Fieberkrampf bei fast 7 jährigem Kind? Wer hat Erfahrung?

Hallo alle miteinander,

ich bin seit heute erst bei urbia angemeldet und hoffe, dass ich hier jemanden finde, der mir helfen kann.

Mein Sohn wird im Januar 7 Jahre alt. Er hatte bisher 3 Fieberkrämpfe. Mit 2 Jahren, mit fast 6 Jahren, und letzte Woche.

Der Fieberkrampf von 2008 war mit fast 20 Minuten ein komplizierter und hat mich seelisch extrem mitgenommen. Damals hatte der Chefarzt der Neurologie diverse Untersuchungen angestrengt, (ohne Befund) und uns gesagt, dass es anfällige Kinder gibt, die das auch noch mit 8 Jahren haben.

Mich nimmt das nur so sehr mit, dass ich schlecht schlafe, weil ich Angst habe, ich könnte einen Krampf verpassen etc.

Gibt es jemanden, dessen Kind auch relativ alt noch Fieberkrämpfe hatte? Wie lerne ich, damit umzugehen? Wo ist die maximale Altersobergrenze? Hat jemand irgendwelche Tipps?

Vielen Dank allen vorab!

Jane

1

Halle liebe Jane,

Puh, nein, ich habe keine hilfreichen Tips.
Dein Sohn ist ja offensichtlich gut durchuntersucht worden. Das bleibt einem immerhin zur Beruhigung, weil ergebnislos.

Mir kribbelt es jetzt in allen Gliedern, da ich deine Worte gelesen hab. Meine Jüngere hat ihren letzten Fieberkrampf als Fünfjährige gehabt.
Mein Bruder war sechs bei seinem letzten Anfall, ich selbst vier Jahre alt.

Als meine Tochter nach ihrem letzten Krampf wieder Fieber bekam, wußte ich: Es ist vorbei, halleluja! Sie sprach auf fiebersenkende Mittel an, bekam zwar noch dieses typische Frieren - aber sie blieb weich und beweglich, statt zu erstarren. Bei ihr reichte schon 38,5 aus, um an die Grenze zum Krampfen zu kommen.

Ich erinnere mich verdammt gut an diese Sorge, so ein Ereignis zu verpassen. Denn ihre Atmung war absonderlich und beängstigend.

Als Vierjährige hatte sie einen Fieberkrampf, bei dem ich sie beobachtete und mit ihr sprach. Und plötzlich schoß mir die Erinnerung an meinen letzten Anfall in den Kopf.
Ich konnte mich plötzlich haargenau an die Umstände damals erinnern. An einfach alles - den Raum, das Licht, die Stimmen, meine Gefühle, meine Verwunderung über das Verhalten meines Körpers, meine Stimme, das Schlucken usw.
V.a. aber an eins: Ich hatte nicht die geringste Angst. Da war kein Schmerz, keine Atemnot - nichts dergleichen.
Diese Erinnerung hat mich sehr beruhigt.

Ja, ich glaube, deswegen hab ich wohl geschrieben - um dir zu sagen, dass sie nicht leiden dabei, obwohl es doch dramatisch aussieht.
Es ist nicht wirklich gut für unser Gehirn, aber das kann viele solcher Ereignisse schadlos wegstecken. Man siehts halt eine Weile im EEG.
Ich selbst empfand den Anfall als Kind als etwas Natürliches. Eine Welle, die durchlief und mich endlich aus dieser Fieberstarre erlöst hat.

Wie lange noch?
Wie lang noch Adrenalin im Blut und Diazepam bei der Hand?
Ich wünschs euch bald.

(Ich habe den Eindruck, dass solche Kinder ihr Leben lang so richtige Schüttelfrost-Typen bleiben.
Bei uns ist es jedenfalls so...)

Ach du!
Machts gut!
#klee, fascia:

2

Liebe Fascia,

vielen, vielen Dank für Deine liebe Antwort.


Du hast mich mitten ins Herz getroffen, ich musste weinen. Sicher gibt es viel, viel Schlimmeres, aber diese Angst ist einfach so schwer auszuhalten; es tut gut, etwas so Warmherziges zu hören.

Du schilderst den von Dir in Deiner Kindheit erlebten Anfall sehr genau - ich habe meinen Sohn jedesmal gefragt, er kann sich an nichts erinnern.

Du schreibst von Fieberstarre. Gab es denn bei Dir und Deinen Kindern keine Krämpfe, Zuckungen, Zähneknirschen o.Ä.?

Eine meiner großen Sorgen ist dass das dicke Ende noch kommt, und es doch irgendwas anderes ist. Heute noch ist etwas passiert, da ist es mir kalt den Rücken herunter gelaufen:

Er hat "Uaah" gesagt, wie wenn einem ein Schauder den Rücken herunterläuft oder so. Ich fragte, was denn sei. Er meinte, er hätte zittern müssen. Ich fragte, ob ihm denn kalt gewesen sei. Er meinte, nein, das hätte er manchmal, wenn er sich nicht gut fühlen würde. Er meinte, das würde 1-2 Sekunden dauern, und er hätte das schon seit seiner Geburt, es wäre aber nur selten passiert, das wäre jetzt das 5. Mal, und an das Mal davor könne er sich gar nicht mehr erinnern.

