Krankenkasse warnt vor unnötigen Verordnungen bei Virusinfekten

Kindergartenkinder schlucken die meisten Antibiotika

Laut einer Umfrage werden Antibiotika besonders häufig Kindern im Kindergartenalter verordnet. Der Nutzen dieser Medikamente ist jedoch bei vielen Krankheitsbildern zweifelhaft. Deshalb fordert eine Krankenkasse Mediziner und Eltern zu einem maßvollerem Umgang damit auf.

Antibiotika Kinder Umfrage Teaser
Foto: © DAK-Gesundheit / Manfred Wigger

Kindergartenkinder sind die Spitzenreiter im Antibiotika-Verbrauch: 41 Prozent der Vier- bis Sechsjährigen erhielten im vergangenen Jahr Antibiotika – so das Ergebnis einer bundesweiten und repräsentativen Forsa-Umfrage* im Auftrag der DAK-Gesundheit. Bei der Gesamtaltersgruppe der 0- bis 18-Jährigen sind es nur knapp 30 Prozent, die Antibiotika einnahmen. Anlässlich des Europäischen Antibiotikatags warnte die Krankenkasse vor unnötigen Verordnungen.

Antibiotika nur in Ausnahmefällen

Laut Umfrage bekamen 37 Prozent der Vier- bis Sechsjährigen Antibiotika bei Bronchitis, 29 Prozent bei Mittelohrentzündung und 27 Prozent bei Erkältung. Beschwerden, bei denen solche Wirkstoffe nur in Ausnahmefällen sein müssen. „Bei Virusinfekten sind etwas Gelassenheit und gegebenenfalls eine kurzfristige Schmerzmittelgabe sinnvoller als Antibiotika", sagt Dr. Michael Freitag, Facharzt für Allgemeinmedizin und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der DAK-Gesundheit. „Darüber sind aber viele Eltern nicht ausreichend informiert." Dazu komme der Druck, dass viele Kinder möglichst schnell wieder in den Kindergarten oder die Schule gehen sollen, insbesondere wenn beide Eltern voll berufstätig sind.

In erster Linie sind die Ärzte für die Verordnung von Antibiotika verantwortlich. Aber auch die Einstellung der Eltern spielt eine Rolle: 17 Prozent der Befragten erwarten ein Antibiotikum bei Infektionskrankheiten. „Aufklärung ist entscheidend", so Freitag. „Wenn noch mehr Eltern wüssten, dass es durchaus normal sein kann, dass ein Kleinkind bis zu zehn Infekte pro Jahr durchmacht und diese in den allermeisten Fällen innerhalb einiger Tage folgenlos vorübergehen, dann würde auch die Nachfrage nach Antibiotika sinken."

Eltern halten sich meist an Einnahmehinweise

Positiv: Die meisten Eltern halten sich an die Einnahmehinweise. Nur jeweils sieben Prozent stoppen die Gabe vorzeitig oder reduzieren eigenmächtig die Dosis, wenn es ihrem Kind besser geht. „Die richtige Einnahme ist entscheidend für den Behandlungserfolg", erklärt Freitag. „Wer Antibiotika zu früh absetzt, riskiert einen Rückfall. Außerdem steigt dann das Risiko, dass die Erreger Resistenzen gegen die Medikamente entwickeln."

* Bundesweite repräsentative Bevölkerungsumfrage durch Forsa, März 2014, 3.100 Befragte ab 18 Jahren, darunter 620 Mütter und Väter mit Kindern unter 18 Jahren.