Erfahrungbericht

Mamis Neuer

Du hast Kinder und lebst in Trennung. Irgendwann tritt ein neuer Partner in dein Leben. urbia gibt Tipps, wie alle Beteiligten diese Situation meistern können.

Autor: Samantha Davies

Der Prinz soll gehen

Mutter neuer Partner
Foto: © colourbox

Ich erinnere mich genau an den Moment, an dem unsere Beziehung zu Ende war. Laura, meine vor Herzlichkeit und Zufriedenheit strotzende Tochter von vier Jahren, saß auf meinem Schoß und sah sich ihren Lieblings Disney-Film an. Währenddessen kämpfte Martin, meine neue Liebe seit sechs Monaten, in der Küche mit unserem infernalischen Wäschetrockner.

Als Prinz Eric mit seiner Braut, der kleinen Meerjungfrau, in den Sonnenuntergang segelte, blickte Laura mich plötzlich mit ernstem Gesicht an: "Ich will, dass er jetzt geht."

Ich dachte, sie meint Prinz Eric. "Er geht doch schon, Süße", lächelte ich sie an. "Arielle und er segeln zu ihrem Palast, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute."

"Nicht der schöne Prinz", maunzte sie und deutete in Richtung Küche. "Der da! Martin! Ich mag ihn nicht. Sag ihm, er soll weggehen."

Martin war der erste Mann, mit dem ich mich seit der Trennung von Lauras Vater vor drei Jahren eingelassen hatte. Aus Unsicherheit, wie ich mit der ungewohnten Situation umgehen sollte, hatte ich große Anstrengungen unternommen, unsere Beziehung vor Laura zu verbergen. Soweit mir bewusst war, dachte sie, er sei einer von meinen guten Freunden; einer, der ab und zu vorbei kommt um Tee mit uns zu trinken oder ein paar Sachen zu reparieren. Aber sie war nicht so dumm.

Trennung als Lösung

Lauras Abneigung hatte sich über einige Zeit hinweg entwickelt. Sie war nie ein besonders störrisches Kind gewesen, doch mit der Zeit wurde ein richtiger Jekyll und Hyde aus ihr, wenn Martin nur in der Nähe war. Aber dies war das erste Mal, dass sie es aussprach: "Ich mag ihn nicht."

Zwei Wochen später trennte ich mich von Martin und, ehrlich gesagt, wir waren alle erleichtert. Rückblickend kann ich wohl sagen, dass ich mich nie besonders auf diese Beziehung eingelassen hatte. Und obwohl er ein sehr liebenswerter Mensch war - er war der jüngste von drei Brüdern und hatte eine italienische Mutter - war er es doch gewohnt, stets die Nummer eins zu sein. In meinem Leben kam aber Laura immer zuerst.

Seinen Kindern einen neuen Partner vorzustellen, kann große Probleme mit sich bringen. Sehr oft fühlt man sich dabei selbst so hin und her gerissen, dass es einem am besten erscheint, das Handtuch zu werfen.

Rollenverständnis und Zeitpunkt

Es gibt jedoch einige Tipps, wie die Situation für alle Beteiligten weniger traumatisch wird. Partnerschafts-Beraterin Denise Knowles rät:

Sei dir im Klaren über deinen Partner und die Rolle, die er im Leben deiner Kinder einnehmen soll

"Das Schlimmste, was Sie tun könnten, wäre es, Ihren Kindern eine wilde Folge von "Onkels", "Tanten" oder "guten Freunden" zu präsentieren", sagt Denise. "Es geht vielmehr darum, sensibel auf die Bedürfnisse Ihrer Kinder und Ihre eigenen Bedürfnisse einzugehen. Dabei ist es ein Muss, diese ständig zu hinterfragen - vor allem bei kleinen Kindern.

Erklären Sie ihnen, dass diese Person in keinem Fall die Position des Vaters oder der Mutter einnehmen wird, aber dass dies jemand ist, den sie sehr oft um sich haben werden. Sagen Sie Ihren Kindern, dass sich Ihre Liebe zu ihnen nicht ändern wird und dass Sie nach wie vor Zeit für sie haben werden."

Gibt es einen "richtigen" Zeitpunkt, einen neuen Partner zu präsentieren?

"Sie können selbst am besten einschätzen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist - mit Sicherheit aber nicht fünf Minuten nachdem Sie jemanden kennen gelernt haben, oder irgendwann zwischen Tür und Angel", so Denise. "Stellen Sie sicher, dass sich in der Situation alle entspannen können."

Kindermund tut Wahrheit kund

Höre auf deine Kinder

Wenn deine Kinder sagen, dass sie deinen neuen Partner nicht mögen, dann versuche, die Gründe dafür herauszufinden. Wische die Bedenken nicht einfach beiseite, nur weil du Angst hast vor dem, was du zu hören bekommen könntest.

"Viele Erwachsene täten gut daran, mehr auf die intuitiven Reaktionen ihrer Kinder zu achten", so Denise Knowles, "Sie reiten schließlich gerne auf Dingen herum, die wir im Laufe der Jahre nicht ganz "politisch korrekt" von uns geben. Und besonders in Zeiten, in denen man verliebt ist, läuft man Gefahr, mit Scheuklappen durch die Gegend zu laufen.

Wenn Sie also negative Reaktionen bekommen, ignorieren Sie diese nicht. Seien Sie erwachsen genug, nach den Gründen zu fragen."

Mehr Vermittler als Bote

Begib dich nicht in die Zwickmühle. Wenn deine Kinder und dein Partner ein Problem miteinander haben, schlage vor, dass sie sich auch untereinander darüber unterhalten.

Missbrauche deine Kinder nicht als Entschuldigung

Du hast ein Recht auf ein Leben außerhalb deiner Elternrolle. Eines Tages werden deine Kinder erwachsen sein und von zu Hause ausziehen, und dann werden ihre emotionalen Bedürfnisse nicht mehr auf dich gerichtet sein. Trotzdem bist du Vater oder Mutter, und das solltest du sehr ernst nehmen.

"Wenn Sie die Situation behutsam, sensibel und vernünftig angehen, so dass jeder der Beteiligten etwas zu sagen hat und sich ernst genommen fühlt, dann kann es funktionieren. Es gibt so viele glückliche Familien, die den Beweis dafür liefern."

Aus dem Englischen übersetzt von Martin Schneider