Baby von Freundin gestorben

Hallo ihr Lieben,

ich bräuchte einen Rat.

Ich habe eine Freundin, die ich schon seit Kindertagen kenne. Sie und meine jüngste Schwester sind quasi gemeinsam geschlüpft und wie es so auf dem Dorf ist, sind wir zusammen aufgewachsen und haben uns auch durch die Jugend gemeinsam geschlagen.

Mittlerweile lebt sie fast 3 Autostunden entfernt, doch der Kontakt blieb.

Letztes Jahr wurden sie und ich fast gleichzeitig schwanger und nachdem ich Anfang Januar entbunden habe, kam ihr Sohn Ende Februar zur Welt. Ihr Kind hatte einen schweren Herzfehler, der bereits während der Schwangerschaft bekannt war und wurde daher gleich in seinem ersten Lebenstagen operiert. Alles lief gut und nach 6 Wochen Krankenhaus durfte er endlich nach Hause.

Vor 2,5 Wochen dann aber das Unvorstellbare: der Kleine atmete nicht mehr und auch die Reanimation, erst durch meine Freundin und dann durch den Rettungsdienst, konnten ihn nicht mehr retten.

Als ich es erfuhr, war es wie ein Schlag in den Magen... mein Innerstes zog sich zusammen und ich hab 4 Tage geheult. Der Gedanke daran, was sie durchmacht, macht mich fertig. Zwischenzeitlich hatten ihre Eltern sie heim geholt um Abstand zu kriegen und sich um sie zu kümmern, doch mittlerweile ist sie wieder weg.
Keiner von uns hat sie in der Zeit gesehen und das erste und einzige Mal nachdem das passierte habe ich vor 2 Wochen von ihr gehört. Mittlerweile kommt nix mehr von ihr und nur noch meine jüngste Schwester hat Kontakt mit ihr. Wenn sie nix sagen würde, wüsste ich nix von ihr und würde vor Sorge durchdrehen. Ich habe ihr angeboten zu ihr zu kommen und ihr bei allem zu helfen, auch wenn es nur Haushalt oder zum drücken ist, aber darauf ging sie nicht ein. Meine Schwester meinte sie hätte den Eindruck, dass sie zur Zeit nicht mit mir umgehen könne, da ich mein gesundes und fast gleich altes Baby habe.... in 1 Woche findet die Beisetzung im engsten Familienkreis statt und ich überlege krampfhaft... schicke ich eine Karte mit Geld (das klassische Trauergeschenk), aber das finde ich irgendwie unpassend. Lasse ich eine Trauerkerze machen...? Mache ich überhaupt was? Wenn ja, was? Soll ich ihr zwischendurch schreiben oder bedränge ich sie dadurch zu sehr? Ich fühle mich furchtbar, weil ich ihr nicht helfe und scheinbar dies auch nicht kann. Und nun zu warten bis sie sich meldet ist für mich irgendwie so, als würde ich das Geschehene ignorieren. Dabei wäre es mir doch egal ob sie nur weint, immer wieder von ihrem Kind erzählt oder ungerecht wird... Hauptsache sie redet und lässt alles raus. Ich weiß nicht wie ich mich weiter verhalten soll.... Habt ihr einen Rat oder Erfahrung?

