Warten auf den Tod 😢

Hallo zusammen, ich bin bei meiner Suche nach Trost auf diesen Seiten gelandet.
Meine Mutter ist sehr krank. Sie leidet an einer chronischen, unheilbaren Krankheit (kein Krebs) und es wird seit Juli diesen Jahres immer schlimmer. Jetzt ist sie soweit, dass sie sterben möchte, sie sagt es jeden Tag.
Ihr Körper versagt, ihr Gehirn. Sie ist immer müde und verwirrt und hat Angst. Ich versuche für sie da zu sein, so gut es eben geht. Oft sagt sie, ich soll kommen, und wenn ich dann da bin, hat sie vergessen, dass sie mich gerufen hat und schickt mich nach kurzer Zeit wieder weg.
Wenn die Pflegekräfte sie fragen, was sie sich wünscht, um den letzten Weg gut gehen zu können, sagt sie, sie hat keine Wünsche mehr, will nur noch sterben. Ich soll nicht so oft zu ihr kommen, sie will mich nicht belasten.
Ich meine, klar ist es belastend, aber ich will auch für sie da sein. Und ich möchte ihr die Regie lassen, sie soll sagen, wenn sie mich braucht. Ich will sie nicht bedrängen.
Sie hat bis vor fünf Monaten alleine gelebt, alles gemacht, eingekauft, gekocht, ihren Haushalt geführt. Sie war immer sehr eigenständig und stolz darauf. Bis es dann Anfang Juli bergab ging und sie nicht mehr alleine leben konnte. Seit dem ist sie im Pflegeheim. Und auch dort hat sie sich bis zuletzt Ihre Selbständigkeit bewahrt, ist jeden Tag spazieren gegangen und hat sich im nahegelegenen Supermarkt mal eine Tafel Schoki oder Obst gekauft.
Seit ca. Einer Woche geht auch das nicht mehr. Sie liegt nur noch, weiß nicht, wo sie ist oder was vor 10 Minuten war.
Es ist einfach schrecklich, sie so leiden zu sehen.
Und so warten wir auf den Tod. Und ich frage mich, wie viel sie noch ertragen muss.
Es macht mich so traurig, nichts für Sie tun zu können. Es bricht mir das Herz.
Wie kann man mit so einer Situation klar kommen? Ich weiß es nicht.

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Hallo,

ich habe meinen Mann 7 Monate leiden sehen auf einer Intensivstation, es war die Hölle zumal mein Mann durch eine Trachealkanüle die ganze zeit auch nciht mehr sprechen konnte und künstl. ernährt wurde. Aber wir haben die zeit gemeistert, ich hatte ihn anschl. 3 Wochen zu Hause um ihn dann in eine Klinik verlegen zu lassen wo ihm diese Kanüle wieder entfernt werden sollte (wollte mein Mann soooo gerne). Am Tag vor dieser OP rief mich das KKH an und sagte mir dass mein Mann verstorben wäre. Für mich war es traurig, wir sind auch als komplette Familie umgehend in die Klinik gefahren und haben Abschied genommen und das war auch gut so. Aber, und jetzt kommt das große Aber.... ich hab in dieser Nach das allererste Mal wieder richtig gut geschlafen weil ich wusste: mein Mann muss jetzt nicht mehr leiden! Ich wollte auch Niemanden aus der Familie bei mir haben, wollte diese "Erfahrung" mit Keinem teilen (müssen) sondern wollte auch nur noch meine Ruhe haben. Es hat mir auch Niemand übel genommen. Selbst heute, nach 6,5 Jahren weiß ich: für ihn war der Tod eine Erlösung und darüber bin ich sehr froh. Allerdings hätte ich ihn auch gerne bei diesem letzten Schritt begleitet aber mein Mann hat anscheinend so lange "gewartet" bis ich zu Hause war denn ich war 3 Std. vorher noch bei ihm gewesen und ich wollte am nächsten Tag in der Früh gleich wieder da sein um ihn auf dem Weg in den OP zu begleiten.
Ich vermisse ihn aber bin dankbar dass er nicht länger leiden musste.

