Tagesmutter, Kita oder Elterninitiative?

Betreuung für Kinder unter drei Jahren

Ihr habt ein Baby oder Kleinkind, wollt wieder arbeiten und sucht eine gute Tagesbetreuung? Seit es den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder ab einem Jahr gibt, suchen immer mehr Eltern bereits für ihr Kind im Alter von einem, zwei oder drei Jahren eine gute Betreuung. Wir geben euch einen Überblick.

Autor: Heike Byn

Betreuung für unter 3-Jährige: Blick hinter die Kulissen

Betreuung Kinder unter drei
Foto: © colourbox

Egal, ob ihr euch für eine Tagesmutter, eine Kita oder eine Elterninitiative entscheidet: Nehmt auf jeden Fall vor der Anmeldung oder dem Vertragsabschluss die in Frage kommende Einrichtung oder Tagesmutter genau unter die Lupe. Macht dazu abseits vom Tag der offenen Tür oder offiziellen Anmeldeterminen an einem normalen Wochentag einen Termin aus, schaut euch die Räumlichkeiten und Angebote an und sprecht mit den betreuenden Personen. So bekommt ihr ein unverfälschtes Bild vom Umgang miteinander und der Atmosphäre vor Ort.

Kinderbetreuung steuerlich absetzbar

Wer für eine Kinderbetreuung bezahlt, kann diese Kosten mit den entsprechenden Nachweisen steuerlich absetzen – und zwar jährlich bis zu zwei Drittel der Kosten, maximal jedoch 4.000 Euro. Nähere Details erfahrt ihr beim Familienwegweiser des Familienminsteriums.

Umsonst und vertraut: Betreuung durch Familie oder Freunde

Vor allem für Mütter oder Väter von kleinen Babys, die nur stunden- oder tageweise arbeiten ist es ideal, wenn die Großeltern, Verwandte oder gleichgesinnte Freunde auf den Sohn oder die Tochter aufpassen. Omas und Opas lieben es, gemeinsame Zeit mit den Enkelkindern zu verbringen und wollen den Kleinen viel bieten: Ausflüge, gemeinsames Spielen, Kuscheln und ganz auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen. Auch Tanten oder Onkel im Ruhestand helfen oft gerne, wenn eine Betreuung für das Baby oder Kleinkind gesucht wird. Manchmal können sich befreundete Eltern auch bei der Betreuung mit Freunden abwechseln. Dann ist es sinnvoll genau zu vereinbaren, an welchen Tagen und in welchem Zeitrahmen eine Kinderbetreuung nötig ist. Achtet dabei darauf, dass das Verhältnis von Geben und Nehmen ausgewogen ist und sich keine Seite übervorteilt fühlt.

Der Vorteil: Gerade den ganz Kleinen tut eine individuelle und liebevolle Betreuung gut. Wenn sie ein vertrautes Gesicht um sich haben, fällt ihnen der Abschied von Mama und Papa leichter. Bleibt die Betreuung in der Familie, erleben die Kinder so, dass man hier zusammenhält und füreinander da ist. Außerdem stellen Großeltern oder ältere Paten immer auch eine Brücke in die Vergangenheit dar und damit zu den Wurzeln der Familie. Vielen Müttern und Vätern fällt es zudem leichter, ihr Baby in vertraute Hände zu geben als direkt in eine Kita.

Der Nachteil: Ihr könnt nicht davon ausgehen, dass die private Betreuung denselben zeitlichen Umfang hat wie die in einer Kindereinrichtung. Im Unterschied zu festen Betreuungseinrichtungen können die Betreuer außerdem kurzfristig durch Krankheit ausfallen. Zudem solltet ihr mit den Großeltern oder Paten ausführlich über eure Erziehungsvorstellungen sprechen. Sonst gibt es schnell Stress beim Thema Essen, Verwöhnen oder Sauberwerden.

