Aller Anfang ist schwer

Probleme beim Schulstart? So können Eltern helfen

Mit dem Schulstart ändert sich ihr Alltag von einem auf den anderen Tag. Und das läuft nicht immer reibungslos ab. Millionen verlorene Radiergummi, Brotdosen, die voll zurückkommen, Wasser, das nicht getrunken wird – von den Hausaufgaben gar nicht zu reden. Was ihr bei typischen Problemen tun könnt.

Autor: Heike Byn

Erster Schultag: Angst vor der neuen Welt

Probleme Schulstart
Foto: © colourbox

Der Schulstart ist aufregend: das große Schulgebäude, die vielen unbekannten Mitschüler – all das führt zu Verunsicherung. Es gibt Kinder, die ihre Sorgen und Ängste schon Monate vorher mit den Eltern besprechen. Andere sind dagegen still und in sich gekehrt, je näher der Tag der Einschulung rückt.

„Manche Kinder brauchen am Anfang die emotionale Unterstützung ihrer Eltern", sagt Professor Gerhard Büttner vom Institut für Psychologie der Frankfurter Goethe-Universität. Zum Beispiel, indem ihr euer Kind in der ersten Zeit noch zur Schule bringt und auch wieder abholt. Das macht den Anfang leichter. Ihr werde sehen, wie schnell sich eure Kinder zu großen Schulkindern entwickeln.

Mein Kind vergisst ständig etwas

Ständig sind alle möglichen Stifte weg, Radiergummis tauchen nie wieder auf und auch die Trinkflasche versinkt im Bermuda-Dreieck namens Schule? Das Problem kennen viele Eltern von Grundschülern. Gerade zum Schulstart prasseln viele Eindrücke auf die Kleinen ein, dass so langweilige Sachen wie Stifte, Mäppchen oder Sporttaschen leicht aus dem Fokus geraten.

Am besten beschriftet ihr vorsorglich alle möglichen Gegenstände einzeln mit dem Namen. Wenn die Ordnung im Mäppchen deinem Kind schwerfällt, nimm doch einfach die Hälfte der Sachen raus. Kein Kind braucht rot in drei Schattierungen. Wer weniger dabei hat, hat mehr Überblick und bringt mehr zurück.

Einige Eltern schwören auf Lerneffekte durch hartes Durchgreifen: Verschwinden ständig viele kleine Sachen, muss das Kind sie von seinem Taschengeld bezahlen. Andere Eltern merken schnell, dass selbst die Sorge ums Taschengeld nicht für mehr Ordnung sorgt.

Andere Mütter und Väter schicken ihre Kinder beim Heimkommen direkt zurück zur Schule, um die vergessenen Gegenstände zu holen oder legen ihrem Kind eine Liste mit den wichtigsten Dingen (für Leseanfänger mit Bildchen) ins Mäppchen. Übrigens: An vielen Schulen steht spätestens zum ersten Elternabend eine Kiste mit Fundstücken an zentraler Stelle, die verlorene Gegenstände enthält.

Mein Kind geht nicht auf die Toilette

Wie die kleinen Mädchen und Jungen das hinkriegen, ist vielen Eltern ein Rätsel: Sie sind von 8 bis oft 14 oder 15 Uhr in der Schule und gehen in der Zeit nicht einmal aufs Klo: Keine Zeit, keine Lust, Angst, von größeren Kindern geärgert zu werden, Ekel vor schmutzigen Toiletten, Furcht vor dem weiten Weg – die Gründe sind vielfältig.

Wie ihr euren Kindern helfen könnt? Fragt die anderen Eltern beim Elternabend, ob sie ähnliche Probleme kennen. Einige Kinder trauen sich am Anfang einfach nicht, alleine aufs Klo zu gehen. Dann könnt ihr z.B. mit dem Klassenlehrer vereinbaren, dass die Kinder zu zweit auf die Toilette gehen dürfen. Ist der Ekelfaktor bei alten und schmuddeligen Klos zu groß? Ermuntert euer Kind, gleich zu Schulbeginn aufs Klo zu gehen, wenn es noch sauber und wenig besucht ist.

Trinkt mein Kind überhaupt genug?

Bei manchen Kindern gehen die Vermeidungsstrategien so weit, dass sie wenig bis überhaupt nichts trinken, um ja nicht zur Toilette gehen zu müssen. Für andere Kinder ist Schule so aufregend, dass sie gar nicht daran denken, genug zu trinken. Oder ein Kind mag einfach von Haus aus nur wenig trinken. Gebt eurem Kind sein Lieblingsgetränk mit und füllt es in eine auslaufsichere Trinkflasche mit coolen Design, die es selbst aussuchen darf. Das erhöht schon mal den Trinkanreiz. Gibt es an der Grundschule ein Art „Schulgetränk"? Kinder können dazu für die große Pause Milch, Kakao oder Wasser vorbestellen und holen sich ihr Getränk gemeinsam mit den Klassenkameraden ab. Wenn alle anderen trinken, wirkt das unter Umständen auch anregend. Kleinen ehrgeizigen Sportlern könnt ihr erzählen, dass ihre Idole jeden Tag mindestens zwei Liter trinken, damit sie fit sind. Manchmal hilft auch das.