LG

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Den letzten Satz unterstreiche ich voll!!
LG

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Das habe ich tatsächlich schon öfter gehört, dass Menschen dann sterben, wenn die Angehörigen den Raum verlassen. Vielleicht ist das ja auch gut so, vielleicht gehört die Sekunde des Todes einem allein, ich weiß es nicht.
Bei meiner Mutter war heute eine Hospiz-Begleiterin, aber sie ist nicht mit meiner Mutter in Kontakt gekommen, meine Mutter hat sich nach kurzer Zeit weggedreht. Ich vermute, sie hat nicht mehr verstanden, was so eine Begleitung soll. Vielleicht will sie das auch einfach nicht.
@ Golm: Danke für deine Worte, trifft den Nagel auf den Kopf...
Das ist echt eine scheiss Situation, aber ich werde es durchstehen. Irgendwie.
Danke Euch allen!
Liebe Grüße

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Liebe krystle,
das ist wirklich schwer.
Ich denke es gibt zwei Dinge, die du für deine Mutter tun kannst. Erstens loszulassen, innerlich zulassen, dass sie gehen darf (sie wird das spüren, und es wird ihr ihren Abschied erleichtern). Und zweitens sie weiter zu besuchen. Vielleicht nur kurz, wenn du merkst, dass sie Besuch anstrengt. Oder einfach an ihrem Bett sitzen, wenn sie schläft. Oft entsteht in der Sterbezeit nochmal eine ganz intensive Nähe zwischen dem Sterbenden und seinen Begleitern. Dass deine Mutter dich nicht belasten will ist nachvollziehbar, du kannst ihr jedoch zeigen, dass du einfach gerne bei ihr bist, und dass DU ihre letzte Zeit mit ihr verbringen willst.
Du kannst ganz viel tun, einfach durch dein da-sein. Auch ohne Worte.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und innere Stärke und deiner Mutter einen sanften Tod.
Herzliche Grüße, d.

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Es tut mir sehr sehr leid, was Du gerade erlebst, ich kann Dich aus eigenen Erfahrungen heraus sehr gut verstehen. Hat das Pflegeheim keine Palliativabteilung oder nahe gelegenes Hospiz? Dort können auch die Angehörigen Unterstützung bekommen in dieser schweren Zeit. Ich wünsche Dir alles Liebe und viel Kraft. Setz Dich zu ihr, halte ihre Hand und erzähle einfach etwas von Dir. Sie fühlt ganz sicher, dass sie nicht alleine ist. Liebe Grüße von Moni

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Hallo!
Deine Mutter war immer sehr selbstbestimmend ,nichts anderes ist ihr jetztiger Wunsch...
Es ist genug für sie ,sie will nicht mehr und das ist ihr gutes REcht. Natürlich ist es schwer für die Angehörigen ,vielleicht kaum zu ertragen ,aber dies zu respektieren und sie begleiten auf diesem Weg ist sehr ,sehr viel was Du für sie tun kannst ! Nicht alle können in Frieden mit sich selbst und den Liebsten gehen.
Ich würde ihr einmal klar sagen ,dass Du sie verstehst und dass sie gehen kann.
Versuche die Zeit auch positiv zu nutzen ,lies ihr etwas Schönes vor ,erinnert Euch an schöne Zeiten bring ihr Schokolade mit....;-)
Ihr habt Zeit zum Abschied nehmen,die ist so wertvoll.......ich wünsche Euch dass sie mehr für Euch ist als das Warten auf den Tod.....!Nutze sie!
Nimm DEine Mutter in den Arm....noch kannst Du sie spüren ,es kommt der Tag an dem das nicht mehr möglich sein wird.
Ich wünsche Euch beiden viel Kraft und viele positive Gedanken.
Liebe GRüße Iris

