Gefahren im Haushalt

Spül- und Putzmittel: Kinder vor Vergiftung schützen

Spülmittel, Bodenreiniger oder Entkalker in limogelb und waldmeistergrün – so spannend für Kinder, aber auch so gefährlich in neugierigen Händen. Wir sagen euch, wie ihr Vergiftungsunfälle vermeiden könnt und was zu tun ist, wenn es doch passiert.

Autor: Janine Meul

Haushaltschemikalien: Sicher ist sicher

Haushaltschemikalien
Foto: © Fotolia / redpepper82

In vielen Haushalten ist der Vorratsschrank immer gut gefüllt mit Reinigern, Spülmitteln und Konzentraten. Die bunten Mittelchen sind aber nicht nur magische Putzhelfer, sondern auch besonders interessant für die Allerkleinsten. Um schlimme Vergiftungsunfälle zu vermeiden, sind diese Tipps für den Kauf und die Lagerung von Haushaltschemikalien hilfreich.

Beim Kauf von Reinigern und Co: Weniger ist mehr

Hand aufs Herz: Wie viele Spezialreiniger habt ihr zu Hause, immer auf der Suche nach dem Mittelchen, das quasi ganz von alleine putzt? Damit seid ihr nicht allein. Fakt ist jedoch, dass eine Verkleinerung der Putzmittelsammlung schon der erste Schritt zu mehr Sicherheit ist. Und zu mehr Kleingeld im Portemonnaie. Und zu einem besseren Umweltgewissen.

Ein Allzweckreiniger, ein Spülmittel und ein saurer Zitronenreiniger seien in den meisten Fällen ausreichend, rät auch das Umweltbundesamt. Für hartnäckige Fälle kann außerdem die gute alte Scheuermilch sinnvoll sein. Verzichtet mit Kindern im Haus auf aggressive Mittel wie Chlorreiniger und chemische Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmittel. Der Vorteil: Kein Flaschenchaos mehr, dafür ein übersichtliches Quartett, für das ihr leicht ein Plätzchen ganz oben im Schrank findet.

Die Maßnahmen der Hersteller

Einige chemische Haushaltsprodukte sind mit einem kindergesicherten Verschluss ausgestattet, der so konzipiert ist, dass er von kleineren Kindern nicht ohne Weiteres geöffnet werden kann. Eine absolute Sicherheit gibt es aber auch durch den Spezialverschluss nicht, denn „jedes fünfte Kind kann theoretisch den Verschluss öffnen", erläutert die BAG Mehr Sicherheit für Kinder e.V. in ihrem Online-Ratgeber „Kinder und Haushaltschemikalien".

Außerdem sind manche Putzmittel mit einem Bitterstoff versehen, der Kinder vor Vergiftungen bewahren soll, indem er sie zum Ausspucken des Produkts animiert.

Lagerung und Anwendung

Die Lagerung gefährlicher Substanzen ganz oben im Schrank oder hinter verschlossenen Türen ist natürlich das erste Mittel gegen mögliche Haushaltsunfälle mit Reiniger und Co. Aber auch während der Verwendung ist besondere Vorsicht und Aufmerksamkeit geboten. Schnell klingelt das Telefon oder Mama und Papa sind anderweitig abgelenkt, schon greifen kleine Kinderhände zu.

Lagert die gefährlichen Produkte nie zusammen mit Lebensmitteln und füllt sie keinesfalls in Lebensmittelbehältnisse, also z.B. Limoflaschen, um. Erstens fehlen dann die Gefahrenkennzeichnung und die Inhaltsangaben und natürlich besteht auch eine erhöhte Verwechslungsgefahr.

Ein weiterer Tipp: Nur die wenigsten denken auch daran, ihre Einkäufe schnell zu verstauen. Für neugierige Entdecker üben die raschelnden Einkaufstüten, in denen sich auch immer viele Leckereien befinden, aber eine besondere Anziehungskraft aus. Die BAG Mehr Sicherheit für Kinder e.V. weist außerdem in ihrem Ratgeber darauf hin, dass Kinder gerne mal Spülmaschinentabs direkt aus der Maschine nehmen oder beim Toilettenstein im WC zugreifen.

Gefahren kennen und vermitteln

Um Gefahren zu vermeiden oder im Notfall angemessen handeln zu können, ist es besonders wichtig, gefährliche Produkte auch als diese zu erkennen. Gefährliche Haushaltschemikalien sind mit schriftlichen Hinweisen wie „Darf nicht in die Hände von Kindern geraten" oder Signalwörtern wie „Achtung" versehen. Auch die rot gerahmten Gefahrensymbole geben Aufschluss darüber, welche Gefahr von einem Produkt ausgehen kann.

Aber: Die bis 2017 zum Teil auch noch orangefarbenen Piktogramme und die schriftlichen Gefahrenhinweise kennzeichnen nur klassische Haushaltschemikalien, keine Hausmittelchen. Die oft als Reinigungsmittel eingesetzte Essigessenz gilt zum Beispiel als Lebensmittel und unterliegt daher nicht der Kennzeichnungspflicht. Sie kann für Kinder aber trotzdem gefährlich sein und sollte entsprechend sicher aufbewahrt werden.

Achtet bei Haushaltschemikalien auch verstärkt auf zusätzliche Sicherheitshinweise und die Gebrauchsbestimmungen. Viele Imprägniersprays dürfen beispielsweise nur außerhalb geschlossener Räume benutzt werden.

Was tun, wenn das Kind Putzmittel verschluckt hat

Und wenn es doch passiert ist? Dann solltet ihr den Notarzt rufen und Rat bei der zuständigen Giftnotrufzentrale eures Bundeslandes einholen. Milch trinken lassen oder Erbrechen auslösen – diese angeblich lebensrettenden Maßnahmen gehören ins Reich der (gefährlichen) Mythen und dürfen keinesfalls durchgeführt werden. In vielen Fällen können Wasser, Tee oder Saft – verabreicht in kleinen Schlückchen – helfen. Bei schäumenden Substanzen wie verschlucktem Spülmittel ist eine zusätzliche Flüssigkeitszufuhr aber der absolut falsche Weg.

Haltet also am besten das Etikett bereit und handelt nur nach Expertenrat, denn die zu ergreifenden Maßnahmen sind immer abhängig von der jeweiligen Substanz.

Links

App Giftnotruf für iOS und android
BAG Mehr Sicherheit für Kinder e.V.: Ratgeber mit Übersicht der Gefahrensymbole
Kinderärzte im Netz: Sofortmaßnahmen bei Vergiftungen

Was tun, wenn sich mein Kind vergiftet hat?