Ausschabung: Wann ist sie nötig?

Ausschabung nach Fehlgeburt: Was du vor der Entscheidung wissen solltest

Das eigene Baby in der Schwangerschaft zu verlieren, ist immer schlimm. Oft raten Frauenärzte nach einer Fehlgeburt zu einer Ausschabung, doch die Kürettage oder Abrasio ist nicht immer medizinisch nötig. Was Frauen vor der Entscheidung für oder gegen eine Ausschabung wissen sollten.

Autor: Heike Byn

Ausschabung - Erst beraten, dann entscheiden

Fehlgeburt: Ausschabung, Frau und Arzt
Foto: © iStock, AlexRaths

 

Melanie B. traf die Nachricht aus heiterem Himmel. Nach einem positiven Schwangerschaftstest ging sie frohen Mutes zur Kontrolluntersuchung bei ihrem Frauenarzt. Dann der Schock: im Ultraschall war zwar die Fruchthöhle zu sehen, doch darin nur ein verkümmerter Embryo ohne Herzschlag zu erkennen. Im anschließenden Beratungsgespräch empfahl der Arzt Melanie, sich in Ruhe zwischen zwei Möglichkeiten zu entscheiden. Da die junge Frau erst in der sechsten Woche schwanger war, und es bei frühen Schwangerschaften sehr oft vorkommt, dass die Frucht von alleine mit einer starken Blutung ausgestoßen wird, könne sie einfach abwarten. Mediziner nennen das eine „komplette Fehlgeburt". Alternativ könne sie sich aber auch für eine Ausschabung (Kürettage) entscheiden, bei der Teile der Gebärmutterschleimhaut, Mutterkuchen und Fruchthülle aus der Gebärmutter entfernt werden.

„Ich fand allein schon das Wort Ausschabung grässlich. Die Vorstellung, dass ein Arzt mir mein Baby dabei regelrecht herauskratzt, das wollte ich auf gar keinen Fall", erinnert sich die junge Frau. Gemeinsam mit ihrem Freund und ihrer Zwillingsschwester überlegte sie in den Tagen darauf hin und her und entschloss sich schließlich abzuwarten. „Ich habe die Zeit zwischen Diagnose und der dann fünf Wochen später einsetzenden Blutung gebraucht, um mich in Ruhe von meinem Kind zu verabschieden. Das war zwar hart, doch ich wollte mich der Trauer stellen. Nach einer Ausschabung wäre ich gleich wieder zum Alltag übergegangen, das fühlte sich für mich nicht richtig an", erzählt Melanie B. Nach der Blutung hat ihr Frauenarzt dann den Wert des Schwangerschaftshormons hCG kontrolliert. „Damit gehen Arzt und Patientin sicher, dass keine Reste der Frucht oder Fruchthülle in der Gebärmutter verblieben sind", erklärt die Kölner Frauenärztin Margit von Scherenberg. Sinkt der hCG-Wert auch nach einer Blutung nicht deutlich ab, muss doch noch eine Ausschabung vorgenommen werden.

Wann ist eine Ausschabung nach einer Fehlgeburt unvermeidlich?

Trotz guter Prognose für eine „natürliche Fehlgeburt" entscheiden sich andere Frauen jedoch bewusst für den operativen Eingriff. Sie können es nicht ertragen, wochenlang auf die Blutung zu warten und ziehen stattdessen einen terminlich festgelegten Schlussstrich unter das traurige Kapitel einer erfolglosen Schwangerschaft. Es gibt aber auch Fälle, in denen eine Ausschabung aus medizinischen Gründen ratsam ist. So bleibt auch nach einer Blutung bei Frauen, die bereits in der achten bis zwölften Schwangerschaftswoche waren, häufig ein Rest des Mutterkuchens in der Gebärmutter zurück und macht damit eine Ausschabung nötig.

„Außerdem ist immer dann Vorsicht geboten, wenn Frauen über starke, mehr als eine Woche lang anhaltende und sehr schmerzhafte Blutungen klagen. In so einem Fall ist eine Ausschabung meist unvermeidlich", erklärt die Gynäkologin Margit von Scherenberg. Notwendig und ratsam ist eine Ausschabung oft auch dann, wenn sich eine so genannte Blasenmole gebildet hat: Das Ei wurde dann zwar befruchtet, doch es entwickelte sich darin kein Embryo.

Ausschabung meist ein ambulanter Eingriff

Die Ausschabung selbst ist ein kurzer operativer Eingriff von weniger als 15 Minuten, der unter Vollnarkose erfolgt. Meist findet der Eingriff ambulant in einer Praxis oder Klinik statt und die Frau muss nach der OP nicht länger als ein paar Stunden zur Beobachtung dort bleiben. Die Patientin nimmt dann auf dem gynäkologischen Stuhl Platz und bekommt eine Narkose. Danach weitet der Arzt ihren Muttermund, um einen Zugang zur Gebärmutter zu bekommen und dort die Reste des Embryos und des Mutterkuchens sowie die Gebärmutterschleimhaut entfernen zu können. Dadurch werden Infektionen oder anhaltende Blutungen verhindert. Dafür verwendet der Arzt entweder ein scharfkantiges oder stumpfes, löffelartiges Instrument, mit dem er die obere Schicht der Gebärmutterschleimhaut abschabt. Der Eingriff mit scharfem Löffel heißt in der Fachsprache Abrasio, der Eingriff mit dem stumpfen Löffel Kürretage.

