Wie wirkt, wie klingt diese Aussage auf/für euch?

>>In Deutschland sterben täglich drei Menschen, weil sie vergeblich auf ein lebensrettendes Spenderorgan warten. Alle bisherigen Maßnahmen, die Zahl der Organspender zu erhöhen, seien fehlgeschlagen. Eine nachhaltige Steigerung von Spenderzahlen werde nur mit einer Kombination aus Widerspruchsregelung und Strukturverbesserungen ermöglicht<<
https://www.tagesspiegel.de/berlin/organspende-debatte-um-die-widerspruchsloesung-jemand-muss-entscheiden/24138096.html

auf mich wirkt es
- es sterben zu wenig Menschen, die anderen Menschen helfen würden, weiter zu leben
- die bisherigen Maßnahmen sind fehl geschlagen, um mehr Organspenden zu erreichen, muss Druck aus geübt werden und zwar ohne, dass der zum Spenden bereite Mensch ordentlich darüber auf geklärt werden muss.

>>"Anders als bei herkömmlichen Heileingriffen erfordert die freiwillige Erklärung zur Organspende keinerlei ärztliche Aufklärung.9 Eine Ausnahme von dem Verzicht auf ärztliche Aufklärung besteht nur bei der Einwilligung in eine Lebendspende gemäß § 8 Abs. 1 Nr. 1b TPG. In allen anderen Fällen bleibt es den Einzelnen überlassen, sich selber die notwendigen Informationen zu besorgen, sodass eine Organspende auch dann zulässig ist, wenn der Betreffende sich für die Spende ausgesprochen hat, ohne über die Einzelheiten zuvor aufgeklärt worden zu sein. <<
https://organspende-widerspruch.de/

Wenn die Widerspruchsregelung kommt, dann wird jeder vom Staat her zum freiwilligen Spender gemacht, es sei denn, er widerspricht.

Wenn ein Mensch automatisch zu etwas gemacht wird, dann ist das Ganze doch nicht mehr freiwillig. Und schon gleich mal keine Spende mehr. Jeden falls für mein Empfinden.
Gehts noch wem so?
Danke für Antwort

1

Ich sehe das nicht so. Kennst du jemanden, der auf ein Organ wartet oder warten musste? Ich schon. Das war sehr hart.
Es sterben nicht zu wenig Menschen. Zu wenige Menschen haben sich vorher Gedanken gemacht, ob sie eine Organspende möchten oder nicht. Jeder, der es nicht möchte, kann Widerspruch einlegen. Ich sehe darin kein Problem.

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wie kann es aber sein, dass gegen meinen Willen Entscheidungen über meine Organe, Knochen usw. getroffen werden und warum muss ich einer Spende widersprechen? Das ist ein Verstoß gegen das Grundgesetz.

Wenn ich etwas spenden möchte, egal was, dann entscheide ich selbst ob und wann. Eine Spende geschieht immer freiwillig und zwar ohne, dass jemand im Vorfeld entscheidet, dass ich spende.

Evtl. müssen andere Bezeichnungen gefunden werden. Mit Spenden, dem freiwilligen Geben hat die Widerspruchsregelung nichts mehr zu tun.

Ich empfinde es schon so, dass zu wenig Menschen sterben, die sich als Organspender erklärt haben.

du schreibst
>>Kennst du jemanden, der auf ein Organ wartet oder warten musste? Ich schon. Das war sehr hart. <<

kannst du dir vor stellen, wie hart es für jemanden ist, von einem Organspender Abschied zu nehmen?
Man kann doch nicht das Leben eines Menschen mit dem Leben eines anderen Menschen auf wiegen.

Ich danke dir aber für deine Antwort

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Wenn sich ein Mensch vorher Gedanken macht, dann muss kein Angehöriger das übernehmen. Ich wiege hier nichts auf. Jemand der durch eine Spende eine Chance für ein Weiterleben hat, nimmt keinem was weg. Die andere Person ist tot. Ich finde es richtig, wenn diese Regelung kommt. Momentan setzen sich zu wenige damit auseinander. Und dadurch gibt es zu wenige Spenden. Im Zweifelsfall wird nicht gespendet. Da entscheiden dann die Angehören dagegen. Es ist gar kein großer Aufwand einen Widerspruch einzulegen. Einmal gemacht und fertig. Warum beschäftigt dich das so?

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Die Deutschen hassen es, Entscheidungen zu treffen.
Hier wird der deutsche Phlegmatismus mal aufgebrochen, finde ich ganz gut.

