Gesund in der kalten, dunklen Zeit

Winter-Baby: Was ist anders?

Draußen ist es kalt, drinnen herrscht trockene Heizungsluft. Wie ziehe ich mein Baby da richtig an? Wann ist es zu kalt für einen Spaziergang? Wie schütze ich die empfindliche Haut meines Babys? Wann sind Vitamin-D-Tabletten sinnvoll und in welcher Dosierung?

Autor: Dr. Andrea Schmelz

Anziehen nach dem Zwiebelschalenprinzip

Winterbaby
Foto: © iStock, ArtMarie

Drinnen ist es warm, draußen kalt und trotzdem soll Ihr Baby sich immer behaglich fühlen. Am besten ziehen Sie Ihr Kind daher nach dem Zwiebelschalenprinzip an: lieber mehrere dünne Schichten (aus Naturmaterialien, aber Wolle nicht direkt auf die Haut) als eine dicke. So können Sie Ihrem Kleinen je nach Bedarf etwas aus- oder aber überziehen.

Für untendrunter genügen auch im Winter tagsüber Halbarmbodys, darüber dann ein  einteiliger wärmerer Strampler mit (z.B. aus Nicki, Frottee), zusätzlich Wollsöckchen und eventuell ein langärmliger Pulli und/oder ein Jäckchen. Strumpfhosen sind bei Raumtemperaturen von 20 Grad und mehr häufig überflüssig, denn die Kleinsten sind meist zusätzlich zugedeckt, während es mobileren Babys, die schon kräftig strampeln können, mit einer Strumpfhose möglicherweise ohnehin zu warm wird.

Auch wenn von Hebammen für die ersten Lebenswochen gerne empfohlen, ist aus kinderärztlicher Sicht eine Mütze drinnen nicht erforderlich. Es stimmt, dass Babys über den Kopf Wärme verlieren. Das ist jedoch sinnvoll, denn so können die Kleinen überschüssige Wärme abgeben. Säuglinge sollen nicht überwärmen, insbesondere nicht im Schlaf, denn das erhöht das Risiko für den plötzlichen Kindstod.

Ob Ihrem Baby zu warm oder zu kalt ist, beurteilen Sie bitte nicht danach, ob Händchen und/oder Füßchen warm sind. Die Kreislaufregulation funktioniert bei den Kleinsten noch nicht perfekt, so dass Hände und Füße oft eher kühl sind (natürlich spricht dann nicht gegen warme Söckchen zusätzlich!). Testen Sie im Nacken, ob die Temperatur für Ihr Kleines passt: Dort sollte es sich warm, aber nicht verschwitzt anfühlen.

 

Schlafzimmer bitte nicht überheizen

Auch wenn Babys so zart wirken, brauchen sie zum Schlafen keine höheren Temperaturen als Erwachsene, 16 bis 18 Grad C genügen also völlig. „Mummeln“ Sie Ihr Kleines zum Schlafen auch nicht zu dick ein. Über die Windel ziehen Sie einen Body (Halb- oder Langarm), darüber einen langärmligen Schlafanzug. Am sichersten schläft Ihr Baby in einem Schlafsack, der für den Winter natürlich wattiert sein darf (wir Erwachsene haben ja auch eine warme Bettdecke!).

Sie dürfen darauf vertrauen, dass Ihr Baby aufwacht und schreit, wenn es ihm zu kalt ist. Ist es überwärmt, wird es sich wahrscheinlich nicht melden, sondern einfach weiterschlafen. Das kann gefährlich werden, da bei ansteigendem Kohlendioxidgehalt im Blut (z.B. bei verminderter Luftzirkulation, wenn das Baby die eigene Ausatemluft wieder einatmet) die Aufwachreaktion durch Überwärmung ausgeschaltet wird. So kann es zum plötzlichen Kindstod kommen.

Wie schütze ich mein Baby bei großer Kälte?

Auch bei Minusgraden dürfen Babys an die frische Luft

Ist es eisig kalt draußen, sind frisch gebackene Eltern schnell verunsichert, ob sie mit ihrem Neugeborenen überhaupt spazieren gehen dürfen. Ist Ihr Baby älter als 14 Tage und ist es gesund (also fieberfrei), dürfen Sie auch bei Kälte an die frische Luft, sofern kein eisiger Wind weht. In den ersten drei Lebensmonaten sollten längere Spaziergänge bei Temperaturen unter -10 Grad jedoch besser ausfallen. Gehen Sie dann nur für nötige Erledigungen so kurz wie möglich mit Ihrem Kleinen nach draußen. Ist Ihr Baby älter als drei Monate, sollten Spaziergänge bei Temperaturen unter -15 Grad auf 20 bis 30 Minuten beschränkt werden.

Meiden Sie bei feucht-kaltem, nebligem Wetter die Nähe viel befahrener Straßen. Dann herrscht oft eine so genannte Inversionswetterlage, bei der Schadstoffe zu Boden gedrückt werden und die Atemwege belasten. Grundsätzlich gilt: Je feuchter und „schmuddeliger“ die Kälte ist, umso eher sollten Sie zu Hause bleiben bzw. höchstens einen kurzen Spaziergang machen.

