Expertenrat Kinderbetreuung
Krippe, Kita, Tagesmutter: welche Betreuungsform ist die richtige für mein Kind? Wie erkenne ich eine gute Tagesmutter? Wie gewöhne ich mein Baby an die Krippe? Alle Fragen rund um die Kinderbetreuung beantwortete die Berliner Psychologin und Buchautorin Aylin Lenbet unserem Expertenforum.
Best of-Fragen

Über die Expertin
Aufgewachsen in Heidelberg und Ankara, stellte die Dipl. Psych. Aylin Lenbet starre Regeln schon früh in Frage. Als sie mit Mitte 30 das erste Mal Mutter wurde, war sie überrascht, wie verunsichert viele Eltern in Deutschland mit ihren Kindern umgehen. Aylin Lenbet arbeitet als Coach und Fachbuchautorin und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in Berlin.
Veröffentlichungen:
3 wichtige Fragen zum Expertenforum
Mit 11 Monaten 6 Stunden zur Tagesmutter?
Frage: Unsere Tochter soll mit 11 Monaten zu einer sehr liebevollen Tagesmutter. Jedoch hat sich arbeitstechnisch etwas geändert, so dass sie täglich 6 Std dort sein würde. Mit ihr werden noch 3 weitere Kinder unterschiedlichen Alters betreut. Halten Sie die Zeit für das Alter zu viel oder könnte das gut klappen? Ich habe Sorge das sie noch zu jung für eine solche Betreuung ist.
Expertin: Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, wenn Sie Ihre Tochter mit 11 Monaten für 6 Stunden am Tag zu einer Tagesmutter geben. Und vor allem deshalb nicht, weil Sie die Tagesmutter als sehr liebevoll bezeichnen. Kleine Kinder brauchen in erster Linie eine liebevolle und einfühlsame Betreuung. Um die auch leisten zu können, ist es zudem wichtig, das eine Betreuungsperson nicht zu viele Kinder zu betreut. Das ist ja bei Ihrer Tagesmutter mit insgesamt vier betreuten Kinden auf jeden Fall gegeben. Wenn Sie die Eingewöhnung behutsam gestalten, sich mit der Tagesmutter regelmäßig austauschen und die Zeit, die Sie mit Ihrer Tochter verbringen, intensiv nutzen, bin ich mir sicher, dass die Betreuung Ihrer Tochter sehr gut klappen wird.
Schlechtes Gewissen
Frage: Wir bekommen im Juni unser erstes Kind. Nun habe ich die Möglichkeit nach einem Jahr wieder arbeiten zu gehen. Arbeite im öffentlichen Dienst und bekäme meine alte Stelle wieder, was ja nicht selbstverständlich ist. Nun muss ich dann mein Wurm den ganzen Tag in die Krippe bringen. Aber ich kann mich mit dem Gedanken noch nicht anfreunden. Zumal ich immer gesagt habe, dass ich das nie mmachen werde, mein Kind so früh in die Krippe zu bringen. Ich habe so ein schlechtes Gefühl und fühle mich jetzt schon als schlechte Mutter.
Expertin: Dass glaube ich Ihnen, dass Ihnen der Gedanke schwer fällt, Ihr Kleines mit einem Jahr den ganzen Tag abzugeben. Ist auch nicht jedermanns Sache. Das Gute ist, dass Sie noch Zeit haben, sich den richtigen Zeitpunkt für den Wiedereinstieg in den Job auszusuchen und Sie sollten sich jetzt noch nicht den Kopf darüber zerbrechen. Natürlich will Ihr Arbeitgeber wissen, wann Sie wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren und in welchem Umfang. Und Sie müssen die Betreuung Ihres Kindes organisieren. Sie können aber Ihrem Arbeitgeber erst einmal ein Wiedereintrittsdatum und den Arbeitsumfang aus heutiger Sicht nennen. Vielleicht merken Sie dann in ein paar Monaten, wenn Ihr Baby da ist, dass Sie tatsächlich noch mehr Zeit mit Ihrem Baby brauchen. Planänderungen in Sachen Wiedereinstieg in den Job sind ganz normal! Man kann ja schließlich nicht vorher wissen, was einem mit so einem kleinen Wesen erwartet und wie man sich da fühlt. Es kann sein, dass Sie, wenn Sie später an Ihren Arbeitsplatz zurückkehren oder in Teilzeit einsteigen, keine Garantie haben, dass Sie genau den Job wiederbekommen, den Sie früher hatten. Aber es ist immer sinnvoll auf den Arbeitgeber zuzugehen und mit ihm offen zu sprechen, wenn es soweit ist. Dann findet sich oft eine Lösung, mit der alle Beteiligten gut leben können. Alles Gute!
Keine Hoffnung auf Kita-Platz
Frage: Geht es noch jemandem so? Ich stehe bereits auf 10 Wartelisten, jedoch konnte mir niemand Hoffnung machen. Hätte ich das gewusst, hätte ich noch schon vor der Babyplanung angemeldet. Ich hoffe trotzdem, dass wir noch irgendwo unterkommen.
Expertin: Ja - leider geht es so vielen Eltern in bestimmten Regionen bzw. Städten. Manchmal werden aber auch Schwangere wieder nach Hause geschickt mit dem Hinweis, dass sie wieder kommen sollen, wenn das Kind geboren wurde. Und wenn man dann mit frisch geborenem Kind vorbeischaut, sind die Plätze schon vergeben! Aber in den meisten Fällen rutscht man dann doch irgendwo auf einer Warteliste ganz nach oben und es klappt rechtzeitig mit dem Kita-Platz. Wichtig ist, dass man sich in regelmäßigen Abständen (vielleicht alle zwei bis drei Monate) bei den Kitas meldet und sein Interesse erneut bekundet. Es reicht manchmal nicht, nur auf der Warteliste zu stehen. Ansonsten können Sie es auch noch bei Tagesmüttern versuchen. Zwar haben auch die meist Wartelisten, aber man kann eben auch Glück haben.
Und wie findest du die richtige Kita für dein Kind?
In unserem Expertenvideo beantwortet Jan-Uwe Rogge diese Frage: