postpartale depressionen?!

Hallo ihr lieben,

habe heute einen anruf von einem freund bekommen. Er macht sich große sorgen um seine freundin. Ich möchte euch versuchen zu erzählen was bei den beiden los ist. Ich versuch mich kruz zu fassen und nur das wesentliche zu berichten.

Meine freundin weint seit einigen wochen sehr sehr viel. Redet oft von „dann nehm ich mir den strick und ihr habt eure ruhe“. Sie gibt ihre tochter (6,5m.) zu keinem mehr. Sie leidet ständig unter panik das kind könnte nachts sterben. Sie schläft kaum oder nicht wirklich gut. Sie schwankt schrecklich in ihren stimmungen, ist agressiv und ungerecht. Sie ritzt sich neuerdings die arme wenn sie nicht weiter weiß. Lt. Der aussage meines freundes schlägt sie sich selbst, manchmal sogar mit dem kopf gegen wände. Sie ist unruhig und seiner meinung nach fast sogar „depressiv“

Tja.. nun hat er mehrfach gesehen wie sie ihre tochter nicht wirklich zart hoch nimmt, sondern (bei extremen schreistunden) das kind sogar agressiv hochreißt. Geschlagen hat sie die kleine lt. Seiner aussage (noch)nicht.

Außerdem kann sie ein geschrei was länger als 10 minuten andauert nicht ertragen und schreit dann das mädchen an.

Sie redet wohl momentan auch kurz und teils unverständlich und macht große sprünge zwischen den themen.

Sooo, nachdem wir uns über sie unterhalten hatten dachte ich so an die postpartalen depressionen. Fiel mir zu mindest spontan ein.

Ich erzählte ihm davon. Er ist der meinung sie sollte psyschologische hilfe in anspruch nehmen und sie selbst hätten auch schon darüber gesprochen. Sie würde gern eine therapie machen aber traut sich nicht.

Gründe dafür: sie hat angst dass jemand denkt sie schlägt das kind, hat angst eingewiesen zu werden, das JA auf dem hals zu haben und natürlich schämt sie sich. Vor allem aber hat sie angst dass ihr das kidn weggenommen wird.

Wie würde denn eine evtl. behandlung in etwa ablaufen? Doch sicher ambulant und nicht stationär, oder? Würde sie in eine klinik kommen…würde sie nicht mitmachen.

Wie können wir ihr nur helfen?

Zu meinem entsetzen musste ich feststellen…. Dass mir einiges was mir der freund erzählte erst jetzt im nachhinein auffällt…

Bin sicher keine so gute freundin wenn ich so was nicht gemerkt habe….

Bitte gebt mir paar Tipps und evtl. wie es alles ablaufen wird. Ihr muss geholfen werden!

Und bitte keine antworten á la das kind muss weggenommen werden. Meine freundin ist momentan nie alleine mit der kleinen.

Bitte bitte gebt so viele Tipps und infos wie ihr habt. Sry für die vielen fehler..aber ich bin totmüde und hab keine lust noch mal durchzuschauen.

Lg
Michi

1

Das ist ja furchtbar! deine Freundin braucht SOFORT Hilfe, und zwar professionelle!

Hast du mal versucht, mir ihr zu reden? Es muss wa spassieren, bevor sie etwas tut, was sie nicht wieder gut machen kann!

Gibt es denn Großeltern oder so, die das Kind im Notfall aufnehmen können?

Schleppt sie zum Psychiater, redet mit ihr und macht ihr klar, dass ihr nichts geschieht, wenn sie sich therapierwillig zeigt!

Will sie nicht, muss ihr Freund mal zum Psychiater und sich Rat holen, wie er sie dazu bewegen kann.

Viel Glück!

nic

2

Ich glaube, dass das schon keine Depression mehr ist, sondern eine Psychose.

Was mir spontan einfällt ist erstmal eine Selbsthilfegruppe. Die sind anonym, niemand wird ihr das Kind wegnehmen wollen und sie sieht, dass es anderen Frauen genauso geht wie ihr. Der nächste Schritt ist aber sicher eine Therapie, allein kommt sie da nicht mehr raus, denke ich.

3

Hallo Michi,

so per Ferndiagnose kann sicher keiner sagen, ob es eine PPD ist oder nicht, das kann nur ein Psychiater. So, wie du es schilderst, kommt deine Freundin jedenfalls momentan nicht mit sich selbst und dem Kind klar, das allein sollte Grund sein, Hilfe zu suchen.

