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Hallo,

definiere "Karriere machen" bitte genauer...
Meinst du damit Frauen, die neben Kindern und Haushalt einen gut bezahlten Job in Führungsposition haben? Oder zählen da auch die Frauen dazu, die ihren Job machen, um sich finanziell über Wasser zu halten (ohne das große Ziel eines Aufstiegs)? Ich habe zwei Kinder und bin alleinerziehend.Der Vater der Kinder taucht in unserem Alltag nicht auf. Zusätzlich hole ich an einem Kolleg mein Abitur nach (im April habe ich die Prüfungen)...mit dem, was ich zuhause noch lerne, ist das ganz klar ein Vollzeitjob. Haushalt und Wäsche, Termine etc mache ich zwischendurch...das heißt, es bleibt auch mal etwas liegen oder wird aufs Wochenende verschoben - stört aber keinen, weil es nie soweit kommt, dass es dreckig ist.

Auszeiten habe ich selten, brauche sie aber auch nicht so sehr. Wenn ich merke, dass ich nur noch funktioniere und nicht mehr wirklich lebe, dann schalte ich einen Gang runter und lasse die Schulbücher einfach im Auto, setze mich zuhause abends nur auf die Couch und gucke sinnlose TV Sendungen ;-) - da kann man am besten den Kopf abschalten.

LG

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Dank der Änderung der Unterhaltsgesetze wird es in der Generation unserer Töchter (und schon früher) das Modell Kinder oder Karriere so nicht mehr geben, hoffe ich.

Wobei mir Karriere zu hoch gegriffen ist - in der Rhein-Main-Region muss in einer Familie mit 2 Kindern einer Vollzeit und einer Teilzeit arbeiten, um nicht im Alg2-Bezug zu landen (also im Hinblick auf kleine und mittlere Einkommen) - und viel Lebensstandard hat man da noch nicht.

Ich finde schon dass Frauen heute mehr abverlangt wird als früher, eben weil sie alles gleich gut machen sollen und am besten noch besser als die Männer.

Meine Mutter war auch berufstätig und hatte Haushalt und Hausbau an der Backe - in ihrer freien Zeit hat sie sich genau damit beschäftigt und nicht mit Förderung und Bespaßung ihrer Kinder.

Wenn ich heute frei habe, heißt es schon morgens: was machen wir heute oder wo gehen wir heute hin?

Wenn kinderlose Kollegen nach der Arbeit frei haben, gehen sie zum Yoga, ins Thermalbad, zum Chillen etc. Ich habe oft: für Arbeiten üben, zum Kieferorthopäden gehen, zum Adventskaffee der Schule (gerade die Adventszeit ist schrecklich was das angeht - was die Schule den Eltern hier abverlangt, können eigentlich nur Muttis leisten, die nur zuhause sind). Das war früher nicht so.

Natürlich haben Frauen mit Kindern sich das so "ausgesucht". Es ist aber eine Sache, sich das Familienleben auszumalen, bevor man Kinder hat, als es dann tatsächlich zu leben. Deswegen finde ich es schon legitim, die 3-fach-Belastung anzusprechen. Wenn die Kinder größer sind, kommt ja oft noch die Pflege der eigenen Eltern dazu, es hört also nie auf.

Eltern sein war in der Generation meiner Eltern defintiv nicht so anstrengend wie heute, weil nicht so ein Hype um die Kinder gemacht wurde. Diesem Hype kann man sich ganz schwer entziehen und auch die logistischen Umstände, wie Kinder in Städten heute aufwachsen, sind nicht mit früher zu vergleichen, wo man sie zum Spielen vor die Tür geschickt hat und sie mit dem Rad zum Klavierunterricht gefahren sind (so es denn welchen gab).

Auch stehen die Frauen heute unter einem ganz anderen Druck als früher was die Partnerschaft angeht - die Versorgerehe hat ausgedient. Wenn ich aber mein eigenes Geld verdienen muss und 45 Stunden die Woche außer Haus bin, fehlt mir die Zeit um Unterhosen zu bügeln oder pädagogisch-kreativ mit den Kindern zu basteln.

Wenn dann noch Probleme in der Partnerschaft oder mit den Kindern dazukommen, ist man prädestiniert für den Burn Out, besonders, wenn man hohe Ansprüche an sich stellt.

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Klar ist es stressig wenn man arbeitet und Kinder hat, aber auch nur Kinder sind stressig.

Ich könnte das ohne Arbeit nicht, für mich ist die Arbeit ein Ausgleich zu den Kindern. Da hab ich nicht immer Kinderthemen sondern kann mich auch mal über was anderes unterhalten.

Ich habe 2 kleine Kinder (2 und 4) und bin selbständig. Ich habe da natürlich den Vorteil, dass ich mir meine Arbeitszeit selber einteilen kann, aber dafür neigt man dazu viel mehr zu arbeiten als man eigentlich will...
Unser Haushalt wird geteilt, wir haben eine Putzfrau, mein Mann ist für die Küche (Kochen usw.) zuständig und ich für die Wäsche. Er bringt die Kinder morgens in die entsprechenden Betreuungen und ich hol sie nachmittags wieder ab.