Vielleicht kann man die Begleitung beim Sterben anders gestalten. Mich gruselt die Vorstellung aktuell auch...

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bitte keinen Rundumschlag. Nicht alle Deutschen hassen es, Entscheidungen zu treffen;-)

Eher neigen viele Menschen dazu, etwas auf die "lange Bank" zu schieben, hinaus zu zögern. I. S. v. ja ja, ich mach das schon noch, ja ich mach das.
Und dann ist es wie mit der Abo-Falle. Man vergisst es.
Und das ist es, was ich denke, womit ...... spekuliert wird. Weshalb die Widerspruchsregelung überhaupt "erfunden" wurde. Und schon ist man im Fall des Falles ein Organspender.

>>Vielleicht kann man die Begleitung beim Sterben anders gestalten. Mich gruselt die Vorstellung aktuell auch... <<
es gibt nur DIE Begleitung beim Sterben. So lange, bis der Mensch richtig, richtig tot ist. Alles andere ist eine vorzeitige Verabschiedung.
Ja, evtl. sollte ein Umdenken statt finden. Man begleitet jemanden nicht mehr beim Sterben, man verabschiedet ihn vorher.
puh, immer wieder und immer noch ein schweres Thema.
Danke für deine Antwort!

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Hallo,

ich habe jetzt nicht alle Antworten gelesen, aber:

Alle Österreicher (zum Beispiel) sind automatisch Organspender !!

Und es gibt sicher auch andere Länder wo das so läuft.

Find ich gut...

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oh, es gibt viele Länder, wo es so läuft.
Du meinst, weil andere es so machen, sollte Deutschland es auch so machen?
ähm, nicht dein Ernst jetzt.
Ich mein, anders wo gibts auch noch die Todesstrafe. Anders wo werden Frauen gesteinigt, ist das auch gut, weils anders wo gemacht wird?
Ist nur eine Frage.....

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Naja, jeder kann Widerrufen, also warum die Aufregung?

Mir ist bewusst, sollte ich einen Unfall (oder was auch immer ) haben und werde für

Hirntod erklärt, dann werden meine Organe entnommen.

Ich persönlich finde das gut so! Wäre ja Schade um die Organe wenn sie verbrannt oder

begraben werden...

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Vielleicht bin ich mal wieder zu blauäugig. Das Gefühl habe ich immer mal wieder. Z.B. weil ich ohne Medizin studiert zu haben einfach unsere Kinder und sogar mich selbst impfen lasse. Sogar ohne mehr als die ärztliche Aufklärung in Anspruch zu nehmen. Am Thema vorbei. Nur zur Einordnung meiner Obrigkeitshörigkeit.

Mein Organspendeausweis ist volljährig. Und ich habe noch nie in Zweifel gezogen ihn zu besitzen. Ich brauche das ganze Zeug in der Urne nicht. Und der Gedanke, dass irgendwas von mir jemanden die Chance gibt weiter oder besser zu leben. Dann gerne. Ich glaube einfach nicht daran, dass ich schneller aufgegeben oder unwürdiger behandelt werde, wenn meine Spendenbereitschaft bekannt ist.

Mein Vater wollte auch spenden. Das hat nicht geklappt. Weil er zu lange um ihn gekämpft wurde, soweit ich mich erinnere. Da müsste ich noch mal meine Mutter befragen was die genauen Gründe waren. Er starb im Krankenhaus an den Folgen eines Herzinfarktes. Er war recht jung und ansonsten gesund.

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>>Obrigkeitshörigkeit<<

was ist das für ein Wort? Wie meinst du das? Was ist da runter zu verstehen?
Meinst du damit, selbst keine Verantwortung über nehmen zu wollen, nicht selbst über Dinge nach zu denken und selbst zu entscheiden und statt dessen andere für sich entscheiden zu lassen?

Als denkender Mensch muss ich da rüber jetzt erst mal nach denken.

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Ich möchte damit nur sagen, dass ich keinen Sinn darin sehe diverse Dinge bis ultimo zu hinterfragen. Ich habe zu wenig Fachwissen um mir eine wirklich fundierten Meinung bilden zu können. Daher vertraue ich da auf Menschen, die von Verschwörungstheoretikern als das personifizierte Böse dargestellt werden. Also glaube ich nicht das impfen schadet. Ich glaube nicht das wild Organe entrissen werden und ich quasi bei Spendenbereitschaft halb lebend geschlachtet werde.

Ich bin absolut pro Spende. Blut, Stammzellen, Organe. Wenn damit Hoffnung und vielleicht sogar Linderung oder Heilung ermöglichen kann. Von mir aus gerne.

