je gekonnt hätte, hätte ich nur gesunde Kinder gehabt. Mir ist bewusst, dass meine Kinder jedes für sich ein unglaubliches Geschenk für mich sind. Jedes. Auch mein behindertes Kind (Nicht die Behinderung, aber das Kind!).

Heute tut es mir nicht mehr um meiner selbst willen Leid, dass mein Kind behindert ist. Ich trauere nicht mehr um verpasste Momente oder bedauere, dass andere ein anderes Leben führen als ich. Es tut mir alledings um mein Kind Leid, weil ich IHRE verpassten Momente sehe, die Dinge, die sie niemals haben wird. Aber ich sehe auch ganz klar, es ist IHRE Aufgabe, mit der Behinderung klar zu kommen, und MEINE, für sie da zu sein und sie zu unterstützen und ihr beizustehen.

Was ist nun also die Bereicherung an der Behinderung? Wenn man seine eigene Trauer erst einmal überwunden hat, dann weiß man das Leben mehr zu schätzen. Man kostet die kleineren Freuden im Leben mehr aus. Man konzentriert sich auf das im Leben, was wirklich wichtig ist.

Folgende Geschichte finde ich, trifft es recht genau, wie man sich als Mutter eines behinderten Kindes fühlt. Geschrieben wurde sie übrigens von einer Mutter, deren Kind mit Trisomie 21 geboren wurde:

http://www.autismus-nordbaden-pfalz.de/Holland.pdf

Zerbreche nicht daran, wachse daran! Dein Kind braucht Dich! Dein Kind ist nicht nur behindert, es ist noch so viel mehr...

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Hallo Holmen,
vielen Dank für deine lange Antwort und die zuversichtlichen Worte.
Gerade dass ich nicht stillen konnte tut mir immer noch sehr weh. Ich habe trotz großem Blutverlust sehr zeitig gepumpt damit er wenigstens meine Milch bekommt. Diese hat er ständig gespuckt, woran er mehrmals fast erstickt wäre. Deshalb sondiere ich seit 2 Monaten Säuglingsnahrung, die verträgt er besser.
Obwohl ich schon lange nicht mehr abpumpe kommt immer noch Milch. Könnte jedesmal beim Duschen heulen. Auch hätte ich so gerne mein Tragetuch verwendet, aber der Kleine mag es wegen seiner Atemnot nicht zu eng. Und diese Übermütter die einen ständig belehren können so weh tun.
Bin heute nicht zum Geburtstag meiner Nichte, weil ich es nicht ertragen konnte.
Die Hollandgeschichte fand ich anfangs sehr tröstend, ich kannte sie schon.
Im Moment geht es mir eher wieder so dass ich gerne im Reisebüro Ärger machen möchte, denn ich hab mich auf Italien gefreut.
Weißt du was ich meine?
Ich hatte eine sehr gute Psychologin aber sie ist 100km weg, das schaffe ich momentan nicht. Hier finde ich nix gescheites.
Wir haben zum Glück auch keine finanziellen Sorgen, waren dafür aber auch fleißig und vorausschauend, jetzt weiß ich gar nicht wann und ob er jemals so stabil ist dass wir ein paar Tage in den Urlaub fahren können. Gerade darauf hab ich mich so gefreut, ihm das Meer und die Berge zu zeigen.
Ich wünsche mir sehr ein 2. Kind. Allerdings wissen wir jetzt dass das Wiederholungsrisiko, so nennt sich das leider, bei 50% liegt. Leider ist eine Polkörperdiagnostik bei meinem Gendefekt nicht möglich. Auch ist das Syndrom in seiner Auspägung sehr unterschiedlich.
Von kaum bemerkbar bis lebensbedrohlich.
Uns wurde geraten es normal zu probieren und dann eine Chorionzottenbiopsie durchführen zu lassen. Wäre das Baby betroffen würde man im US genau schauen wie stark und dann müssten wir unsere Entscheidung treffen.
Mir tut es im Herzen weh das schreiben zu müssen und ich bewundere alle die da stärker sind als ich, nur noch so ein schwerkrankes Kind packe ich nicht und ein gesundes täte uns allen so gut.
Mir gehen so viele Dinge durch den Kopf manchmal weiß ich gar nicht wie es weiter gehen soll, es täte mir so gut zu wissen dass es in 1-2 Jahren wieder besser ausschaut, aber was bis dahin ist weiß halt leider niemand.
Ich wünsche dir alles Gute für deine Familie!