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Es ist schön, dass Du so viel echt empfundenes Mitgefühl mit Deiner Freundin hast - und ganz sicherlich hat sie dies auch registriert. Aber, so schwer es Dir auch fällt: offenbar möchte die junge Frau gegenwärtig ihre Trauer und ihren Schmerz nicht mit Dir teilen, aus welchen Gründen auch immer. Ich kann mir gut vorstellen, dass es einfach zu schmerzlich für sie ist, mit Dir konfrontiert zu sein: denn Du hast was sie NICHT hat und SO auch nie mehr haben wird.
Das solltest Du akzeptieren. Schreibe ihr eine nette Karte, lass sie wissen, dass Du für sie da bist wenn sie es so will - aber bedränge sie nicht. Ich würde auch keine Kerze basteln, das finde ich zu persönlich - es ist ja offensichtlich, dass Deine Freundin eher Distanz zu Dir möchte zur Zeit und eine selbst gestaltete Kerze stellt sehr viel Nähe her. Geld für Beerdigungen zu schenken ist in meiner Gegend nicht üblich, aber vielleicht ist das bei Euch anders....das weißt Du sicher besser. Rein gefühlsmäßig würde ich es in Deiner besonderen Situation lassen.
Menschen trauern sehr unterschiedlich und es ist das Recht eines jeden, sich in schweren Zeiten mit den Menschen zu umgeben, die ihm/ihr am meisten Kraft geben. Deine Freundin signalisiert durch ihre Nicht-Kontaktaufnahme, dass Du im Moment nicht zu diesen Menschen gehörst - nimm es nicht als Kränkung, sei unauffällig da und lass Zeit verstreichen. Irgendwann werdet ihr vielleicht auch wieder Kontakt haben - aber der Anstoß dazu muss von IHR kommen, nicht von Dir.

Alles Gute für Dich und Dein Baby
evi

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Danke für Deine Wünsche und Antwort.

Bei uns ist tatsächlich eine Trauerkarte mit Geld das klassische "Trauergeschenk" oder eben Blumen. Ich finde das aber immer so seltsam.... das hat immer was von "ihr habt es schließlich nicht so dicke" oder "kauf Dir was Hübsches, dann geht es wieder". Vielleicht geht es da aber nur mir so....

Ich hätte halt was Individuelles geschenkt, zumal es nun mal auch ein Baby war. Eben die Trauerkerze oder (was ich schöner fände) eine Kette mit dem Namen als Erinnerung. Da die Beisetzung im engsten Familienkreis stattfindet, kann ich die über 300km eh nur was schicken

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Ja, Deine Gefühle bezüglich Trauerkarte inklusive Geld kann ich sehr gut nachvollziehen - ich fände das auch sehr, sehr seltsam und kenne diesen Brauch (wie gesagt) auch gar nicht. Aber ich schenke ohnehin nie Geld, auch zu Hochzeiten und Geburtstagen nicht - da kann man immer viel falsch machen (entweder man kommt unfreiwillig als Großkotz daher oder als Mickerling....). Ein persönliches Andenken fände ich daher schön. Die Geste mit dem Schutzenglein, die hier gepostet wurde ist sehr berührend. Suche Dir doch einfach irgendetwas, was Dir persönlich die Möglichkeit gibt, das, was Du möchtest auszudrücken. Vielleicht doch eine Kerze, warum eigentlich nicht - so beim zweiten Nachdenken.... . Da könntest Du dann auch nochmal all Deine Gefühle reinlegen...

Alles Gute! evi

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Hallo,

oh Gott wie ungerecht! Schlimme, traurige Geschichte! #kerze

Wäre ich an der Stelle Deiner Freundin, würde ich mir wünschen, dass Ihr mich alle einfach nur in Ruhe lasst. Ich mache das ganz alleine mit mir aus. Möchte keinen um mich haben, damit ich weinen, reden oder lachen kann. Einfach nur Ruhe, nichts hören oder sehen. Bei mir würde das schon einige Zeit dauern, bis ich wieder unter Menschen könnte. Das muss aber ganz alleine von mir aus geschehen.

Sehr wohl würde ich Nachrichten lesen, die zu mir kommen. Es kommt auch an, dass Andere für mich da sind. Nur möchte ich das in dem Moment nicht nutzen.

Ich an Deiner Stelle würde das respektieren und ihr nicht ständig hinterherlaufen. Lasse sie noch ein Mal wissen, dass Du jederzeit da bist, sie soll sich bei Dir melden. Mehr nicht!

Wenn Du weißt, wann und wo die Trauerfeier ist, schau, dass Du hingehst. Bedränge sie aber nicht, halte Dich im Hintergrund. Vor allem stelle keine Fragen oder Bitte sie nicht, die tragische Geschichte haarklein zu erzählen. Sie wird irgendwann kommen!

Das mit der Kerze ist eine ganz tolle Idee! Finde ich besser als Geld! Nichts im Leben kann man mit Geld aufwerten!