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Lieben Dank für Eure Worte.
Ich war heute wieder bei ihr, gestern ging es einfach nicht, ich liege grade mit einer heftigen Erkältung flach.
Sie sieht ganz furchtbar aus und ist ganz klein. Ich habe sie getröstet so gut ich konnte. Und mein Mann (er war mit) und ich haben sie gedrückt. Ich habe ihr aufgeschrieben, dass sie eine gute Mutter ist, alles getan hat für mich und nun gehen kann. Sie ist nahezu taub, daher muss ich alles aufschreiben.
Sie isst kaum noch was, sie verweigert ihre Medikamente, sie will gehen. Morgen werde ich versuchen, einen Palliativarzt für sie zu finden, die Hausärztin, die ins Pflegeheim kommt, ist nicht gut.
Gott sei Dank ist Ihre Bezugspflegerin so ein Engel. Sie wird morgen auch nochmal mit der Hausärztin telefonieren und fragen, was sie zu tun gedenkt. Nur Medis aufschreiben, die meine Mutter dann nicht nimmt, kann‘s ja nicht sein.
Danke für Eure Anteilnahme, das tut gut! 😘

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Als es klar war, dass mein Mann in Kürze sterben wird, wurden alle Medikamente durch den Arzt, nach Absprache mit mir, abgesetzt. Er bekam nur noch das Morphium zur Schmerzbehandlung. Wozu muss man den Menachen noch alles mögliche verabreichen wollen? Palliativbehandlung sieht das nicht vor. LG Moni

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Hallo!

"Ich soll nicht so oft zu ihr kommen, sie will mich nicht belasten. "

Ich glaube, deine Mutter weiß schon sehr genau, was sie will und was nicht.
Wenn sie sagt, dass sie dich nicht belasten will, dann kann deine Antwort darauf sein, dass sie sich belasten darf. Sie darf die Zuwendung annehmen und sich "zumuten" so wie ist.

Natürlich hast du Angst davor. Das ist dein gutes Recht. Nur mache ich immer wieder die Erfahrung, dass es leichter wird, wenn Angehörige die Situation annehmen. Oder wenn schon nicht annehmen, sich dann aber hineinbegeben und mit aushalten. Dann haben sie hinterher nicht nur schlimme Bilder, die bleiben, sondern auch das Gefühl, dass sie doch noch was tun konnten und getan haben.

"Es ist einfach schrecklich, sie so leiden zu sehen."

Es ist für sie sicher nicht schön, dass die Situation gerade so wie sie ist. Du solltest aber auch bedenken, dass Altern und Sterben so geht. Deine Mutter war lange fit, sie ist erst seit kurzer Zeit hilfs- und pflegebedürftig. Ich frage mich, wer von euch beiden mehr leidet? Sie, die verstanden hat, dass ihre Zeit ab jetzt sehr begrenzt ist, oder du, die das noch nicht so sehen will und schon Angst vor der Trauer hat? Du solltest unterscheiden, zwischen deiner Sorge und deiner Angst und ihrer. Sie ist mit Sicherheit schon ein paar Schritte weiter als du.

Bitte, verstehe mich nicht falsch. Die Situation jetzt ist für dich und deine Mutter angespannt und darf es sein. Man darf Angst haben und sich Sorgen machen und wütend sein. Es ist schon mal eine gute Idee, einen Palliativmediziner mit ins Boot zu holen. Vielleicht wendest du dich noch an ein ambulantes Hospiz. Die würden deine Mutter UND dich ehrenamtlich begleiten.

Du wirst das schaffen und du wirst das aushalten. Das tun eigentlich alle, wenn sie nur anfangen über unsere eigene Vergänglichkeit nachzudenken. Genau das tust du ja gerade.

Alles Gute!

