Unterschiedliche Wertigkeit von Körperlichkeit / Sex in der Ehe

Liebe Leute,

an dieser Stelle möchte ich gerne in den Austausch mit euch kommen.
Entscheidungen kann ich nur selbst treffen. Dennoch möchte ich gerne über meinen vielleicht eingeengten Blick hinaus denken.
Darum bin ich für alle Anregungen dankbar.

Mein Mann und ich sind seit 7 Jahren zusammen und fast ein Jahr verheiratet. Wir haben ein 4-jähriges Kind.
Das Thema Zärtlichkeit / Sex ist immer schon schwierig bei uns. Das fängt beim Kuscheln abends im Bett an, wenn ich ihm die "Schlafenergie" entziehe, indem ich meine Hand an seinem Arm / Bauch lege. Mir ist eine "Verbindung" sehr wichtig. Die muss lange nicht die ganze Nacht andauern und ich muss auch nicht eng umschlungen jede Nacht schlafen. Aber nur neben einander ist mir zu wenig. Ihn hingegen stört das.
Sex in einer Beziehung ist mir ziemlich wichtig. Für ihn ist es das erste, was bei Stress etc. hinten runter fällt.
Ich habe mir seit langem angewöhnt, nicht mehr von mir aus ihn zu "bezirzen". Meist wurde ich dann abgewiesen. Also warte ich, bis er Lust zeigt. Abgewiesen zu werden, verletzt ungemein. Ich habe kein Selbstwert-Problem. Ich weiß, dass ich toll bin und ich bin auch nicht unansehnlich. Und ich weiß, dass er mich und meinen Körper liebt. Nur zeigt er es anders, als ich es zeigen würde / will.

Wir haben schon immer offen darüber reden können. Und ich mache ihm keinen Vorwurf.
Das Ganze stimmt mich nur von Zeit zu Zeit nachdenklich. So wie in den letzten Tagen wieder. Ich habe einen Anlauf gewagt, das Schlafzimmer romantisch dekoriert, Kerzen, Wein, etc. ... und wurde abgewiesen. Er wollte am liebsten wieder gehen, hat er gesagt. Er steht laut seiner Aussage in den letzten Monaten vor der Wahl: entweder er zwingt sich (um mich nicht zu enttäuschen) oder er (und somit wir) verzichten auf Sex und Zärtlichkeit. Beides ist Mist (das weiß er selbst). Nun, was macht man richtig?

Wie geht es euch?
Kennt jemand das auch?

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Das ist Mist. Auf einen Nenner werdet ihr vermutlich nie kommen. Ich finde aber, dass er eine ganz schöne Dramaqueen ist, wenn er sagt, dass er sich zwingen müsse.
Gesetzt den Fall er findet dich attraktiv und liebt dich - und das kannst du bestimmt besser einschätzen als irgendwer anderes - dann wird er sich auch keinen Zacken aus der Krone brechen, mit dir zu schlafen.

Einige Dinge, finde ich, tut man einfach auch dem Partner zu liebe, es sei denn man hasst sie aus tiefstem Herzen. Aber das ist bei deinem Mann in Punkto Sex doch nicht der Fall, oder?

Dass er deine Avancen so abschmettert, finde ich grob unhöflich. Ich stell mir gerade vor, mein Mann hätte schön für mich gekocht, den Tisch schön gedeckt und säße da erwartungsfroh und ich sag: Nee, du, keinen Bedarf.
Egal, ob ich Hunger hätte oder nicht, ich würde mich hinsetzen und etwas Essen, das hat auch etwas mit Wertschätzung des anderen zu tun.

Wenn zwei Menschen in ihren Bedürfnissen so weit auseinander liegen wie ihr zwei, dann kann das m.E. nur klappen, indem man Schritte aufeinander zu macht, aus Liebe, aus dem Glauben daran, dass es dem gemeinsamen Lebensprojekt zuträglich ist. Wenn dein Mann das nicht kann, dann sehe ich schwarz.

DAS würde mich extrem verletzen.

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Hi @trafikantin,
ja, da hast du voll und ganz Recht. Auch, wenn ich immer wieder versuche ihn zu verstehen, nachvollziehen kann ich es nicht. Es wird wohl immer wieder mal zu verletzenden und nervigen Situationen kommen. Das ist auch das, was mich eben aktuell so umtreibt.