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Als meine Tochter ein halbes Jahr alt war, auch an ihrem ersten Geburtstag, da konnten wir uns kein zweites Kind vorstellen. Gib Dir Zeit. Gib Euch Zeit. Ihr seid noch ganz am Anfang. Hätte mir jemand vor Jahren, als wir uns mitten in unseren dunkelsten Stunden befunden haben, gesagt, dass ich mal vier Kinder haben würde, hätte ich ihm den Vogel gezeigt.

Als Hebamme kennst Du vielleicht die Trauerspirale nach Schuchardt? Ersetze das Wort "Tod" durch "Behinderung", dann finde ich die Abfolge recht zutreffend für den Prozess, den man als Eltern durchläuft, wenn ein Kind behindert auf die Welt kommt. Es IST ein Trauerprozess, ein Abschied nehmen von Vorstellungen, Wünschen und Erwartungen. Jemand hat das Erhalten einer schweren Diagnose auch mal als "Tod des Wunschkindes" beschrieben. Und das ist völlig richtig, man darf und muss um das Wunschkind trauern, auf das man zugelebt hat und das so in der Form nicht gekommen ist. Holland eben. Dabei wollten wir alle nach Italien. Ich vestehe voll und ganz, wie Du Dich fühlst.

Warum solltest Du Deinem Sohn nicht irgendwann die Berge und das Meer zeigen können? Träume muss man nicht aufgeben, man muss sie anpassen und den richtigen Zeitpunkt abwarten. Ich kenne eine Familie mit einem schwerbehinderten Sohn, sie planen gerade eine Eseltreckingtour durch die Alpen. Der Sohn kann die Strecke nicht laufen, aber sie werden es irgendwie möglich machen, dass er auf einem Esel mitkommen kann.
Mit unserer eigenen Tochter (u.a. gehbehindert) mussten wir viele Jahre warten, aber letztes Jahr haben wir das erste Mal mit ihr (und den anderen Kindern) eine Wanderung auf über 2000m Höhe gemacht. Vor einigen Jahren war noch absolut undenkbar, dass das jemals möglich sein würde.

Grübel nicht zu sehr über die Zukunft. Man weiß einfach nie was kommt. Mir hat es sehr geholfen, meine Zukunftsängste aufzugeben und im Augenblick zu leben. Wir hatten sehr negative Prognosen, sehr positive Prognosen und sind irgendwo mittendrin gelandet.

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Tja, Trauer muss man verarbeiten. Mit Neid wird das leider nichts. Und dass die "Brut der Anderen" gesund geboren ist, bedeutet gar nichts - Gesundheit ist ein Geschenk, was einem JEDERZEIT genommen werden kann, stimmts? Im Kiga meines Jüngsten war ein Junge, der völlig gesund geboren wurde. Mit 7 Monaten hat er bei der Tagesmutter Milch aspiriert - seitdem ist er schwerst mehrfachbehindert. Er kann gar nichts mehr, noch nicht mal mehr essen, sich irgendwie willentlich ausdrücken oder sich gezielt bewegen. Ich glaube, so ein Schicksal ist viel schlimmer.

Ich habe übrigens auch 2 behinderte Kinder. Beide sind behindert, weil ich in der SS ein Medikament nehmen musste (damals kannte man die fatalen Nebenwirkungen noch nicht). Mein Ältester ist "nur" seelisch und körperlich behindert. Mein Jüngster ist zusätzlich noch geistig behindert mit einem IQ von 50. Ein paar mal war der Kleine sauerstoffpflichtig, Prekoma kennt er auch schon - inklusive Wesensveränderung und massiven Rückentwicklungen. Die Prognosen meiner Kinder waren schlecht. Ja klar, man kann damit leben, aber ein lebenswertes Leben? Heute sind sie 8 und 9 Jahre jung. Sie haben sich BEIDE deutlich besser entwickelt, als wirklich Jeder gedacht hatte. Klar war das harte Arbeit. Es gab unzählige Krankenhausaufenthalte (oftmals wussten wir nicht, ob unsere Kinder das überhaupt überleben werden), unzählige Therapien (auch stationäre Intensivtherapien), und Kuren. Nicht zuletzt gab es immer sehr gute Ärzte, Fachärzte, Therapeuten, Erzieher/Lehrer/Schulleiter, I-Kräfte/Schulbegleiter, Sachbearbeiter in diversen Ämtern und Versicherungen, ... UND die User von rehakids.de die uns einfach immer zur Seite gestanden und viel Tipps und Hilfestellungen gegeben haben.

