Künstliches Koma....

Hallo alle zusammen,

mein Mann liegt seit dem 15.01.2017 wegen einer akuten nekrotisierenden Pankreatitis im Krankenhaus Krankenhaus. Weil er beatmet werden muss, wurde er ins künstliche Koma gelegt. Zuerst nur mit Propofol, hier 20-22 Einheiten. Zudem bekommt er Sufenta 8 Einheiten und Novamin. Unter dieser Dosis konnte er schreiben und richtig reagieren. Daher wurde Midazolam hinzu genommen. Dann wurde es ruhiger. Nun soll er am Tag wacher sein, bekam heute 14 Propofol, 3 Midazolam und zudem noch Dexdor, Sufenta 7 und weiterhin Novamin.

Er kann nicken, ob er Schmerzen hat und so. Robbt sich aber im Bett immer hin und her. Zieht sein OP-hemd vor allen Leuten vom Körper.

Trotzdem interessiert es mich, weil die Ärztin meinte, er könne adäquat antworten, für wie voll ich Antworten nehmen kann. Kann ich alles für wahr nehmen? Ich meine, dass sind echt harte Medikamente. Sufenta ist 1000x stärker, als Morphium und das stärkste Opiat in Deutschland, das bekommt er seit zwei Wochen.

Kann mir da vllt jemand helfen?!

Liebe Grüße

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Hallo,

es tut mir leid, was Ihr durchmachen müsst. Hoffentlich geht es Deinem Mann bald besser.

Du sagst ja selber, er bekommt starke Medikamente und Opiate.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man unter derartem Medikamenteneinfluss lügen kann...
... Wahnvorstellungen dürften aber drin sein, leider.

Trauen kannst Du ihm damit nicht, die Wahrheit kann es trotzdem sein.

Alles Gute für euch.

jg

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Lügen nicht, aber klar sein, was er sagt? Er sagte, er liebe mich nicht mehr, ich solle nicht mehr kommen, unser neues Haus sei ihm egal. Vor dem Koma und an dem Tag, als er voll da war trotz Propofol, war alles bestens, sind gerade in der Kinderplanung. Ich war baff, aber ich weiß halt nicht, wie viel ich drauf geben kann. Ob er weiß, was er so von sich gibt.

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Wie gesagt, könnten auch Wahnvorstellungen sein.

Emotionen sind komplexe Gebilde. Ich erinner mich, dass ich gelegentlich unter Medikamenteneinfluss (und das waren nicht so heavy Medis, wie Dein Mann hat) nicht nur äußerst gereizt war, sondern genervt ohne Ende.

Ich wollte einfach meine Ruhe und wen ich mit meinen Ausbrüchen verletzte, war mir egal, hauptsache ich bekam meine Ruhe.

Nichts davon war die Wahrheit. NICHTS - ich war AUF DROGEN.

Ist Dein Mann auch gerade - in der Regel leidet die Empathie und das Liebensempfinden bei manchen Patienten massiv. Das ist ja der Knackpunkt. Er kann sein Emotionsempfinden nicht steuern - das hat ja nix mit Faktenwissen zu tun.

So schlimm das auch ist, Du kannst nur abwarten.

Ich wünsch Dir ganz viel Kraft dafür.

Alles, alles Gute für Dich

jg

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Hallo, also ich kann aus persönlicher Erfahrung im engeren Familienkreis sagen, dass man nach dem künstlichen Koma ein Durchgangssyndrom erleiden kann. Das Gesagte ist dann manchmal wirr und der Patient empfindet Dinge als bedrohlich, die garnicht passieren oder er redet über Ereignisse, die ebenfalls nicht passierten. Die Ärzte klärten uns damals übrigens nicht darüber auf und erst nachdem wir uns mit dem Thema beschäftigten, bekam der Schrecken einen Namen. Das ganze ging einige Tage lang, bis sich der Zustand wieder normalisierte. Aber auch nach Monaten war die betroffene Person davon noch überzeugt, dass das alles tatsächlich geschah. LG und gute Besserung

