Zwangsneurose/Zwangsstörung

Hallo, ich weiß, dass das nicht wirklich zum Thema Familienleben gehört, aber es ist mir unangenehm und ich möchte anonym bleiben. Soweit ich denken kann habe ich diese Krankheit, aber es wird immer schlimmer. Ich möchte nicht zum Arzt gehen, weil man erstmal akzeptieren muss, dass die Gedanken die man hat wenn man den Zwängen nicht nach geht nichts mit den Zwängen zu tun hat. Ich weiß das, aber kann es nicht akzeptieren, bzw. möchte kein Risiko eingehen.

Hat noch jemand mit sowas zu kämpfen oder kennt ihr jemand der mit sowas zu kämpfen hat? Wie gehen die Mitmenschen damit um? 1x hab ich das meiner Schwiegeroma und Schwiegwrmutter anvertraut, die dann zum Spass meine Zwänge herausgefordert haben, was ich gar nicht witzig finde. Ansonsten wissen nur sehr wenige davon..

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Hoppla aus irgendeinem Grund sind jetzt glaube ich 3 Threads entstanden 🙈

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Hallo,
ich kann gut nachempfinden, dass es dir schwer fallen muss, dich anderen Menschen anzuvertrauen, zumal Zwangsgedanken Menschen ohne persönliche Erfahrungen oftmals verhältnismäßig absurd oder extrem erscheinen. Dennoch rate ich dir als Psychotherapeutin ganz klar, eine ambulante Therapie in Erwägung zu ziehen. Angst- und Zwangserkrankungen haben die Tendenz, sich im Leben der Betroffenen „auszubreiten“ und nicht mehr von allein zu verschwinden. Es gibt sehr gute therapeutische Ansätze, ich würde dir sogar gezielt eine Verhaltenstherapie empfehlen, die Prognose ist gut. Solltest du dich nicht wohl fühlen, kannst du es jederzeit beenden. Aber oftmals tut eine erfahrene, unabhängige Person, der man sich anvertrauen kann, sehr gut. Auch wenn der Post jetzt wie Werbung klang: trau dich. Was hast du zu verlieren?
Alles Gute.

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Dankeschön. Ich will es ändern, aber auch nicht. Ja kein Risiko eingehen. Mir fehlt auch manchmal die Kraft dazu und es ist mir super peinlich und ich weiß auch nicht was so eine Therapie kostet. Aber es macht mir auch Angst, da ich statt wie früher 1x manche Zwänge plötzlich 4x ausführen muss.

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Hey du, die Therapie kostet dich nichts, das wird von der Krankenkasse übernommen! Und peinlich muss dir das auch überhaupt nicht sein! Trau dich und hol dir Hilfe. Vereinbare doch erstmal einen ersten Termin und schau dir das in Ruhe an. So eine Zwangsstörung geht leider nicht von selbst weg sondern verschlimmert sich oft immer mehr.

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Wie meine Vorgänger bereits geschrieben haben, wäre eine Therapie kostenlos.
Und eine Krankheit - und das ist eine Zwangsneurose nunmal - sollte dir nicht peinlich sein!! Gerade in der heutigen Gesellschaft sind neurologische und psychische Erkrankungen anerkannt. Die ältere Generation ist mit dem Thema meist nicht so vertraut, da dort sowas oftmals unter den Teppich gekehrt wurde und psychische Erkrankungen in der Allgemeinheit nicht so bekannt waren. Lass dich dadurch nicht verunsichern. Und niemand Professionelles, wie ein Therapeut, Krankenhaus, Arzt etc. würde dich jemals aufgrund dessen auslachen! Das ist deren Beruf und täglich Brot.

Ich habe mal eine Reportage zu dem Thema gesehen und dort meinte der Arzt: Wenn ich jetzt zu Ihnen sagen würde "sagen Sie jeden Morgen heute stirbt meine Frau weil ich das sage" würden sie sich wohl dabei fühlen? Würden sie es machen? Nein. Wieso nicht? Wegen dem Bauchgefühl. Woher kommt Aberglaube? Wegen dem Bauchgefühl einer großen Masse. Ohne Sinn. Aber unter einer Leiter hergehen? Nein lieber nicht, lieber auf Nummer sicher gehen.

Im entfernten Bekanntenkreis habe ich gesehen, was eine Zwangsneurose unbehandelt mit einem Menschen macht.
Bitte such dir Hilfe. Es gibt sehr viele Ansprechpartner. Schieb es nicht weiter hinaus. Du kannst es noch ändern und rechtzeitig eingreifen.

Ich Wünsche dir Alles Gute auf deinem Weg.

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Ich kann dich gut verstehen, da ich auch mit meinen inneren Dämonen zu kämpfen hab, kann aber die Fassade meiner Meinung nach recht gut aufrecht erhalten.

2018 war psychisch ziemlich hart für mich. Keine Ahnung warum. Ich war erstmals beim Arzt und hab mir Medikamente verschreiben lassen, weil mein Leidensdruck so groß war und ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste. Das half insofern, als es die Situation für mich erträglich machte, ich weiterhin meinem Job nachgehen konnte und niemand in meinem Umfeld was mitbekommen hat. Das war und ist mir sehr wichtig - ich schäme mich sehr wegen meiner psychischen Probleme.

Nun geht's mir wieder besser, auch ohne Therapie. Rational weiß ich, dass mir eine Therapie wohl guttun würde, insbesondere für die Zukunft. Aber ich kann das einfach nicht für mich annehmen. Für mich ist sowas einfach erbärmlich. Ich werde auch in Zukunft keine machen.

Familie, Freunde, Partner,... ich konnte das glücklicherweise vor allen verbergen. 2x hab ich versucht, mich mitzuteilen (einer gleichaltrigen Freundin und einer nahestehenden, mütterlichen Verwandten - beide hatten in der Vergangenheit auch psychische Probleme). Naja, es war keine gute Idee. Am Ende hab ich das Gegenüber immer "trösten" müssen, dass es mir ja eh nicht so schlecht geht und so. Rückblickend wäre es besser gewesen, ich hätte einfach den Mund gehalten.

Du bist jedenfalls nicht allein. Dir alles Gute.

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Hallo!

Wie die anderen kann ich dir auch nur eine Therapie empfehlen.
Nach einer Lebenkrise mit depressiver Episode habe ich eine Sozialphobie entwickelt. Die Therapie hat mir sehr sehr geholfen. Ich war zunächst einige Wochen in einer Tagesklinik und habe danach eine ambulante Therapie begonnen. Heute bin ich symptomfrei und kann manchmal gar nicht glauben warum es bei mir damals so massiv war. Daher hol dir so bald wie möglich Hilfe. Dann hast du die Chance dein Leben wieder unter deine Kontrolle zu bekommen.

Alles Gute!
Muriel 🐇

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Du brauchst nicht zum Arzt, du kannst dich gleich an einen Psychotherapeuten wenden. Die haben täglich damit zu tun, für die ist das normal. Nur Mut!