Der Autismus wird immer bleiben, ein IQ von 50 wird nie ein normaler IQ werden und die ganzen Fehlbildungen am Skelett werden auch immer weiter fortschreiten, irgendwann werden die Jungs ganz klar dadurch starke Schmerzen haben, aber heute sind sie noch völlig schmerzfrei. Das linke Auge wird nie sehen können, aber er hat ja noch das rechte Auge und sieht damit perfekt - ok, 3D ist damit nicht möglich, aber wozu gibt es Schatten und Mamas Hand? Er ist noch NIE irgendwo dagegen gerannt.
Mein Jüngster wurde eingeschult "ohne Sprache", was bei seinem Behinderungsbild eigentlich nicht verwunderlich ist. Nach einem halben Schuljahr konnte er sprechen (1/2 Wort-Sätze, sehr verwaschene Sprache, für Dritte nicht verständlich), lesen und schreiben. Er hat das einfach mit seinen Mitschülern (inklusiv auf einer Regelschule beschult) mitgelernt. Er liebt lesen und hat dadurch das sprechen gelernt.
Mathe mag er nicht so. In der ersten Klasse hat er verstanden, was Addition bedeutet, er rechnete aber mit Anschauungsmaterial. Jetzt in der zweiten Klasse war es seiner Lehrerin irgendwann Zuviel geworden und sie hat ihm Zettelchen gebastelt mit allen möglichen Aufgaben bis zur 10. Die musste er auswendig lernen. Dann konnte er addieren bis zur 10 und seitdem kann er es auch plötzlich im Zwanzigerbereich. Da musste er nie Auswendiglernen ;-). Er ist beschult mit Förderbedarf GE und natürlich hat er eine 1:1 Schulbegleitung. Aber niemals hätte jemand erwartet, dass er so schnell lernen kann.
Es gibt natürlich auch eine Menge Dinge, die er nicht kann: Er hat eine massive Essstörung (extrem selektiver Esser). Er muss noch immer gefüttert werden. Vom Trocken werden ist er noch weit entfernt, selbstständig an- und auskleiden klappt auch noch nicht wirklich (mithelfen klappt),...

Und wenn ich ihn mir so anschaue: Er ist ein Sonnenschein. Ich will ihn so, wie er ist. Ich will ihn nicht gesund. Nein, nicht falsch verstehen. Natürlich wollte ich kein behindertes Kind, aber ein gesundes Kind wäre nicht mein Sohn, das wäre nicht er. Er wäre dann völlig anders. Sehe ich mir die Gleichaltrigen Kinder seiner Klasse an... Ein Kind in seinem Alter ist schon ziemlich selbstständig. Es hat viele Freunde, trifft sich mit ihnen - der Loslöseprozess von den Eltern hat längst begonnen. Mein Jüngster ist auf dem geistigen Niveau eines knapp 4-jährigem Kindergartenkindes (sprachlich jünger). Da kannst du dir vorstellen, wie das mit dem Loslöseprozess ist.

Mein Jüngster ist wirklich ungelogen der Liebling Aller, egal wo er hinkommt. Er strahlt das irgendwie aus. Immer gut gelaunt, immer lächelnd, immer positive Grundeinstellung.

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...zu zeitig...

Ich würde sagen, man muss lernen damit zurechtzukommen. Das Kind braucht das. Du kannst nicht nur funktionieren.
Mein Ex hat ganze 6 Jahre gebraucht, um zu akzeptieren, dass die Jungs behindert sind - Akzeptanz! Die Trauerverarbeitung ist heute noch nicht abgeschlossen. Wäre ich nicht "nebenbei" in diesen Jahren ebenfalls da gewesen, würden die Jungs heute nicht mehr leben. Ein behindertes Kind hat andere Bedürfnisse als ein gesundes Kind - ANDERE Bedürfnisse, sie sind nicht zwangsweise leichter oder schwerer zu erfüllen.

