Wie kann man lernen, ein besserer Mensch zu sein

Hallo, ich weiß nicht mehr weiter und suche hier Rat. Bin mir nicht sicher ob das Unterforum das richtige ist, wenn nicht bitte verschieben.

Ich, w40, verheiratet, drei Kinder, Hund und Katz, große "intakte" Familie, augenscheinlich gesund,habe alles was ich brauche.
Und trotzdem bin ich furchtbar neidisch und missgünstig was mein Umfeld betrifft :-( Ich habe ganz ätzende Gedanken, teilweise wegen Kleinigkeiten, und eine permanente unterschwellige Wut auf alle, die irgend etwas anderes haben als ich. Oder etwas anderes tun oder auch einfach nur gut gelaunt sind. Ich weiß nicht wie ich das Abstellen kann, es macht mich so fertig und blockiert mich in Allem :(
Ich lasse meine schlechte Laune dann an meiner Familie aus und habe nur schlechte Gedanken, ich hasse mich dafür. Ich möchte meinen Kindern ein Vorbild sein, ich möchte der Welt einen Mehrwert bieten, ich möchte so gerne ausgeglichen und freundlich sein! Und nicht so empathielos und frustriert, ich hasse mich dafür :-(

Hat jemand einen Tipp was ich dagegen tun kann?
Social Media hab ich schon arg reduziert und gehe viel raus... Es wird immer schlimmer. Jeden Abend gehe ich ins Bett und nehme mir vor, den nächsten Tag als Chance wahrzunehmen, und dann reicht ein einziger Eindruck von außen und schon zerfrisst mich wieder die Wut.

Ich weiß nicht mehr weiter.

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Langfristig kann Therapie helfen. Zumindest wenn tiefergehendes dahinter steckt. Oder wenn einiges hochkommt, wenn du an deine engen Bezugspersonen denkst. Wie war dein Umfeld früher? Was wurde dir vorgelebt?
Das kann was gemacht haben, muss aber nicht.


Eigenständig kann es helfen:
- jeden Abend 3 gute Dinge aufschreiben,
OHNE "aber", "wenn", "würde", "wäre"

An manchen Tagen hatte ich auch schon aufgeschrieben "der Bus war pünktlich".
Das klingt banal. An sehr schlechten Tagen mit vielen negativen Ereignissen, kann genau das meine Nerven schonen und meine Nachtruhe ermöglichen.

An guten Tagen steht da: das Essen war lecker, ich habe mich glücklich gefühlt, Entspannung war toll.

Vorsicht: es kann auch einiges hochholen. Andererseits können erkennbare Muster in Therapie angesprochen werden.
Z.B. wenn das positiv-Tagebuch überwiegend Einträge enthält wie
- 1 in Schule
- Erfolg auf Arbeit und co
Ja, das sind auch Gutes. Aber auch Risiko, wenn es früher viel um Leistung ging, woran Gefühle festgemacht wurden.

Ist es eine gute 4 mit viel Übung und wird so wertgeschätzt, ist das auch super.

Es gibt auch andere Muster. Leistung, Haben, Tun, Bilderbuchfamilie, etc. können es auch sein.

Mir hilft es seit Jahren mir abends bewusst zu machen, was mir gut tut.

So entlarve ich auch gelegentliche früh eingetrichterte Denkweisen. Sobald mir Wörter einfallen wie "brav", "nie gestritten" etc. achte ich wieder mehr auf mich.

Aufpassen sollte ich bei: kein Problem gehabt.
Positiv für mich sind eher: Problem konstruktiv gelöst. Gute Idee gehabt, gut gelaufen.