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Danke für deine Antwort. Das Syndrom habe ich mir auch gerade gegoogelt. Am Tag ist er wacher, nachts wird er abgeschossen. Kann das Syndrom dann auch kommen? Unsere Beziehung ist toll, alles war super, bauen gerade. Aber vorhin kam, dass ich nicht mehr kommen soll, dass er mich nicht mehr liebt, das Haus sei ihm egal. Halt alles mit nicken und schütteln auf Nachfrage, er kann ja wegen des Tracheostomas nicht reden. Das war echt ein Schlag. An dem Tag, als trotz Propofol durch kam, schrieb er der Krankenschwester, dass wir bauen, wann seine wundervolle Frau endlich käme und heute kam das. Auf der anderen Seite, er macht sie vor ALLEN Menschen nackt, was er sonst nie tun würde, reißt sich ständig das O2 Teil vom Finger ab und schmeißt es voller Kraft weg. Vorher ließ er es natürlich dran...

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Also so wie du eure Beziehung beschreibst, hört sich das ganz schwer nach Nebenwirkungen an, denen du (so schwer es bestimmt auch fällt) garkeine Beachtung geben solltest. In der Medizin gibt es nichts, was es nicht gibt und jeder reagiert ja anders auf Medikamente. Wurde er auch operiert? Sprich doch mal mit den Ärzten, ob das ein Durchgangssyndrom sein könnte. Er hat ja eine lebensbedrohliche Erkrankung, da bekommt er zusätzlich bestimmt noch Antibiotika oder Corticoide dazu. Da kann es auch zusätzlich noch Wechselwirkungen geben. Geb ihm Zeit, um wieder gesund zu werden und sei für ihn da. Mehr kannst du im Moment nicht machen. Und ich würde an deiner Stelle auch garnicht auf das eingehen, was er sagt oder mit Diskussionen anfangen. Er ist in einer Extremsituation und auf andere Menschen angewiesen. Da würde Diskutieren bestimmt nichts bringen. In unserem Fall waren auch Aggressionen und Ablehnung dabei, dazu Hallus und ganz viel Angst. Und der Mensch kommt ganz klar rüber. Die Aussagen waren wie bei vollem Bewusstsein.

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Als meine Mutter im künstlichen Koma lag hat es lange gedauert, bis man alle Antworten für voll nehmen konnte. Sie hat noch Monate danach teilweise einfach "Blödsinn geredet". Man kann es nicht anders nennen.

Mein Vater lag auch schon auf der Intensivstation ziemlich sediert, aber nicht im richtigen Koma. Auch er hat wirres Zeug geredet.

Nimm das nicht für voll. Das dauert.

Alles Gute für deinen Mann.

LG

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Solche "brisanten" Fragen würde ich an deiner Stelle momentan nicht stellen, schon gar nicht wo nur eine schriftliche Kommunikation bzw. nicken oder kopfschütteln seinerseits möglich ist!
Er ist durch die Medikamente momentan nicht "Herr seiner Sinne", der Hirnstoffwechsel ist sozusagen "durcheinander" und es kann sogar gut sein, dass er sich später nicht mal erinnert.

Alles Gute für Euch
VG Rudy

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Danke für deine Antwort. Ich habe sie ja nicht, wie in einem "Verhör" gestellt, sondern eher so nebenbei Antworten bekommen. Bspw.,als ich mich verabschiedet habe, habe ich gesagt, dass ich morgen wieder komme, dann schüttelte er den Kopf. Dann habe ich, aber ganz lieb, während ich ihm den Kopf gestreichelt habe, gefragt, ob ich nicht kommen soll, kam halt wieder das Schütteln. Es war nicht so "Liebst du mich? Waaaaas, wieso schüttelst du den Kopf?" Ich habe ihm einen Kuss gegeben und gesagt, dass er das alles so toll macht und tapfer ist, dass ich ihn liebe und dass er mir das sicher auch bald wieder sagen kann. Dann schüttelte er halt den Kopf. Klar, der Menschenverstand sagt, dass er nicht klar ist, aber das war halt schon ein komisches Gefühl...

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Das glaube ich dir. Messe dem nicht zu viel Bedeutung bei.

Mein Vater hat meiner Mutter mit einem anderen Namen angeredet und ich bin mit 100%-sicher, dass meine Mutter im Leben meines Vaters die einzige Frau war und ist. Auslöser vermutlich ein Brief, den er kurz vorher an Bekannte geschrieben hat.

Meine Mutter hat eine Zeitlang alle Besucher kirre gemacht mir der Aussage, sie hätte nun auch Brustkrebs... totaler Nonsens... Auslöser war hier wohl eine Einladung zur Standard-Mammographie kurz vor der Hirnblutung.

