Schwangerschaften in anderen Ländern

Hallöchen,
Habe gerade gelesen das die Sofia von Schweden schwanger ist, und da kam mir irgendwie in den Kopf ob es dort wohl auch einen Mutterhaus gibt? Und wie die Schwangerschaftsdomumentation allgemein in anderen Ländern ist?
Vielleicht mag ja jemand Berichten :-)
Liebe grüße Goldfisch91 & Minimensch 12+0

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Hallo!
Im Magazin gab es einen mehrteiligen Bericht über die SS in Italien, weiß nicht, ob du das schon gesehen hattest.
Fand ich auch echt interessant mal so im Vergleich.

Das ist der erste Teil:
http://www.urbia.de/magazin/schwangerschaft/mutterpass-fehlanzeige-mein-baby-abenteuer-in-turin

LG

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England nur Hebamme, keine Gyn-Termine. Nur Ultraschall 12. und 20. Woche. Keine vaginalen Untersuchungen, kein CTG. Entbindung Klinik, Geburtshaus oder zu Hause möglich wird alles unterstützt

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Ich wohne seit bald 10 Jahren in Schweden und bin zZ mit dem zweiten Kind schwanger. Also, Infos aus erster Hand für dich! =) Wird was länger, besorg dir ne Tasse Tee und leg die Beine hoch... ;)

Wenn man positiv getestet hat, wendet man sich an die Poliklinik, der man zugeteilt ist (wohnortabhängig). Nen eigenen Gynäkologen hat man hier nicht. (Kann man privat in großen Städten finden, aber das ist die Ausnahme).

Die ganzen Untersuchungen in der SS werden generell nur von Hebammen gemacht. Nen Arzt sieht man nur bei Komplikationen.

Dann bekommt man einen Termin in der 6. Woche, wo keinerlei Untersuchungen gemacht werden. Es wird einem nur ins Gewissen geredet, dass man keinen Alkohol, Nikotin, Drogen darf und man bekommt den Link zu ner Website des staatlichen Lebensmittelinstitutes, wo man sich über Ernährung informieren kann. Sollte man über Abtreibung nachdenken bzw ne Feindiagnostik wollen, kann man das dann buchen.

Nächster Termin in der 13. Woche. Da wird die Anamnese gemacht, Blut abgenommen, Blutdruck, Gewicht und Urinprobe. Mutterpass bekommt man keinen, es wird online Buch geführt. Sollte man Komplikationen bekommen, kann jede Klinik anhand der Sozialversicherungsnummer auf die Infos zugreifen.

Danach kommt der EINZIGE US in der gesamten SS in Woche 20. Falls dort Organschäden festgestellt werden bzw man Mehrlinge erwartet, bekommt man danach noch zusätzliche. Das ist übrigens auch die einzige Gelegenheit, das Geschlecht zu erfahren. Wenn das Kind falsch liegt, hat man Pech gehabt.

Dann geht man nach 24 Wochen und bekommt ein Papier mit dem vom US bestimmten Geburtstermin ausgehändigt. Den schickt man zur Kasse, die das Elterngeld auszahlt. Man kann die Elternzeit online planen und buchen. Pro Kind bekommen die Eltern zusammen 480 Werktage. 80% vom letzten Gehalt. Ein Elternteil muss mindestens 60 Tage nehmen, ab nächstem Jahr 90 Tage. Die Elterntage kann man tage- oder stundenweise nehmen, wie's am besten passt und bis das Kind 7 Jahre alt ist.

Dann Woche 28, 32, 36, 38, 40 wieder zur Hebamme. Die misst Blutdruck, Gewicht, Fundusstand, Herztöne mit nem Sonoline. Lage des Kindes wird doch Abtasten festgestellt. CTG wird nie gemacht. Ab ET geht man alle zwei Tage. Bei ET+14 wird eingeleitet.

Die meisten Geburten in Schweden sind spontan vaginal. WunschKS gibt es nicht. Wenn man Angst vor der Geburt hat, wird man zuerst zu nem Psychologen geschickt. Nur medizinisch indizierte KS, die Rate liegt bei 15%. Schweden hat eine der geringsten Mütter- und Säuglingssterblichkeit weltweit (weniger als in Dtld).

Wenn man Wehen bekommt, ruft man beim nächsten KH an und die sagen, wann man losfahren sollte. Je nachdem, wo man wohnt, sind Autofahrten von 2 Stunden normal.

Im KH wird CTG geschrieben, MuMu gecheckt. Dann weht man halt vor sich hin.

Als Schmerzmittel während der Geburt ist Lachgas erste Wahl. Danach Akkupunktur, verschiedene Pillen. Ganz wenige nehmen ne PDA. Während der Geburt ist nur ne Hebamme anwesend - man hat keine eigene - halt die, die gerade Schicht hat. Geburtshäuser gibt es nicht, Hausgeburten machen die wenigsten. Arzt wird nur bei Komplikationen geholt und zur U1.