Wir befinden uns zur Zeit in einer echten Pattsituation. Nachdem er (wiedermal) sagte, er macht es nur für mich, damit die Beziehung nicht kaputt geht, bin ich ständig am Überlegen, was er noch alles so macht, nur damit ich "zufrieden" bin. Ich weiß ihn nicht mehr einzuschätzen, wenn er sagt "Wie du willst"... ich fühle mich unglaublich unsicher.
Er hingegen traut sich nicht anzüglich zu sein, auch nicht, wenn er mal wirklich Lust hat. Da merkt er auch selbst, dass er sich was verbaut hat.
Das fällt mir echt schwer gerade.

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Das verstehe ich voll und ganz. Solche Aussagen sind total toxisch. Wie solltest du denn auch jemals wieder davon ausgehen, dass er aus eigenem Antrieb und nicht dir zuliebe Sex mit dir hat?
Warum ist er denn so gehemmt, auch wenn er Lust hat.
Ist Sex für ihn irgendwie “pfui“? Wenn du sagst, seine Lust stirbt, sobald er Stress hat, gilt das dann auch für erotische Massagen mit oder ohne Happy End, wo er nichts tun muss außer zu genießen?
Ich kann mir vorstellen, dass er irgendwie auch unter Druck steht: er weiß um deine Lust und fühlt sich gerade als lustloser Mann als Versager, das killt dann etwaige Restlust im Keim...

Vielleicht vereinbart ihr mal eine Zeit, in der ihr euch ohne Sex einfach nur sah seid, Happy End ausgeschlossen? Oder das Gegenteil: eine 90Tage Challenge “Jeden Tag Sex“, Lust hin, Lust her?

Vielleicht sucht ihr auch mal einen Sexualtherapeuten auf? Wobei ich immer Angst davor hätte, das Thema totzureden.

Schwierig! Ich wünsche euch viel Glück.

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Hallöchen,

hört sich ähnlich an wie bei uns, nur hier ist es umgekehrt - hier habe ich, w, keine Lust und bin kaum anhänglich, mein Mann das Gegenteil.

Eine richtige "Lösung" haben wir auch noch nicht gefunden. Es läuft mal besser, mal schlechter. Man braucht viel Verständnis füreinander und sollte viel miteinander kommunizieren. Unsere Paartherapeutin sagte, Menschen sind verschieden und haben unterschiedliche Bedürfnisse - das ist ganz normal.

Also entweder man kann es akzeptieren und damit leben oder man sucht sich jemanden, dessen Bedürfnisse näher an den eigenen liegen.

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Danke @Kenne-es-auch.
Ja, das ist wirklich schwierig. Reden hilft viel und immer wieder versuchen den anderen zu verstehen. Das klappt bei uns zum Glück meist gut. Nicht in der Situation, aber zumindest dann im Nachhinein, wenig später.

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Bei mir ist es anders ... Sex geht immer ... gerade bei Stress ist Sex lange eine gute Möglichkeit, um zu entspannen ... aber Frau sieht das anders. Es muss alles passen, zeit muss da sein ... blingbling ... so wird das nie was bei 3 Kindern im Haus.

Wir haben dieses Thema seit 5 Jahren ... oder noch ein paar Jahre länger.
Mal wird es besser mal wird es schlechter.

Ich weiß nicht wie viel ich über dieses Thema schon nachgedacht habe.
Bekloppte Dinge habe ich gemacht ... ohne Erfolg.

Inzwischen aber wohl nur für den Moment sehe ich es gar nicht mehr als Problem an.
Ich habe *meinen* Sex und muss niemandem mehr hinterher laufen.
Ich weiß, dass das für die Ehe aktuell nicht förderlich ist, aber es ist so unendlich befreiend. Sex ist mir aktuell egal ... ich gehe aber davon aus, dass es nur eine Momentaufnahme ist.

Das wird sich wieder ändern und dann hänge ich wieder an ihrem Rockzipfel.
Bis dahin, ist es aber gut so wie es ist.

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Hi @ohneKerzen,
danke auch für deine Antwort!
Ich kann das gut nachvollziehen. Ohne "meinen" Sex, wäre ich auch sowas von unausgeglichen. Dennoch ist es nicht das selbe, wie mit einem Partner.

Welche "bekloppten Dinge" hast du gemacht? (Wenn ich fragen darf)

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Was man halt so macht um wieder Stimmung ins Schlafzimmer zu bekommen.
Wäsche bestellt für Sie, obwohl mir das ehrlich noch nie wichtig war.
Nackt ist einfach am schönsten.
Wäsche für Ihn geholt ... boah hat das Zeugs gejuckt.

Spielzeug für uns bestellt ... war aber das gleiche wie die Wäsche für Sie.
Wir hatten das noch nie und es war einfach nur ulkig.

Und noch so nen paar andere oberbekloppte Sachen.

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