Meine Mutter hat auch bei vielen den Kopf geschüttelt, gerade wenn wir gesagt haben, das wird wieder.

Sie kann sich übrigens heute an nichts mehr erinnern :)

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Hallo,

ich war nicht im Koma, aber ich habe eine Weile starke Schmerzmittel bekommen.

Man kann es 100% nicht mit dem Zustand deines Mannes vergleichen, aber ich hatte irgendwie eine Phase wo ich einfach keinen mehr zu Last fallen wollte. Gut dass ich mehrere Wochen zur Reha war und nur am Wochenende Besuch bekam.

Vielleicht ist er hoffnungslos, hat selber Angst vor dem was noch kommen kann, fühlt sich sehr schlecht usw.

Du musst ihm einfach Zuversicht geben dass du da bist. Teile mit ihm seine Sorgen und mach ihm gleichzeitig Mut.

Nimm es nicht so ernst was er redet, es kann auch ein großer Liebesbeweis sein weil er euch nicht zur Last fallen will.

Du musst jetzt stark sein und ihm zeigen dass du stark bist!!!

Und dir rate ich die Hilfe für Angehörige zu holen.

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hi,

ich lag 2 wochen im künstlichen koma und konnte da nicht kommunizieren o.ä. ich war einfach weg, teilweise meine ich mich an einzelne dinge erinnern zu können, aber das kann auch in der aufwachphase gewesen sein.

in der aufwachphase war ich dann eine echte hexe, habe mich mit dem pflegepersonal gekloppt (trotz halbseitenlähmung), mir alles aus dem körper gerissen, so dass mein arm fixiert wurde und als ich wieder sprechen konnte, meinen mann kräftig beschimpft #hicks
aber ich war halt nicht herr meiner sinne....ich wurde auch mit morphium und tavor behandelt.

lg

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Hallo,

Es ist schwer zu sagen, was er so meint und in wie weit die Meidkament seine Antworten beeinflussen.

Nur weil jmd wach ist, heißt es nicht, dass er auch klar ist. Im Umkehrschluss heißt es allerdings auch nicht, dass alles was der Betreffende sagt "falsch" ist.

Ich kann mir gut Vorstellen, dass deinem Mann grade einfach alles zu viel ist. Er ist schwer krank. Da ist es vollkommen verständlich, dass ihn Alltagsgeschichten nicht interessieren. Und auch, dass er keine Kapazitäten hat, ich liebe dich zu sagen bzw an zu deuten. Das ist für Angehörige natürlich schwer.

Ich habe es des öfteren auf Intensiv oder IMC erlebt, dass Patienten sehr abweisend allem Gegenüber sind. Sie haben schlicht anderes im Kopf. Auf der Intensiv lag ein Patient der fast an einer akuten Peritonitis verstorben ist. Dieser Patient war seid über 20 Jahren mit seiner Ehefrau verheiratet und die beiden haben eigentlich eine sehr glückliche Ehe geführt. Wenn sie ihn besuchte, war er wirklich abscheulich zu ihr. Einfach, weil ihm das ganze mit ihm reden, erzählen und berühren zu viel war. Als es dem Patienten besser ging, war er auch wieder anders zu seiner Frau.
Ich kann mir gut vortsellen, dass dein Mann ebenso reagiert, und es auch so meint, wenn er sagt, dass er nicht möchte, dass du kommst (auch wenn es hart für dich ist).

Ich habe das Gefühl, dass du im Moment deine Bedürfnisse über seine stellst. Entschuldige, wenn ich dir damit unrecht tue. Es scheint so, dass du erwartest, dass er sich so verhält wie immer (interesse an dir zeigen, usw.). Ich persönlich würde auch so Äußerungen wie, dann kannst du mir auch wieder sagen, dass du mich liebst, weg lassen. Erzeugt in meinen Augen etwas druck und fordert Kapazitäten die dein Mann grade nicht hat.
Schränke deine Besuche vllt etwas ein. Komme nicht jeden Tag oder wenn dann nur kurz. Lass ihm Raum und ihn erstmal Gesund werden. Und dann könnt ihr euch gemeinsam mit dem was passiert ist auseinander setzen.
Im Moment musst du für dich gucken, wie du damit alleine klar kommst.