Die Kosten: Meist kein Thema. Welche Oma oder Patentante nimmt schon Geld dafür, dass sie auf ihren Enkel oder Patensohn aufpasst? Teilt man sich die Betreuung mit einer befreundeten Familie, fallen auch keine Kosten an. Bevor es zu Missverständnissen kommt, kann aber auch ein (kleiner) Beitrag zur Betreuung die nötige Anerkennung für die wichtige Betreuungsleistung bieten.

Familiär und flexibel: Tagesmütter, Tagesväter

Tagesmütter und Tagesväter betreuen meist sehr kleine Gruppen mit maximal fünf Kindern. Deshalb können die Betreuer auch besser auf die Vorlieben eures Kindes beim Schlafen und Essen eingehen, als es Erziehern in der Kita möglich ist. Vor allem schüchternen und zurückhaltenden Kindern fällt es in einer überschaubaren Wohnung und mit nur wenigen anderen Kindern leichter, stundenlang ohne Mama oder Papa klarzukommen.

Der Vorteil: Eine gute Alternative für jene, die weder einen Platz in einer Kita noch in einer Elterninitiative bekommen haben. Einzelkinder profitieren von der Tagesmutter, weil sie hier oft langanhaltende Freundschaften eingehen und für einige Zeit wie mit Geschwistern gemeinsam aufwachsen. Viele Tagesmütter bieten zudem einen großzügigen Zeitrahmen für die tägliche Betreuung an.

Der Nachteil: Tagesmütter sind oft keine Pädagogen oder Erzieher. Deshalb achtet bei der Auswahl darauf, dass sie ein Seminar beim Jugendamt oder einer Familienbildungsstätte besucht haben. Ob die Betreuung tatsächlich gut für euer Kind ist, könnt ihr nur schwer beurteilen. Ihr seid ja nicht dabei, es gibt keinen Elternrat und keine verbindlichen Qualitätsstandards. Vertraut eurem Bauchgefühl und beobachtet euer Kind.

Die Kosten: Tagesmütter und Tagesväter bekommen zwischen drei und acht Euro pro Stunde – je nach Region. In manchen Gemeinden werden die Plätze für registrierte Tageseltern über die Stadt selbst vergeben. Der Beitrag ist dann, wie bei der Kita, gehaltsabhängig. Genaueres dazu erfahrt ihr auf den Seiten des Bundesverbandes für Kindertagespflege. Handelt es sich um eine privat vermittelte Tagesmutter, vereinbart ihr mit dieser eine Bezahlung nach Stundensatz und Aufwand.

Das Standardmodell: Betreuung in der Kita

Die meisten Kinder im Alter von unter drei Jahren in einer Kita untergebracht, die entweder einen städtischen, kirchlichen oder freien Träger der Wohlfahrtspflege hat. Inhaltlich unterscheiden sich die Einrichtungen nicht groß voneinander. Allerdings orientieren sich die Kitas in kirchlicher Trägerschaft mehr als andere an den großen Kirchenfesten im Jahr und nehmen oft auch an Aktionen wie Kindergottesdiensten der Trägergemeinde teil.

Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung kommen derzeit (Stand 2016) auf eine vollzeitbeschäftigte Kita-Fachkraft durchschnittlich 4 ganztags betreute Krippenkinder oder 9 Kindergartenkinder. In Kitas ist der Tagesablauf für die Kleinen inklusive Mittagsruhe oder -schläfchen gut strukturiert. Es gibt viele Beschäftigungsmöglichkeiten, Anregungen, viele Spielkameraden für die Kinder und verlässliche Bildungs- und Qualitätsstandards für die Eltern.

