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Hi! #winke

Wir haben kirchlich geheiratet und nächsten Sonntag wird unser Sohn getauft. Unser Pfarrer prüft sehr wohl, ob die nötigen Voraussetzungen vorhanden sind. ABER: Wir gehen nicht jede Woche in die Kirche. Das hat den Grund, dass ich Gottesdienst als eine Art Angebot ansehe, das man wahrnehmen KANN, aber nicht MUSS, um zwingend seinen Glauben zur Schau zu tragen. Ich besuche Gottesdienste, aber nur die, die mich persönlich auch ansprechen: Weihnachten, Ostern oder Themengottestdienste. Kirche ist für mich ein Ort, an dem man Gott mit Gleichgesinnten feiert. Hier in unserem Ort habe ich aber oft das Gefühl, dass Gottesdient nur eine Pflichtveranstaltung der Alten und Gebrechlichen ist. Es gibt kein Lachen in der Kirche, kein Tuscheln und als Grundregel gilt: Bloß keinen Spaß haben! #augen Ich weiß nicht, ob das andernorts genauso gesehen wird, aber hier ist es leider so. Die Zielgruppe sind eigentlich Menschen mit dem Altern 65+x. Das weiß unser Pfarrer aber auch. Wir haben bei unserem Taufgespräch erst wieder darüber gesprochen, aber einen besseren Weg findet auch er einfach nicht, um die Jugend in die Kirche zu bekommen. Das ist schade, aber so ist es nun mal. Zudem ist er sich auch darüber im Klaren, dass der Sonntag häufig der Tag ist, der nur der Familie gehört. An dem man ausschlafen, gemütlich frühstücken kann, etc. pp. Das ist ein Luxus, den man sich oft nicht nehmen lässt. Wäre die Kirche bspw. abends, dann würden vielleicht auch mehr Menschen das Angebot wahrnehmen. Man sieht es ja daran, dass z.B. an Weinachten zur Mitternachtsmesse auch noch sehr viele Menschen kommen oder zu Ostern ganz in der Frühe um 6 Uhr.

Unser Pfarrer ist ein begnadeter Redner und seine Ansprachen berühren mich immer wieder auf's Neue. Selbst aus den langweiligsten Themen macht er noch etwas Interessantes. Trotz allem regt es mich nicht dazu an, mich zwischen die alten Knochen zu setzen und meine Zeit dort zu verbringen.

Ich sehe auf der anderen Seite aber auch nicht ein, mich immer dafür rechtfertigen zu müssen, dass ich nicht in die Kirche gehe. Glauben beginnt im Kleinen und ist eine Überzeugung, die keiner Zur-Schaut-Stellung bedarf. Die Wenigsten aus meinem Umfeld wissen, dass ich, neben den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch auch noch das Fach Religion studiere. Es ist mir einfach ein Bedürfnis, auch die Kleinsten unserer Gesellschaft spielerisch an den Glauben heranzuführen. Ich möchte ihnen eine positive Sicht auf die Kirche und Gott eröffnen, damit sie später in der Lage sind, sich selbst für oder gegen die Institution Kirche und auch den Glauben zu entscheiden.

Die kirchliche Hochzeit war eine Entscheidung von meinem Mann und mir. Wir wollten, dass unsere Ehe auch unter dem Segen Gottes steht. Dass wir unseren Sohn taufen lassen, hat damit zu tun, dass wir in so vieler Hinsicht Entscheidungen für ihn treffen müssen, dass es darauf auch nicht mehr ankommt. Viele Menschen argumentieren, dass sie ihr Kind nicht taufen lassen wollen, weil das Kind selber entscheiden soll. Aber was bieten sie ihrem Kind an? Wie soll man sich für oder gegen eine Glaubensrichtung entscheiden, wenn man gar kein Angebot bekommt? Ich werde unseren Sohn nicht zwingen, in den Kindergottesdienst zu gehen, wenn er das nicht möchte. Aber trotz allem werde ich versuchen, einen Zugang zu ihm zu finden und ihm Gott näher zu bringen. Und wenn es nur durch das Vorlesen einer Kinderbibel ist oder das Beten vor dem Zubettgehen.

Zu sagen, dass man es nur wegen des schönen Tages macht oder weil man das eben so macht, finde ich auch nicht schön, aber die Kirche müsste da auch mehr Arsch in der Hose haben und sich dagegen aussprechen. Aber wo fängt man da an? Ich für mich hätte mir auch eine schöne standesamtliche Trauung im weißen Kleid vorstellen können. Um einen schönen Tag zu haben, braucht man nicht zwingend eine Kirche. Nach der Geburt kann man ebenso ein Willkommensfest im großen Rahmen veranstalten. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Liebe Grüße #herzlich

Marie mit #baby-Louis (14 Wochen alt) #verliebt

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Find ich gut #pro vorallem das hier:

"Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. " :-)

Aus reiner Neugier: Wie schaffst du 4 Studiengänge gleichzeitig? Die sind doch alle ziemlich fordernd. Sogar wenn 3 davon Nebenfächer sind, bist du mit Vorlesungen besuchen, Seminar- und Proseminararbeiten, Referaten etc. ziemlich ausgelastet.

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Hey! Ich habe Lehramt studiert. Zunächst nur 3 Fächer: Deutsch, Mathematik und Englisch. Mein 1. Staatsexamen habe ich Anfang bis Mitte letzten Jahres abgelegt (Zeugnis gab's im Juni). Da ich nicht sofort einen Referendariatsplatz bekommen habe und die Chancen auch eher schlecht aussahen, haben wir uns zunächst an die Familienplanung gemacht. Zudem habe ich mich an der Uni rückgemeldet und angefangen, ein 4. Fach zu studieren. Ich habe nun zwar einen Referendariatsplatz, bin aber noch in Mutterschutz bis Anfang April und danach bin ich für 3 Jahre in Elternzeit (mein Sohn ist ja erst 14 Wochen alt). Einen Vollzeitjob kann und will ich in dieser Situation nicht ausüben (müssen wir finanziell zum Glück auch nicht), aber diesen "Luxus" werde ich mir ab dem Wintersemester wieder gönnen. Leider bin ich ja nicht sehr weit gekommen, mit dem Studium meines 4. Fachs, da ich im letzten Jahr am 15. Oktober ins Krankenhaus gekommen bin und erst entlassen wurde, als mein Sohn schon auf der Welt war. Ist also alles nahtlos ineinander übergegangen. Ganz schön durcheinander, oder? #kratz #gruebel

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Wo sonst kann man sich so zur Schau stellen wie in der Kirchenzeremonie?

Das Hollywoodszenario: Das Brautpaar betritt die Kirche. Im Tempo des Orgelspiels laeuft das Paar wie durch eine Allee langsam zum Pfarrer, der vorne mit seiner tollen Rede wartet. Links und rechts sind die Gaeste und bewundern ganz still das entzueckende Paar. Blumenkinder streuen Blumen.. usw. usfort...

Ich denke, es geht oft darum, dass man einmal im Leben voll im Mittelpunkt stehen kann. Der perfekte Catwalk fuer die Braut, die monatelang DAS Kleid gesucht hat und es nun endlich vorfuehren kann.

LG Mindgames
(die nicht kirchlich geheiratet hat, da keine Christin)