Ich kann Dir eine Geschichte erzählen, was mich wirklich tief bewegt hat. Ich hatte damals als Azubi eine Kollegin. Wir hatten losen Kontakt auch später, wo ich gar nicht mehr in der Firma gearbeitet habe.

Haben uns aber Jahre nicht gesehen. Vor 8 Jahren war mein Mann von jetzt auf gleich ganz schwer krank, lag lange auf Intensiv und kämpfte mit seinem Leben. In den Tagen wo es bei ihm Spitz auf Knopf stand, habe ich unser gemeinsames, ungeborenes Kind verloren. Ich musste ebenfalls ins Krankenhaus. Ich schickte eine Rundmail an alle, dass ich in den kommenden Tagen nicht erreichbar sein werde. Mir ging es so elendig, dass ich zu Hause zusammengebrochen bin und mit dem RTW direkt ins Krankenhaus gebracht wurde.

Wie im Nebel bekam ich bloß mit, dass dort diese lose Bekannte gewesen ist. Sie hat auf mich gewartet und mich einfach nur kurz in den Arm genommen - so wie es halt auf der Trage möglich war. Sie hat mir einen kleinen Schutzengel in die Hand gedrückt und hat sich dezent wieder verabschiedet.

Das rechne ich Ihr noch heute ganz, ganz hoch an! Sie fragte nicht, sie forderte nicht, sie war einfach nur 2 Minuten da, hat mir gezeigt, du bist nicht alleine! Im Übrigen hat sie bis heute nicht gefragt, was damals passiert ist! Ich habe es ihr bzw. eigentlich niemanden erzählt. Ich will nicht. Ich habe meinen eigenen Weg um aus dieser unrealen Welt wieder herauszufinden.

Alles Gute!
LG
Caro

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Danke für die Antwort und mein aufrichtiges Mitgefühl für Dein Schicksal. Das ist furchtbar schwer und verlangt enorm viel Kraft.

Zur Beisetzung fahren kann ich nicht.... Die findet nur im engsten Familienkreis statt und das respektiere ich natürlich. Es wäre auch sinnlos hinzufahren ohne zu wissen wo die Beerdigung stattfindet und dann mit einem zahnenden Baby im Hintergrund Krawall zu machen....
Wegen der Kerze weiß ich halt auch nicht... eigentlich wöllte ich sogar lieber eine Kette mit seinem Namen und einem kleinen Flügel oder so ihr schenken. Aber egal was ich mir überlege, ich hab Angst, dass sie gerade sowas persönliches nicht will und generell sich überfordert oder bedrängt dadurch fühlt

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Hallo!

Ich denke, dass ich eine Karte schicken würde. Geld packt man bei uns rein, wenn man zur Beerdigung geht. Damit finanziert man die doch recht teure Trauerfeier und den Leichenschmaus. Eine Kerze würde ich nicht schicken. Wenn du noch was mitschicken möchtest, würde ich mal im "Frühen Ende" fragen. Als betroffene Eltern haben sie bestimmt gute Ideen.

Vermutlich wird eure Freundschaft einen Wandel durchleben. Jedes Mal, wenn sie dein Baby sieht, wird sie innerlich vor Schmerz zerrissen. Sie wird jedes mal denken, wenn sie euer Kind sieht, dass ihr Kind das auch grad lernen würde usw. Das tut so heftig weh, dass betroffene Menschen solche Situationen häufig meiden. Lass ihr die Zeit... Es kann Monate oder Jahre dauern. Das ist individuell. Eine Karte empfinde ich als Anteilnahme. Danach warte, bis sie auf dich zukommt. Ihr ist das schlimmste passiert, was einer Mutter widerfahren kann.

Liebe Grüße und eine virtuelle Kerze für das kleine Baby!