Der Vorteil: Eltern bekommen hier eine verlässliche, kontrollierte und standardisierte Betreuung. Wenn beide Elternteile arbeiten, ist die Aussicht auf einen Kita-Platz für ein unter Dreijähriges ziemlich gut. Kinder erhalten hier viele Anregungen, Bewegungsmöglichkeiten, können ihre Sozialkompetenz entwickeln und lernen, ihren Platz in einer Gruppe zu finden. Der

Nachteil: Sensible Kinder tun sich oft etwas schwerer mit der Gewöhnung an den neuen Alltag inmitten vieler anderer Kinder. Eltern können sich weder die Gruppe, der ihr Kind zugeteilt wird, noch die Erzieherin aussuchen. Das kann schwierig werden, wenn die Chemie nicht stimmt.

Die Kosten: Je nach Wohnort und Einkommen der Eltern kann der Monatsbeitrag für unter 3-Jährige bei bis zu 600 Euro liegen. Dazu kommt meist noch ein Essensgeld von bis zu 60 Euro pro Kind.

Rechtsanspruch in Theorie und Praxis

Seit August 2013 haben Kinder mit dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Derzeit möchten laut Bundesfamilienministerium (Stand Januar 2017)  46 Prozent der Eltern solch einen Platz für ihr Kleinkind in Anspruch nehmen. Immerhin knapp 33 Prozent von ihnen können sich über eine Betreuung ihres unter Dreijährigen in einer Kita oder öffentlichen Kindertagespflege freuen. Das entspricht einer Zahl von fast 720.000 Kindern. Zum Vergleich: Noch vor zehn Jahren lag die Betreuungsquote nur bei etwa 14 Prozent. Die erfreulichen Zahlen sind dennoch kein Grund zur ungetrübten Freude: Schließlich gehen immer noch zu viele Eltern leer aus, werden wieder mehr Kinder geboren und gilt es, auch die kleinen Flüchtlingskinder möglichst schnell in die Kindertagesbetreuung zu integrieren. Deshalb plant die Bundesregierung, das Platzangebot in den kommenden Jahren mit einem erneuten Investitionsprogramm von mehr als 1,1 Milliarden Euro weiter auszubauen.

Engagiert und individuell: Die Elterninitiative

Elterninitiativen sind für viele Eltern noch heute oft die einzige Möglichkeit, einen Kitaplatz für ihr Baby oder Kleinkind zu bekommen. Es sind kleine, von Eltern und/oder Erziehern selbstverwaltete Kitas und Horte. Sie haben in der Regel die Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins, in dem die Eltern Mitglied sind und den Vorstand stellen. Dadurch haben die Eltern großen Einfluss auf alle Belange und die Entwicklung des Vereins. Das ist nicht immer einfach, führt aber auf der anderen Seite zu einer hohen Identifikation der Eltern mit ihrer Elterninitiative. Bei der Suche nach einem freien und geeigneten Platz lohnt ein Blick auf das Angebot der Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiative helfen. Dort könnt ihr nach Postleitzahlen gelistet nach Elterninitiativen in eurer Nähe suchen.

Der Vorteil: Die Gruppengröße ist überschaubar bis klein, dadurch ist eine individuelle Erziehungsarbeit möglich. Eltern können viel Einfluss auf die Personalauswahl, Erziehungsarbeit und inhaltliche Ausrichtung der Einrichtung bis hin zum Verpflegungskonzept nehmen. Wenn Eltern es so festlegen, sind auch alternative Konzepte wie Waldkindergarten oder Integrationskonzepte möglich.

Der Nachteil: Alle machen mit, alle packen an. Gemeinsam Verantwortung zu tragen und sich ehrenamtlich zu engagieren bedeutet viel Arbeit: Neben Organisation, Buchhaltung und (Personal-)Verwaltung fallen auch Tätigkeiten wie Putzen, Handwerkeln, Streichen und Events organisieren an.

Die Kosten: Die Elternbeiträge sind ähnlich hoch wie die für Kitas öffentlicher oder privater Träger. Hinzu kommen noch Mitgliedsbeiträge für den Trägerverein, Beiträge zu den Mahlzeiten sowie Beiträge zu Ausflügen, Aktionen etc. Die Höhe der Elternbeiträge richtet sich nach der Staffelung des örtlichen Jugendamtes und eurem Einkommen. In der höchsten Stufe kann der Beitrag durchaus um die 600 Euro monatlich liegen. Beim Jugendamt könnt ihr bei geringerem Einkommen einen Antrag auf Zuschuss zum Elternbeitrag stellen.