Blutung nach Ausschabung: Was ist normal?

In den Tagen nach dem Eingriff sind leichte Blutungen normal, die meist rasch abklingen. Nicht normal in diesen Tagen sind stärkere Blutungen, Fieber und Schmerzen; bei einer solchen Komplikation sollte die Frau unbedingt einen Arzt aufsuchen. In den ersten drei Wochen nach einer Ausschabung ist ein Verzicht auf Schwimmen, Saunabesuche, Geschlechtsverkehr und Tampons angeraten, weil der Muttermund sich nur langsam wieder schließt und sonst Keime in die Gebärmutter eindringen können. Wie jede andere Operation ist auch bei einer Ausschabung eine Zeit zur Genesung nötig. So berichten viele Frauen davon, dass sie sich ein paar Tage danach müde und schlapp fühlten, eine nicht seltene Reaktion auf die Vollnarkose, aber auch auf den Eingriff an der Gebärmutter.

Welche Risiken birgt eine Ausschabung?

Es ist zwar ein Routine-Eingriff, aber es kann dennoch in sehr seltenen Fällen passieren, dass der Arzt die Gebärmutterwand während des Eingriffs verletzt. Solche Wunden heilen in der Regel zwar komplikationslos wieder ab, können aber auch Vernarbungen zurücklassen. Falls der Arzt versehentlich die Uteruswand durchstoßen hat, können auch Keime in die Bauchhöhle eindringen und eine Entzündung hervorrufen. Andere mögliche Komplikationen wären Infektionen der Wunde als auch eine Gebärmutterhalsschwäche. Diese birgt ein Risiko bei weiteren Schwangerschaften.

Wie schnell wieder schwanger werden nach Ausschabung?

Wann genau der nächste Eisprung nach einer Ausschabung eintritt, kann man nicht genau vorhersagen. Ungefähr in der Zeit von vier bis acht Wochen nach dem Eingriff tritt normalerweise die nächste Regelblutung ein, doch die Frau kann schon vor dieser Blutung wieder schwanger werden. Wenn ein Paar also nicht gleich nach einer Fehlgeburt eine erneute Schwangerschaft plant, sollte es rechtzeitig an Verhütung denken. In der Vergangenheit haben Ärzte Paaren oft geraten, mit dem schwanger Werden mindestens drei Monate nach einer Fehlgeburt zu warten, weil sie sonst ein erhöhtes Risiko für eine erneute Fehlgeburt befürchteten. Doch diese Sorge gilt heute als unbegründet, wie eine Langzeitstudie der Universität von Aberdeen erwiesen hat. Demnach sei eine erneute Schwangerschaft selbst das sicherste Zeichen dafür, dass der weibliche Körper wieder bereit ist, ein Kind auszutragen. Trotzdem sollte jedes Paar für sich entscheiden, ob es noch warten will oder eben nicht. Denn schließlich braucht nicht nur der Körper eine Weile, um sich zu regenerieren. Auch die Seele braucht Zeit zum Trauern und um neuen Mut für ein Baby zu schöpfen.

Nach Kürettage: Wie hoch ist das Risiko für eine erneute Fehlgeburt?

 

Blutungen nach den Wechseljahren: Weitere Gründe für eine Ausschabung

Hat eine Frau die Wechseljahre bereits hinter sich und normalerweise keine Periode mehr, kann es dennoch zu Blutungen kommen, die dann medizinisch abgeklärt werden müssen. Auch dafür wird häufig eine Ausschabung vorgenommen, um das Gewebe aus der Gebärmutter dann genauer zu untersuchen. Manchmal verläuft auch der letzte Teil einer Geburt nicht ganz reibungslos, die Plazenta wird nicht vollständig ausgestoßen und die Gebärmutter zieht sich nicht richtig zusammen. Auch das kann eine Ausschabung nötig machen.

Verwechselt wird die Ausschabung manchmal mit der so genannten Ablation, einem Eingriff, bei dem Myome und Polypen entfernt werden sollen. Bei der Ablation wird die Gebärmutterschleimhaut bis in die tiefen Schichten hinein verödet. Bei einer Ausschabung hingegen werden nur die oberen Schichten der Gebärmutter abgetragen und können sich nach dem Eingriff wieder aufbauen. Auch im Lauf des weiblichen Zyklus wird die obere Schicht der Schleimhaut im Uterus bei der Menstruation übrigens abgestoßen und baut sich dann im Verlauf der vier Wochen wieder auf.