Inzwischen mache ich das auch morgens. Allerdings ist die Gefahr, dass ich mir durch blöde Gedanken, Ängste selbst den Tag verhagle.
Seit ich Übung habe, mache ich es auch morgens und starte so gut in den Tag. Wenn ich mich bewusst über das leckere Frühstück gefreut habe (es nicht selbstverständlich genommen habe), dann nervt ein verspäteter Bus.
Nehme ich morgens alles für selbstverstänlich, dann ist mir das mir nicht bewusst und ein verspäteter Bus macht mir noch Stunden danach schlechte Laune.

Der Blick auf meinem eigenen Guten, stimmt mich ausgeglichener.
Vergleiche mache ich nicht mehr mit anderen, sondern mit mir selbst - wenn ich mich verbessert habe; wenn etwas gut gelaufen ist. OHNE den ständigen Druck alles zu optimieren. Sondern wirklich dann, wenn ich mein eigenes Tun halten kann oder wenn ich etwas für mich schwieriges geschafft habe. Was andere können ist mir in dem Moment egal. Ich anerkenne, welchen individuellen eigenen Berg ich überwunden habe.

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Hallo
Der Text könnte 1:1 von mir.

Manchmal gipfelt es darin, dass ich laut ausrufe:
"Ich hasse Menschen!" wenn mir deren Glück, Selbstbewusstsein, ihr Besitz, ihre Freude, aber auch ihre Blödheit, Dummheit, Einfältigkeit mal wieder tierisch auf den Zeiger geht.

Woran das liegt, weiß ich nicht. Wie man es abstellt, umkehrt oder verbessert schon gar nicht.

Jedenfalls bist du nicht allein. Und wenn wir schon zwei sind, gibt's bestimmt noch mehr.

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Ich glaube, in dieser Gesellschaft wird man mit so viel überflutet, dass such diese Gefühle und Gedanken über eine lange Zeit aufbauen und man da echt schwer wieder rauskommt. Dass du Social Media reduziert hast und raus gehst, ist schonmal Gold wert!

Ich persönlich kann nur von meiner Erfahrung berichten: mich hat der Jakobsweg in dieser Hinsicht verändert. Ich bin in 2x gegangen, einmal halb, einmal ganz. Es hat meine Wahrnehmung von Leben verändert. Man muss nicht religiös dafür sein (war ich auch nicht) oder unbedingt diesen Weg gehen, aber er ist halt gut erschlossen 😅

Es ist wichtig, dass du wieder fühlst, was wirklich wesentlich im Leben ist. Nämlich das Leben selbst. Die Natur, die Tiere, der ganze Mechanismus und seine Schönheit. Alles andere an Konsum ist nett nebenbei, aber ist nicht essenziell. Wenn du das für dich wieder in seiner Gänze spürst, sind dir die Dinge der anderen nicht mehr so wichtig.

Das heißt übrigens nicht, dass Neid komplett verschwindet. Ich hab das zB bei Reisen und Erfahrungen, die andere machen. Ich weiß aber auch, dass ich das gleiche auch tun könnte. Es ist nur meine Entscheidung, es eben nicht zu tun (aus welchen Gründen auch immer).

Ich hoffe, mein Beitrag hilft dir ein bisschen.

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Vielleicht ist dir alles zu viel? Du setzt sich selbst enorm unter Druck. Du brauchst jemand, der dich entlasten kann, z. B. eine Psychotherapeutin, die einfach von außen in deine Situation sprechen kann. Dann würde ich dir auch Auszeiten nur für dich empfehlen. Sinnvoll wäre auch eine Mutter-Kind-Kur oder eine Mütterkur ohne Kinder.
Tue dir Gutes und übe mehr Selbstachtsamkeit. Erst wenn du dich selbst wieder magst und annimmst, kannst du auch andere wieder so nehmen, wie sie sind.

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Ich habe zwar keine Idee was man da macheb kann, finde es aber schon einen grossen Schritt das du es erkannt hast und es ändern möchtest 👍🏻👍🏻👍🏻

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Profilierung scheint ein großes Thema für dich zu sein. Das erkennt man diirekt daran, mit welchen Sätzen du den Threaf begonnen hast.