Wichtig ist, dass Ihr Kleines gut eingepackt ist, denn Babys kühlen schnell aus: Die Körperoberfläche ist im Verhältnis zu Größe und Gewicht deutlich größer als bei Erwachsenen. Und natürlich bewegen sich Babys in den ersten Lebensmonaten beim Spaziergang kaum, sodass sie nur wenig eigene Wärme erzeugen.

Über die übliche Kleidung für drinnen ziehen Sie Ihrem Schatz am besten einen Schneeanzug an (in diesem Fall erübrigen sich Strumpfhosen!), dazu eine warme Mütze und Fäustlinge ohne Daumen. Für die Babyschale im Auto ist ein Fußsack (z.B. der Mucki von Odenwälder, mit Schlitzen für die Gurte) eine prima Sache und ersetzt den Schneeanzug.

Achten Sie darauf, dass die Kleidung nicht zu eng ist. Denn dann kann sich kein wärmendes Luftpolster bilden und einengende Kleidung behindert auch die Durchblutung (z. B. Bündchen, die an den Handgelenken einschnüren). Beides begünstigt Erfrierungen!

Tragetuch oder Kinderwagen?

Bei strengen Minusgraden rate ich eher zum Kinderwagen als zum Tragetuch. Im warmen Lammfell- oder Daunensack bei hochgestelltem Verdeck sind die Kleinsten einfach besser vor Kälte geschützt. Ich habe, als meine Kinder klein waren, die Erfahrung gemacht, dass im Tragesack oder Tragetuch trotz Schneeanzug plus Winterschühchen und Tragen des Babys direkt am Körper unter der eigenen Winterjacke die herunterhängenden Beinchen immer ganz schnell zu echten „Eisbeinen“ wurden.

Der Kinderwagen kann zusätzlich gegen Kälte von unten isoliert werden. Sie können ein Stück Styropor oder Isomatte in der Größe der Kinderwagen-Liegefläche zuschneiden und unter den Fußsack legen. Ersatzweise lässt sich auch durch einige dickere Zeitungen eine passable Kälteisolierung erreichen.

Steht der Kinderwagen im kalten Hausflur, können Sie ihn mit einer heißen Wärmflasche 20 Minuten vor dem Spaziergang „vorheizen“. Bitte nehmen Sie die Wärmflasche unbedingt heraus, bevor Sie Ihr Baby in den Kinderwagen legen (Verbrennungsgefahr!).

Im Winter trocknet zarte Babyhaut schneller aus

Babyhaut ist fünfmal dünner als Erwachsenenhaut und darum viel empfindlicher. Schützen Sie die Haut Ihres Babys, indem Sie vor dem Winterspaziergang eine fetthaltige Wind- und Wettercreme auftragen. Achtung: Stark wasserhaltige Cremes können der Haut sogar schaden, weil es durch Verdunstung zu lokalen Erfrierungen kommen kann! Nimmt Ihr Kind einen Schnuller, sollten Sie zudem die Mundpartie mit etwas Wundschutzcreme (enthält abdeckendes Zinkoxid) vor Speichel schützen. So kann der Nuckel auch bei großer Kälte nicht festfrieren.

Weil Babys Haut im Winter schneller austrocknet, dürfen Sie mit dem Baden sparsam sein, ein Bad pro Woche reicht völlig aus. Danach die Haut mit Pflegelotion rückfetten. Damit Ihr Kleines nicht zu stark auskühlt, sollte das Badewasser eine Temperatur von 37 Grad haben. Außerdem das Badezimmer bitte gut heizen und auch das Badetuch vorwärmen. Baden Sie Ihr Baby am besten vor dem Schlafengehen, sodass es anschließend ins warme Bettchen kommt. Ein gut geheizter Wickelplatz (z.B. mit Heizstrahler über der Wickelfläche) verhindert, dass Ihr kleiner Schatz beim Wickeln friert und sich unwohl fühlt.

Wenn die Sonne fehlt: Vitamin D & Co.

Vitamin D ist wichtig für den Knochenaufbau, die Zahnbildung und die Regulierung des Kalziumhaushaltes. Den Großteil des täglichen Vitamin-D-Bedarfs bildet der Körper bei ausreichend Sonneneinstrahlung selbst. Im Winter entsteht allerdings schnell ein Mangel, da die Tage kurz sind, die Sonne tief steht und zudem im dicken Schneeanzug nur das Gesicht der Sonne ausgesetzt ist. Deshalb sollten alle Babys im ersten Lebensjahr täglich ein Vitamin-D-Präparat mit 400 bis 500 IE (internationalen Einheiten) erhalten. Frühgeborene benötigen sogar 800 bis 1000 IE. Ihr Baby bekommt ein entsprechendes Präparat vom Kinderarzt verordnet.

Tageslicht (hier vor allem der Blauanteil) ist auch günstig, wenn Ihr Neugeborenes unter einer Neugeborenengelbsucht leidet. Der auslösende gelbe Farbstoff (Bilirubin) wird dadurch schneller abgebaut. Allerdings ist der Effekt von Tageslicht eher bescheiden, sodass Ihr Winterbaby durch die kurzen Wintertage keinen gravierenden Nachteil hat. Bei stärker ausgeprägter Gelbsucht ist ohnehin eine so genannte Fototherapie erforderlich, bei der Ihr Baby unter einer speziellen blauen Lampe bestrahlt wird.