Auf der Seite des Vereins "Schatten&Licht" (www.schatten-und-licht.de") gibt es einen Fragebogen zum Selbsttest, aus dem man schließen kann, ob eine postpartale Depression vorliegt. Außerdem ist eine bundesweit nahezu vollständige Liste mit spezialisierten Psychiatern, Neurologen, Hebammen, Therapeuten, Selbsthilfegruppen zu finden.

Es ist schwer, sich eine PPD einzugestehen, und den Schritt zu gehen, professionelle Hilfe zu suchen - aber es ist zum Besten des Kindes, und für ihre zukünftige Beziehung zum Kind. Es gibt übrigens auch sehr gute Einrichtungen, die die Mutter (als Patientin) zusammen mit dem Kind (Gast) aufnehmen.

Ich selbst war nach der Geburt meines ersten Sohnes für einen Monat stationär-psychiatrisch in einer Mutter-Kind-Einrichtung untergebracht. Ich würde schon sagen, daß mir die Zeit geholfen, einen Weg mit dem Kind zu finden. Die Depression nach der Geburt des zweiten Sohnes habe ich allein auskuriert (hatte zuhause einfach zu viele Verpflichtungen, um einfach einen Monat herumtherapieren zu können) - aber sie ist auch jetzt noch nicht ganz verarbeitet, und das, obwohl die Geburt schon 1,5 Jahre her ist. Ich spiele auch mit dem Gedanken, noch einmal eine Therapie (in meinem Fall dann ambulant) zu machen. Ich habe übrigens bei beiden PPDs keine Medikamente genommen (nur, falls das eine Angst deiner Freundlin sein sollte - dabei gibt es heutezutage gute und sogar stillverträgliche Antidepressiva), und beide Kinder Ewigkeiten gestillt.

Ich wünsche deiner Freundin viel Kraft und alles Gute. Und ich wünsche ihr, daß du ihr in dieser schweren Zeit beistehst. Sie wird ganz sicher aus diesem Loch wieder heraus kommen - je schneller sie Hilfe sucht, desto scheller geht es ihr wieder besser!

Joulins #klee

5

danke für dein posting, das war echt sehr informativ.

ich denke schon dass sie es ganz recht bald schaffen kann wenn, immerhin ist ihr selbst schon aufgefallen dass es ihr sehr schlecht geht und es so nicht weiter gehen kann.

ich werd sie heut nachmittag mal beuschen....

aber einige fragen zu dem ganzen krankheitsbild ahbe ich noch. und ich frage dich..weil du bei den poszings die einzige bist die erwähnte dass es ihr ähnlich ging. ich will nciht persönlich werden..also musst du nicht antworten:

inwiefern legt es sich auf die mutter-kind beziehung aus? ich habe gelesen in den schwersten fällen kanns zu kindstötung kommen, aber das mein ich gar nicht. kann es zu zwangsläufigen störungen wie keine liebe empfinden, distanz wahren oder vlt. die andere richtung ... also auf dem kind glucken, keinen ranlassen, kommen?

wie in etwa muss man sich eine theapie vorstellen. ich hab noch nie eine gemacht. aber ist das dieses "wir fangen mal in ihrer kindheit an" oder wirklich nur direkt aufs gebrutserlebnis und schwangerschaft + wochenbett bezogen?

bei der liste auf der von dir genannten HP habe ich nachgeschaut... in unserer nähe ist kein doc.

ach ja.. ich hab dann noch gegoogelt und bin ganz dolle ins stocken gekommen. in unserer umgebung gibt es eine ärztin die darauf spezialisiert ist, allerdings mit dem zusatz "nur selbstzahler oder privatpatienten".

muss sie evtl. die kosten selbst tragen?

naja.. ich hab heut abend noch mal rückbildungskurs, vlt. kann mir meine hebi anlaufstellen raten.

man mir tuts so leid.... :-(

ich danke dir für die infos :-)

wünsche dir alles gute und dass du das alles weiter so schaffst und finds toll dass du das so offen hier erzählt hast.