Ich würde an deiner Stelle zu einen Psychologen mal zu dem Thema befragen. Fände es wichtig, die Ursache für deine Gefühle herauszufinden.

Neid und Emapthielosigkeit ist ja auch nicht unbedingt ungefährlich wenn es sehr ausgeprägt ist. Man kann es bestimmt therapieren. Wenn man das die ganze Zeit im Alltag mit sich rumschleppt und es den Alltag so beeinflusst wie bei dir, klingt das ungesund.

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Ganz lieben Dank für Eure Nachrichten, ich werde einige Hinweise mal für mich aufgreifen.

Ich habe versucht einen Therapieplatz zu bekommen, es ist unmöglich ohne monatelange Wartezeit. Mutter-kind-kur geht leider noch nicht, dafür ist die jüngste zu klein, sie ist erst 5 Monate.

Ich wünsche mir so sehr dass ich es in den Griff kriege! Früher war ich ein fröhlicher Mensch, offen und lustig, spontan und froh. Mittlerweile zerdenke ich alles und bin bis obenhin voll mit Zweifel und Wut.

Nach außen denke ich dass die Menschen mich nach wie vor als positiv wahrnehmen, ich habe viele Kontakte und würde auch nie unfreundlich zu anderen sein, ich hab ja Anstand. Im Gegenteil, oft frage ich mich ob ich anderen irgendwie nicht alles Recht gemacht habe und ob jemand etwas an mir auszusetzen haben könnte, das ist mein Horror.
Daheim fang ich erst an zu schimpfen wegen Kleinigkeiten, wobei ich doch nie so eine Mutter sein wollte die dauernd schimpft, das macht mich dann wiederum noch wütender auf mich.

Danke für euer offenes Ohr, es hilft schon dass ich merke mir geht's nicht alleine so. Und einige Tipps werde ich mir mitnehmen

Danke!

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Machst du Sport? Das hilft oft (auch, wenn ich es hasse 😊) oder Yoga. Spazieren gehen, was schönes vornehmen, sich etwas gutes tun.
Es kann auch Teil einer Depression sein, da sind die Formen ganz unterschiedlich und von außen schwer zu beurteilen.
Was mir mittlerweile an düsteren Tagen hilft, ist mir zu sagen „das ist nur ein Gedanke. Und nicht jeder Gedanke stimmt auch.“

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Beantrage die Kur jetzt schon. Bis du einen Platz hast, ist das Kind 1 Jahr alt. Einige Kliniken nehmen die Kinder dann schon.

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Ich arbeite im Pflegeberuf und kann dir eines Sagen: Die meisten von unseren Patienten ( ambulante Hauspflege) wirken voller Tatendrang, sind wohlhabend, haben grosse Häuser, eine "perfekte" Familie etc etc. Jedoch sehe ich aber täglich die Wahrheit hinter der Fassade, da ich bei den Menschen Zuhause bin. Ich pflege die Kranken die gesund wirken nach aussen. Ich höre täglich die Sorgen, die Ängste, Trauer und Wut, bezogen auf den eigenen Körper oder das Umfeld. Du beurteilst aufgrund von Details ohne dass du die Person und ihr Leben kennst. Wieso? Wieso freust du dich nicht wenn jemand lächelt oder sich was angeschaffen hat? Vielleicht musste die Person dafür 2 Jahre hart arbeiten oder kann gerade seit langer Zeit wiedermal lächeln nach einem Tief.