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Es ist halt sehr schwer. Ich möchte ihr gerne so viel sagen und helfen, aber nix scheint richtig zu sein. Und gleichzeitig geht es einen ja selbst nicht gut... es klingt vielleicht komisch, aber seit das passiert ist hab ich auch meiner Kleinen gegenüber die unterschiedlichsten Gefühle. Die Ängste und Sorgen, die man gerade beim ersten Kind hat, sind deutlich mehr geworden. Außerdem hab ich ihr gegenüber ganz schnell ein schlechtes Gewissen, wenn ich ungeduldig oder völlig kaputt bin, weil sie den ganzen Tag nur weint, quengelt oder ich bis zu 6mal die Nacht raus muss (der letzte Schub war furchtbar). Ich denke dann auch immer schnell warum ich jetzt eigentlich so ungeduldig bzw fertig ich bin.... schließlich ist mein Kind gesund und meine Freundin wäre froh, wenn sie das mit ihrem Kind durchmachen könnte. Also stecke ich schon voll in den Selbstvorwürfen drin. Und dann kommen auch noch langsam die Überlegungen, ob unsere Mausi ein Geschwisterchen bekommen soll... aber wie würde sie dann reagieren? Ich werd mich eh schon nicht mehr so schnell getrauen ihr niedliche oder lustige Bilder zu schicken. Aber dann auch nochmal schwanger zu sein? Ich will sie doch nicht mit meinem Glück verletzen... sie ist mir doch auch lieb und wichtig

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Hey!

Ich habe grad einen ähnlichen Fall im Bekanntenkreis. Unsere Große ist sehr krank und dadurch behindert. Natürlich habe ich auch Freunde mit Kindern, die ähnliche Erkrankungen und Handicaps haben. Vor 2 Monaten ist das Kind einer Bekannten gestorben. Meine ohnehin schon heftige Angst meine große Maus durch die Krankheit zu verlieren, wurde dadurch nur noch größer. Mit der Zeit wird es besser. Auch ich habe die Gedanken, dass ich mal nicht jammern darf, wenn sie die ganze Nacht nur brüllt oder oder oder. Aber ein schlechtes Gewissen ist fehl am Platz. Dich trifft keine Schuld. Das Schicksal kann jeden treffen. Heute oder morgen oder in 20 Jahren. In einem anderen forum bin ich gerade zu dem Thema aktiv. Sei dir durch das Geschehene bewusst, wie viel Glück du eigentlich hast. Genervt wirst du immer wieder sein. Das ist normal.

Dass ich dir den tipp gegeben habe keine Fotos usw zu schicken, liegt daran, das ich mir in stark abgeschwächter Form vorstellen kann, wie es ihr geht. Als unsere Große so krank wurde und klar war, dass sie ein Leben lang ein schwerer Pflegefall bleiben wird, ertrug ich gesunde Kinder in dem Alter nicht. Die Welt war unfair und es tat heftig weh. In der Zeit musste ich den Traum vom Leben mit gesundem Kind begraben. Ich hatte eine sehr gute Freundin, deren Sohn ist zwei Wochen jünger wie unsere Maus. Obwohl ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen, merkte sie deutlich dass ich es nicht ertrug, ständig vorgelebt zu bekommen, was meine Tochter eigentlich auch grad erlernen sollte. Ich war extrem dankbar, dass sie mir Zeit gab. Sie hat extrem gelitten, da ich Abstand brauchte. Ihr war mein Wohlbefinden und die Gesundheit unserer Tochter so wichtig und ich ließ es nur bedingt zu.

Wie gesagt. Das lässt sich nur ganz schwach vergleichen. Denn der Tod des eigenen Kindes ist das schlimmste, was es gibt. Man kann sich nur im Entferntesten vorstellen, wie es dem Gegenüber geht... Ich habe meiner Bekannten mit verstorbenem Sohn zwei Monate Zeit gelassen und sie wusste, dass sie sich immer bei mir melden kann. Nach zwei Monaten fragte ich einfach wie es ihr geht. Sie schrieb sehr viel und ihr tat es gut. Von meiner Schwangerschaft weiß sie noch nichts. Es wird ihr sicherlich weh tun. Aber sie muss es ja wissen. Spricht aber auch von zukünftigen Kindern.

