Die Schweiz (Raum Zürich)- Wer kennt sich aus? Fragen zu Leben und Leuten

Erstmal guten Abend zusammen! #winke

So, nun war ich mir eigentlich sicher, in meinem Leben nicht mehr umziehen zu wollen. Jedoch eröffnete mir mein Mann gestern, ein Jobangebot in der Schweiz (genauer in Zürich) bekommen zu haben. Mein erster Gedanke: Bloß nicht! Sooo weit weg!
Mein Mann meint selbst, es wäre keine Überlegung wert und will das Thema vom Tisch haben. Aber irgendwie muss ich gestehen, es reizt mich sehr. Schließlich soll Zürich eine der Städte mit der höchsten Lebensqualität sein und zumindest im Internet gefällt mir die Stadt wirklich sehr.

Habe meinem Mann gesagt, er soll noch nicht absagen, ich möchte darüber nachdenken. Eigentlich möchte er nicht (er meint, es wäre ihm so viel Stress (Umzug mit 3 Kindern ect.) nicht wert und er wisse überhaupt nicht, ob sich das rentieren würde.

Hierzu die erste Frage: Thema Lebenserhaltungskosten- Sollen ja ziemlich hoch sein, dafür weniger Steuern. Womit muss man rechnen? Sind die Mietpreise in Gemeinden nahe Zürich auch so hoch, oder wäre das vertretbar? Mein Mann meinte nur, er würde in der Schweiz 'mehr' verdienen. Wie viel genau will der mir nicht sagen. Für ihn schien meine ablehnende Haltung darüber gestern genug zu sein, die Idee sofort zu verwerfen. Er meint, ich soll darüber nicht mehr nachdenken und es wäre egal... Ich möchte das aber zumindest einmal durchdacht haben, sonst lässt mir das keine Ruhe...

Wäre es ein Vorteil, dass die Schweiz eine eigene Währung hat? Stichwort Eurokrise. Wie stehen die Chancen für eine (berufliche) Zukunft in der Schweiz (z.B. für meine Kinder später)? Besser als in Deutschland?
Wie sind die Schweizer allgemein? Ich weiß, man kann nicht alle in eine Schublade stecken, aber welche Mentalität hat der Durchschnittsschweizer? Mein Schwager war einmal für 1 oder 2 Jahre in der Schweiz und kam dann zurück nach Deutschland, weil er wohl angeblich viele Anfeindungen ertragen musste wegen seiner deutschen Herkunft. Muss man damit rechnen oder ist er einfach an die falschen Leute geraten?

Wie läuft das in der Schule für einen aus Deutschland dazugezogenen Jungen, der nur hochdeutsch spricht? Würde man sich über ihn lustig machen, oder wird es akzeptiert (vielleicht sogar gutgeheißen?)?

Ist ein Umzug in die Schweiz, wenn ein Partner schon eine Arbeitsstelle hat sehr kompliziert (Papierkram, Ämter ect.)? Wie läuft das mit Staatsbürgerschaften? Wie lange dauert es, bis man eine bekommt?

Sooo viele Fragen. Ich hoffe, es macht sich wirklich jemand die Mühe und liest sich das hier durch.

#danke im Voraus

Mariella

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Schau mal bei der Grenzgängerberatung, da findest Du viele Antworten.

Lebenserhaltungskosten: Lebensmittel etc sind sehr teuer, allerdings sind auch die Gehälter viel höher als in D.

Auch Mieten sind (gerade im Raum Zürich) sehr hoch, allerdings gibt es die Möglichkeit auch woanders zu leben (z.B. Zug, Raum Basel), die Zugverbindungen in der Schweiz sind total gut, kein Vergleich mit Deutschland (häufige Verbindungen, mit dem Halbtax-Abo sehr günstig, stets pünktlich).

Wie gesagt, die Gehälter sind etwa 25% höher, der Franken steht sehr gut und bleibt sicherlich stabiler als ich es beim Euro erwarten würde. Ganz wichtig ist das gute Rentenversicherungssystem in der Schweiz, es ist das einzige Land bei dem ich auch damit rechnen würde in 30 Jahren tatsächlich die Rente ausbezahlt zu bekommen.

Krankenkasse muss selbst bezahlt werden.

Wenn Ihr in der Schweiz wohnt, werdet Ihr in der Schweiz besteuert (dh Ihr zahlt weniger Steuern als in D)

Der Umzug sollte kein Problem sein, wenn Dein Mann eine Arbeitsstelle hat und die Arbeitserlaubnis.