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Ich habe mich vor dem Tod meines Vaters auch gedacht, wie es gehen soll, wie ich und wir alle damit fertig werden sollen. Wie wird es sein, wenn er plötzlich weg ist. Es war auch bei ihm kein unerwarteter Tod, aber wenn der Moment dann doch da ist, will man es erstmal nicht wahrhaben. Wir hatten Glück, dass wir zusammen als Famile Abschied nehmen konnten und dabei waren, als er seinen letzten Atemzug machte. Ich werde das nie vergessen. Aber viel mehr ist mir die Zeit in Erinnerung, die davor war. Seine Stimme, sein Lächeln und vieles andere. Sein Tod ist schon etliche Jahre her. Die Trauer ist weniger geworden. Vermissen werde ich ihn trotzdem immer und in irgendeiner weise ist er immer da. Auch für ihn war es eine Erlösung. Teils auch für uns.

Ich wünsch dir viel Kraft für die schwere Zeit #liebdrueck

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Guten Morgen,
Eure Anteilnahme hilft mir sehr!
Meiner Mutter geht es zunehmend schlechter. Sie schläft hauptsächlich, redet immer weniger, nur noch einzelne Worte, kaum noch ganze Sätze. Essen wird auch immer weniger. Na ja, sie macht sich wohl auf den Weg...
ich bin traurig, aber nicht mehr so verzweifelt.
Durch die neue Hausärztin und die ständige Rücksprache mit den Pflegern, wie man ihr den letzten Weg so gut wie möglich bereiten kann, bin ich ruhiger geworden. Es ist nicht aufzuhalten, es gibt keine Heilung, aber Linderung.
Heute ist ein schöner, sonniger Tag. Ich habe meine Mutter im Rollstuhl einmal um den Block geschoben. Ein bisschen frische Luft...
Liebe Grüße
Krystle

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Hallo zusammen,
meiner Mutter geht es immer schlechter. Sie bekommt kaum noch was mit. Vorgestern ist sie nun auch noch gestürzt. Sie ist dann zur Kontrolle ins Krankenhaus gekommen, war nix gebrochen, nur ein Hämatom. Aber das war mega anstrengend für sie, sie war ganz erschlagen danach, hat kaum noch auf etwas reagiert.
Es kommt mir grad so vor, als wäre da nur noch ihr kranker Körper und kaum noch ihre Seele... als wäre die schon auf dem Weg woanders hin...
Es macht mich so schrecklich traurig. Meine arme kleine Mama! Sie ist wie ein kleiner kranker zerzauster Vogel.
Und sie war immer so agil. Immer unterwegs. Immer tapfer. Immer den Kopf oben.
Und nun bleibt nichts davon übrig.
Wie lange geht das noch? Das kann einem keiner sagen. Ich hoffe nur, sie bekommt nicht mehr soviel mit und leidet nicht so sehr.
Sie schläft auch sehr viel und ich bete wirklich darum, dass sie einfach für immer einschläft. Einfach hinüber gleiten.
Ich weiß ja nicht, was danach kommt, ob überhaupt was kommt, aber alles ist besser als das jetzt grade.

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Hallo du,

es ist soooo schwer.

Als uns die Ärzte im KH gesagt haben, dass es mit meinem Schwiegervater zu Ende geht, haben wir ihn nach Hause geholt. Wir waren die letzten beiden Tage in wechselnder Besetzung rund um die Uhr bei ihm. Letztendlich hat auch er einen unbeobachteten Moment "abgepasst". Ich denke nicht, dass er noch sehr viel mitbekommen hat, aber er HAT es noch mitbekommen. Er war ganz ruhig in der Zeit. Wir haben ihn auch noch eine Nacht hier behalten, es wäre und falsch vorgekommen ihn sofort "rauszuschmeißen".

Was uns sehr geholfen hat, wir haben vorher schon mit dem Bestattungsunternehmer und dem Pfarrer gesprochen. Als es dann so weit war mussten wir nur noch sagen "es ist soweit".

Viel Kraft für euch!