Dass dir zu der zukünftigen Schwangerschaft Gedanken durch den Kopf jagen, verstehe ich auch. Meine beste freundin hat auch ein schwerstbehindertes Kind und es klappt mit der Schwangerschaft nicht. Ich habe bereits eine zweite gesunde Tochter und ziehe mit dem dritten vor. Ich habe mir heftig Sorgen gemacht wie sie reagiert. Sie geht souverän damit um und sagt, dass sie damit klar kommen muss. Ich erzähle ihr dennoch nichts zur Schwangerschaft. Sie fragt auch nicht. Das ist ok. Denn als es einige Zeit hieß, dass ich nicht mehr schwanger werden darf wegen gesundheitlicher Probleme, erging es mir auch so. Ich freute mich für Freundinnen, aber ertrug es nicht. Teile es ihr dann mit und schaue, wann sie auf dich zukommt.

Aber mache deine Planung nicht von ihr abhängig.

Liebe Grüße

Ninly

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Hi,

ich habe vor Jahren einen ähnlichen Beitrag hier geschrieben:
http://www.urbia.de/forum/18-trauer-trost/3046981-eine-frage-an-die-sternenkindereltern/19284576

Deine und meine Ausgangssituation sind sehr ähnlich. Inzwischen ist meine lockere Freundschaft zu dieser Freundin ganz intensiv und eng geworden. Sie hat mir in den letzten Jahren immer wieder gesagt, dass sie sehr froh war, dass ich ihr offen meine Gefühle geschrieben habe und ihr einfach nur das Gefühl gegeben habe, immer da zu sein - wenn sie es wollte.
Ich habe damals zusätzlich zu der Karte noch einen Schutzengel - Anhänger für sie, für ihren verstorbenen Sohn und so ein kleines Herz für sein Grab besorgt.

Meine Freundin sagt noch heute "man kann in dieser Situation nichts falsch machen, außer man macht einfach nichts"

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen mit meiner Erfahrung helfen.

Lg

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Der Satz Deiner Freundin stimmt zu 100%.

Am Aller-Allerschlimmsten ist der Satz "ruf an, wenn du was brauchst".
Die dümmste und unüberlegteste Floskel, die es gibt; denn kein Trauernder kann irgendwo anrufen und sagen, hey mir gehts miserabel, hilf mir.
Und - man schiebt die Verantwortung des Anrufs von sich weg und kann sagen, ich hätte ja geholfen, aber der/die hat sich ja nicht gemeldet ....das ist schlimm.
LG Moni

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Das hat meine Hebamme mir auch gesagt und ihr habt ja auch recht. Es ist einfach die Angst davor ihr noch mehr Schmerz zu bereiten, denn gefühlt lauern überall Fettnäpfchen mit Kilometer Durchmesser. Und dann noch das "Problem ", dass mein gesundes Baby fast gleichalt mit ihrem toten Kind wäre... es fühlt sich an, als würde ich es ihr unter die Nase reiben

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Hallo,

ich habe ähnliches erlebt, wie deine Freundin und hoffe, ich kann dir ein wenig helfen.
Als mein Sohn gestorben ist, war ich gerade anderen Müttern mit kleinen Kindern gegenüber sehr empfindlich. Ich wusste, dass das unfair ist, aber ich wollte sie auch nicht sehen und nichts von ihrer "heilen Welt" mitbekommen.

Nach einigen Wochen schon, so im Verarbeitungsprozess der Trauer, wurde es allerdings besser und ich war froh, dann von ihnen zu hören.

Vielleicht lässt du deiner Freundin auch noch ein wenig Zeit. Sie weiß ja, dass du an sie denkst und du hast ihr deine Hilfe ja schon angeboten. Wichtig ist nur, ihr später nochmal eine Brücke zu schlagen, also z.B. ihr einfach nochmal kurz schreiben. Ich hatte nämlich teilweise das Problem, dass ich in meiner Trauer ein wenig schroff war und manche das so aufgefasst haben, als wollte ich gar nichts mehr mit ihnen zu tun haben und sich nicht mehr meldeten, mir aber auch noch die Kraft fehlte, die Initiative zu ergreifen.
Bezüglich eines Geschenks: bei uns ist es auch üblich, Geld in die Karte zu tun, finde ich also ok. Besonders berührt haben mich aber persönliche Gaben. Wir haben z.B. mehrere Willow Tree Figuren geschenkt bekommen, finde ich sehr geschmackvoll und vielleicht nicht ganz so "persönlich" wie eine Kerze mit Namen (wo du ja unsicher bist).
Auf jeden Fall finde ich es toll, dass du dir so viele Gedanken machst und helfen möchtest. Sei einfach weiterhin für sie da, aber lass ihr einfach noch etwas Zeit.
Liebe Grüße

