Expertenrat Patchworkfamilien
Meine Kinder, seine Kinder, unsere Kinder - das Patchworkfamilienleben kann ganz schön kompliziert sein und viel Toleranz und Geduld sind gefragt. Die Diplom-Psychologin und Buchautorin Melanie Matzies-Köhler beantwortete eure Fragen in unserem Expertenforum.
Best of-Fragen
Über unsere Expertin
Melanie Matzies-Koehler ist bei urbia Expertin für Patchworkfamilien. Sie ist Diplom-Psychologin, Fachberaterin für Autismus und Buchautorin. Ihre Spezialgebiete sind Autismus und Patchworkfamilien.
Melanie Matzies-Köhler lebt mit ihrer Patchworkfamily in Falkensee, Brandenburg.
Patchwork heißt NICHT, dass jeder jeden gleich lieben muss
Veröffentlichungen der Autorin:
- Das Patchworkfamily-Notfallbuch
- Mama goes Patchwork. Meine Top Ten Denkfehler
weitere Bücher zum Thema Autismus - am 25.10.15 war M. Matzies-Köhler im WDR beim westart Talk dabei:
"All you need ist love- was bedeutet Familie heute?"
3 wichtige Fragen und Antworten aus dem Expertenforen:
Du bist nicht mein Papa!
Frage: Meine Frage dreht sich um den Satz der in jedem Patchwork-Haushalt irgendwann fällt.
Wir (Sohn 10 Jahre aus früherer Beziehung, mein neuer Partner und ich) werden in absehbarer Zeit zusammen ziehen. Mein Sohn und mein Partner haben ein wirklich tolles Verhältnis, dennoch bleibt die Angst im Nacken, dass irgendwann im Alltag der Satz kommen wird: "Du bist nicht mein Papa, du hast mir gar nichts zusagen". Wie reagiert man da richtig? Ist es meine Sache als Mama da einzuschreiten? Ist es die Aufgabe des Partners hier seine Rolle zu definieren?
Expertin: Dieser Satz ist in der Tat ein Klassiker und ein gefürchteter zugleich:-)!
Es ist durchaus relevant (weil Sie das nur in Klammern geschrieben haben), dass der KV nicht alltäglich präsent ist, so dass Ihr zukünftiger Lebenspartner voraussichtlich eine Art Ziehvaterrolle einnehmen wird. Das wird anfangs möglicherweise auch eine Umstellung sein: Sie haben ja bislang nicht so eng zusammen gelebt. Ihr Sohn und Sie, das war eine Einheit auch, wenn es einen Partner an Ihrer Seite gab (der ab und an dabei war und mit dem es auch Spaß machte). Das Zusammenwohnen wird einiges verändern und es ist möglich (muss aber nicht), dass Ihr Sohn den "Neuen" dann für eine Weile als Rivalen betrachtet. mehr
Ich mag meinen Stiefsohn nicht
Frage: Mein Stiefsohn ist 8 Jahre alt und hat seit fast einem Jahr die Diagnose ADHS erhalten. Wir leben mit 5 Kindern im Haushalt, eins davon gemeinsam. Die Mutter sieht ihre beiden im 3 Wochenrhythmus am Wochenende. Und das aber auch nur, weil mein Mann das gerichtlich geregelt hat. Sie kam mit ihm nicht mehr klar, eben weil er so ist, wie er ist. Hat ihn uns vor 2 Jahren von heute auf morgen vor die Tür gesetzt. Seitdem ist unser Patchworkleben noch anstrengender und stressiger, vor allem für mich. Ich komme damit nicht klar, dass er jetzt auch bei uns lebt. Er ist mir einfach zu laut, zu frech und und und.
Expertin: Zunächst einmal finde ich sehr gut, dass Sie Ihre Gefühle offen kommunizieren und den negativen Anteil darin zulassen. Die Stiefkinder nicht zu mögen oder sich überlastet zu fühlen ist ja ein Tabu. Aber es ist ganz normal, so etwas zu fühlen und kommt auch in minder großen Haushalten mit weniger "anstrengenden" Kindern vor.
Eine Überlastung mit einem Kind, welches die Diagnose ADHS hat, ist für sehr viele Familien Realität. Die Herausforderungen sind groß. mehr
Überpräsente Ex-Frau
Frage: Ich lebe seit 4 Jahren in einer Partnerschaft mit einem Vater von 2 Jungs (7+12).Das klappt auch gut u.wächst so langsam zusammen. Womit ich mich immer noch schwer tue,ist dass die Ex-Freundin u.Mutter der Kinder x mal am Tag anruft,um mit dem Vater Dinge zu besprechen..ich habe so permanent die Präsenz dieser Frau u.damit die Vergangenheit meines Partners vor Augen. mehr
Expertin: Ihr Problem ist nachvollziehbar und verbreitet. Sie stehen vor einer Herausforderung, die viele erst im Laufe vieler Jahre bewältigen oder manchmal auch (leider) gar nicht.
Sie sind immerhin schon vier Jahre mit Ihrem Partner zusammen und haben es geschafft. Dafür zunächst einmal wirklich meinen Glückwunsch! Sie haben damit ein hartes Stück (Pachwork)Arbeit schon geschafft, wenn man bedenkt, dass diese Familien bis zu sieben Jahren brauchen können, um zusammenzuwachsen. Und ja: Ihr Partner hat eine Vergangenheit, die Sie permanent vor Augen haben. mehr