Höhenangst überwinden - jemand Erfahrung damit?

Hallöchen,

ich suche Erfahrungsberichte zum Thema "Höhenangst überwinden".

Ich bin 39 Jahre und habe 2 Kinder.

Bis ich ca. 20 Jahre alt war, war Höhenangst ein völliges Fremdwort für mich. Ich bin jedes Riesenrad gefahren, sämtliche Achterbahnen, egal ob kopfüber oder nicht. Hochhäuser, Fahrstühle, alles kein Problem.

Irgendwann zwischen 20 und 25 muss es dann angefangen haben mit der Höhenangst und der Angst in Fahrstühlen. Das mit den Fahrstühlen hab ich wieder in den Griff bekommen als ich mein erstes Kind bekommen hab. Da kam man oftmals um Aufzüge nicht drumrum, dadurch hat sich das recht schnell wieder gelegt.

Aber die Höhenangst ist geblieben. 2 Stockwerke gehen gerade noch. Aber sobald es höher ist bekomme ich richtige Panik, Schweißausbrüche, das volle Programm.

Die letzten Jahre hab ich solche Dinge also bewusst ver- und gemieden. Mittlerweile bin ich aber an einem Punkt, wo ich mich nicht mehr von dieser Angst beherrschen lassen möchte. Ich möchte mit den Kindern Dinge erleben, auch mal auf einen Berg steigen (oder noch besser mit einer Gondel fahren, die mir beim bloßen Dran-Denken eine Gänsehaut beschert), auf Aussichtstürme fahren/steigen.

Ich hab schon sämtliche Berichte im Netz gelesen zu dem Thema.

Natürlich gäbe es die Möglichkeit, sich von einem Psychologen therapieren zu lassen. Aber ich hab den Eindruck, dass ich's auch alleine hinbekommen könnte. Ich freunde mich also gerade mit dem Gedanken an, diese Höhenangst irgendwie zu überwinden. Ein paar klitzekleine Schritte hab ich schon geschafft und bin ganz stolz auf mich.

Trotzdem würde mich natürlich interessieren wie das bei anderen abläuft oder abgelaufen ist. Daher eben meine Frage, ob hier jemand dabei ist, der erfolgreich seine Höhenangst in den Griff bekommen hat.

Vielen Dank für's Lesen.

LG Anja

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Da hilft nur die brutale Variante, stell Dich Deiner Angst und halte die Schweißausbrüche und Panik aus, sage Dir immer wieder es ist nur Dein Kopf, es kann Dir nichts passieren.
Als tägliches Mantra sagst Du dir immer wieder " Auch in größerer Höhe geht es mir gut" wirklich ganz oft sagen, das Unterbewußtsein übernimmt das dann.

Gehe in eine Höhe, die Dir panik bereiten würde und bleibe da, egal wie es Dir geht. Der Körper kann das Stresslevel nur ein gewissen Zeit halten, dann kommt das umschalten, dass gar keine Gefahr besteht. Das wird hart, aber funktioniert.

Wenn Du es selbst nicht hinbekommst, dann geh zu einem Wingwave Coaching, in 1-2 Sitzungen ist die Angst weg.

2

Hallo,

ich glaube nicht, dass man das ohne Therapie weg bekommt.

Ich hatte schon immer Höhenangst in bestimmten Situationen, z.B. auf dem 3-Meter-Brett oder in Klettergärten. Fahrstühle, Berge und Seilbahnen gehen zum Glück.

Vorletzten Sommer im Urlaub sind wir versehentlich in einer Gruppe gelandet, die an einem Stahlseil in einem Klettergeschirr über eine Schlucht fahren wollte.

Wir dachten eigentlich, die gehen nur am Felsen klettern (was bei mir geht, so lange es nicht zu hoch wird) und haben uns spontan angeschlossen. Ich wollte mir dann die Peinlichkeit nicht geben und einen Rückzieher machen, als ich heraus fand, was die wirklich vorhatten. #rofl
Der Rest der Familie fand das sowieso cool.