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Ich habe es schon jemand anderen hier geantwortet, aber auch Dir möchte ich sagen wie leid es mir tut, was Du und so viele hier schon durchmachen mussten. Ich komme mir langsam schon richtig blöd mit meinem "Problem" vor. Gerade deswegen bin ich euch noch dankbarer.

Wie Du auch sicher schon gelesen hast, habe ich vor allem das Problem ihr mit meinem Geschenk nicht noch mehr weh tun zu wollen oder sie ungewollt zu verärgern. Daher ist auch mittlerweile eine Kette mit seinem Namen gestrichen, da sie auf einen ähnlichen Vorschlag meiner Schwester ungehalten reagiert hat. Die Willow Tree- Figuren habe ich auch schon ins Auge gefasst. Solch eine Figur oder eine Kerze zusammen mit einer Sternentaufe wären nun mein Gedanke, aber inzwischen bin ich einfach furchtbar verunsichert.

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Die sternentaufe habe ich einer Freundin, deren Sohn im letzten Jahr mit vier Jahren plötzlich verstorben ist, auch geschenkt. Ich war sehr unsicher, ob das "Geschenk" richtig ist. Aber ich finde den Gedanken daran, dass "da oben" etwas "persönliches" ist ganz "schön". Ich habe es schön gerahmt, sie sagte auch mal, dass sie es gut findet - ob sie es aufgehängt hat weiß ich nicht, aber das ist ja auch nicht wichtig.

Ich habe es in meinem anderen Beitrag ja schon geschrieben - vielleicht schreibst du ihr in einem Brief einfach auch über deine Unsicherheit und, dass du sie mit nichts verletzten möchtest, du aber schon eben gerne die Sache xy für sie und ihren Sohn machen wolltest.

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Hallo!

Ich schildere dir jetzt mal die Ansicht einer trauernden Mutter!

Unser Sohn 4 Jahre ist im Januar an dem Folgen eines schweren Unfalls gestorben.

Ich möchte jetzt nicht ins Detail gehen und nur kurz von mir erzählen.

Ich habe seit dem Unfall meine Neffen und Nichten nicht mehr gesehen. Ich kann das einfach nicht. Natürlich haben mir Freunde (mit Kindern im gleichen Alter) auch Hilfe angeboten was ich auch schätzte, aber auch mit ihnen kann ich nicht sprechen bzw mich mit Ihnen treffen und reden. Weil die alle haben das was ich nicht habe und dieses Gefühl zerreißt einen innerlich.

Weißt du ob deine Freundin in Behandlung ist? Denn dass ist erst mal das wichtigste um wieder irgendwie am Leben Teilzunehmen.

Ich denke das deine Freundin jetzt einfach Abstand brauch, gerade von dir weil du auch ein Kind in dem Alter hast. Das soll jetzt nicht böse gemeint sein. Aber wir als trauernde denken auch, keine kann uns verstehen oder helfen. Weil keiner diesen Schmerz fühlt den wir fühlen.
Und glaube mir, wenn man es nicht selbst erlebt hat, kannst du den Schmerz den eine trauernde Mutter fühlt noch nicht einmal erahnen.

Ich hatte auch eine Freundin die sich ziemlich aufgedrängt hat und mit dieser habe ich auch keinen Kontakt mehr.

Lass ihr Zeit, es ist erst 2,5 Wochen her. Aber sei nicht enttäuscht wenn nichts von ihr kommt. Jeder ist anders und trauert anders, aber ich kann mir gut vorstellen das es wegen deinem Baby ist.