Als Erstgebärende muss man 24h bleiben, hat man schon Kinder, wird man nach 6h nach Hause geschickt (wenn mit Mutter und Kind alles ok ist). Das KH meldet die Geburt ans Standesamt, nach 24h hat es ne Sozialversicherungsnummer. Man bekommt ein Formular nach Hause geschickt und hat drei Monate Zeit, sich für nen Namen zu entscheiden. Das schickt man zurück, fertig.

Nachsorgehebamme hat man auch keine eigene, man bekommt eine zugewiesen, die einmal zuhause vorbeikommt. Ansonsten sind alle Untersuchungen in der Poliklinik - durchgeführt von Kinderkrankenschwestern. 8 Wochen nach der Geburt kann man mit ner Hebamme reden falls man sich noch depressiv fühlt und die schaut auch noch mal wie's untenrum aussieht.

So. Das war's. Ganz schöner Unterschied zu Dtld, oder? =) Mir gefällt das System super, weil man halt immer vermittelt bekommt: du bist nicht krank, dein Körper weiß, was zu tun ist, du schaffst das.

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Das System in Schweden gefällt mir gut. Währe ehr was für mich als das in Deutschland.
Habe manchmal das Gefühl hier will keiner das eine Schwangerschaft 08/15 verläuft.

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Danke für den interessanten Bericht:-)

Aber das mit der geringen Mütter bzw Säuglingssterblichkeit muss man wohl im Verhältnis sehen...die Zahlen anhand der sehr niedrigen Bevölkerungsdichte...

Aufgrund dessen passieren nämlich in Schweden auch die meisten Morde...ein Mord wiegt dort soviel wie hier 100... Oder irgendwie so..:-)

Lg

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Ich wohne in den Niederlanden und bin jetzt hier zum dritten Mal schwanger.
Hier geht man zu den Vorsorgeuntersuchungen zur Hebammenpraxis und nur bei Problemen zum Gynäkologen.

Hier bekommt man standard 3 mal Ultraschall, der von der Hebamme durchgeführt wird. Mit 8 Wochen, mit 12 Wochen (beide im Prinzip nur Grössenmessung und um zu sehen obs ein Einling oder Mehrlige sind), bzw auf Wunsch kostenpflichtig noch die Nackenfaltenmessung. Dann mit 20 Wochen die Feindiagnostik, die von der Krankenkasse übernommen wird. Es gibt dann auch noch Ultraschallpraxen, zu denen man noch zusätzlich zum "Spassultraschall", 30 min in 3D/4D gehen kann. Muss man natürlich selbst bezahlen, ist aber hier die einzige Chance, sein Ungeborenes in 3D zu sehen.
Ansonsten werden während der Schwangerschaft MuMu und vorzeitige Wehenaktivität nicht untersucht, wodurch es bei ängstlichen Kandidaten wie mir auch mal zu grosser Unsicherheit kommen kann.

Die Hausgeburtsrate ist hier mit ca 30% sehr hoch und im allgemeinen muss man einen gewissen Teil der Geburt auch zuhause durchstehen. Hier in unserer Stadt schickt einen die Hebamme erst dann ins Krankenhaus, wenn man bei 6cm MuMu-Öffnung ist - ausser es liegt ein medizinischer Grund vor wie zB verfärbtes Fruchtwasser. Ich hatte bei meiner Tochter "Glück", dass das Fruchtwasser verfärbt war, ich durfte danach endlich nach 7h regelmässiger und schon seit einiger Zeit nicht mehr aushaltbarer Wehen mit Wehensturm ins Krankenhaus fahren. Obwohl ich von Anfang an angegeben hatte, dass ich im KH entbinden wollte und auch Schmerzmittel haben wollte.
Bei den Schmerzmitteln hat man mehrere zur Auswahl und die werden nur in der Eröffnungsphase gegeben.

Die Entbindung im KH ist ambulant und wir waren schon ca 2-3h nach der Entbindung wieder zuhause.
Ein grosser Pluspunkt in den Niederlanden ist die Versorgung von Mutter und Kind in der ersten Woche. Man bekommt hier eine Wochenbetthilfe, die an 7 Tagen für 6-7 Stunden ins Haus kommt und sich um Mutter, Kind, grosse Kinder und Haushalt kümmert.

Dann wieder ein Minuspunkt: der Mutterschutz beträgt 16 Wochen, wobei man frühestens 8 und spätestens 4 Wochen vor ET in Mutterschutz geht. Ab 8 Wochen nach der Entbindung müssen die ersten also schon wieder arbeiten gehen. Die meisten gehen nach 12 Wochen wieder arbeiten. Vollzeit Mama sein ist hier also was, was nur möglich ist, wenn der Partner über ein entsprechend hohes Einkommen verfügt.
Die Väter haben Recht auf 2 freie Tage, wenn das Kind geboren ist.