Ein Stück Geborgenheit

Babys pucken: Wie geht das?

Neugeborene fühlen sich häufig am wohlsten, wenn sie sich so umschlossen und umhüllt fühlen können, wie in Mamas Bauch. Beim Pucken - dem etwas strammeren Einwickeln - wird dieses Gefühl mit Absicht hergestellt.

Autor: Petra Fleckenstein

Enge ist für Neugeborene gemütlich und beruhigend

Pucken Baby4

Manche Eltern merken intuitiv, dass sich ihr Neugeborenes am besten beruhigt, wenn es sich so umschlossen und umhüllt fühlen kann, wie in Mamas Bauch. Dies geht zum Beispiel, indem man das Baby auf dem Arm hält oder im Tragtuch am Körper trägt. Wenn man es aber hinlegt, so kann es sich durch die Weite und Unbegrenztheit um seinen Körper herum ganz ängstlich und verunsichert fühlen. Manchen Babys hilft es da, gepuckt zu werden. Darunter versteht man die Art und Weise, das Baby so fest (aber nicht zu fest!) in ein Tuch einzuwickeln, dass es sich geborgen fühlen kann.

urbia sprach mit Susanne Sonnhoff*, die ihr erstes Baby regelmäßig puckte. Auf der letzten Seite diese Artikels finden Sie außerdem eine Anleitung zum Pucken.

Wie bist du auf die Idee gekommen, dein Kind zu pucken?

Ich hatte die Bilder von eingewickelten Kindern aus anderen Kulturkreisen so im Hinterkopf. Auch die Hebamme hat mir schon in der Schwangerschaft das Pucken empfohlen. Schließlich habe ich von dem Buch "Das glücklichste Baby der Welt" gehört, das ich mir dann gekauft habe. Darin geht es um das Pucken und um andere Tipps zur Beruhigung von Neugeborenen. Dabei wird das Baby nicht nur eingewickelt, sondern auch auf bestimmte Weise in den Armen geschaukelt, seitlich gehalten und mit "Sch"-Lauten beruhigt. Außerdem gibt man dem Baby noch den Schnuller oder einen Finger der Eltern zum Saugen.

Hat in deinem Bekanntenkreis jemand sein Baby gepuckt?

Im Bekanntenkreis hat eigentlich niemand gepuckt. Eine Freundin hat aber regelmäßig das Tragetuch verwendet, das hat einen ähnlichen Effekt, weil das Kind darin auch stramm eingewickelt ist.

In welcher Situation hast du es erstmals angewandt und warum?

Zuerst haben wir am dritten oder vierten Abend zu Hause nach der Geburt gepuckt. Wir haben dem Kind die Windel gewechselt und dabei irgendeinen Fehler gemacht, ich weiß gar nicht mehr was. Jedenfalls mussten wir mit dem Wickeln noch einmal von vorne anfangen und fanden das zuerst auch noch lustig. Aber Leon hat sich furchtbar aufgeregt und war überhaupt nicht mehr zu beruhigen. Da ist mir ganz schnell das Pucken in den Sinn gekommen. Es war eine ziemliche Überwindung, das schreiende Kind fest einzuwickeln, aber alles andere hatten wir schon vergeblich versucht. Auch zum Stillen war Leon viel zu aufgeregt. Das Pucken hat ihn in dem Moment so weit beruhigt, dass er für andere Beruhigungsmaßnahmen überhaupt zugänglich war und nach ca. einer Stunde schließlich eingeschlafen ist. Später wirkte das Pucken viel besser und schneller, denn je häufiger man puckt, desto mehr weiß auch das Baby, was nun passiert und um so schneller beruhigt es sich.

Welche Hilfsmittel hast du benutzt?

Einen Kopfkissenbezug 80 mal 80, auf den wir das Baby gelegt haben und den wir als Wickeldecke benutzt haben, außerdem einen Seidenschal zum Festbinden der Wickeldecke. Später auf Anraten der Hebamme auch zwei Sicherheitsnadeln, um das Kopfkissen auf der Rückseite und vor der Brust festzustecken. Aber das muss man wirklich schon etwas können und ich fand das Hantieren mit den Sicherheitsnadeln auch immer etwas spannend. Jedenfalls genügte es uns nicht, die Ecken des Kissens nur unterzustecken. Das hielt überhaupt nicht.

Wie wird das Baby eingewickelt? Auch die Arme?

Ja, das Kind wird von den Schultern abwärts eingewickelt. Es kommt ganz besonders darauf an, dass man die Arme so einwickelt, dass sie nicht mehr viel bewegt werden können. Sie sollten möglichst gerade neben dem Körper liegen und nicht groß angewinkelt werden. Wichtig fanden wir, dabei mit dem Baby zu reden und zu erklären, was passiert. Wir haben immer gesagt: "Wir halten dich jetzt etwas fest und du wirst eingewickelt."

