Guten Morgen,
auch wenn wir keine Rhesus-Unverträglichkeit haben, sondern eine im AB0-System hoffe ich, dass sie mir meine Fragen beantworten können.
Im November 2011 brachte ich meine erste Tochter spontan bei ET +2 zur Welt, sie entwickelte nach einigen Tagen eine Neugeborenengelbsucht, aufgrund der sie 3 Tage bestrahlt werden musste, die aber wohl eine stinknormale Bilirubinämie war. Unsere zweite Tochter jedoch kam im Juli 2013 zur Welt und hatte bereits nach 24 Stunden einen Bilirubinwert von 14, der in den nächsten 7 Tagen bis auf 19 stieg. Ein durchgeführter Coombs-Test war positiv. Sie wurde von oben und unten bestrahlt, bekam 3 Infusionen mit Immunglobulinen und ein Blutaustausch stand im Raum, der jedoch nicht durchgeführt werden musste. Eine Hämolyse setzte Gott sei Dank auch nicht ein.
Meine Frage bezieht sich nun auf eine eventuelle Folgeschwangerschaft. Haben wir ein erhöhtes Risiko, dass es wieder zu einer Erythroblastose kommt oder bleibt das Risiko gleich einem anderen paar mit A-; Mann und 0+; Frau (Tochter 1 hat A-, Tochter 2 hat A +)? Kann bei der vorgeburtlichen Diagnostik besonders darauf geachtet werden und stimmt es, dass die entsprechenden Antikörper erst in der Spätschwangerschaft plazentagängig sind und eine Einleitung vor dem Geburtstermin angedacht werden könnte?
Vielen Dank schon mal für Ihre Antwort. Es ist leider sehr schwer Informationen zu dem Thema zu finden, da es meist nur um die Rhesus-Unverträglichkeit geht.
Herzliche Grüße
Folgeschwangerschaft bei AB0-Unverträglichkeit
Hallo, lewinwe,
gern beantworte ich auch Ihre Frage: Ein hämolytische Erkrankung bei Neugeborenen ist bei einer O-A Konstellation zwischen Mutter und Vater durchaus möglich, wie auch Ihr Fall zeigt. Nämlich immer dann, wenn die Mutter hohe Konzentrationen von Anti-A-Antikörpern entwickelt, die der Immunglobulinklasse G angehören. Die meisten regelmäßig im ABO-System vorkommenden Antikörper sind sog. IgM-Antikörper, die sehr groß sind und aus dem mütterlichen Blut (bei Frauen der Blutgruppe 0 kommen Anti-A und Anti-B vor) nicht über die Plazentaschranke zum Kind gelangen können. Anders bei den Anti-A-Antikörpern der IgG-Klasse, die offensichtlich bei Ihnen zusätzlich recht hoch konzentriert vorhanden sind. Diese sind klein genug, um in das kindliche Blut zu gelangen. Dort binden sie an die kindlichen roten Blutkörperchen und können diese auflösen. Dennoch verlaufen diese Formen im Vergleich zu sog. „Rh-Konflikten“ deutlich milder. Eine Schädigung des Ungeborenen im Mutterleib erfolgt nicht, da die AB0-Eigenschaften im Gegensatz zu den Rh-Blutgruppen erst sehr spät „reifen“. Nach der Geburt von reifen, besonders von übertragenen Kindern, kommt es aber doch ggl. zu einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Neugeborenengelbsucht, die das „normale Maß“ übersteigen kann und einer entsprechenden Behandlung (Bestrahlung mit blauem Licht bis hin zur Blutaustauschtransfusion – die allerdings sehr selten erforderlich ist). In Ihrem Fall besteht durchaus ein erhöhtes Risiko der Wiederholung, da Ihre beiden ersten Kinder die Blutgruppe A haben (theoretisch wäre ja bei der Konstellation Mutter 0 Vater A auch Blutgruppe 0 beim Kind möglich, dann bestünde kein Risiko).
Es ist richtig, dass schon während der Schwangerschaft herausgefunden werden kann, ob im Blut der Mutter erhöhte Anti-A-Konzentrationen (Titer) vorliegen und ob sie der plazentagängigen IgG-Klasse angehören.
Im übrigen, auch meine 3 Söhne haben Blutgruppe A, ich Blutgruppe 0. Der älteste war sehr lange „gelb“, der jüngste bekam tatsächlich einen Blutaustausch am 1. Lebenstag. Mittlerweile ist das alles vergessen, sie alle sind inzwischen längst selbst Väter ….
Sehr geehrte Frau Dr. Wei-Kretschmar, ich habe nun vom obigen Artikel schon einiges gelernt.
Jetzt hab ich noch ein dringendes Anliegen, schwanger mit drittem Kind und ich habe leider eine Plazenta praevia marginalis und immer wieder Blutungen.
Ich hatte ja bei meinem ersten Kind die eher seltene AB0 Blutgruppenunverträglichkeit.
Ich 0 positiv, Vater A negativ- Tochter A negativ
Meine Tochter lag leider eine Woche mit Bestrahlung im Brutkasten, ihre Blutwerte waren sehr schlecht, Billirubin stark erhöht etc..und sie bekam Infusionen, da mein Blut Antikörper gegen ihre Blutgruppe entwickelte.
Diese Antikörper sind ja jetzt in meinem Blut vorhanden oder? Diese Anti-A-Antikörper IgG
Diese sind ja plazentagängig anders als die IgM Antikörper. Ab welcher Ssw wäre das ungefähr? Ich habe Sorge, dass durch die Blutungen schon Antikörper, die von der ersten Ss da sind oder jetzt gebildet worden sind zum Kind gelangt sind, falls unser drittes Kind doch A negativ haben sollte.
Besteht ansonsten wirklich keine Gefahr für das Ungeborene, da ich irgendwo gelesen habe, dass es sehr wohl im Mutterleib schon gefährlich werden könnte, wenn das Billirubin beim Ungeborenen schon stark ansteigt etc...und es sogar die Möglichkeit von Bluttransfusionen über die Nabelschnur gibt.
Unser erstes Kind hat einen anderen Vater, der aber die selbe Blutgruppe wie mein jetziger Mann und Vater des zweiten Kindes hat, A negativ.
Unser zweites Kind hat 0 negativ bekommen. Glücklicherweise.
Jetzt wurde mir auf der Pränatal Ambulanz gesagt, dass es gut sei wenn man die Antikörper suchen lässt und es bereits möglich sei, die kindliche Blutgruppe aus meinem Blut zu bestimmen. Ab wann macht das Sinn?
Meistens wird ja nur über die Rhesus Unverträglichkeit gesprochen aber auch diese Form der Unverträglichkeit hat meines Erachtens auch große Folgen fürs Neugeborene.
Hoffe natürlich, dass das dritte Kind sich auch, wie unser zweites Kind, die Blutgruppe 0 ausgesucht hat, damals hatten wir Glück, aber wissen tut man es noch nicht.
Die Wahrscheinlichkeit für eine erneute Unverträglichkeit ist also höher als bei anderen Paaren mit A/0? Warum vererbt sich mein Rhesusfaktor positiv nie?
Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort und ihre Bemühungen, da man bei diesem Thema nur wenige aufschlussreiche Informationen bekommt.