Also habe ich mich ganz mutig am Seil eingehakt und mir gedacht, wenn ich da einmal drin bin, kann die Höhenangst mich mal. ;-)
Erst ging es auch nur ca. 2 m über den Boden, was den Start unproblematisch machte.
Über der Schlucht (ca. 60 m hoch) hatte ich zwar einerseits Angst, andererseits war es aber auch toll, und ich habe das dann mehrfach gemacht.

Danach dachte ich, super, ich habe meine Höhenangst besiegt! #pro

Daraufhin sind wir in einen Klettergarten gegangen und rate mal, wer dann mit schlotternden Knien da oben stand und sich, vor lauter Panik, keinen Schritt mehr bewegen konnte. #schwitz

Also, die harte Methode funktioniert bei mir jedenfalls nicht.

LG

Heike

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Hallo

Mein Mann ist auch nicht bereit, zum psychologen zu gehen. Und will das selbst lösen. Und er meint auch, er kann das auf die harte methode machen. Kennt man ja: Expositionstraining.
Aber so leicht geht das nicht.
Was er macht, sorgt für eine Verfestigung und Generalisierung seiner Angst und schränkt unser Familienleben ein.
Er sucht Ausflugsziele aus, bei denen es hoch ist. Beispiel Festung Königstein. Dann setzt er sich der Angst aus, bis er nicht mehr kann und zieht sich dann zurück.
Davon mal abgesehen, dass mein Mann in solchen Situationen ein Nervenwrack ist und die kinder anschreit, weil sie an die Brüstung wollen und die Aussicht genießen wollen, er bringt seinem Unterbewusstsein bei, dass Höhe irrsinnig gefährlich ist - weil man davon ja irre Angst bekommt und dass es nur besser wird, wenn man die situation abbricht. #klatsch
Ein Expositionstraining muss begleitet werden. Und zwar fachlich und nicht mit irgendeinem angelesenen Halbwissen!

Noch eine wichtige Info zur Höhenangst: du beschreibst die klassischen symptome einer Angsstörung. Eine Angststörung hat nichts mit Vernunft zu tun und auch nichts mit normaler Angst. Wahrscheinlich nicht mal mit dem Objekt, auf dem sie sich projeziert.
Es kann gut sein, dass du ein Mensch bist, der sehr für seinen beruflichen Erfolg kämpfen musste und es nicht gut ertragen kann, wenn sie die Kontrolle verliert. Irgendwann in deinem 20.-25. Lebensjahr hat dein Kopf gespeichert: Höhe=unkontrollierbar=>Angst
Sprich, du wirst dich auch der Ursache der Angststörung stellen müssen.
Das Problem ist nämlich, dass sie sonst wieder kommt. In Form eines anderen Angstobjektes, oder in Form einer Zwangsstörung.
Deswegen: Fachmann/-frau fragen.

4

Sind bei dir Ohren (Gleichgewicht) und Augen in Ordnung?

Du schreibst, früher war es nie ein Problem? Was war anders?
Ohren/Augenprobleme können da viel beeinflussen.

Gab es ein Schlüsselerlebnis?
Manches speichert das Gehirn anders ab.


Bei mir ist es so, dass ich die Höhenangst zeitlebens habe.
Starke Augenprobleme und vermutlich daraus resultierende Erfahrungen :-(

Für mich selbst habe ich gelernt damit zu leben.

Bedingung 1: ich lasse mich nicht von der Angst beherrschen
Bedingung 2: ich aktzeptiere für mich, dass mich die Angst schützen möchte (so dass B 1 nicht beeinträchtigt wird).

Ich versuche mich nicht unter Druck zu setzen und nehme den Druck bewusst raus.

Gondeln und co: manche sind möglich. Langsam fahrende, kleinere Berge. Bei fremden Gondeln nehme ich noch andere Erwachsene mit. Im Zweifel gehe ich zu Fuß und mein Kind fährt mit den Erwachsenen mit.

Sessellifte und co gehen gar nicht.
Da ich wenige Gondeln fahren kann, fehlt mir da erst mal auch nichts.

Aussichtstürme: Kind darf inzwischen alleine hoch, ich winke dann von unten zu. Sonst war noch ein Erwachsener dabei.
Ich bin dann bis zur Mitte oder eben soweit ich es an dem Tag konnte.
a) ich stelle mich der Angst, ich zeige, dass ich nicht vorher aufgebe
b) ich höre auf mein Gefühl! Panikattacke, sich übergebende Mutter beim Ausfüg fände ich das größere Übel.