lg
michi

7

Hallo Michi,

es gibt ganz gute weiterführende Literatur zur eigentlichen Wochenbettdepression als auch zu den verbundenen Problemen wie Mutter-Kind-Beziehung, auch zu finden bei Schatten und Licht. Gerade zu letztem Thema habe ich unlängst eine Studie von Riecher-Rössler (garantiert zu finden bei Google) gelesen, die besagt, daß es eben doch Auswirkungen auf die Beziehung zum Kind haben kann, wenn die Mutter in den frühen Monaten gefühlsmäßig vom Kind distanziert ist. Das ist relativ neu, denn als ich in der Mu-Ki-Einrichtung war, hat mir noch jeder (!) versichert, daß die (so kleinen) Kinder davon nichts mitbekommen, vorausgesetzt, daß Mutter und Kind nicht getrennt sind und die Mutter das Kind versorgen kann. Das war bei mir der Fall, dennoch habe ich den Verdacht, daß meine nicht ganz einfache Beziehung zu meinem großen Sohn nicht von ungefähr kommt. Zu beschreiben, wie dies im Einzelnen aussieht, würde den Rahmen hier sprengen, aber ich kann zusammenfassend sagen, daß ich mir die Liebe zu meinem ersten Kind wirklich erarbeitet habe, im Unterschied zu meinem zweiten Sohn, in den ich schon 3 Minuten nach der Geburt total verschossen war - daran hat auch die zweite Depression nichts geändert!

Aber auch diese Fragen kann nur ein Fachmann klären und sie sind jetzt auch zweitrangig, denn erst einmal braucht deine Freundin Hilfe, um selber wieder zu sich zu kommen. An Kindstötung würde ich übrigens nicht denken und schon gar nicht mit ihr darüber sprechen, das könnte eventuell vorhandene Zwangsgedanken vielleicht verstärken. All diese Dinge gehören ab sofort nur in den Mund ihrer Therapeutin - ihr (damit meine ich dich und ihren Mann), solltet ihr momentan vor allem helfen, indem ihr bei ihr seid (ich kann mich daran erinnern, daß ich es in den ersten Wochen schier unerträglich fand, mit dem Kind allein zu sein - alles ließ sich ertragen, wenn eine andere Person anwesend war).

Deine andere Frage nach der Therapie in einer solchen Einrichtung kann ich auch nur fragmentarisch beantworten, da ich mich an den angebotenen Therapieformen (Tanztherapie, Maltherapie, Gruppengespräche) nicht beteiligen konnte, da ich die ganze Zeit mit meinem Sohn beschäftigt war. (Er hat in den ersten Monaten SEHR VIEL geschrien und ich habe ihn pausenlos rumgeschleppt, und wenn er dann doch mal geschlafen hat, habe ich versucht, mitzuschlafen - hat natürlich nie geklappt, weil ich viel zu aufgedreht war.) In dieser Zeit waren zwei andere Mütter mit PPD auf der Station, und die hatten pflegeleichte Kinder (außerdem waren es Flaschenkinder, die auch mal vom Stationspersonal versorgt werden konnten), und so konnten die Mütter sich an den Therapien beteiligen und haben das sehr positiv bewertet - einfach, sich selbst zu erleben und nicht nur als gehetzte Mutter wahrzunehmen. Ich hatte in diesem Monat 3 Einzelgespräche mit meiner Psychiaterin, und die fand ich wirklich hilfreich, denn sie lenkte die Gespräche präzise und feinfühlig auf die wahren Ursachen meiner Ängste. Sie zu erkennen und benennen hat schon nach dem ersten Gespräch dazu geführt, daß meine morgendlichen Panikanfälle verschwanden. Eine Gesprächstherapie ist also in jedem Fall zu empfehlen. Ansonsten fand ich es einfach hilfreich, mit dem Stationspersonal im Rücken den Alltag als Mutter eines SEHR anstrengenden Babys anzupacken. Und das ist mir gut gelungen - nur mit meinen Gefühlen, das hat noch eine Weile gedauert.

Wie es mit den Kosten aussieht, kann ich dir leider gar nicht sagen, bei mir hat es die Krankenkasse übernommen, und den Teil, den sie nicht übernahm, den hat mein Mann damals einfach bezahlt, ich kann mich aber noch entsinnen, daß es "nur" 3-stellige Beträge waren, und es war ja ein ganzer Monat. Ich denke, bei sozial schwachen Familien wird es die KK schon übernehmen. In diesen Fragen kann man auch gut mal bei Manavgat nachfragen, sie ist über die Forum-Suche zu finden.