Ich habe auch eine schöne Kerze bekommen, mit seinem Namen usw. Ich finde die Idee toll.

Lg

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Es ist so schlimm, was ihr hier alle schon erlebt habt und ich komme mir langsam immer blöder vor, dass ich damit hier überhaupt angefangen habe.

Ich mag den Gedanken das dem Baby immer ein Licht leuchtet und daher kam ich ja auf die Kerze. Das mit der Kette hat sich verworfen, da meine Schwester eine ähnliche Idee ihr unterbreitet hat und sie scheinbar ungehalten darauf reagierte. Daher wollte ich einen Stern auf seinen Namen taufen und ihr die Urkunde hübsch gerahmt mit der Kerze oder einer Willow Tree- Figur schicken... aber mittlerweile hat meine Schwester auch das zu einer schlechten Idee erklärt...

Ich bin richtig verunsichert

Aufdrängen will ich mich ihr nicht. Seit vor knapp 2 Wochen keine Reaktion mehr auf meine letzte Nachricht kam, habe ich sie in Ruhe gelassen und warte darauf, dass sie sich meldet. Aber jeden Tag hab ich halt auch das Stimmchen im Kopf, dass mir sagt: "sie wartet vielleicht darauf, dass man sich meldet und Du lässt sie hängen."

Ich nehme es ihr nicht übel und kann gerade wegen meiner Kleinen verstehen das sie Abstand braucht. Aber trotzdem darf es mir auch weh tun...

Auch ich dachte schon daran, dass eine Therapie vielleicht eine gute Idee wäre. Zumal sie auch erst kurz bevor sie mit ihrem Sohn schwanger wurde, einen Abort hatte. Leider weiß ich auch ohne ihr dies unterbreitet zur haben, dass sie das partout nicht machen wird. Vielleicht sogar sauer auf den Vorschlag reagiert. Sie ist nicht der Typ Mensch, der seine Gefühle raus lässt und macht alles nur mit sich und ihrem Freund aus. Das war schon immer so und auch als sie den Abort hatte. Auch als sie von der Krankheit ihres Kindes erfuhr und die ganzen Wochen während er operiert wurde und im Krankenhaus lag. Sie redet nicht mal mit Eltern darüber, die das gleiche Schicksal haben...
Ich habe Angst, dass sie alles verdrängt bzw ihre Gefühle unterdrückt und irgendwann die Bombe platzt und sie zerbricht.

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Hallo,

Meine Geschichte ist ähnlich wie die deiner Freundin. Meine Tochter ist im November mit schweren Herzfehlern geboren und wurde in den ersten 14 Tagen zwei Mal operiert und ist dann im Dezember gestorben.

Mit Freunden ist es in dieser Zeit schwierig. Grade wenn da Kinder in dem gleichen Alter sind. Aber melde dich ruhig zwischen vorsichtig bei ihr! Es ist einfacher wenn man merkt das es auch noch Menschen gibt die auf einen zu kommen!!

Schick ihr auch ruhig eine Karte. Wir haben auch einige bekommen die wirklich zu unserer Situation passten.

Das mit dem Geld fand ich früher seltsam. Ich kann nur sagen es hilft. Wir hatten fast nichts mehr auf dem Sparbuch. Und zu Hause ein fertiges Kinderzimmer und was man so braucht stehen. Eine Beerdigung kann sehr teuer sein.

Eine Freundin hat mir ein kleines Buch geschenkt "Flieg kleiner Schmetterling" und selbst haben wir uns noch ein Erinnerungsalbum für früh verstorbene Kinder gekauft. Das ausfüllen fällt schwer, aber es hilft.

Ich suche immer noch nach einer schönen Kette für mich, aber das würde ich ihr selbst überlassen!

Wir haben von Freunden aus der Klinik ein elektronisches Teelicht wo so ein Engel aus Stoff drüber ist mit dem Namen unserer Tochter bekommen und ein Blatt mit einem schönen Spruch und den Fußabdrücken ihrer Kinder. Das war etwas was uns sehr berührt hat (auch alles Herzkinder)

Ich hoffe ich konnte dir helfen.

