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Hallo!

Wir wohen in NRW, also eigentlich verbindliche Grundschulempfehlung der Lehrerin.

Ich habe zwei Kinder in zwei verschiedenen vierten Klassen.

In der einen Klasse ist die Lehrerin eine toughe, die sich auch gegenüber den Eltern traut Klartext zu reden. Ergebnis: 6 Gymnasialempfehlungen bei 24 Kindern. Dort haben wirklich nur die Kinder eine Empfehlung für's Gymnasium bekommen, die auch das Zeug dazu haben. In Zweifelsfällen wurde zur Realschule geraten.
Und die Eltern dort, sind auch meist ihrer Empfehlung gefolgt.

In der anderen Klasse ist im 4. Schuljahr eine neue Lehrerin gekommen. Diese ist sehr unsicher und kommt total schlecht damit klar, wenn Kinder oder Eltern sie nicht toll finden. Daher hat sie in Zweifelsfällen schon mal grundsätzlich Zweien statt Dreien verteilt. Wenn die Eltern Druck gemacht oder sich z.B. mit Geschenken bei ihr eingeschleimt haben, hat sie dann auch schon mal einem Kind, das die Mathearbeiten 4-3-3 geschrieben hatte eine 2 auf dem Halbjahreszeugnis gegeben, nur damit das mit dem Gymnasium klappt. Das ist wahr, ich weiss es da es sich bei dem Kind um eine Freundin meiner Tochter handelt. Und dann gibt es noch die Eltern, die ihre Kinder sicherheitshalber vom 1. Schuljahr an zweimal in der Woche zur Nachhilfe schicken.
Ergebnis: 12 Gymnasialempfehlungen bei 22 Kindern.

Die Kinder in der letztgenannten Klasse sind definitiv nicht die besseren Schüler. Die Parallelklassen schreiben immer die gleichen Arbeiten. Der Schnitt in der erstgenannten Klasse ist durch die Bank besser als in der Klasse mit den vielen Gymnasialempfehlungen.

Ob den Kindern mit der "getürkten" Gymnasialempfehlung allerdings ein Gefallen getan wurde, wage ich mal zu bezweifeln. Denn in der 5. Klasse ins Gymnasium zu gehen und tatsächlich Abitur zu machen sind, zwei Paar Schuhe. In meiner 5. Klasse Gymnasium hatten wir 28 Kinder, nur 5 davon haben nach neun Jahren mit mir zusammen noch das Abitur gemacht. Und das waren genau die bei denen in der Grundschule schon klar war, das sind definitiv Kinder für`s Gymnasium.


Aber wie du siehst, so kommt es zu vielen Gymnasiasten.

Übrigens, meine Tochter aus der erstgenannten Klasse hat eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung bekommen. Die aus der letztgenannten Klasse eine reine Gymnasialempfehlung. Sie sind aber leistungsmäßig aus meiner Sicht ziemlich gleichauf. Sie werden nach den Sommerferien auf eine private Realschule gehen, die auch die Möglichkeit bietet in 5 Jahren den Realschulab- schluß zu machen. So können die Kinder, dann selbst entscheiden, ob sie Abitur machen möchten und ob sie dafür 8 oder 9 Jahre Zeit brauchen.

Gruss,
zickentwins

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Hallo, ich habe keine Ahnung wie wieviel auf das Gymnasium gegangen sind. bei uns war es auch einfach eine sehr lange Fahrt mit dem Bus. Das haben sich viele doch gespart.

Hier gab es grade eine Untersuchung, das 60 % der Emfehungen fürs Gymnasium ( Hambug) falsch waren. Das heißt viele Kinder ohne Emfehlung haben es geschafft und viele mit Emfehlung haben es nicht geschafft.
Die Elternhäusern sorgen für die Schulemfehung
Die Kinder des Bidungsbürgertums bekommen eine Emfehlung. Die Kinder von Migranten und Harz4 Emfängern nekommen eine Haupschulemfehlung.