Ich weiß ja nicht, wo ihr wohnt, aber in Berlin gibt es einen Verein zur Mütterpflege, der Mütter in schwierigen Situationen unterstützt (www.muetterpflegerinnen-berlin.de), da wird auch über die Krankenkasse abgerechnet. Vielleicht haben die ja ein Pendant im PLZ-Bereich 3 ? Ich habe bei meinem zweiten Sohn mit dem Gedanken gespielt, mich an sie zu wenden, habe es aber dann sein lassen, weil meine Schwiegermutter im Sterben lag und ich wirklich keine Minute am Tag mehr Zeit hatte. Aber ich denke, das wäre eine gute Alternative, falls der Gedanke an eine psychiatrische Einrichtung deine Freundin schockt.

Wichtig wäre sicher auch, wenn der Mann deiner Freundin sich mal auf der Seite von Schatten&Licht informiert. Mein Mann war damals wie vom Donner gerührt, als ich, die ich das Leben in jeder Hinsicht voll im Griff hatte (und dachte, jetzt krieg ich mal eben ein Kind und dann starte ich wieder voll durch) auf einmal nicht mehr zurecht kam. Am Tag 19 nach der Geburt meines Sohnes habe ich zu ihm gesagt, daß ich glaube, daß ich da ohne fremde Hilfe nicht mehr rauskomme - da ist für ihn die Welt untergegangen. Gute Information hätte ihm sicher sehr geholfen - das haben wir erst im Nachhinein aufgearbeitet, als in der zweiten Schwangerschaft die Frage nach der Wiederholungschance einer PPD stand.

Liebe Michi, mehr Hilfe kann ich auch nicht geben. Mach deiner Freundin klar, daß in Deutschland niemand so einfach das Sorgerecht weggenommen bekommt, bloß weil man vielleicht eine Depression hat, und daß der Weg zu einem Arzt der erste Schritt zur Gesundung ist. Viel Glück!

Joulins

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erstmal danke für eure antworten.

da sie eigentlich die große angst hat das kind weggenommen zu bekommen wird sie sicherlich bisschen einlenken wenns um eine "mutter-kind" einrichtung geht.

bin dennoch so enttäuscht das außenstehende (wie wir...) erst jetzt wo wir das von ihrem freund gehört haben mitbekommen...dass es ihr schlecht geht.

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Mach Dir bitte keine Vorwürfe, dass Du eine schlechte Freundin bist! Menschen, die psychisch krank sind oder zumindest große psychische Probleme haben, die entwickeln sehr geschickte Strategien, wie sie es vor anderen Leuten verheimlichen können. Du schreibst ja selber, dass sie sich schämt, dass es ihr so geht - und darum will sie verhindern, dass jemand es mitbekommt.

Ob es eine postpartale Depression ist kann ich nicht beurteilen. Eine psychotherapeutische Behandlung ist auf jeden Fall empfehlenswert. Wenn sie sich selbst verletzt, dann könnte es auch auf eine Borderlinestörung hinweisen. Vielleicht sollte sie mal zu ihrem Hausarzt gehen, wenn sie einen hat, dem sie vertraut. Der kann ihr dann eine Überweisung zu einem Psychiater oder Psychotherapeuten ausstellen und bestimmt auch jemanden empfehlen. Wenn der Therapeut eine kassenärztliche Zulassung hat, dann ist die Behandlung für Deine Freundin umsonst. Die Therapeutin, die Du im Netz gefunden hast, hat vermutlich diese Zulassung nicht, daher werden ihre Behandlungskosten nicht übernommen. Private Therapien können um die 50 Euro pro Sitzung oder mehr kosten.

Man kann Menschen übrigens nur dann in die Psychiatrie zwangseinweisen, wenn sie eine Gefährdung für sich oder andere darstellen - also wenn Selbstmordgefahr besteht oder die Gefahr, dass sie einen anderen Menschen umbringen oder ernsthaft verletzen wollen. Dazu ist eine richterliche Verfügung notwendig.

Das Kind wird man ihr nicht wegnehmen, solange sie es nicht verletzt oder schlägt. "Nur" ungeduldig sein und das Kind hart hochnehmen reicht nicht aus, um ihr das Sorgerecht zu entziehen. Da muss schon wesentlich mehr passieren. Wenn sie therapieeinsichtig ist, und das scheint sie ja, wenn sie selber schon davon spricht sich in therapeutische Behandlung zu begeben, dann ist das schon mal eine grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.

Die Vorgehensweise während einer Therapie ist je nach Therpeut und Therapieansatz sehr unterschiedlich. Kassenärztlich übernommen werden derzeit Psychoanalyse und Verhaltenstherapie.