Eine andere Möglichkeit wäre in D zu bleiben, in Grenznähe zu ziehen, Zürich ist nicht soo weit von der Grenze, Ihr hättet den Vorteil des guten Gehaltes, der guten Rentenabsicherung, geringen Steuern (Grenzgänger zahlen in der Schweiz Quellensteuer, die jedoch mit der Steuer in D verrechnet wird). Dies nur als Argument falls Du Bedenken hast wegen der Kinder (hier kenne ich mich nicht so aus)

Ich finde die Schweizer klasse, es ist ein tolles Land, und die Geschichten über Deutschenfeindlichkeit sind überwiegend Medienkampagnen. Natürlich muss man sich anpassen, keine Frage.

Ich würde Dir raten, Dich bei der Grenzgängerberatung zu informieren und offen zu sein für die Idee, eine Weile in der Schweiz zu leben.

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Danke für deinen Beitrag!

Erstmal muss ich ja meine Mann wieder überreden. Schließlich habe ich ihn gestern ja ganz schön abgefertigt ("Was? Schweiz? Bist du des Wahnsinns? So weit weg und niemanden da für Notfälle (Oma, Opa)!"). Also erstmal sehen, was er sagt. Danach werde ich deinen Rat (sofern sich das mit seinem Gehalt und den Lebenserhaltungskosten wirklich rechnet) sicherlich befolgen, zumal ja doch viel dafür spricht.

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Meine Schwester lebt in der Schweiz. sie verdient sehr gut. Trotzdem hat sie hohe Kosten. Miete, Lebensmittel, Krankenkasse, etc.

Auch was die Kinderbetreuung angeht ist dort vieles anders, informiert euch auch darueber.

Ich war 5 Jahre in Schottland, davon 3 mit Kind. Ich wuerde nie wieder so weit von Oma & Opa wegziehen. Die schottischen Grosseltern waren bezeuglich Betreuung nutzlos.
Man bracht jemand fuer den Notfall!
Wir haben auch ueberlegt in die Schweiz zu ziehen und den Gedanken verworfen. Zu teuer. Ich bin einfach nicht gewillt so viel Geld fuer meinen Lebensunterhalt auszugeben.

LG
Biene

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Hallo Mariella

Hier eine Antwort direkt aus dem Zürcher Oberland :-), wo ich (Französin, in der Schweiz geboren) und mein Mann (Deutscher, seit 10 Jahren in der Schweiz lebend) mit unseren beiden Kindern leben.

Zu Deinen Fragen:
Ein Umzug ins Ausland mit oder ohne Kinder ist - vom Papierkram und den Ämtern her - wohl immer kompliziert. Da ist die Schweiz nicht anders als andere Länder. Allerdings hat man als Deutscher den grossen Vorteil, dass jeder hier hochdeutsch versteht (wenns auch nicht alle wirklich gut sprechen können).
Die Gehälter sind hier wesentlich höher als in Deutschland, leider auch die Mieten (gerade in der Stadt Zürich, aber auch in gewissen Gemeinden ausserhalb der Stadtgrenzen) und die Wohnungssuche gestaltet sich nicht immer einfach, da (bezahlbarer) Wohnraum hier rar ist.
Die Lebenserhaltungskosten sind hier auch wesentlich höher als in Deutschland, allerdings besteht ja die Möglichkeit, im grenznahen Deutschland einzukaufen. Ausserdem gibts hier mittlerweilen auch Aldi und Lidl, wobei die Preise hier nicht zu vergleichen sind mit deutschen Verhältnissen.
Nicht zu vergessen sind die selbst zu bezahlenden Krankenkassenprämien (stetig steigend) und ein Zahnarztbesuch ist hier "Privatvergnügen", d.h. muss selbst bezahlt werden. Aber auch hier besteht die Möglichkeit, sich im grenznahen Ausland einen Zahnarzt zu suchen.

Zum positiven Teil, und den gibts mit Sicherheit :-):
Zürich ist toll - der See, die Berge, die ganze Atmosphäre, das Nachtleben (wenn man das denn braucht), die Kultur: Museen, Theater, Oper....
Als Deutscher in Zürich fällt man überhaupt nicht auf. Als Beispiel will ich jetzt mal das Gesundheitswesen nennen: Ohne Deutsche würde dieses wohl zusammenbrechen! Ich arbeite teilzeit im Krankenhaus. Von den knapp 20 Ärzten auf unserer Abteilung sind locker die Hälfte aus Deutschland. Auch in der Pflege sind viele Deutsche vertreten und ich habe bisher nicht mitbekommen, dass sie in irgendeiner Weise benachteiligt sind oder gemobbt werden. Man scheint sich hier wohl zu fühlen (mein Mann möchte übrigens auch auf gar keinen Fall mehr nach Deutschland zurück....allenfalls nach der Pensionierung ist das eine Option, aber die ist noch weit weg :-)). Ich denke, Anfeindungen braucht ihr als Deutsche nicht zu befürchten, da ist Dein Schwager wohl tatsächlich an die falschen Leute geraten!

