Unsere Tochter ist pünktlich auf natürlichem Wege zur Welt gekommen und hatte harnäckig mit der Neugeborengelbsucht zu kämpfen (wir waren acht Tage im Krankenhaus).Eine Kinderkrankenschwester hatte dann den Verdacht, dass unsere Rhesusfaktoren nicht übereinstimmen könnten, weshalb die Blutgruppe meiner Tochter bestimmt wurde. Und tatsächlich: sie hat B negativ und ich 0 positiv (mein Mann hat B positiv). Sie hat es also geschafft den Rhesusfaktor zu ändern. Erst dachten wir es liegt ein Fehler vor. Aber eine Ärztin und eine Hebamme sind das durchgegangen und es ist tatsächlich möglich - wenn auch unwahrscheinlich.
Ich stelle mir jetzt de Frage, ob es Glück war, dass sie "nur" die Neugeborengelbsucht hatte. Hätte was schlimmeres passieren können, wenn ich eine Blutung gehabt hätte? Oder ist der Fall Mutter "positiv" únd Kind "negativ" nicht so tragisch wie umgekehrt?
Werden bei einem weiteren Kind dann auch Vorsichtsmaßnahmen getroffen?
Mutter 0 positiv, Vater B positiv, Kind B negativ
Hallo, zu etwas späterer Stunde.
Das ist gar nicht so schwer zu erklären und ist bei mothers-talk.de ausführlich besprochen unter: Schwangerschaft/Blugruppenunverträglichkeit und .../Wie wird der Rh-Faktor vererbt.
Hier ein Auszug:
Der Augustinerpater Mendel hat 1865 die Vererbungsregeln aufgestellt, die später als Mendelschen Gesetze bezeichnet wurden. Sie erinnern sich? Geforscht hat er u.a. an Wicken (Blumen). Wenn er eine rote mit einer weißen Wicke kreuzte, ergab es in der ersten Generation rosa Wicken, die, untereinander gekreuzt, ergaben in der nächsten Generation zu 25 % weiße, zu 50 % rosa und zu 25 % rote Wicken.
Das gilt allerdings nur, wenn beide Erbanlagen gleichwertig sind – d.h. gleich dominant sind. Anders sieht es aus, wenn eine Erbanlage dominant (vorherrschend) ist, die andere jedoch rezessiv (zurückhaltend). Ein rezessives Erbmal kann sich nur dann durchsetzen, wenn es homozygot (reinerbig) auftritt. Betr. der Wicken bedeutet das, das bei Dominanz der roten Wicken beim Kreuzen mit Wicken mit weißem, rezessivem Farbstoff in der ersten Generation nur rote Wicken auftreten, die allerdings alle heterozygot (mischerbig) sind, so dass beim Kreuzen untereinander „Rot“ zu „Weiß“ im Verhältnis von 3:1 auftritt, einmal reinerbig „Rot“, zweimal mischerbig „Rot“ und einmal reinerbig „Weiß“.
So ähnlich verläuft das auch mit der Vererbung des Rhesusfaktors:
z.B. der Vater ist reinerbig Rh-pos. (DD), die Mutter reinerbig Rh-neg (dd).
Nach Mendel gibt es jetzt 4 Möglichkeiten: Dd, Dd, dD, dD. Damit wäre das Kind immer Rh-pos. Ist der Vater mischerbig Rh-pos (Dd), die Mutter weiterhin reinerbig Rh-neg (dd), ergibt sich folgende Konstellation: Dd, Dd und dd und dd, d.h. das Kind hätte eine 50 %ige Chance Rh-neg. zu sein. Ist der Vater mischerbig (Dd), die Mutter aber auch (Dd) sind beide demnach Rhesus positiv, das das D dominant ist und es ergibt sich folgende Konstellation: DD, dD, Dd und dd. Bei dieser Konstellation hätte das Kind eine 75 %ige Chance, Rhesus positiv zu sein.
In Ihrem Fall hat also der Vater sein groß B auf Ihr Kind vererbt. Sowohl er als auch Sie müssen im Rhesussystem aber mischerbig sein, damit es zu einem Rh-negativen Kind kommt:
Mutter Rh-pos. also Dd, der Vater ebenfalls Dd. So gibt es folgende Möglichkeiten: einmal DD, zweimal Dd - was immer noch Rhesus-positiv ist, aber einmal dd, also Rh-negativ. Ihr Kind hat damit seine 25 %ige Chance genutzt.
Dass Ihr Kind die Neugeborenen-Gelbsucht hatte, liegt ganz einfach an der physiologischen "Blutmauser", die stattfindet, weil das vorgeburtliche Hb (Blutfarbstoff) den Sauerstoff aus dem Blut besser bildet. Nachgeburtlich wird aber ein etwas anderer Blutfarbstoff gebildet, um den Sauerstoff aus der Lunge, d.h aus der Luft besser aufzunehmen. Dabei müssen viele neue Blutkörperchen mit dem neuen Hb gebildet werden, aber ebenso viele gehen zugrunde, da sie nachgeburtlich das "falsche Hb" haben. Dabei fällt soviel Hb an, das in der Leber in den gelben Gallenfarbstoff (Bilirubin) umgewandelt wird.