Wenn Dein Kind kein morgens keinen Hunger hat

Viele Kinder kriegen früh morgens einfach nichts runter. Andere wiederum bringen tagtäglich ihre volle Brotdose wieder mit nach Hause. Das ist nicht schön, aber auch nicht dramatisch, denn die Kleinen holen sich schon im Laufe des Tages das, was ihr Körper braucht. Kindern ohne Frühstückshunger könnt ihr zu Hause zumindest eine Milch mit Bananen oder anderem Obst verquirlen. Ist euer Kind ein kompletter Frühstücksverweigerer, gebt ihm zumindest etwas zu trinken und füllt seine Brotdose so abwechslungsreich, wie es geht. Fragt es auch, was es gerne hätte. Leckere Alternativen zur Stulle sind z.B. Obst, Rohkost, Eier, Käsestückchen, Knäckebrot, Müsliriegel, Nüsse, Studentenfutter oder Knäckebrot.

Immer Stress mit den Hausaufgaben?

Theoretisch sollten Erstklässler nicht länger als höchstens 30 bis 45 Minuten Hausaufgaben machen. Manche Schüler brauchen aber deutlich länger. Sie trödeln herum, sind unkonzentriert und fordern vehement die Hilfe der Eltern ein. Doch nur die wenigsten Kinder haben echte Probleme mit dem Stoff. Vielmehr fällt es erstmal vielen Kindern einfach schwer, sich alleine zu konzentrieren und selbstständig zu arbeiten.

„Hat ein Kind beim Lösen einer Aufgabe Schwierigkeiten, können Eltern ihm helfen, indem sie beispielsweise die Aufgabenstellung neu formulieren, seine Fragen beantworten und in Ruf-, aber nicht in Sichtweite bleiben. So unterstützen sie seine Eigenständigkeit", sagt Ute Schnell-Micka, Koordinatorin des Schulpsychologischen Dienstes in Köln. Ist das Kind ein Unruhegeist, lasst es sich vorher draußen austoben. Um das Kind beim Lesen lernen zu unterstützen, lest so oft wie möglich gemeinsam.

Kind ist unkonzentriert: Ernährung und Medienverhalten prüfen

Liegt es immer nur an der fehlenden Reife oder der großen Umstellung von der Kita auf die Grundschule, dass viele Kinder in der Schule müde und unkonzentriert sind? Nach den Erfahrungen der Psychologin Ute Schnell-Micka sind daran oft auch falsche Ernährung, Schlafverhalten und Medienkonsum schuld.

Regeln für Mediennutzung

Für Grundschulkinder liegt die empfohlene Grenze bei der Mediennutzung von Fernsehen, Computer oder Konsolen bei maximal einer Stunde täglich für Kinder im Grundschulalter. „Für Kinder ist es abends viel entspannender, wenn die Eltern ihnen vorlesen, als dass sie Fernsehgucken. Kinder nehmen Medieninhalte oft ganz anders wahr als Erwachsene. Das wirkt sich auch auf einen entspannten Schlaf aus", so Ute Schnell-Micka.

Manche Probleme haben medizinische Ursachen

Wenn euer Kind große Probleme hat oder starke Auffälligkeiten in der Schule und beim Lernen zeigt, können auch medizinische Ursachen der Grund sein: Ein schlechtes Gehör verzögert z.B. die Sprachentwicklung, schlechtes Sehen macht müde und kann Kopfschmerzen verursachen. Fragt den Kinderarzt um Rat. 

Die Lust aufs Lernen unterstützen

  • Die Schule bestimmt nicht nur das Leben am Vormittag, sondern auch teilweise den Nachmittag. Gebt eurem Kind deshalb Raum und Zeit für zweckfreies Spielen und plant nicht zu viele Termine ein
  • Zuwenden, anerkennen, ermutigen und regelmäßig loben sind gute Voraussetzungen dafür, dass ein Kind trotz normaler Phasen von Lustlosigkeit grundsätzlich mit Freude lernt
  • Ein regelmäßiger Tagesablauf mit festen Mahlzeiten, Zubettgeh- und Hausaufgabenzeiten schafft Strukturen, die im noch ungewohnten Schulalltag für Halt sorgen
  • Ein ordentlicher und ruhiger Arbeitsplatz ist eine wichtige Voraussetzung für gutes Arbeiten. Natürlich gibt es Kinder, die ihre „Hausis" am liebsten am Esstisch mitten in der Küche machen. Doch solche Vorlieben kristallisieren sich meist erst im Laufe der Zeit heraus
  • Keinen Druck bei Schulnoten aufbauen, denn das verunsichert Kinder nur! Oft liegt es nur an den fehlenden Lern- und Arbeitstechniken, dass ein Kind unter seinen Möglichkeiten bleibt. Die werden in der Schule aber nach und nach vermittelt

Ärger auf dem Schulhof: Hilfe holen, Verbündete suchen

Vor allem empfindsame Neulinge, kleine Einzelgänger oder Kinder, die noch keiner Clique angehören, haben es am Anfang in der Schule schwer, sich erfolgreich gegen führungsstarke Rabauken und Zicken durchzusetzen. Da wird manche große Pause zum Spießrutenlauf.

Ermuntert euer Kind, sich in der Pause zumindest einem Freund/einer Freundin anzuschließen, so wird es nicht so leicht zur Zielscheibe von Spott und Ausgrenzung. Folgen den Hänseleien oder massives Ärgern dann ermutigt euer Kind, sich bei der Pausenaufsicht Hilfe zu holen. Macht ihm klar: Das hat nichts mit Petzen zu tun! Wer andere so behandelt, kann nicht im Recht sein. Fragt ältere Nachbarskinder, die die gleiche Schule besuchen, ob sich euer Kind im Notfall an sie wenden kann. Vertraute Personen geben ihm Sicherheit.