Was soll man davon halten?

Mein Mann sagt, ich mache mich verrückt, aber ich kann die Sorgen nicht einfach abschalten.


Lieben Gruß,
Jane


4

Ja, hallo nochmal,

was Meggie schreibt, ist eine Sache, die ich auch noch mal anfügen möchte - gestern erschien mir das zu viel.
Sie schreibt von ihrem Mann, der viele Fieberkrämpfe hatte und sehr gesund ist.
Mein Bruder war bei uns der, der am stärksten und längsten betroffen war. Heute ist er Arzt, ein guter. Das heißt, er hat viel lernen müssen und hat viele ausgereifte Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben. Er ist in jeder Hinsicht ein kompetentes Geschöpf geworden, dem die Ereignisse nichts anhaben konnten. Auch meine Schwester und ich sind schadlos geblieben.
Wie so viele, viele andere auch.

Meine Mutter hat uns diese vererbbare Neigung "vermacht" und hatte also mit drei Kindern diese Sorge zu überstehen.
Interessant ist, was ihre Mutter durchmachte: Meine Mutter ist Jahrgang 36. Als sie in ihrer Kindheit Krämpfe hatte, durfte niemand davon erfahren. Nicht einmal der eigene Vater. Nur meine Großmutter und meine Tante, damals selbst ein Kind von 6 - 10 Jahren, wußten davon. Meine Tante wurde zum Schweigen verpflichtet, meine Großmutter suchte keinen Arzt auf, wußte nicht, was mit ihrer Tochter los war. Sie war eine hellsichtige Frau, die zu Recht befürchtete, dass man meine Mutter zu dieser Zeit vielleicht "entsorgt" hätte.
Was war das für eine Qual!?


Doch ja, meine Tochter und auch ich haben mit den Zähnen geknirscht. Der Körper bog sich nach hinten, der Kopf zwanghaft im Nacken. Die Augen vor allem nach oben gewandt, die Hände in der typischen Pfötchenstellung. Dennoch gab es auch Bewegung in den Schultergelenken und Hüften. Die Anfälle waren ja nicht immer gleich in Ausprägung und Dauer. Sie hat auch dabei lautiert, seltsame kehlige Schreie. Bei ihrem letzten Anfall stand sie sogar. (Eine Geschichte für sich.)

Erinnern habe ich mich auch nie können. Darum habe ich auch drei Jahrzehnte lang angenommen, dass die Kinder nicht bei Bewusstsein sind. Sicher war ich mir da nie, deshalb sprach ich auch immer mit meiner Tochter, wenn sie in dem Zustand war. Aber eigentlich dachte ich, sie sei "weg".
Die Erinnerung war daher frappierend und geschah wohl aufgrund der Ähnlichkeit der Situationen, des Alters - der Anblick dieser rhythmischen Schluckbewegung gab den Ausschlag. Diese Empfindung kam in mir hoch und brachte alles andere mit. Das Schlucken lässt keinen normalen Atemzug zu, so dass ihre Lippen nach einer Zeit blau wurden. Das machte mir große Sorgen. Als Kind nahm ich dieses Schlucken so deutlich wahr, und fand es sehr interessant. Denn es war völlig mühelos und das Ich-Kind nahm sich vor, das einmal mit Absicht zu probieren, weil ich glaubte, dass das dann gar nicht klappen würde(!). Mein Anfall dauerte vielleicht 4 - 5 min, denn ich erinnere mich an die Abläufe, die im Zimmer vor sich gingen. Sehen konnte ich niemanden, weil mein Kopf, meine Augenstellung es nicht zuließen, hören tat ich aber alles. Aber das alles war auch egal. Was ablief, war für mich, wie gesagt, natürlich: Die Spannung, die Kälte, die ich die ganze Zeit vorher empfand, reagierte sich endlich aus und ab. Ich musste nur warten.
Die Wahrnehmung ist aber geschärft in diesen Minuten, das ist sehr erstaunlich. Auch das Denken ist nicht behindert. Darum ist es so verwunderlich, dass mit dem tiefen Schlaf anschließend die Erinnerung wie gelöscht scheint. Das wundert mich bis heute. Aber sie ist nicht gelöscht.