Etwas Schlimmeres hätte nicht passieren können; Mutter Rh-positiv, Kind Rh-negativ ist vollkommen unproblematisch, da die Rhesus-positive Mutter keine Antikörper gegen das Rhesus negativ des Kindes bilden kann.
Sorry, ist ein bisschen länger geworden - ich hoffe aber auch verständlich.
Guten Abend, Konsumsklavin,
zunächst zur Beruhigung, die Konstellation Mutter Rh-positiv, Kind Rh-negativ ist hinsichtlich einer klassischen Rhesusunverträglichkeit völlig ungefährlich.
Die offensichtlich etwas verstärkte Neugeborenengelbsucht bei Ihrer Tochter kann auch mit der Tatsache zusammenhängen, dass Sie die Blutgruppe 0 haben (da haben Sie ganz natürlich Anti-A und Anti-B-Antikörper in Ihrem Blut) und Ihr Kind Blutgruppe B geerbt hat. Einige Ihrer Anti-B-Antikörper könnten in den kindlichen Kreislauf gelangt sein, was dann zum Abbau von roten Blutkörperchen des Kindes (Blutgruppe B!) geführt hat. Folge sind erhöhte Bilirubinwerten nach der Geburt. Die Verläufe sind meist unkompliziert.
Im Übrigen ist die Blutgruppen-Konstellation, wie Sie in Ihrer Familie auftritt, tatsächlich möglich - und gar nicht so selten, insbesondere, was den Rhesusfaktor betrifft. Die Blutgruppen werden nach den Mendelschen Gesetzen vererbt, wobei im ABO-Sytem die Eigenschaften A und B dominant (vorherrschend) über 0 vererbt werden. Bei der Blutgruppenbestimmung kann man nur den sog. Phänotyp (das was sich sichtbar durchsetzt) bestimmen. In den Genen ist der sog. Genotyp festgeschrieben, also die Eigenschaften, die wir von Vater und Mutter vererbt bekommen haben. Heute könnte man natürlich auch diesen durch eine genetische Blutgruppenbestimmung feststellen.
Ihr Mann hat die Eigenschaft B auf Ihr Kind vererbt, Sie die Eigenschaft 0 (Genotyp also B0), im Phänotyp kommt die dominante Blutgruppe B zum tragen und daher hat Ihr Kind die Blutgruppe B.
Mit dem Rhesusfaktor D ist es ähnlich, allerdings gibt es kein anderes Allel zu D, weshalb man bei Rhesus-negativen Personen den Phänotyp mit dd beschreibt und das heißt nichts anderes, als dass der Rh-Faktor D nicht vorhanden ist, es gibt keine Erbinformation für D.
Rh-positive Personen können genotypisch Dd oder DD sein, das ist anhand der Blutgruppenbestimmung nicht zu unterscheiden, daher schreibt man D. (D mit einem Punkt). Sie und Ihr Mann sind mit Sicherheit mischerbig, d.h. Dd im Genotyp und haben jeweils die Eigenschaft des fehlenden Rh-Faktors d (klein d) an Ihre Tochter vererbt. Also alles erklärbar! Besondere Vorkehrungen sind bei einer weiteren Schwangerschaft nicht erforderlich. Alles Gute,
Dr. Monika Weippert-Kretschmer
Vielen herzlichen Dank für Ihre beiden sehr ausführlichen Antworten. Das hilft auf jeden Fall weiter und beruhigt!
Müsste ich irgendwo erkennen können, dass ich ein kleines d vererben kann?
Bei meinem Mann und mir steht als Rh-Formel CcD.ee (Kell negativ). Da finden wir nämlich kein kleines d . Das ist dann doch was anderes?
Viele Grüße und einen schönen Abend!
Hallo, noch einmal zu später Stunde:
Nein, erkennen kann man das aus Ihren Blutgruppenbefunden nicht, weil es ja auch nicht mit der herkömmlichen Bestimmungstechnik (nur Phänotypisierung) möglich ist. Das ist aber aus der Tatsache abzuleiten, dass Ihr Töchterchen Rh-negativ ist, was eben nur bei Mischerbigen (Dd) möglich ist. Ein Labor, das die Blutgruppen bestimmt, hat ja diese sog. Stammbauminformation nicht und weiß nicht, welcher Genotyp sich hinter dem Nachweis des Rh-Faktors D verbirgt: Dd oder Dd , darum wird ja auch der Punkt hinter das D. gesetzt. Ich hoffe das ist verständlich für Sie.
Das "Kell negativ" bezeichnet einen anderen Blutgruppenfaktor namens Kell, hat mit dem Rhesus-System nichts zu tun. Der Mensch hat ja so viele verschiedene Blutgruppen ....
Gute Nacht!