Was haben wir noch: Ach ja, die Kinder. Dein Sohn ist 8, habe ich gelesen. Ich denke nicht, dass er in der Schule gemobbt werden wird - die Klassen hier sind bunt gemischt, sozusagen multikulti und bereits im Kindergarten MUSS ein Teil des Unterrichts auf "hochdeutsch" abgehalten werden. Kinder lernen übrigens sehr schnell schweizerdeutsch! Der beste Freund meines Sohnes ist Deutscher und sprach vor seinem Eintritt in den Kindergarten ausschliesslich hochdeutsch. Jetzt swicht er locker zwischen den beiden Sprachen hin und her: Mit Mama und Papa hochdeutsch, mit seinen Kumpels akzentfreies "Schwiizerdütsch" - für Kinder überhaupt kein Problem!
Hier kommen die Kinder übrigens erst mit 5 Jahren in den Kindergarten - dafür gehört dieser bereits zur Schulpflicht und ist obligatorisch. Also eben mal so fernbleiben ist nicht...

Eine Einbürgerung und damit das Erlangen eines Schweizer Passes ist allerdings eine eher komplizierte Angelegenheit, dauert in der Regel um die 2 Jahre und kostet einiges. Genaueres kann ich Dir allerdings darüber nicht berichten - weder mein Mann noch ich haben einen Schweizer Pass und leben gut ohne :-).

So, mehr fällt mir jetzt nicht mehr ein. Ich denke, für Deutsche ist es eine gute Option, hier in der Schweiz beruflich vorwärts zu kommen. Zumindest lässt die stetig steigende Zahl der Deutschen hier darauf schliessen. Und Zürich ist definitiv ein gutes Pflaster, um gut zu leben.

Alles alles Gute für Euch - auf dass ihr die für Euch richtige Entscheidung trefft!

Lieber Gruss
Dani mit 2 Jungs

PS: Auf www.homegate.ch kannst Du Dir ja mal ein Bild machen, was Wohnraum hier so kostet.....

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Hallo Mariella,

wir hatten auch vor in die Schweiz zu gehen und waren auch für ein halbes Jahr dort. Wir hatten sehr nette Nachbarn aber es ist in der Tat so, dass man als Deutscher nicht überall willkommen ist. Wir wohnen mittlerweile in Grenznähe und ich arbeite in der Schweiz. Ich bin also fast täglich dort und ich muss sagen, es gibt solche und solche Schweizer. Die Schweizer sind von Ihrer Mentalität schon anders als die Deutschen. Sie sind naturverbundener, geselliger und sie sind Nationalisten. Sie sind stolz Schweizer zu sein. Von den Deutschen halten sie eher wenig. Die Deutschen sind in den Augen der Schweizer besserwisserisch, arrogant und unhöflich. Da kann ich dir auch gleich ein schönes Beispiel nennen. Ein Schweizer geht in ein Restaurant und sagt: Ich hätte gerne ein ... und wenn es kommt dann bedankt er sich mit Danke vielmal oder merci. Als Deutscher sagt man doch eher mal: Ich nehme ein... und am Ende: Danke. Das wars. Das finden die Schweizer mehr als unhöflich. Die Kette könnte man jetzt wahrscheinlich fortsetzen. Wenn Leute in den Zug einsteigen und man sitzt allein im Abteil dann fragen viele, ist hier noch frei? Und ich als Deutsche denke, wieso bin ich so dick? Ist doch genug Platz. Man ist das von Deutschland her gar nicht gewohnt.

Lange Rede kurzer Sinn. Ich war nur einmal in Zürich. Es ist halt richtig Großstadt. Es ist nicht hässlich und jeder Zweite hat man das Gefühl stammt aus Deutschland oder aus dem Ausland. Es ist also sehr mulitkulturell. Die Wohnungen sollen sehr teuer sein und werden häufig nicht an Deutsche vermietet. Wenn der Job wieder weg sein sollte, müsst ihr das Land gleich wieder verlassen, denn dein Mann verliert sofort die Arbeitsgenehmigung. Die Schweizer haben so langsam die Nase voll von den Deutschen und fragen sich, gibt es nicht auch genug Schweizer. Wenn eine Kündigung ansteht, dann sind die Deutschen als Erste dran.