Vor ein paar Jahren haben wir in der Familie nocheinmal das Thema gehabt. Woran man sehen kann, dass es einen doch nie ganz losläßt. Meine Schwester erinnerte sich an diesen meinen letzten Anfall und erzählte, wie furchtbar es ihr ging, weil sie ihn ausgelöst hatte. Wir teilten damals ein Zimmer. Sie war schon zehn. Hatte das Zimmer ganz leise spät abends verlassen wollen (zum WC), ohne Licht zu machen. Dabei hat sie eine Tischleute umgestoßen. Der Lärm hat den Anfall ausgelöst. Sie fühlte sich so schuldig, das arme Kind!
(Immerzu fühlt man sich wegen irgendwas schuldig - ist das blöde!) Meine Mutter hat sie versucht zu trösten - das alles konnte ich hören...
Erst 35 Jahre später, nachdem diese Erinnerung wiedergekommen war und wir zusammensaßen, hab ich sie davon befreien können.

Das "Schauern" kenne ich auch.
Auch nur als Kind.
Und es ist ganz ähnlich natürlich. Wenngleich zwanghaft. Aber ich würde es so etwa einem Gähnen gleichsetzen. Auch eine Art von Ausgleich findet da statt.
Nicht unangenehm. Es ist einfach so.

Du kannst es ja mal erwähnen bei einem passenden Arztbesuch - aber ich vermute oder fühle, dass das kein Grund zur Sorge ist.

Vertraut dem Leben. Die Natur hat eine Menge Kniffs und Tricks auf Lager, die wir nur nicht verstehen.
Aber schlecht sind sie nicht. Sie sind, was sie sind - Natur eben.

Uuuiiii, was für ein Roman!!!

Beste Grüße,
Katrin.




3

Hallo Jane,

Tipps habe ich leider keine (meine Kinder sind erst 2 und 3 Jahre alt). Aber ich kann verstehen, dass dich das sehr belastet. Mein Mann hatte als Kind sehr häufig Fieberkrämpfe, den letzten, als er acht Jahre alt war. Für meine Schwiegermutter war es der Horror. Nach dem letzten Krampf war dann allerdings alles in Ordnung. Und mein Mann ist heute sehr gesund - in den 20 Jahren, die wir zusammen sind, hatte er kaum mal einen Schnupfen. An die Krämpfe selbst hat er keine Erinnerung.

Meine jüngere Tochter hatte mit 1,5 Jahren einen Fieberkrampf (aus heiterem Himmel, das Fieber war niedrig, ist aber wohl plötzlich gekommen). Das fand ich auch furchtbar. Ich bin aber mittlerweile ruhiger geworden, weil ich ja weiß, dass es keine schlimmen Folgen hat. Kann mir allerdings vorstellen, dass es bei älteren Kindern noch schlimmer ist, das mitzuerleben.

Die Ärzte sagten mir übrigens, dass Kinder im allgemeinen aufwachen und unruhig werden, bevor sie einen Fieberkrampf bekommen, und es deshalb kaum nachts passieren kann, ohne dass man es mitbekommen würde.

Wenn dein Sohn schon gründlich untersucht wurde, ist sicher sonst alles in Ordnung mit ihm. Ich wünsche euch, dass es nicht wieder vorkommt!

Liebe Grüße
Meggie

5

Liebe Meggie,

vielen Dank für Deine Antwort. Sie tröstet mich sehr.

8 Jahre scheint ja dann wirklich die Obergrenze zu sein. Ich hoffe natürlich trotzdem, dass es letzte Woche das letzte Mal war.

Der Fieberkrampf letzte Woche war leider Nachts, gegen 01:30 Uhr. Gott sei Dank war ich noch wach. Ich habe nur ein leises Geräusch gehört und bin schauen gegangen und habe ihn krampfend vorgefunden.

Ich weiß also, es kann durchaus Nachts passieren und auch so, dass man nichts mitbekommt.

Ich wünsche euch auf jeden Fall noch alles Gute, vielen Dank nochmal!

Jane

6

Hallo Jane,
Ich habe dein Eintrag nun jetz gelesen weil meine Tochter, die im Januar 7 wird jets genauso ein 4ten Fieberkrampf hätte...

Ich will dich fragen, ob bei euch das Problem vorbei ist und wenn ja, wie alt war dein Sohn bei dem letzten Anfall.
Es tut mir jetzt auch wie dir, hoffe ich damals weh...
Vielen Dank in Voraus.......
Julia.

7

Hallo Julia,

entschuldige bitte die späte Antwort.

Glücklicherweise war der Fieberkrampf kurz vor dem 7.Geburtstag (toitoitoi) auch der letzte.

Der Leiter der Kinderneurologie der hiesigen Uniklinik hatte gesagt, dass bei ca. 3-5 % der Kinder Fieberkrämpfe bis zum 8. Lebensjahr auftreten können, und dass man danach aber Ruhe habe.

So GANZ entspant bin ich immer noch nicht, dafür waren die Erfahrungen zu heftig, aber ich hoffe, dass der Arzt recht hatte und wir durch sind mit diesem Thema.

Jetzt ist mein Sohn fast 9, bei Fieber "fiebere" ich im wahrsten Sinne des Wortes jedes Mal mit, beobachte sehr genau etc. Bisher alles gut :-)

Ich wünsche euch alles Gute und hoffe, dass sich der Anfall nicht wiederholt.

Liebe Grüße
Jane