Hyperthyreose - Radiojodtherapie vs. Operation

Hallo zusammen,

ich habe schon ein ganzes Weilchen eine ziemlich heftige Schilddruesenueberfunktion, die durch Tablettentherapie nicht in den Griff zu bekommen ist.
Meine Ärztin hier in Norwegen hat mich nun vor die Wahl gestellt: entweder Radiojodtherapie oder operative Entfernung der Schilddruese. Sie wuerde mir eher zu ersterem raten, letztendlich ist es aber meine Entscheidung, sagt sie. Mir macht die Möglichkeit auf Glupschaugen bei der Radiojodtherapie ganz schön zu schaffen, auf der anderen Seite ist eine Total-OP auch ganz schön angsteinfloessend.

Gibt es hier andere Betroffene oder gar Ärzte, die auf diesem Gebiet bescheid wissen und mir zu diesem oder jenem raten können? Wenn ihr selbst betroffen wart/seid, wie habt ihr euch aus welchen Gruenden entschieden?

Noch nebenbei erwähnt ;-) - wollten wir auch bald an einem Geschwisterchen fuer unseren Sohn (2) arbeiten...

Also danke fuer hoffentlich zahlreiche Antworten!

Amidala

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Radiojodtherapie: Vorteil: keine OP, schmerzlos; Nachteil: Du mußt für eine gewisse Zeit isoliert bleiben (soweit ich das noch weiß), weil Du 'strahlst'.
OP: Vorteil: Du bist alles los, 'strahlst' nicht etc.; Nachteil: Operation mit allem Drum & Dran
Laß Dich evtl. von einem Chirurgen beraten (oder einem Endokrinologen)...
Viel Glück!
#klee

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Danke fuer deine antwort, johanniskraut. Leider hilft sie mir nicht besonders weiter, denn das weiss ich alles schon soweit - schliesslich hat mich ja meine endokrinologin heute vor obige wahl gestellt ... ;-)

LG
Amidala

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Hi,
was meinst du denn mit "Glupschaugen"?

Ich habe zwei RJTs hinter mir (als Nachbehandlung nach SD-Krebs), aber von "Glupschaugen" habe ich in dem Zusammenhang noch nie gehört.

Wieso ist denn die Wahl zwischen RJT und TOTAL-OP? Bei der RJT würde doch auch vermutlich nur ein mehr oder weniger großer Teil der SD zerstört werden, aber doch i.d.R. nicht die ganze? Würde dann nicht auch eine Teil-OP ausreichen? Oder gibt es da Knoten, die dann evtl. wiederkommen würden?

Ich frage nur aus dem Grund, dass natürlich eine Teil-OP das Risiko von Komplikationen verringert...

Nur von Deutschland sprechend würde ich sagen:

Vorteil RJT: schmerzfrei (weitestgehend, ein bißchen Halsschmerzen haben manche), man ist kurze Zeit danach wieder topfit (wenn die Einstellung klappt), direkte Komplikationen sind eher nicht zu befürchten - aber:

Nachteil RJT: es streiten sich immer mal wieder die Experten, ob es langfristig ein (minimal) erhöhtes Risiko für andere Krebsarten wie Leukämie gibt durch RJT. Weiterer Nachteil: mindestens 9 Monate muss die Kinderplanung danach auf Eis liegen, und für 2 Wochen nach Entlassung aus dem Bunker (mit *, Erklärung s.u.) muss der Kontakt mit Kindern (also deinem Sohn speziell) und Schwangeren soweit wie möglich eingeschränkt sein - also keine Schmuserunden...

Das *: es gibt Länder, wo die RJT nicht sationär durchgeführt wird. In D wird sie es vor allem wegen der extrem strengen Atomgesetze, soweit ich weiß wird oder wurde sie in Frankreich z.B. ambulant durchgeführt. Und die Zeitangaben gelten für meine RJTs - kann alles abweichen, nicht zuletzt dosisabhängig.

Vorteil OP: endgültige Lösung, kein Verzicht auf die Schmuserunden, und die Kinderplanung muss nur so lange auf Eis liegen, bis die Einstellung mit Tabletten richtig gut ist. DAS ist aber leider nicht vorhersehbar - aber i.d.R. problemlos.