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Ich finde, das ist lange überfällig. Ich selbst habe seit Ewigkeiten einen Organspendeausmweiß. Genauso bin ich im DKMS. Und viele mit denen man sich darüber unterhält, haben sich darüber noch nie Gedanken gemacht.

Ich finde es seeeeeehr gut.

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>>Und viele mit denen man sich darüber unterhält, haben sich darüber noch nie Gedanken gemacht. <<

das empfinde ich eben falls als furchtbar!
Deshalb hatte ich u. a. meinen ersten Post vor einiger Zeit zu diesem Thema gestartet.

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Ja. Das ist ja nicht mal so, das die Menschen es nicht tun würden. Aber sich erst zu registrieren bzw einen Ausweis auszudrucken.... das vergessen dann viele, die sich auch zur "Verfügung" stellen würden. Von daher finde ich das Prinzip echt besser. Es gibt genug Menschen, die auf Organe warten.

LG

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Nein, ich sehe das nicht so! Ich fenke, es würden viel mehr Menschen Organe spenden, sie sind aber zu „faul“, sich um einen Ausweis zu kümmern. Wer auf keinen Fall spenden will, soll widersprechen, wo ist das Problem?

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na ja, bei der Widerspruchsregelung würden unterschiedslos Organe vom Säugling bis zum Greis in staatliche Obhut genommen und verwaltet werden. Die Widerspruchsloslösung fragt nicht nach Geschäfts-, Einwilligungs- und Widerspruchs-Fähigkeiten, um aus vorgeblich rein humanitären Beweggründen eine möglichst hohe Anzahl von Organen zu akquirieren.

Ich stelle es mir so unglaublich schwer vor, wenn einem als Mutter von den Ärzten gesagt wird, dass das eigene Kind hirntod ist und man sich von ihm nun verabschieden soll. Von einem Kind, das aus sieht, als würde es schlafen. Das ich dann verabschiede um es in den OP bringen zu lassen und hirntod, aber bei lebendigem Leib auf schneiden zu lassen usw. halt all das, was statt findet, wenn Organe entnommen werden.

Niemand weiß, was ein Mensch bei der Organentnahme empfindet, ob er etwas empfindet. Wenn ein Erwachsener für sich entscheidet, dass es ihm egal ist, wie und was mit ihm geschieht, so ist das eine Sache.

Ein Kind in dieser Situation allein zu lassen, nein, das schnürt mir grad die Luft ab......

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Nun ja, für das Kind würden doch aber die Eltern entscheiden bzw gäbe es da Sonderregelungen. Für mich ist das von dir zuvor beschriebene Szenario auch nicht würdelos. Aber das sieht jeder anders, das ist eine individuelles empfinden, darüber möchte und werde ich nicht urteilen. Der organentnahme widersprochen und gut ist’s. Ich befürchte, es wird sowieso nicht soweit kommen, dass das widerspruchsverfahren eingeführt wird.

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Ich finde es ok, hab auch einen Spenderausweis und bin bei der DKMS registriert.
Mein Gedanke zu dem neuen Gesetzesentwurf wäre noch, dass die Menschen die nicht spenden wollen auch keine Empfänger sein dürfen.

Das Thema hatte ich übrigens auch mit meinen Kindern. Letztes Jahr hatte ich ne größere OP und meinem Mann und den Kindern gesagt dass ich im Falle des Falles spenden werde. Meine Kinder sind momentan auch der Meinung dass sie spenden würden wenn es der Fall sein sollte.

Dass erstmal jeder potentieller Spender ist wenn er nicht widerruft finde ich super!

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Hallo, von einem Toten können keine Organe entnommen werden. Sprich die Spender sind sterbende Menschen.
Der Begriff Hirntot wurde erst nach der ersten Translation entwickelt. Früher lief der Zustand unter Koma.
Und das es Krankenhäuser gibt in dem ohne Narkose gearbeitet wird ist für mich unter aller Sau.
Sätze wie der Hirntote empfindet keinen Schmerz erinnert mich zu sehr an die Aussagen der Ärzte zu Neugeborenen und deren Fähigkeiten Schmerzen zu empfinden. Erst in den 1980er wurde es untersucht und 1987 gab es erst eine Studie welche bewiesen hat, dass Neugeborene sehr wohl Schmerzen empfinden.

Ärzte wissen mir zu wenig wie der menschliche Körper funktioniert. 2013 wurde im Knie ein neues Körperteil entdeckt und das Knie wird oft operiert.
2017 wurde der Vagus Nerv eines Koma Patienten stimuliert und die Ärzte waren überrascht vom Ergebnis.