*Namen von der Redaktion geändert

Wie ein Beruhigungsreflex

Wie hat dein Baby reagiert? War es zufrieden, auch wenn es wach blieb?

Wir haben das Baby nicht nur eingewickelt, sondern auch noch weitere Tipps aus dem Buch "Das glücklichste Baby der Welt" von Harvey Karp angewendet. Meistens wickelt man ja das aufgebrachte und schreiende Baby ein. Das macht nicht gerade viel Spaß und kostet auch Überwindung. Das Baby hat sich beim ersten Mal nicht ganz so schnell beruhigt. Das ging später meist schneller, innerhalb von Minuten. Wenn das Baby anfing, sich zu beruhigen, dann kam die Ruhe ziemlich schlagartig – wirklich so, als hätte ein Reflex gegriffen. Im Buch wird auch vom "Beruhigungsreflex" gesprochen. Das fand ich zuerst etwas hochgegriffen, als ich in der Schwangerschaft in dem Buch gelesen habe – aber jetzt denke ich auch, es ist ein Reflex. Leon ist eigentlich immer fast sofort nach dem Pucken eingeschlafen. Oft haben wir ihn in der Nacht nach dem ersten Stillen schon wieder vorsichtig ausgewickelt.

Wie hattest du dich vorher informiert, wie's geht? Auch über deine Hebamme?

In dem genannten Buch waren Abbildungen und ich habe mich mit meiner Hebamme unterhalten. Sie hat uns in der Schwangerschaft an einem Stofftier gezeigt, wie es geht, und das war ganz ähnlich wie in dem Buch. Von ihr hatte ich den Tipp, einen Kopfkissenbezug als Wickeldecke zu benutzen.

Wie lange und wie oft hast du gepuckt? Nur beim Neugeborenen oder länger?

Wir haben es in den ersten Wochen häufig benutzt, weil das Kind in der Zeit abends oft geschrien hat. Danach haben wir ein bis zwei Wochen ausgesetzt, weil es Sommer und sehr heiß war. Da hatte ich mit dem engen Tuch kein gutes Gefühl. Danach haben wir noch mal gelegentlich für eine Weile gepuckt. Aber nach ca. acht bis zehn Wochen haben wir damit aufgehört.

Was gefiel dir daran, was nicht?

Es war eine prima Hilfe, wenn das Kind aufgebracht und vielleicht auch orientierungslos war und nicht aus eigener Kraft wieder zu sich finden konnte. Auch um abendliche Schreizeiten deutlich zu verkürzen war es eine gute Hilfe. Ich hatte immer den Eindruck, dass es für Leon nicht schön war, sich so aufzuregen. Da hat das enge Wickeln und dann auf Mamas oder Papas Arm liegen im wahrsten Sinne des Wortes Halt gegeben. Es war auch für mich und den Vater sehr beruhigend zu wissen, dass wir ein Mittel zur Verfügung hatten, mit dem wir das Kind auf jeden Fall beruhigen konnten. Das hat uns in der ersten Zeit, wo alles noch neu war, wirklich viel Sicherheit gegeben.

Was ist eigentlich ein Pucksack?

Das ist so ein birnenförmiger Sack mit breitem Gummibund oben, der bis unter die Arme gezogen wird. Ich habe noch keinen Pucksack gesehen, der zum richtigen Pucken gedacht wäre.

Anleitung zum Pucken

Schritt 1:

Breiten Sie die Decke aus und klappen Sie die obere Ecke eine kleines Stückchen nach unten.

Pucken Zeichung Schritt1

 

Schritt 2:

Legen Sie das Baby so auf die Decke, dass der Kopf oberhalb des umgeklappten Stücks Decke liegt. Eventuell können Sie dem Baby ein zusammengefaltetes Tuch als Kissenersatz unterlegen.

Pucken Zeichnung Schritt2

 

Schritt 3:

Jetzt schlagen Sie die untere Ecke des Tuches nach oben über die rechte Schulter des Babys und klemmen die Decke unter der Schulter fest.

Pucken Zeichnung Schritt3

Schritt 4:

Dann ziehen Sie die (vom Baby aus gesehen) rechte Ecke der Decke fest nach links über das Baby und schlagen sie unter der linken Körperhälfte des Babys ein.

Pucken Zeichnung Schritt4

 

Schritt 5:

Nun ziehen Sie nur noch die (vom Baby aus gesehen) linke Ecke des Tuches nach Rechts über das Baby und schlagen Sie unter dessen rechter Körperhälfte ein.

Pucken Zeichung Schritt5

 

Übrigens: Beide Arme sollten ausgestreckt an beiden Seiten des Babys am Körper anliegen und mit eingewickelt sein.