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Hallo Kati,

vielen Dank für deine Antwort.
Ich möchte betonen dass ich eigentlich kein neidischer Mensch bin. Ich gönne jedem ein gesundes Kind, aber ja es ist wahr ich hätte selber auch gerne eins.
Ist das denn so verwerflich?
Ich wurde schon mehrmals angesprochen ob man denn im US wirklich nichts gesehen hat. Der US der Tochter/ Schwiegertocher schaut nämlich ganz toll aus und man kann schon alles erkennen.
Was will man mir damit sagen? Selber schuld, wenn du ihn trotzdem behalten hast oder hoffentlich passiert uns sowas nicht.
Ich versorge unser Baby wirklich gut und wir haben so viel Freude und Spaß mit ihm, allerdings habe ich dann immer wieder schlimme Tiefpunkte. Gerade weil er so lieb und freundlich ist und das Leben oft so unfair. Was ist wenn er später noch unsere Hilfe braucht und wir können nicht mehr?
Unser Kind ist eigentlich geistig normal entwickelt, aber hatte schon viele Sättigungsabfälle und O2 Gaben. Wir konnten immer sehr zeitig eingreifen, aber dennoch bleibt die Angst ob dabei was kaputt gegangen ist. Ebenso macht mich diese ständig lauernde Todesgefahr ganz verrückt. Essen mag unser Baby gar nicht mehr. Er konnte es, hat es aber komplett eingestellt je mehr schmerzhafte Untersuchungen gemacht wurden. Wir üben so fleißig, aber gar keinen Erfolg zu haben tut so weh!
Alles Gute für euch!

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Hey!

Ich habe dir eine sehr persönliche PN geschickt. Es war mir lieber, dass ich das per PN erzähle und es nicht für alle zu lesen ist. Wenn du reden willst, melde dich gerne!

Liebe Grüße
Ninly mit schwerstbehinderter fünfjährigen Maus und gesundem 16 Monate altem Würmchen

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Ich kann dich total verstehen.
Und ich versteh auch, daß man "neidisch" (blödes Wort) auf die anderen ist.
Meine Freundin hat vor einem halben Jahr auch ein Kind mit Gendefekt bekommen und man konnte es im US auch nicht sehen.
Ihr und vor allem ihrem Mann ging es total schlecht, sie machen eine Therapie.
So langsam "finden sie sich damit ab" und lernen, damit zu leben.

Ein Arzt sagte zu ihr: "die Liebe zu so einem Kind muss wachsen"......hört sich total furchtbar an, aber ich kann das total nachvollziehen.
Geh in eine Selbsthilfegruppe für betroffene Eltern, tausch dich aus, wie es denen ergeht, das bringt glaub total viel.
Total schön, daß du dich so liebevoll um dein Baby kümmert, die Tiefpunkte sind ganz normal, aber ich denke, sie werden weniger werden, wenn ihr es akzeptiert habt und eingespielt sein.

Alles Gute und viel Kraft

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Hallo

Es tut mir leid das dein Kind behindert ist. :-(

Aber du darfst jetzt jetzt anfangen andere Familien die gesunde Kinder haben zu beneiden. Andere haben es immer besser oder schöner.

Meine Tochter 16 Jahre alt Kam kerngesund auf die Welt. Im Alter von sechs Jahren bekam sie Epilepsie . Dann ging es los,Therapien,Medikamente. Usw. Mittlerweile schon über ein Jahr ohne Medikamente da keine Anfälle mehr waren. Trotzdem hat sie eine lernbehinderung und erst heute hatte ich ein Gespräch mit der Agentur für Arbeit .

Sie wird an der Förderschule keinen Schulabschluss schaffen. Sie muss jetzt nach der neunten Klasse ein Internat besuchen was von der Agentur für Arbeit gefördert wird.

Das ist immer noch besser als in eurem Fall,aber wenn man dann noch ein Kind auf dem Gymnasium hat und da wollen dann Eltern einen elternstammtisch machen um über ihre tollen Kinder zu prahlen dann schaffe ich das nicht. Natürlich kann meine gesunde Tochter nichts dafür aber ich schaffe solche Unterhaltungen nicht. Aber Gottseidank ist so ein elternstammtisch ja freiwillig.

Ich denke das jede Familie ihr Päckchen zu tragen hat und ihr schafft es auch.#liebdrueck

Meine Freundin hat eben Sohn der im Rollstuhl sitzt. Körperlich und geistig mehrfachbehindert und sie hat es voll im Griff. Aber es hat bei ihr auch gedauert.

Reden,reden,reden.

Ich wünsche euch alles gute.

Lg

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Vielen Dank,
ich wünsche euch auch alles Gute!
Ich verstehe dich sehr gut. Schwangere und Mamas mit Babys zu sehen gibt mir immer noch einen sehr großen Stich.
Aber es stimmt schon das Leben geht weiter. Ich meide Situationen die mir nicht gut tun auch.