Die Eltern haben Angst , dass wenn ihr Kind nicht auf Gymnasium
geht es keine Ausbilungsplatz bekommt. Es nicht Studiern kann und so nicht in unserer Globalenwelt bestehen wird. Es muß eigendlich immer zu den Besten gehören. anonsten wird sein Status nicht besser. Das erklärt doch auch den Zulauf von Privatschuen mit möglichst zwei Fremdsprachen ab Kindergarten.

Es gibt auch Untersuchungen, dass unsere Abiturquote viel zu gering ist, Deutschland ist eine Gesellschaft , die nur durch viel Wissen bestehen kann. Also muß dieser Bereich gesteigert werden.

Ansonsten wird in meinen Bundesland die Haupschule grade abgeschafft, obwohl sie duch eine frühe Verknüpfung zum Abeitsmark sehr erfolgreich waren. Es haben sehr viele eine Ausbildungsstelle bekommen. Es gib die Möglichkeit sich durch berufliche Bildung aufzusteigen.

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Hallo!

Früher konnte man mit einem Hauptschulabschluss auch "etwas werden". Das ist heutzutage fast unmöglich.
Das Niveau auf den Schulen hat sich verändert.
Hier in HH gehen ca. 42% aller Kinder einer Jahrgangsstufe aufs Gymnasium. Ca. 1/4 davon bekommt regelmäßig Nachhilfe, der Druck auf den Kindern ist enorm.

Es sind hauptsächlich die Eltern, die wollen, dass ihre Kinder aufs Gym gehen, damit sie später eine Chance haben. Selbst mit Realschulabschluß wird es heutzutage schwerer eine Lehrstelle zu bekommen.

Eine erschreckende Richtung ist hier eingeschlagen worden.

Gruß nakiki

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Also hier sind es nicht so wahnsinnig viele, die meisten wollen eh zur Gesamtschule wegen dem Turbo Abi.
Aber in Foren etc. bekommt man schon mit, dass viele Mütter ihre Kinder "zu hoch aufhängen"---hochbegabt, kann schon früh ALLES usw.
Für diese Mütter wäre es ein persönliches Scheitern wenn die Kinder "nur" auf eine Realschule kämen und die Mütter geben ja auch teilweise alles--wie Nachhilfe zB.
Zu meiner Zeit war der Drang zum Gymnasium aber auch schon stark und ich kann mich erinnern, dass manche Eltern sich das Recht dazu regelrecht erstritten haben.....
Ich persönlich kam mit Empfehlung und allem drum und dran auf das Gymnasium und habe auch mein Abi geschafft--aber es war die grauenvollste Zeit meines Lebens und ich habe immer noch Albträume wegen diesem Leistungsdruck....

LG schnabel

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hallo,

um heute Berufe zu erlenen, die früher Realschulabgänger ergatterten, werden heute bevorzugt Gymnasiasten genommen. Wohin schickst du also dein Kind mit dieser Aussicht?
Ausserdem ist unser Schulsystem einfach nur extrem leistungsbezogen und solange sich das nicht ändert und das damit einhergehende Konkurrenzdenken, wird sich in dieser Hinsicht wohl nicht viel ändern.

lg

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Ganz klar: Früher hatte man auch mit einem Realschulabschluss noch gute Berufschancen, heute werden in vielen Berufen Gymnasiasten bevorzugt bzw. Realschüler erst gar nicht genommen. Da man seinem Kind natürlich so viele "Chancen" wie möglich eröffnen will, tendieren viele Eltern zum Gymnasium.

Als ich zur Schule ging und in die fünfte Klasse kam (ist immerhin schon 25 Jahre her), war ich das einzige Mädchen aus meiner Klasse, welches ans Gymnasium wechselte. Mit mir noch zwei Jungs, die beide später auf die Realschule gewechselt haben. Und wir waren keine "schlechte" Klasse. Zwei weitere Mädchen hatten eine Gymnasialempfehlung, die Eltern haben sich aber dagegen entschieden. Gymnasium war damals eher verpönt, galt als "abgehoben", zu theoretisch und weltfremd. So war das wenigstens bei uns in der Gegend (und bei meinen Eltern). Meine Eltern waren nicht stolz drauf, dass ich ins Gymnasium ging, im Gegenteil. Meine Mutter hätte es lieber gesehen, ich hätte einen praktischen Beruf erlernt.

