Von Baby bis Teenager

Wie viel Schlaf braucht ein Kind?

Eltern sind häufig besorgt, ihr Kind könne zu wenig schlafen. Doch wie viel Schlaf brauchen Kinder im jeweiligen Alter wirklich? Und erholen sie sich ausreichend, wenn sie oft wach werden oder schlecht einschlafen?

Autor: Gabriele Möller

Wie viel Schlaf brauchen Säuglinge?

Schlafendes Kind auf dem Arm
Foto: © iStock, SbytovaMN

Wie viel Schlaf ist nötig? In den ersten Lebenswochen ist die Spannbreite bei der Schlafdauer am größten. Zwar sagt die Statistik, dass ein Säugling im Durchschnitt 15 bis 16 Stunden schläft. Doch dieser Mittelwert hilft Eltern nicht wirklich, denn es ist letztlich Veranlagung, ob das einzelne Baby nun 14 oder 20 Stunden pro Tag schläft. Tagsüber schlafen Neugeborene noch etwa drei- bis viermal, insgesamt etwa zwei Stunden. Es gibt aber auch junge Erdenbürger, die es bevorzugen, nichts zu verpassen und die deshalb tagsüber allenfalls mal für 20 Minütchen dösen.

Gut zu wissen: Ob es gerade Tag oder Nacht ist, ist dem Baby in den ersten Wochen ebenfalls schnurz. Erst mit etwa 15 Wochen entwickelt es einen Rhythmus, der sich halbwegs an den Tageszeiten orientiert. Trotzdem bleibt es Glückssache, ob es nachts sechs bis acht Stunden durchschläft - was eher selten ist - oder ob es nach jedem Schlafzyklus von etwa zwei bis vier Stunden Dauer wach wird, als hätte man ihm den Wecker gestellt. Auf wie viele Etappen sich Babys Schlaf verteilt, ist dabei egal, auch häufig aufwachende Babys bekommen also (im Gegensatz zu ihren Eltern) genug Schlaf.

Schlafen sie einmal, haben Babys viel längere Tiefschlafphasen als ältere Kinder. Bei ihnen überwiegt der Non-REM-Schlaf (fehlende Augenlid-Bewegungen) gegenüber dem leichteren REM-Schlaf (häufige Lidbewegungen).

Den Schlaf unterstützen: Egal, wie kurz oder lang, ruhig oder unruhig das Baby schläft - alles ist normal. Eltern können beim sehr jungen Säugling die Schlafdauer und Gesamtschlafmenge nicht beeinflussen, wie sehr sie es auch versuchen. Schläft ein Baby wenig oder immer nur kurz, bleibt nicht viel anderes übrig, als möglichst gelassen auf bessere Zeiten zu warten - die auf jeden Fall kommen! Eltern können aber darauf achten, ihr Kind immer dann hinzulegen, wenn es Anzeichen von Müdigkeit zeigt. So vermeiden sie, dass es sich aus Übermüdung "einschreit" oder nur schwer einschläft.

Wie viel Schlaf brauchen Babys?

Wie viel Schlaf ist nötig? Babys von sechs bis etwa zwölf Monaten machen meist noch zwei Tagesschläfchen und schlafen insgesamt 14 bis 15 Stunden (wobei das einzelne Baby sich auch hier nicht unbedingt an diesen Durchschnittswert halten muss). Bis zum Alter von sechs Monaten haben die meisten Babys einen regelmäßigen Schlaf- und Wachrhythmus entwickelt. Sie spüren den Unterschied zwischen Tag und Nacht, hell und dunkel, der Tagesaktivität oder Nachtruhe der Familie.

Gut zu wissen: Die Glückspilze unter den Eltern haben nach etwa einem halben Jahr schon ruhigere Nächte: Ihr Baby wacht nachts nur noch einmal auf, um zu trinken und ein paar Schmuse-Einheiten zu genießen. Die anderen Eltern… Nun, sie sollten die Hoffnung nicht aufgeben, irgendwann wird sich auch ihr Baby nachts nicht mehr fünf Mal melden. Bis dahin dürfen übermüdete Väter oder Mütter - wenn möglich - tagsüber skrupellos mitschlafen, sobald ihr Baby seine Nickerchen macht.

Den Schlaf unterstützen: Die Gesamtschlafmenge ihres Kindes können Eltern zwar nicht verkürzen oder verlängern - aber sie können sie jetzt umverteilen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: Verkürzt man die Tagesschläfchen, ist das Baby abends früher müde. Legt man es abends später hin, schläft es morgens länger oder hat nachts keine längeren Munterkeits-Phasen. Weckt man es morgens früher, schläft es beim Mittagschlaf leichter ein. Eltern sollten nur eine Maßnahme auswählen, nicht mehrere gleichzeitig. Diese Veränderungen brauchen zudem etwa eine Woche, bis sie greifen, weil Babys Gehirn sich erst umstellen muss. 

Wie viel Schlaf brauchen Kleinkinder?

Wie viel Schlaf ist nötig? Kleine Kinder von ein bis zwei Jahren schlafen meist etwas mehr als 13 Stunden und machen dabei nur noch ein Mittagschläfchen. Ihr Schlafbedarf gegenüber der Babyzeit sinkt oft plötzlich oder in kleinen Schüben ab, so dass sie auf einmal abends schwerer einschlafen oder mittags nicht mehr recht in den Schlaf finden.

Gut zu wissen: Kleine Kinder sind oft besonders anspruchsvoll in Sachen Schlaf. Sie wollen nicht allein einschlafen, vielleicht auch nicht allein in ihrem Zimmer schlafen oder brauchen abends lange, um schläfrig zu werden. Nachts brauchen sie oft noch elterlichen Beistand, weil sie den Schnuller nicht finden oder zwischendurch Milchhunger haben. Es ist normal, dass auch ein kleines Kind nachts noch mindestens ein Mal ruft.

Den Schlaf unterstützen: Eltern sollten nicht versuchen, zu starr auf ihren Vorstellungen zu beharren, wann, wie und wo ihr Kind schlafen sollte. Leichter ist es, individuelle Lösungen zu finden: Wenn ein Kind nur unter Weinen im eigenen Zimmer einschläft oder ständig wieder aus dem Bett klettert, kann es helfen, sein Bett ins Elternschlafzimmer zu stellen oder es im Elternbett einschlafen zu lassen und später hinüber zu tragen. Eltern sollten sich am Kinderbett außerdem auch abwechseln, so dass nicht z. B. immer nur die Mutter abends ewig beim Kind sitzt. Damit auch diese Zeit schon ein gefühlter Teil des Feierabends wird, können Vater oder Mutter am Kinderbett lesen oder zum Beispiel handarbeiten, bis das Kind schläft.

Schläft ein Kind abends plötzlich schlechter ein als bisher oder ist es nachts fit, ist sein Schlafbedarf gesunken. Jetzt kann man den Mittagschlaf verkürzen (bei älteren Kleinkindern auch abschaffen), das Kind abends später hinlegen oder es morgens früher wecken. Immer gilt: Ein schönes Einschlafritual macht auch kapriziösen Schläfern das Zubettgehen leichter und sollte nicht fehlen. Eine Geschichte und ein vorgesungenes Lied, vielleicht auch noch ein kleines Rollenspiel mit einem "sprechenden" Kuscheltier stimmen das Kind auf die Schlafenszeit ein. 

Wie viel Schlaf braucht ein Kindergartenkind?

Wie viel Schlaf ist nötig? Kinder zwischen drei und fünf Jahren brauchen durchschnittlich etwa elf bis zwölf Stunden Schlaf. Viele von ihnen machen jetzt schon seit längerem keinen Mittagschlaf mehr oder fangen erst mit dem Kindergarteneintritt wieder damit an.

Gut zu wissen:  Auch bei Kindern, die bisher noch in den meisten Nächten irgendein Anliegen hatten (Durst, Decke heruntergefallen, Toilettengang, Alptraum) kehrt sich das Verhältnis allmählich um: Sie schlafen nun in den meisten Nächten durch, oder helfen sich selbst, anstatt sofort nach den Eltern zu rufen.

Den Schlaf unterstützen: Macht das Kind noch einen Mittagschlaf, sollte dieser nicht zu lange dauern. Viele Kinder sind sonst abends zu munter oder morgens schon um fünf Uhr wach.

Kinder können sich jetzt nachts oft schon selbst helfen: Eltern können sie dazu ermuntern, allein auf die Toilette (oder notfalls auf ein Töpfchen) zu gehen, aus einem bereitgestellten Becher etwas zu trinken, ihre Bettdecke selbst zu richten, wenn sie verrutscht ist. Ein Steckdosen-Licht sorgt für die nötige Helligkeit.

Das Einschlafritual mit den Eltern ist dagegen nicht ersetzbar. Zum Beispiel wirkt es jetzt besonders entspannend, mit dem Kind die Erlebnisse des Tages noch einmal kurz durchzusprechen, damit sie sich im Kopf ordnen können. Das macht es den Kleinen leichter, in die Nachtruhe zu finden.