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[***vom urbia-Team entfernt. Bitte keine Werbung einstellen]

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Hallo,

ein großes Thema, und Kati und holmen haben bereits wunderbar geantwortet, so treffend ausformulieren könnte ich das kaum.

Wir wussten bereits vor der Geburt von der Behinderung unserer Tochter und haben uns freiwillig entschieden. Die Situation von euch, es erst nach der Geburt zu erfahren und keine Wahl zu haben, stelle ich mir ungleich schwieriger vor

Unsere Familie unterstützt uns sehr, und mein Mann ist mir eine große Hilfe in dieser Hinsicht, und trotzdem erlebe ich immer wieder Phasen der Trauer.

Trauer ist ja ein Abschied nehmen, in unserem Fall von dem Kind, was wir erst im Kopf hatten.

Komscherweise war aber der erste Rollstuhl bei meiner Tochter eine Erleichterung, so etwas wie ein Coming Out an die Öffentlichkeit: "Seht her, sie ist behindert!"
Vorher wussten wir es zwar, aber Fremde nicht, weil sie im Buggy war und noch so klein aussah.

Bei dir ist es schon viel früher der Fall, sobald die Zeit der Mützen vorbei ist, werden die Leute es sehen. vielleicht kannst du dich innerlich besser darauf vorbereiten, wenn du deine Trauer annehmen kannst?
Kannst du mit jemandem darüber sprechen?

Ich habe übrigens auch Freundinnen, die ganz toll mit meiner Tochter umgehen und selber aber nie ein behindertes Kind bekommen hätten.
Da spüre ich auch die Erleichterung, dass es nicht sie getroffen hat.
Am Anfang war das schwer auszuhalten, aber letzendlich sind es in allen anderen Bereichen gute Freundinnen, das war mir dann wichtiger.

Und das mit der sogenannten Bereicherung sehe ich auch zwiegespalten, ehrlich gesagt.
Es ist vieles so enorm aufwändig!
Ich stelle mir ab und zu vor, wie es wäre, wenn sie auf mich zugeLAUFEN käme statt im Rolli zu fahren.
Wie es wäre,mit ihr durch das Unterholz zu stromern im Wald.
Am Strand durch die Wellen zu laufen.
Ihr entgeht so vieles, was für mich wichtig war.

Aber hey, sie selbst ist glücklich, und das zählt doch, oder!?
Sie bezaubert andere durch ihre Art und bisher haben wir von Außenstehenden überwiegend positive Reaktionen bekommen.

Übrigens haben wir noch zwei Kinder nach ihr bekommen und dürfen auf diese Weise auch das ganz normale Leben kennenlernen. Fast normal zumindest.;-)

Die Frage nach dem Warum blieb bei uns unbeantwortet,owohl es mich natürlich interessieren würde. Aber mittlerweile habe ich keine Zeit mehr zum Grübeln.

Wünsche dir, dass du einen Weg findest, um gut damit fertig zu werden.
Abstand ist übrigens auch wichtig.
Nimm dir einen Babysitter und geh zwischendurch weg von deinem Kind.
Pass auf, dass du Zeit zum Auftanken hast.
Stichwort Verhinderungspflege.

Alles Gute, reykja

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Ich verstehe dich so gut, obwohl ich gesunde Kinder habe. In der Schwangerschaft lag ich von der 22. bis 33. Woche im KH und man wartete darauf, dass ich die Kinder verliere. Danach 7 Wochen ITS etc....

Viele wussten nicht, wie sie mit mir umgehen sollen, stellten bescheuerte Fragen oder meldeten sich gar nicht. Wenn ich meine Ängste äußerte, hieß es man müsse die Kinder annehmen wie sie sind. Gerade die, die am meisten den Zeigefinger erhoben haben, haben später selbst zig Untersuchungen machen lassen, ob ja alles in Ordnung ist.

Keiner wünscht sich ein behindertes Kind. Klar! Und viele Leute sind unsicher, was sie zu dir sagen sollen. Deshalb suchen sie Leute nach positiven Sachen, z. B. dass er soooo süß ist, damit sie nicht fragen müssen, wie es dir damit geht, wie du klar kommt. Sie wollen nichts negatives hören.

Vielleicht könntest du begleitend in eine Selbsthilfegruppe gehen oder eine Therapie anfangen. Ich weiß, wovon ich rede. Das tut wirklich gut.