Nachteil OP: Komplikationsrisiken. Es können die Stimmbänder betroffen sein, oder wie bei mir die Nebenschilddrüsen. Und das kann auch lebenslange Folgen haben (wieder wie bei mir), die erheblich mehr Probleme bringen als die fehlende Schilddrüse. Bei mir sind alle Nebenschilddrüsen dauerhaft kaputt gegangen - aber ich hatte halt auch keine Alternative zur OP. In den meisten Fällen erholen sich beschädigte Stimmbänder wieder, und es gibt auch viele Fälle, wo die Nebenschilddrüsen wieder "anspringen". Und es gibt z.T. relativ neue OP-Techniken, für die Stimmbänder Neuromonitoring, für die Nebensd. Transplantationen, die diese Risiken senken. Daneben bestehen natürlich die gleichen Risiken wie für jede andere OP auch.

Schwere Entscheidung. Wenn der Kinderwunsch sehr dringend ist, bleibt eigentlich nur die OP und die Hoffnung auf eine schnelle Einstellung. Ein paar Monate kann das aber auch im günstigen Fall dauern - bei der RJT kann das halt in der eh vorgeschriebenen Wartezeit passieren.

Die eigentliche SD-OP fand ich nicht sonderlich belastend. Abgesehen von dem Nebenschilddrüsenproblem war ich schon ein paar Tage nach der OP wieder relativ fit. Die RJT waren eigentlich wie ein paar Tage Urlaub, mein Problem war einzig, dass ich mit schwerer Unterfunktion einrücken musste (und bei der ersten meine Zimmernachbarin grausam geschnarcht hat ;-)). Aber ansonsten ging es da ziemlich locker zu - Gerüchte von wilden Partys auf der Station kann ich zwar nicht bestätigen, aber wenn die Anzahl der aushängenden Flyer von Lieferservicen auch nur irgendwas mit der Anzahl der Partys zu tun hatten, dann ist da wohl was dran ;-). Hängt natürlich vom KH ab - anderen Gerüchten zufolge hat ein bekanntes in München sogar einen Biergarten für die Bunker-Station.

Das einzige, was ich dir wirklich raten kann (was aber für dich wohl auch selbstverständlich ist): wartet mit dem Kinderwunsch, bis die SD richtig eingestellt ist. Alles andere ist russisches Roulette vor allem mit dem Leben und der Gesundheit des ungeborenen Kindes. Aber wie gesagt, das sollte selbstverständlich sein.

Viele Grüße und alles Gute,
Miau2

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wow, vielen vielen danke fuer deine ausfuehrliche antwort, miau2 - das war genau die erklärung auf die ich gehofft hatte insgeheim ;-)

meine endokrinologin sagte zu mir, dass bei einer gewissen prozentzahl der patienten, die rjt bekommen haben, die augäpfel nach vorne treten und es zu problemen mit den augen kommen kann - komisch, dass du da noch nie was von gehört hast. das war bisher der hauptgrund, warum mich diese form der therapie ziemlich abgeschreckt hat. da muss ich wohl nochmal nachhaken.

knoten gibt es wohl keine, das wuesste ich wohl. meine schilddruese ist auch nicht sonderlich gross, von aussen sieht man nichts von meiner hyperthyreose.

dass die schilddruese zuerst ok sein muss, versteht sich von selbst. meine hyperthyreose ist während der ss mit meinem sohn aufgetreten, ich habe also während der ss medikamente nehmen muessen, mein sohn ist ein fruehchen und hat eine hypothyreose entwickelt durch die medis, die ich nehmen musste, während er in meinem bauch war. es geht ihm soweit gut, aber das "schicksal" werde ich auf keinen fall nochmal auf die probe stellen.

nochmal danke, nach deinen ausfuehrungen neige ich nun doch eher zur rjt.

LG
amidala


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Hi,
also, Glupschaugen sagt mir wirklich gar nichts. Aber wenn du viele Meinungen dazu haben willst, schreib das doch mal als Frage unter www.sd-krebs.de . Wie der Name schon sagt, ein SD-Krebsforum, und die allermeisten SD-Krebsler müssen mindestens einmal zur RJT. DORT dürftest du dann noch einige mehr als nur eine Meinung bekommen.

Aber ich kann mich auch nicht erinnern, davon dort mal gelesen zu haben - allerdings habe ich halt auch andere Prioritäten gesetzt, solche "Nebenwirkungen" (wäre ja auch vorübergehend, oder?) wären halt für uns das kleinere Übel gewesen.

Frag dort mal nach, ich glaube, man kann mittlerweile auch wieder als Gast schreiben.

Viele Grüße
Miau2