Wie viel Schlaf braucht ein Schulkind?

Wie viel Schlaf ist nötig? Schulkinder von sechs bis zehn Jahren brauchen anfangs noch knapp elf, später etwas weniger als zehn Stunden Schlaf. Dass sie den auch bekommen, ist wichtig. Denn im Schlaf entwickelt sich ihr Gehirn, werden die Ereignisse des Tages verarbeitet und ihr Immunsystem aktiviert.

Gut zu wissen: Bis zum Kindergartenalter schlief das Kind fast automatisch genug, es holte sich einfach den Schlaf, den es brauchte. Ab dem Schulalter gilt dies nicht mehr unbedingt. Denn viele Schulkinder folgen nicht mehr instinktiv ihrem Schlafbedürfnis, sondern möchten abends bekanntlich gern länger aufbleiben, fernsehen, daddeln, lesen oder Hörspiele hören. Eltern müssen jetzt tatsächlich darauf achten, dass ihr Sprössling genug Schlaf bekommt - und genug Bewegung: In einer Studie der neuseeländischen Universität Auckland zeigte sich, dass ein Kind für jede Stunde, die es sich am Tag kaum bewegt hat, drei Minuten länger braucht, bis es in den Schlaf fällt - bei zehn Stunden summiert sich das. Außerdem schlafen Bewegungsmuffel insgesamt nachts kürzer als andere Kinder.

Den Schlaf unterstützen: "Wenn du jetzt nicht ins Bett gehst, bist du morgen früh müde!" Diesen Satz haben die meisten Eltern wohl schon gesagt - meist mit mäßigem Erfolg. Anstatt lange zu argumentieren, ist es einfacher, eine feste Insbettgeh-Zeit zu benennen. Ein Sechsjähriger, der morgens um 7 Uhr aufstehen muss, sollte in der Woche gegen 19.30 bis 20 Uhr ins Bett gehen. Ist ein Kind schon zehn Jahre alt, darf es dagegen schon bis etwa 21 Uhr aufbleiben.
Auch Schulkinder schlafen leichter ein, wenn es ein Abendritual gibt. Selbst wenn sie längst selbst lesen können - sie lieben es meist sehr, noch vorgelesen zu bekommen. Oder einfach noch ein bisschen mit Papa oder Mama zu quatschen und herumzualbern.

Wie viel Schlaf brauchen Kinder über 12 Jahre?

Wie viel Schlaf ist nötig? Jugendliche sollten acht bis neun Stunden Schlaf bekommen, sagen Forscher. Denn ihr Gehirn befindet sich im Umbau und entwickelt sich stark, und diese Veränderungen finden vorwiegend im Schlaf statt. Viele Jugendliche schlafen aber weniger als sieben Stunden pro Nacht, jeder Fünfte sogar weniger als sechs, wie eine Studie des Dillenburger Instituts für Gesundheitsforschung und des Schlafmedizinischen Zentrums in Marburg ergab. Nicht umsonst gaben zwei Drittel der Teens denn auch an, sich morgens nicht ausgeruht zu fühlen. Ursache meist: Die Jugendlichen sitzen bis spät am PC oder Smartphone. 

Gut zu wissen: Viele Teenager sind abends tatsächlich nicht müde, weil sie zum sogenannten "Abendtyp" gehören: Sie erreichen ihre größte Leistungsfähigkeit am Nachmittag und Abend. Eine Metastudie der Universitäten Bologna und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg ergab, dass junge Menschen vom Typ "Nachteule" schlechtere schulische Leistungen erbringen. Um diesen Typ, dem offenbar die Mehrheit der Jugendlichen angehört, nicht zu benachteiligen, fordern Wissenschaftler einen morgendlichen Schulbeginn um 9 Uhr statt um 8 Uhr. 

Den Schlaf unterstützen: So lange, bis die Politik auf diese Forderung reagiert, können Eltern nicht warten. Daher müssen sie in den sauren Apfel beißen und mit ihrem Sprössling einen oft mühsamen Kompromiss aushandeln: Damit sie auf den nötigen Schlaf kommen, sollte bei jüngeren Teens ab 21.30 Uhr, bei älteren ab 22.30 Uhr das Licht ausgehen. Am besten kündigt man dem ins Spiel oder Chatten vertieften Teen schon 30 Minuten vorher das nahe Ende seines "Abendprogramms" an, damit er davon nicht zu sehr überrascht wird - das mildert seinen Protest.