Ihm begreiflich machen, das ich auch mal eine Auszeit brauche! Wie?

Guten Tag Dr. Kiesling,

Mein Mann geht den ganzen Tag von Montag bis Freitag arbeiten, was völlig normal ist. Und ich bin für unsere Tochter zuständig.
Doch es gibt Tage, Wochen wo ich wahrscheinlich einfach nur überfordert bin, denn unsere Tochter ist ein sehr lebhaftest Kind und kommt mit wenig schlaf aus.
Am Wochenende, meistens Sonntags bin ich sowas von kaputt, fertig, einfach schlapp, das ich mir schwer tue aufzustehen (mein Körper hat dann einfach keine Kraft mehr). Mir ist auch schon passiert das ich nach dem Frühstück auf der Couch platz genommen habe und mir einfach wieder die Augen zu gefallen sind.
Ich habe auch schon versucht mit ihm darüber zu reden, dass ich manchmal einfach nur überfordert bin und auch mal ein wenig Zeit für mich bräuchte, aber er hört mir nur zu und äussert sich leider nicht darüber.
Wenn sich da nicht´s ändert, werde ich irgendwann mal keine Kräfte mehr haben.
Er fährt am Wochenende auch noch ab und an mal Rettungswagen und er sagt es sei sein Hobby und könnte von allem abschalten. Somit hat er nicht wirklich von seiner Tochter:-( Und wann kann ich das mal???
Das ist das einzigste Problem in unsere Ehe, sonst ist alles ok.

Hätten sie vielleicht einen Rat, wie ich es ihm begreiflich machen kann, dass auch ich mal eine Auszeit benötige?!

Lg msm10

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Hallo,

ich würde dem Mann einfach das Kind in die Hand drücken und einfach mal weggehen oder mich ins Schlafzimmer hinlegen und ihm sagen, dass Du jetzt Deine Ruhe haben möchtest und er nun an der Reihe ist sich mal um die Kleine zu kümmern, anders sieht es wohl schwer aus, bin aber auch kein Experte, wäre jetzt aber mein Rat.

LG

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Genau so würde ich es auch machen!

So habe ich es damals bei meiner ersten Tochter gemacht.

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Ich glaube anders ist das auch gar nicht möglich! Wieso sollte denn die Mutter fragen, wenn sie mal baden oder ein Nickerchen machen möchte, wenn der Papa niemals fragt?! Es ist leider zu oft so selbstverständlich, dass die Mama (immer) fürs Kind verantwortlich ist...Also nicht fragen
MACHEN.

Alles Gute!

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Hallo!
Sag dir mal, wie das bei uns ablief:
Ich hab mich, da war Noah 11 Monate alt) eines Abends vor meinen Mann gestellt und gesagt: "Ich kann nicht mehr!" Habe ihm in die Augen gesehen (was schwierig war, denn meine waren vor lauter Kraftlosigkeit schon wieder mit Tränen gefüllt..) und deutlich gesagt, dass ich 2 Abende im Monat für MICH brauche. Dass ich ihm an den entsprechenden Abenden gerne alles für Noahs Abendflasche vorbereite, er aber das Zubettbringen selbst erledigen muss.
Er hat geschluckt, aber (wohl auch anhand meiner Tränen) eingesehen, dass ich es sehr ernst meine.

Und was soll ich sagen? Seitdem gehe ich 2x im Monat abends aus. Keine Party oder so.. Ich gehe mit Freundinnen ein Eis essen, oder ich besuche eine von ihnen, wir legen uns bei ihr gemütlich auf die Couch, sehen einen guten Film und ich spanne einfach mal richtig aus!
Und wenn ich dann um Mitternacht nach Hause komme, dann schlummern meine beiden Männer selig im Gästebett!

Mach es! Sag deinem Mann, dass es so nicht weitergeht, weil du sonst kaputtgehst! Und dann nimm dir die freie Zeit, die du brauchst!

LG aus Rom
Simone, die so froh ist, dass sie an jenem Abend mal symbolisch auf den Tisch gehauen hat!