Und heute? Ich gebe zu, ich strebe für meinen ältesten Sohn auch das Gymnasium an - weil ich will, dass ihm so viel wie möglich offen steht. Er soll die Wahl haben, zu studieren oder eine Ausbildung zu machen, und nicht von vornherein Einschränkungen haben.

Allerdings kann ich auch sehen, wo die Grenzen sind. Wenn sich das Lernverhalten meines Sohnes (der einer der jüngsten und kindlichsten Kinder seiner Klasse ist) nicht noch ändert und er selbständiger wird, überdenke ich das mit dem Gymnasium noch mal. Aber er hat noch zwei Jahre Zeit und notenmäßig ist er ein klarer Fall, zumindest bis jetzt, und ich glaube nicht, dass sich das in den nächsten zwei Jahren noch groß ändert.

Ich finde, es kommt vor allem auf die Art und Weise an, WIE ein Kind lernt. Mein ältester Sohn lernt auf abstrakter Ebene, hat ein super Gedächtnis und ist sprachlich und kognitiv ziemlich fit. Also eigentlich genau der Lerntyp fürs Gymnasium. Mein kleiner Sohn war von Anfang an anders, er lernt eher durchs Tun, durch Anschauung und durch "Praxis". Wird sich das nicht ändern, ist er eher der Lerntyp für die Realschule. Aber bei meinem Ältesten finde ich, er wäre vom Typ her an der Realschule nicht unbedingt gut aufgehoben.

Sollte es irgendwann wirklich so weit kommen, dass die Haupt- und die Realschule zusammen gefasst werden (so die aktuelle Diskussion bei uns), würde ich alles tun, um meine Kinder beide aufs Gymnasium zu bekommen. Ungelogen. Ich unterrichte an einer Realschule und die Hauptschule ist nebendran, wir teilen uns einen Schulhof. Es ist haarsträubend, was da manchmal abgeht, und das, obwohl wir im ländlichen Raum leben. Ich will, dass meine Kinder Bildung als wertvolles Gut ansehen ( so pathetisch das auch klingt) und sie sich nicht jeden Satz, den sie schreiben, mühsam zusammenstoppeln müssen. So, wie die Realschule momentan ist (zumindest hier in der Gegend), sind Kinder dort gut aufgehoben. Bei der Hauptschule hab ich da schon mehr Bedenken - wobei es sicherlich auch gute und engagierte Hauptschulen gibt, keine Frage.

Fazit: Es hängt vom Lerntyp/Lernverhalten des Kindes ab, ob es sich eher an der Realschule oder am Gymnasium wohl fühlt. Noten können das Ergebnis verfälschen - ich kenne Kinder, die schon in der zweiten Klasse für jedes Diktat stundenlang üben (müssen, weil es die Mütter so wollen), ebenso für Mathe. Mein Sohn übt nie, macht dafür ab und an in der Arbeit einen Leichtsinnsfehler und hat dadurch keine 1, sondern "nur" eine 1-2. Es sollten schon "echte" Noten sein, sonst kommt im Gymnasium evtl. das böse Erwachen.

lg
K.

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"früher" ist relativ ...

also 1990 kam ich aufs Gymnasium ...
in meiner Grundschulklasse waren 15 Schüler
13x Gymi
1x Realschule
1x Hauptschule

die mit der Realschulempfehlung hat dann son Test gemacht und ist durchgefallen, ist auf die RS, hat in der 7. aufs Gymi gewechselt und ist dann nach der 9. abgegangen wegen Überforderung - ohne Abschluß!

die mit der Hauptschulempfehlung hat den Handwerkbetrieb ihres Vaters übernommern und verdient sicher mehr als alle anderen in der Klasse

von den 13 anderen haben 13 das Abi gemacht, einer ist soweit ich weiß 1x durchgeflogen ...

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Wenn Du ernsthaft eine Antwort möchtest, dann ist das Stichwort, was Du nachschlagen musst "Bildungsexpansion".

Es gibt jede Menge Fachliteratur zum Thema.

vorab kuckstu hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bildungsexpansion


Gruß

Manavgat