Baby im Büro: Betriebliche Kindergärten

Das Baby zur Arbeit mitbringen, in den Pausen besuchen und zwischendurch stillen – ein in Deutschland leider noch seltenes Privileg. Vor allem größere Unternehmen oder Hochschulen warten mit eigenen Kinderbetreuungsangeboten für ihre Mitarbeiter oder Studierenden auf. Normalerweise sind diese Betriebskindergärten dann im Haus oder in der Nähe des Unternehmens untergebracht. Dadurch können Eltern ihre Kinder auf dem Weg zur Arbeit und wieder nach Hause mitnehmen und sind im Notfall schnell erreichbar.

Der Vorteil: Meist haben Betriebskindergärten ihre Öffnungszeiten an die Arbeitszeiten der Mitarbeiter angepasst und sind durchweg das ganze Jahr über geöffnet – inklusive der sonst schwierig zu organisierenden Ferienzeiten und Brückentage.

Der Nachteil: Könnt ihr euer Kind einmal nicht selbst in die Kita bringen oder abholen, fällt für euren Partner, Familienangehörige oder Freunde ein Extra-Weg an. Wenn ihr den Arbeitgeber wechselt, kann es passieren, dass der Kita-Platz verfällt.

Die Kosten: Sie entsprechen in etwa denen anderer Kindertagesstätten. Viele Unternehmen gewähren ihren Mitarbeitern zudem einen Zuschuss. Außerdem könnt ihr auch für den Elternbeitrag in einem Betriebskindergarten einen Zuschuss beim Jugendamt beantragen, der auch hier von der Höhe eures Einkommens abhängt.

Betreuung zu Hause: Au-pair

So ein Au-pair ist für viele Eltern mit der Zeit wie ein (viel) älteres Geschwisterkind für den eigenen Nachwuchs. Schön, wenn ihr da dem Au-pair nicht nur einen eigenen Platz in eurem Haus, sondern auch im Herzen geben könnt. Euer Kind bekommt dann nicht nur eine individuelle Betreuung, sondern profitiert auch vom frischen Wind, der dank einer anderen Kultur und Sprache durchs Haus weht. Zudem lassen sich mit den Au-pairs neben den üblichen Stunden für die Kinderbetreuung nach Absprache auch noch Babysitterdienste am Abend vereinbaren. Au-pairs findet ihr über eine der zahlreichen Vermittlungen oder Agenturen im Netz. Detaillierte Informationen sowie Angebote seriöser Dienstleister gibt es beim Bundesverband der Au-pair-Vermittler, Gasteltern und Au-pairs.

Der Vorteil: Euer Kind muss sich an keine neue Umgebung gewöhnen und hat es nur mit einer zusätzlichen Bezugsperson zu tun. Die Betreuungszeiten lassen sich flexibel vereinbaren und die zu erledigenden Arbeiten im Haushalt auch. Wie nebenher lernt euer Kind auch noch den Klang einer neuen Sprache kennen.

Der Nachteil: Selbst im Zeitalter von Skype und WhatsApp wisst ihr nicht wirklich, welchen Menschen ihr euch da in euer Heim holt. Wenn ihr Pech habt und es zwischen euch und dem Au-pair nicht klappt, müsst ihr auf die (zeit-)aufwändige Suche nach einem Nachfolger gehen.

Die Kosten: Ihr zahlt eine Vermittlungsgebühr, Beiträge für Unfall-, Kranken- und Haftpflichtversicherung. Hinzu kommen ein Taschengeld und natürlich Kosten für die Verpflegung. Mit mindestens 500 Euro monatlich müsst ihr da mindestens rechnen.