Wikipedia schreibt darüber Folgendes:

"Psychoanalyse als Therapie

Im engeren Sinn ist die Psychoanalyse ein psychotherapeutisches Behandlungsverfahren. Im Unterschied zu übenden bzw. trainierenden Verfahren (wie Verhaltenstherapie) zählt sie zu den aufdeckenden Therapien, die versuchen, dem Patienten ein vertieftes Verständnis der ursächlichen (meist unbewussten) Zusammenhänge seines Leidens zu vermitteln - was oft mit dem Begriff der Einsicht verbunden wird. Es wäre jedoch ein Missverständnis, eine rationale Einsicht in die Verursachungszusammenhänge als wesentliches Ziel einer psychoanalytischen Therapie anzusehen. Vielmehr wird eine weitergehende Umstrukturierung der Persönlichkeit und insbesondere des Gefühlslebens in denjenigen Bereichen angestrebt, die zur Aufrechterhaltung psychopathologischer Elemente (Symptome, Persönlichkeitseigenschaften) beitragen.

Die klassische Psychoanalyse findet über einige Jahre hinweg drei- bis fünfmal wöchentlich statt. Der Patient bzw. Analysand liegt auf einer Couch und sagt möglichst unzensiert alles, was ihn gerade bewegt bzw. ihm durch den Sinn geht. Der hinter ihm sitzende Analytiker hört mit einer Haltung gleichschwebender Aufmerksamkeit zu und teilt dem Analysanden die während des psychoanalytischen Prozesses gewonnenen Erkenntnisse mit ("Deutung"), wann immer er dies für günstig hält. Insbesondere bemüht sich der Analytiker, die sich in der Beziehung zu ihm einstellenden Übertragungen typischer emotionaler Muster bzw. Motive des Analysanden aufzuspüren und ihren Stellenwert innerhalb der Psychodynamik des Analysanden zu interpretieren, um sie einer Veränderung zugänglich zu machen (Übertragungsanalyse s. Übertragung (Psychologie)). Auch die Traumanalyse kommt während der analytischen Behandlung zur Anwendung.

Neben der "großen" psychoanalytischen Therapie sind heute kürzer dauernde tiefenpsychologische Therapieformen weit verbreitet (s. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie), bei denen sich Analytiker und Analysand gegenübersitzen und sich ein- bis zweimal wöchentlich treffen. Erwähnenswert sind noch die psychoanalytischen Fokaltherapien bzw. Kurzzeittherapien, in denen versucht wird, ein zentrales, mehr oder weniger klar umschriebenes Problem in insgesamt ca. 20 bis 30 Sitzungen zu behandeln."

Und Verhaltenstherapie, wobei ich finde, dass es bei Wikipedia etwas kompliziert erklärt ist:

"Nach der American Association of Behavior Therapy soll die Verhaltenstherapie (VT) vor allem menschliches Leiden lindern und die Handlungsfähigkeit erweitern. Sie beinhaltet Veränderungen der sozialen Umgebung und der sozialen Interaktion. Das Ziel ist hauptsächlich die Ausbildung und Förderung von Fähigkeiten. Die Techniken sollen dem Klienten eine bessere Selbstregulation ermöglichen. (...)

Charakteristisch für die VT ist die Konzentration auf gegenwärtige statt auf vergangene Handlungsdeterminanten. Somit liegt der Schwerpunkt auf beobachtbarem Verhalten und dessen Veränderung. Die VT unterscheidet sich von der Psychoanalyse durch zwei wesentliche Annahmen: Es wird angenommen, dass Verhaltensweisen erlernt werden und dass man sich empirischen Methoden verpflichtet fühlt.

Daraus folgt für die VT, dass abnormales Verhalten als Lebensprobleme gesehen werden und durch die Verwendung von Verhaltens- und Lernprinzipien verändert werden soll. (...)

Eine Verhaltenstherapie beginnt gewöhnlich mit einer Verhaltensanalyse, in der die Probleme des Patienten in Abhängigkeit zu ihren aufrechterhaltenden Bedingungen und im Hinblick auf ihre Konsequenzen untersucht werden. Berühmt geworden ist die Verhaltensanalyse nach Frederick Kanfer: das SORKC-Modell.