Viele Grüße

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Hallo, du Liebe,

jeder Mensch ist anders in seiner Trauer ... aber was, glaube ich, bei allen Müttern gleich ist, die ein Kind verloren haben, dass es ihnen ganz schwer fällt, Kinder des selben Alters wie ihr verstorbenes zu sehen. Es tut einfach zu weh. Und natürlich ist es doof, dass das plötzlich eure Freundschaft so beeinträchtigt, aber je mehr du sie bedrängst, desto mehr zieht sie sich wahrscheinlich zurück von dir. Es ist lieb von dir, dass du für sie da sein willst - aber du bist wahrscheinlich im Moment echt die falsche Ansprechpartnerin dafür.

Ich habe etwa drei Monate, nachdem unser drittes Kind gestorben war, zum ersten Mal Besuch gehabt von einer Freundin mit fast gleich altem Baby - und früher hätte ich das vermutlich auch nicht verkraftet; selbst da war es ein seltsames Gefühl.

Wir haben Freunde, die haben den Kontakt mit uns völlig abgebrochen, weil wir Kinder bekamen und sie nicht ... :-(

Ich würde dir wünschen, dass es nicht so endet mit euch, sondern dass deine Freundin irgendwann einen Weg findet, dir wieder zu begegnen. Vielleicht schreibst du ihr in einem Brief, dass du verstehst, dass sie es vermutlich zur Zeit nicht erträgt, dich mit Baby zu sehen, aber dass du ganz lieb an sie und ihr Kind denkst? Vielleicht kannst du ihr schreiben, dass du ihr ab und zu eine Karte schicken wirst und keine Antwort von ihr erwartest, und dass sie einfach erst dann reagieren soll, wenn sie sich dazu in der Lage fühlt, und dass du ihr nicht böse deswegen bist? Denn vielleicht fühlt sie sich noch zusätzlich schlecht, dass sie dir nun gerade so weh tut durch ihre abwehrende Haltung.

Mit dem Geschenk kann ich verstehen, dass du da hin und her überlegst. Ich weiß nicht, ob deine Freundin gern schreibt? Mir hat damals zur Trauerbewältigung sehr geholfen, Tagebuch zu schreiben - wenn du ihr vielleicht ein schönes leeres Tagebuch schenkst? Eine Sternentaufe und so mag sie vielleicht doch seltsam finden ... selbst ein Schutzengel mag ihr wie Hohn vorkommen, denn ihr Kind ist offenbar nicht beschützt worden ...

Wenn deine Schwester weiterhin guten Kontakt zu ihr hat, ist es doch schon mal gut. Da hat sie jemanden, und du erfährst zumindest ein wenig etwas von ihr, so dass du nicht zu beunruhigt bist.

Alles Gute für dich, für deine Freundin und auch für eure Beziehung!

#liebdrueck Eulichen

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Ihr Lieben, ich danke Euch allen. Natürlich möchte ich Euch nicht vorenthalten wie ich es nun gehandhabt habe...

Eure vielen Ideen und Anregungen haben mich gerührt und einige wollte ich auch umsetzen. Eine Sternentaufe und eine Willow Tree- Figur (Engel der Kind umarmt ) sollten es werden und um sicher zu gehen habe ich das auch mit meiner Schwester beredet. Diese allerdings hat klargestellt, dass es wohl besser ist gar nix zu machen. Maximal Geld.... Meine Schwester sagte, sie würde auf alles ziemlich gereizt reagieren und es könnte alles falsch ankommen. Also hab ich es doch lieber gelassen und nur eine Karte geschrieben und Geld reingepackt.
Heute nun ist die Beisetzung und ich denke schon den ganzen Tag nur daran. Richtig gut geht es mir damit nicht. Ich mache mir generell Sorgen um sie und wäre so gern für sie da. Aber wie schon erwähnt, dränge ich mich lieber nicht auf und lasse ihr Zeit. Besonders traurig macht mich auch, dass sie in einer Woche Geburtstag hat und ihn so ertragen muss. Ich hab mir zwar vorgenommen ihr Blumen zu schicken, doch was wird das schon bringen...? :-(