Auch diese Menschen die Perfekt scheinen haben Probleme. Probleme die du niemals erfahren wirst, weil du Ihnen nicht nahe genug stehst. Du bist unzufrieden mit dir selber und musst ganz viel an dir selbst arbeiten, ansonsten entfernen sich irgendwann genau diese Menschen von dir, die du am meisten liebst und weisst du was dann dein einziger Wunsch sein wird? Dass wieder alles so wird, wie es einmal war. Du musst lernen zu schätzen was DU hast denn glaub mir, Schicksal und Glück hängen seehr eng beieinander. Du kannst heute Gesund sein und Morgen eine schwere Diagnose bekommen. Kannst heute deinen Mann an deiner Seite haben und morgen nicht mehr. Man weiss nie was das Leben für einen bereithält deswegen geniesse jede einzelne Sekunde anstatt deine Enegie damit zu verschwenden indem du neidisch bist auf das Leben oder Hab und Gut von Menschen, hinter deren Fassade du niemals blicken werden kannst.

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Danke für deinen Beitrag.

Er fasst exakt zusammen und beschreibt erschreckend genau was mein Problem ist!

Dass ich nicht weiß wie es anderen geht und ihnen positiv begegnen möchte.
Dass ich nicht selbstverständlich nehmen darf wie gut es mir objektiv geht.
Dass sich alles schnell ändern kann.

Genau das ist es was ich will. Ich weiß bloß noch cht wie ich dorthin komme, aber ich bin bereit das zu erarbeiten.

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Zyklota hat zu 100% Recht!
Wenn Du und ich einen lustigen Abend zusammen verbringen würden, wärest Du hinterher überzeugt, auf mich neidisch sein zu müssen. Lebenslang einen Job, der mir fast immer gut gefiel, hatte 35 Jahre einen total lieben Mann,große Kinder, die ihr Leben wuppen, eine bezaubernde Enkelin und eine Rente,von der ich leben kann - und - ich lache viel und gerne und gehe offen auf Menschen zu.
Das siehst DU.
Was Du NICHT siehst, dass ich schon ab meiner Kindheit hart zu kämpfen hatte. Alles aufzuzählen, würde urbia sprengen, aber weder die erste Ehe mit einem prügelnden Säufer war toll noch die Jahre nach der Scheidung mit einem Berg Schulden und 2 kleinen Kindern. Die Jahre 2014 und 2015 waren durchweg so unmenschlich hart, dass ich einen Psychologen brauchte, um wieder einigermaßen weiterleben zu können; ich verlor drei meiner liebsten Menschen unter total chaotischen und schlimmen Umständen, das vergisst man nie.
Aus dem Grund war ich NIE in meinem Leben neidisch, da ich sehr wohl weiß, wie das Leben sein kann. In meinem Umfeld hab ich erlebt, dass Menschen neidzerfressen sind, die absolut nicht den geringsten Grund dafür haben, ja, dass es denen oft einfach zu gut geht - und sie immer mehr wollen.
Du allein wirst das vielleicht nicht auflösen können. Ob Du hierfür einen Therapeuten findest oder eine Art Coaching, weiß ich nicht, aber ich rate auch, Dir helfen zu lassen. Neid zerfrisst Dein Leben, dafür ist es viel zu schade, Du hast nur das eine!
LG Moni

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Was sind denn speziell die Dinge, auf die du neidisch bist bei anderen Menschen? Vielleicht stecken unerfüllte Sehnsüchte dahinter, die angeschaut werden möchten.

Du hast „das Klassische“ - Mann, drei Kinder, Gesundheit - doch ganz viele Menschen, mich eingeschlossen, brauchen auch noch ganz anderes als das. Zum Beispiel Spiritualität, berufliche Erfüllung, was auch immer…

Ich rate dir also, zu dir selbst hinzuschauen statt zu den anderen und ihren Leben. Was zeigt dir der Neid über dich und deine Sehnsüchte, Wünsche und Bedürfnisse? Wie kannst du einen Schritt in diese Richtung gehen? Und wo sind es echte Herzenswünsche und Bedürfnisse und wo „nur“ Klischees und gesellschaftliche Prägungen (zB die Nachbarn haben ein dickeres Auto und ein größeres Haus, aber ist das wirklich ein Herzenswunsch von dir?).