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Hallo, unsere Situation ist mit eurer niemals zu vergleichen, nicht einmal annährend, aber ich kann dich verstehen.
Unsere ältere Tochter ist Asperger- Autistin. Wir haben die Diagnose erst seit knapp 18 Monaten, und sie wird nächsten Monat 13. Seit ihrer Geburt war sie auffällig, eckte immer an, keiner nahm mich ernst.

Über die Jahre bin ich oft verzweifelt, unsere Familie stand auf dem Spiel.

Ich hatte manchmal das Gefühl, ich schaffe es nicht, so verzweifelt war ich.
Ich habe noch zwei weitere Kinder. Unsere jüngere Tochter ist fast 11 und hat mich all die Jahre gerettet, weil sie mir gezeigt hat, dass es auch unkompliziert und normal sein kann. Ihre große Schwester hat unheimlich viel von ihr gelernt, umgekehrt aber auch.
Nach der Diagnose wurde alles besser. Sie bekommt jetzt eine angemessene Therapie, kommt in der Regelschule gut klar und entwickelt sich gut.
Und vor zwei Monaten kam unser kleiner Sohn zur Welt. Ich hoffe sehr, dass er kein Autist ist, aber das wissen wir erst in einigen Jahren.
Ich kenne diese Verzweiflung sehr gut und die Frage nach dem Warum. Ich habe sie mir auch jahrelang gestellt. Alles Gute für euch. LG

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Liebes lieschenmariechen,

ich habe mir nicht alle Beiträge durchgelesen - aber es waren viele ermunternde Worte dabei und ich wünsche Dir aus ganzem Herzen Kraft und Mut für den Weg, der vor Dir liegt.
Ich möchte noch ein paar Worte aus einer vielleicht etwas anderen Perspektive sagen. Denn ich finde: JA, man DARF in einer Situation wie der Deinen neidisch sein, warum verdammt noch mal nicht? Warum ist es nicht o.k., nach der Geburt eines behinderten Kindes zu trauern? Über alles und jedes wird (auch hier bei urbia!) getrauert: geh nur mal in die Rubrik "Trauer und Trost". Da weinen Leute um ihren verstorbenen Papagei oder ihren Kater, andere trauern um die verlorene Möglichkeit einer Schwangerschaft in der 5. Woche. Und da soll es nicht in Ordnung sein, sein Schicksal zu beklagen wenn der Lebenstraum, den man für sich und sein Kind hatte zerbricht? Das IST ein Schock und JAJAJA: ich finde es ist in Ordnung wenn man seinem Schmerz auch mal freien Lauf lässt und sich denkt: WARUM haben alle anderen gesunde Kinder, nur ich nicht?! Hier reden wir ja schließlich nicht vom Neid auf das größere Auto oder das dickere Bankkonto. Sondern einfach über die Trauer darüber, dass andere etwas haben was man selbst niemals haben wird - ein gesundes Kind. So. Und Du hast recht: bei vielen Eltern, die Dein süßes Baby ansehen und in Begeisterungsrufe ausbrechen ist im Hinterkopf die Erleichterung: ein Glück, das es mich nicht getroffen hat. Vielleicht gelingt es manchen Menschen ja gleich auf Anhieb, ein krankes Kind heiter und gelassen anzunehmen so wie es ist und es sich nicht anders zu wünschen - aber ich bin nicht der Dalai Lama, ich kann das nicht.
Mein Mann hatte aus erster Ehe ein Down-Kind, das sehr früh an einem Herzfehler gestorben ist. Er hat es gehasst, wenn andere Menschen ihn damit trösten wollten, dass Down-Kinder "ja solche Sonnenscheinkinder" sind. Er hat sein Kind sehr geliebt, aber nein: er wollte kein zweites behindertes Kind. Und das darf man auch mal so sagen.
Ich denke, Du stehst am Anfang Eures gemeinsamen Weges und Du wirst sicherlich mit der Zeit weniger Schmerz und Verzweiflung empfinden. Da geben Dir hier ja auch viele Beiträge Trost. Aber Du hast auch das Recht darauf, zu klagen. Es ist immer der Wunsch der anderen, dass man sich rasch in sein Schicksal fügt - klar, das macht es doch auch für sie viel leichter! Mein Rat: binde all diese wohlwollenden Menschen, die Deinen Sohn süß und putzig finden mit in seine Pflege ein (soweit das geht). Wer sich wirklich engagieren will wird dann auch einen Weg zu Euch finden und Euch unterstützen. Du bist nicht alleine.

Ich wünsche Dir viel Glück!
Evi