Also ich kann Dir nicht raten. Aber dein Mann sollte wenn überhaupt erst mal auf Probe dort arbeiten, bevor ihr Sack und Pack mitnimmt. Denn sonst seid ihr vielleicht schneller wieder zurück als ihr Husten könnt. Wenn es gut klappt und er meint es sei von Dauer dann könnt ihr nochmal überlegen. Es gibt für Euch in der Schweiz kein Netz, dass euch als Familie auffängt. Dein Mann muss immmer in Arbeit sein, nach frühstens 10 Jahren bekommt man momentan eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Deine Kinder sind dort Ausländer. Seitweise hat man wirklich Probleme die Kinder und Jugendlichen zu verstehen, denn sie sprechen meist kein Hochdeutsch. Es ist also auch für die Kinder keine leichte Umstellung. Ich könnte jetzt noch ganz viel schreiben, aber Du wirst Dich selbst informieren müssen über Land und Leute. Die meisten Deutschen kommen mit der Mentalität nicht gut zu recht und kommen wieder.

Liebe Grüsse

Carola

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Hallo Mariella,

Ich bin Deutsche und lebe jetzt seit fast 4 Jahren in der Schweiz, ca. 20 min von Zürich weg! Mittlerweile habe ich einen Partner der Schweizer ist und wir erwarten gerade unser erstes Kind!
Also das Leben in der Schweiz ist anders aber toll und grundsätzlich geht es einem mit den höheren Gehältern hier trotz aller Abzüge immer noch besser als in Deutschland!
Sicher die Lebensmittel sind teurer als in Deutschland, aber wie schon geschrieben ist alles Grenznah und du kannst gut Grosseinkäufe auch in Deutschland erledigen! Ich seh es allerdings auch so, dadurch das Milch, Fleisch etc. Hier teurer sind bekommen auch die Bauern das Geld das Ihnen zusteht und das Fleisch z.B. Ist von viel besserer Qualität!
Zürich zum wohnen ist sicher teuer, aber ihr könnt gut in einem der angrenzenden Kantone wohne z.B. Im Aargau! Schau dir auch mal die Seite www.halloschweiz.de an, da steht viel wissenswertes!

Die Kinderbetreuung ist anders aber machbar! Sicherlich merkt man das in diesem Punkt viele Dinge in Deutschland Luxus sind und eigentlich viel mehr geschätzt werden sollten!
Gut finde ich hier das man als Frau auch viele Moglichkeiten hat mit verschieden Prozenten wieder ins Berufsleben einzusteigen und durchaus auch viele Jobs als Quereinsteiger gut moglich sind!
Ich hatte mit den Schweizern noch nie ein Problem! Man sollte sich halt vor Augen halten das man ein Ausländer ist und sich dementsprechend halt auch an Sitten und Gebräuche anpassen muss! Ich habe hier schon in verschiedenen Kantonen gelebt und bin immer herzlich aufgenommen und akzeptiert worden!
Bezüglich der Aufenthaltsgenehmigung haben sich bisher eigentlich immer meine Arbeitgeber gekümmert und es hat nie Schwierigkeiten gegeben!
Meine Familie wohnt ca. 1000 km weit weg und auch das ist nicht das riesen Problem, da es sehr günstige Flieger gibt und man eigentlich innerhalb einer Stunde von jeder deutschen Stadt in Zürich landen kann! Bzgl. der Sprache habe ich die Erfahrung gemacht das die Menschen hier es sehr zu schätzen wissen wenn man das Schwizerdeutsch versteht, es erwartet aber eigentlich niemand das du es auch sprichst!

Ich kann also wirklich gar nichts negatives sagen und ich denke jedes Land in dem man lebt hat seine Tücken und Gegebenheiten und es ist immer eine Frage des wollens!

Fazit ist wirklich das sich mein Leben hier sehr zum positiven geändert hat und es grad beruflich in viel ruhigere Bahnen gelenkt wurde als ich es in Deutschland je gehabt habe und sich meine Lebensqualität stark verbessert hat!

Wenn du mehr wissen willst, schreib mich einfach an!!

LG Heubiline

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Wir hatten das auch mal auf dem Zettel, mein ehem. Lebensgefährte ist Schweizer und ich hätte gute Jobchancen gehabt.

ABER, die Schweiz ist die Schweiz und man wird nicht mal eben Schweizer ;-) Erst nach vielen, vielen Jahren kann man die Staatsangehörigkeit beantragen, muß eine Prüfung ablegen, etc.
Damals, weiß nicht wie es heute ist, gab es die Arbeitserlaubnis auch immer nur für fünf Jahre.
Also hinziehen und einfach bleiben ist da nicht so einfach wie hier.

Ein ganz anderes Bildungssystem als hier, hohe Kosten (die den hohen Verdienst erklären), aber auch ein höherer Lebensstandard.

Von Anfeindungen habe ich auch schon oft gehört, man kommt wohl nicht so einfach "rein" - ich würde mir das gut überlegen, obwohl es mich heute noch reizt!

LG