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Bei uns gibt es eine klare Regelung: am Samstag steht er mit den Kindern auf und ich bleibe liegen, solange es mir passt (naja, vor 12 sollte ich schon auf den Beinen sein, sonst haben sie viereckige Augen). Ich rege mich dann auch nicht auf, wenn die Küche und Wohnzimmer wie Sau aussehen, wenn ich aufstehe, sondern kalkuliere nach einer ausführlichen Dusche erstmal eine halbe Stunde gemeinsames Aufräumen/ Saubermachen ein. Und am Sonntag schläft er lange. Einen Nachmittag am WE ist fest Familienzeit/Ausflug angesagt.
Ich kann ehrlich gesagt Familien nicht verstehen, die am Samstag noch Einkaufs-, Putz- und Kochstress machen, sowas mache ich unter der Woche mit Kind oder abends.
Ich habe mir das erkämpft und durchgezogen und es hat sich gelohnt! Nicht nur geredet, sondern eine Einigung im Gespräch erreicht und dann eisern durchgezogen. Ihn jeden Samstag morgen geweckt, wenn er noch schlief und die Kinder schon rumtobten/nach uns weinten. Kein Mitleid gehabt, wenn er sagte, er wäre müde, hätte Kopfschmerzen oder oder oder. Im Notfall habe ich mich höchstens mal auf einen Tausch eingelassen. Denn ich stehe 6 Tage die Woche auf, er ist selbstständig und kann sich seine Arbeit einteilen. Sogar als ich noch gestillt habe, habe ich mich sofort nach dem Stillen umgedreht und ihm sein Baby in die Arme gedrückt.
LG Mare

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Liebe MSM,

Sie möchten einen Rat, wie Sie es Ihrem Mann begreiflich machen können, dass auch Sie einmal eine Auszeit benötigen. So haben Sie es zumindest formuliert. Deshalb stellt sich die Frage: Was wollen Sie damit erreichen?
Ich nehme an, dass er sich mehr um Ihre Tochter - und das Familienleben übehaupt - kümmert.
Und hier scheint mir das eigentliche Problem zu liegen. Ihr Mann übernimmt zu wenig Verantwortung für die gemeinsame Tochter.
Da er die ganze Woche über arbeitet, fällt es Ihnen vermutlich schwer, Ihre Wut darüber zu äußern. Dadurch staut sich diese immer mehr an. Sie brauchen immer mehr Energie, um diese "unten zu halten". Das scheint mir für Ihre Müdigkeit verantwortlich zu sein.
So sehr Sie sich aber bemühen, sich und ihm diese Wut nicht einzugestehen, sie wird dennoch atmosphärisch spürbar für Ihren Mann sein.
Und damit befinden Sie sich bereits in einem Teufelskreis: Sie grollen ihm - entweder offen oder unterschwellig -, er zieht sich dadurch zurück (und fährt mit dem Rettungwagen, während sie mit der Tocher zu Hause sitzen), dadurch werden Sie noch wütender, das spürt er wiederum und bleibt weg, usw.
Ist so ein Teufelskreis erst einmal entstanden, können ihn die Beteiligten meist nicht selbst wieder aufbrechen. Ich würde Ihnen raten, sich an einen Paarberater zu wenden. Dort kann Ihnen dabei geholfen werden, Ihre Wut zuzulassen. Dann haben Sie gleich mehr Energie zur Verfügung, die bisher für die Verdrängung benötigt wurde. Und dann muss auch geschaut werden, weshalb sich Ihr Mann aus dem Familienleben zurückzieht. Das wird ja einen Grund haben.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie recht bald mit neuem Schwung wieder zu einem harmonischen Familienleben zurückkehren können.

Viele Grüße

Barbara Kiesling

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Hallo Barbara Kiesling,

vielen Dank für ihre Antwort!

So wie schon geschrieben habe, möchte ich das er sich mehr um uns kümmert.
Ich werde mal mit ihm reden und hoffen das er dem Paarberater auch zu stimmt.

Sie haben mir zumindest wieder mehr Kraft geben.
#danke

Lg msm10