* S: Reize, Situationen
* O: Organismus (Kognitionen und biologisch-somatische Bedingungen),
* R: Reaktionen, Verhalten
* K: Kontingenzen, (regelhafte Zusammenhänge zwischen Situationen, Verhalten und Konsequenzen)
* C: Konsequenzen

Obwohl die Begriffe "Reiz" und "Reaktion" leicht vermuten lassen, dass in einer Verhaltensanalyse nur das beobachtbare Verhalten analysiert wird, bezieht eine Verhaltenanalyse in der modernen Verhaltenstherapie auch Gefühle, Gedanken und körperliche Prozesse mit ein. Zudem umfasst die erweiterte Verhaltensanalyse auch Einflüsse des erweiterten Umfelds des Patienten wie zum Beispiel das Verhalten von Familienangehörigen, Arbeitskollegen, Freunden und Bekannten. In der Zielanalyse werden die Therapieziele gemeinsam mit dem Patienten entwickelt, wobei darauf geachtet wird, ob die Ziele realistisch zu erreichen und nach der Therapie aufrechterhalten werden können. Die Therapie beruht schließlich auf einem Therapievertrag, in dem Patient und Therapeut sich gegenseitig zusichern, welche Aufgaben sie während der Therapie jeweils übernehmen.

In der Therapie können verschiedene verhaltenstherapeutische Verfahren eingesetzt werden (siehe unten). Übergeordnetes Prinzip ist dabei die Hilfe zur Selbsthilfe, das heißt der Patient soll in der Therapie lernen, wieder mit dem eigenen Leben selbst zurechtzukommen. Auch die aus der Gesprächspsychotherapie bekannten therapeutischen Basisvariablen wie Echtheit, Empathie und uneingeschränktes Akzeptieren des Patienten gehören mit in eine Verhaltenstherapie."

Welcher Therapieansatz besser zu einem passt, ist ganz unterschiedlich. Es ist nicht der eine besser als der andere. Wichtig ist vor allem, dass der Therapeut zu einem passt. Daher darf man sich auch mehrere Therapeuten anschauen, bis man den richtigen für sich gefunden hat.

LG Steffi

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Hallo Michi,

bei mir klingeln gerade ein bisschen die Glocken. Ich bin Journalistin und mache Fernsehreportagen, daher komme ich mit vielen Themen in Berührung. Letztes Jahr habe ich mich ziemlich lange mit der Borderline Störung beschäftigt. Hast da davon schon mal gehört?

Vieles von dem, was du schilderst, klingt danach. Ist sie erst seit der Geburt so, oder hatte sie auch vorher schon Probleme?

Ich hab' dir mal von der Homepage www.borderline-community.de die Symptome kopiert:

Eine Borderlinestörung liegt mit großer Wahrscheinlichkeit vor, wenn ein Mensch unter mindestens fünf der folgenden neun Symptome leidet:

Unbeständige und unangemessen intensive zwischenmenschliche Beziehungen
Impulsivität bei potentiell selbstzerstörerischen Verhaltensweisen
Starke Stimmungsschwankungen
Häufige und unangemessene Zornausbrüche
Selbstverletzungen und Suiziddrohungen/ -versuche
Fehlen eines klaren Ichidentitätsgefühls
Chronische Gefühle von Leere und Langeweile
Verzweifelte Bemühungen, die reale oder eingebildete Angst vor dem Verlassenwerden zu vermeiden
Streßabhängige paranoide Phantasien oder schwere dissoziative Symptome

Keine Ahnung, ob es das wirklich sein könnte.
Ich bin kein Experte und will deine Freundin nicht vorverurteilen. Aber Hilfe braucht sie auf jeden Fall!!

Alles Gute
Jana+Lena *18.05.06

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Hallo Michi
Ich glaube, Deine Freundin braucht professionelle Hilfe. Und das kann momentan am Besten ein Psychiater leisten (kein Psychologe, keine Selbsthilfegruppe)!
Und sie muss sich wirklich keine Gedanken machen, dass man Ihr Kind wegnehmen will, denn Psychiater sind nun wirklich keine Unmenschen (ich bin mit einem verheiratet, ich weiss es ;-)), sondern wollen Krankheiten heilen und Leute wieder gesund machen!
Das geschieht in der Regel durch Gespräche UND Medikamente. Und kann ambulant oder stationär passieren, je nachdem wie schwer jemand erkrankt ist. Oder ob er sich oder andere gefährdet.
Ich würde mal beim Haus- oder Frauenarzt nachfragen, ob er einen Facharzt für Psychiatrie empfehlen kann.
Bei Fragen (die ich dann an den Fachmann weiterleiten würde) kannst Du Dich auch gerne nochmal an mich wenden!
Alles Gute, Kopf hoch,
Paula