Ich möchte nicht spenden und ich will dass niemand für mich getötet wird.

https://www.zeit.de/1987/45/streit-um-babys-schmerz
https://m.focus.de/gesundheit/ratgeber/gelenkschmerzen/news/hoffnung-fuer-kreuzbandriss-patienten-neues-koerperteil-im-knie-entdeckt_aid_1151635.html
https://www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2017/09/patient-nach-15-jahren-aus-wachkoma-aufgewacht

Gruß Sol

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Hallo,

ich kann nachvollziehen, was du meinst.

Ich denke allerdings, dass sich die meisten schlicht keine Gedanken darum machen. Vielen ist es sicher egal, trotzdem tragen sie keinen Spenderausweis mit sich. Daher das Gesetz.

Wer nicht spenden möchte, hat sich in der Regel damit auseinandergesetzt und trägt einen Spenderausweis mit sich mit dem Kreuz bei "nein". Diese Menschen werden dann eben widersprechen. Mich persönlich stört das nicht. Das Leben ist zu kurz, um sich über solche Dinge zu ärgern.

LG

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>>ich kann nachvollziehen, was du meinst. <<
Danke!
Und ja, das Leben ist viel zu kurz, um sich über haupt über irgendwas zu ärgern;-) Trotz dem tun wir es.

Es geht hier aber nicht ums sich Ärgern, es geht darum, dass eine Spende etwas frei williges ist. Sonst wärs ja keine Spende, sodern eine Zwangsabgabe.

>>Wer nicht spenden möchte, hat sich in der Regel damit auseinandergesetzt und trägt einen Spenderausweis mit sich mit dem Kreuz bei "nein". Diese Menschen werden dann eben widersprechen.<<

eigentlich ungeheuerlich, dass man etwas widersprechen muss, was etwas Freiwilliges ist.

Man stelle sich vor, die Regierung beschließt, um den vielen Menschen, denen es finanziell schlecht geht, zu helfen, einen Spendentopf ein zu richten (vergleichbar mit Eurotransplant). Per Gesetz wird jeder dazu verpflichtet, 500 Euro zu spenden. Wer dies nicht will, der wider spricht, wens nicht kümmert, wers verpeilt, der muss zahlen oder kommt grad noch mal drum rum, wenn Angehörige dann, wenn Zahltag ist, für ihn wider sprechen.
Was meinst du, wenns ans eigene Geld geht, sähe es dann anders aus mit dem Empfinden für eine Widerspruchsregelung?

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Ich glaube schon, dass die meisten Menschen das anders empfinden würden, wenn es um eine Geldspende ginge. Das liegt daran, dass viele davon überzeugt sind, von einer Organspende ohnehin nichts mehr zu merken, bzw. viele sind ganz grundsätzlich schlecht informiert und staunen nicht schlecht, wenn man sie darauf hinweist, dass man einen Spender beim Sterben nicht in den Armen halten kann/darf.

Ich habe mir die Diskussion erst nach meiner Antwort durchgelesen. Woran ich gar nicht gedacht habe, sind die Kinder, deren Eltern aus Uninformiertheit oder Desinteresse nicht für sie widersprechen. Mit diesem Gedanken geht es mir dann doch nicht mehr so gut.

Momentan muss man ja bewusst der Spende auch für seine Kinder zustimmen. Wie wird das sein, wenn man widersprechen muss? Werden den Kindern Organe entnommen, wenn nicht widersprochen wurde? Können Eltern vor Ort noch widersprechen, wenn ihnen bewusst wird, was das heißt? Werden Organe im Ernstfall entnommen, bevor die Eltern vor Ort sind?

Bei Erwachsenen ist es mir relativ egal. Jeder muss sich selbst informieren, wer sich für den Umgang mit dem eigenen Körper beim Sterben nicht interessiert - bitte. Wobei ich natürlich grundsätzlich für eine fundierte (!) Aufklärung bin, wie das im Sterbefall abläuft. Eigentlich sollte es auch bei Erwachsenen nicht egal sein. Ohne Aufklärung nimmt man weniger intelligenten Menschen mit einer Widerspruchsregelung die Chance zu entscheiden. Man kann eigentlich nicht von allen erwarten, dass sie in der Lage sind sich gut zu informieren.

Ich habe mich ehrlich gesagt noch nicht mit diesem Gesetzesvorschlag auseinandergesetzt und vorerst wohl zu kurz gedacht.

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