Achterbahnen und co gehen bis heute nicht. Müssen auch nicht. Meine Angst schränkt mich nicht ein (ich vermisse es nicht), meine Angst schränkt mein Kind NICHT ein, weil sie darf, sofern sie sich sicherheitstechnisch verhält gerne ausprobieren!

Nur weil ich Angst habe, darf sie trotzdem.

Sie klettert sehr gerne und probiert aus.
Ich kann locker lassen, weil ich von Anfang an erlebt habe, dass sie sehr gut auf sich achtet, selbst stoppt, wenn es ihr zu viel wird (sich das Stopp zugestehen finde ich auch sehr wichtig, anstatt aus Angst vor Anerkennung weiterzumachen) und weiterklettert, wenn sie sich dazu bereit fühlt.

Das wieder sicher runterkommen, hat sie dabei ebenso gut gelernt, weil ich eben nicht nachklettern konnte.


Für mich gilt: an guten Tagen klappt mehr.
An schlechten weniger.
Ich plane so, dass mein Kind vieles erleben kann und ich es nicht erleben muss.
z.B. am Aussichtsturm unten warten
Gondeln/Bergstrecken, bei denen ich zu Fuß gehen kann (damit habe ich angefangen)

oben auf dem Berg klappt es dann super, solange ich nicht an die Kante rangehe.

Blickrichtung beim Gondeln, Atemübungen etc. habe ich schon bekommen, das hilft dann auch.
Anfangs war es super, wenn eine Person für mein Kind dabei ist (falls ich ausfalle und pansche Mama für ein Kind erschreckend ist ) und eine erfahrene Person für mich dabei ist, um mich wieder in die Spur zu bekommen.

Mantras mit Atmung, so lange bis es für mich "normal" ist.
1x im Jahr ist etwas besonderes, mehrmals in kurzer Zeit macht es selbstverständlicher.

Bei Gebäuden: ist es bei dir nur, wenn du die Höhe siehst oder auch schon, wenn du weißt, in welchem Stockwerk du bist?


Bei mir ist es so, dass ich gut im 6. oder 10. Stockwerk sein kann.
Bedingung ist
- kein offenes Fenster
- ich gehe nicht so nah an Fenster heran, dass ich den Höhenunterschied sehe.
Aussicht auf die Gegend ist toll. Gerader Winkel oder leicht nach oben.

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Vielen Dank für eure Antworten.

Das hat mich über's Wochenende nochmal nachdenklich gemacht.

Ein Schlüsselerlebnis so direkt im Zusammenhang mit der Höhe gab es nicht. Allerdings haben sich meine Eltern scheiden lassen als ich 24 war. Das hat mir damals ziemlich zu schaffen gemacht. Meine "heile Welt" ist zerbrochen. Ich hab sehr lange gebraucht, um damit klar zu kommen.

Mit meinem Dad hab ich mittlerweile wieder ein sehr gutes Verhältnis. Das Verhältnis zu meiner Mom hat sich nicht wieder erholt. Sie ist weggezogen und hat vor vielen Jahren wieder geheiratet. Bis dato interessiert sie sich nicht mehr sonderlich für mich und meine Schwester.

Kann denn so ein einschneidendes Erlebnis verantwortlich sein für meine Höhenangst? Ich hätte das bisher nicht miteinander in Verbindung gebracht.

Und nun bin ich doch ernsthaft am überlegen, ob ich mir nochmal Hilfe von außen hole. Ich war bis vor kurzem wegen meiner Tochter (andere Geschichte) bei einer Psychologin, zu der ich einen guten Draht habe. Die könnte mir da eventuell auch helfen. Der Schritt wäre für mich also nicht mit einer allzu großen Überwindung verbunden. Und wenn es helfen würde... Warum dann nicht?!

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Ob es damit in Verbindung steht, kann ich nicht sagen.

Wenn es dir gut tun könnte und keine große Überwindung ist, kannst du die Psychologin ja mal darauf ansprechen. :-)