Und ich muss auch mal sagen, wenn ich mir hier die Mütter im Bekanntenkreis angucken, sind nur die Mütter zur Mutter-Kind-Kur gefahren, die Vollzeit zu Hause sind, die arbeitenden Mütter sind eigentlich entspannter. Allerdings arbeitet hier auch kaum eine Mutter Vollzeit, so dass es sich ganz gut einrichten lässt mit Arbeit und Beruf.

Eine Mutter die Vollzeit (40h) die Woche Arbeiten muss hat schon einiges zu tun und da habe ich vollsten Respekt, das finde ich hart, gerade da Kinder immer mal wieder krank sind, man Arzttermine hat und Ähnliches und das eigentlich immer an den Müttern hängen bleibt. Und wenn man dann auch noch wenn die Kinder endlich im Bett sind den Haushalt schmeissen muss kann ich schon verstehen, dass da irgendwann Schluss ist.

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Hallo,

das Problem liegt denke ich nicht im "entweder oder"

sondern eher darin, dass von Arbeitnehmern mehr Flexibilität verlangt wird. Dass man am besten rund um die Uhr abrufbereit sein soll. Viel Arbeit, wenig Gehalt, keine zusätzlichen Einstellungen bzw. 1 Person für 5 Arbeitsplätze für 1/2 Gehalt.

Meine Oma hat auch gearbeitet und Kinder erzogen.
Es ging gut.

Allerdings hatte sie etwas, das ich so nicht mehr kenne
- der Arbeitsplatz war zu Fuß erreichbar (die meisten meiner Freundinnen fahren 40-180 Minuten einfache Strecke, ihre Männer ebenso)

- Familie war im Ort/Nachbarort. Eine Oma, Uroma, Großtante, Onkel war parat. (meine Eltern leben nicht mehr, meine Schwiegereltern arbeiten Vollzeit, wohnen 1-2 Stunden entfernt, schieben viele Überstunden, weil sie chronisch unterbesetzt sind)

- Kindkranktage gab es damals nicht. Dafür konnte sie in Abrsprache mit dem Chef frei nehmen. Unbezahlt versteht sich. Dafür aber stressfrei und nacharbeiten war möglich. (heute gibt es, nicht überall aber doch öfter, Stress und Mobbing, wenn Frau wegen krankem Kind zu Hause bleibt. Ein Spagat - Kind krank in den Kindergarten oder doch arbeiten und Job und somit die Familienfinanzierung sichern?)

- die Arbeit war ihr sicher, weil ihr Arbeitgeber froh war, jeden zu haben, der mit anpackt.
(ich kenne genug, denen durch die Blume oder direkt gesagt wird, dass sie die nächsten auf der Kick-Liste sind, wenn sie nicht noch mehr für den Beruf tun. Überstunden, Wochenenden, zusätzliche Schichten.... noch jemanden einstellen? Wozu denn? die, die man hat, können ja noch mehr leisten, ggf. noch Krankheitsausfall der anderen ausgleichen. Zusätzlich zum Personalmangel).

diese Punkte treffen auf Männer und auf Frauen zu. Nur dass den Frauen meist schneller ein schlechtes Gewissen gemacht wird bzw. ihnen mit Familie gedroht wird. Besser gesagt, von ihnen wird eine Entscheidung verlangt, entweder oder.

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Hi,

ich arbeite Vollzeit, habe ein eigenes Kind und die Kinder meines Mannes in unserem Haushalt.
4 Monate nach der Geburt stieg ich Vollzeit in den Beruf ein. Kann ich keinem empfehlen, aber ich musste es damals halt so machen. Das erste Jahr daheim sein, hätte ich mir sehnlichst gewünscht.

Alltagsausgleich heißt für mich: wenn meine Kleine am Wochenende ihre Mittagsschlaf macht, versuche ich mich auch kurz hinzulegen. Mehr geht momentan nicht.

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Hallo,

ich bin im Moment noch zu Hause, da wir im Sommer umgezogen sind (jobbedingt). Leider ists hier echt knapp mit Kitaplätzen und mit Tagesmüttern.

Die Große ist im Kiga, der Kleine wird im Februar zwei. Glücklicherweise habe ich jetzt endlich einen Kitaplatz für den Kleinen in Aussicht.
Ich liebe meine Kinder ich verbringe sehr gerne Zeit mit ihnen aber ich freue mich unendlich darauf bald auch wieder arbeiten gehen zu können. Ich denke ich werde 30 Stunden gehen.
Ich habe nicht studiert und promoviert um dann zu Hause zu sitzen. Mein Gehalt bräuchten wir definitiv nicht, aber zum einen weiß ich nicht ob das so bleibt, zum 2. möchte ich gerne für die Zukunft vorsorgen und 3. macht mir arbeiten verdammt viel Spaß.

Im Moment bleibt haushaltstechnisch mehr an mir hängen, aber wenn ich wieder Arbeite werden wir und das wieder teien. Und auch jetzt kann ich mich da nicht beklagen, ab dem moment in dem mein Mann zu Hause ist sind wir gleichberechtigt verantwortlich, Es gibt dinge die mache ich (weil ich sei besser kann) andere Dinge macht mein Mann aus selbigen Gründen.

LG Stephka