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Hi,
ich denke, die Definition von "Luxusproblem" ist zu subjektiv. Ja, ich gebe zu, neulich in einem Thread habe ich den Begriff auch gebracht, aber: auch das, was für mich ein Luxusproblem ist, kann jemanden, der vielleicht ganz anders ist als ich es bin, vor ernste Probleme stellen.

Und umgekehrt - Dinge, die mich aus der Fassung bringen lassen andere Leute die Achseln zucken und denken/sagen "deine Probleme will ich haben".

Ich habe auch schon einiges erlebt. Und ja, überlebt. Und das nicht wirklich schlecht - eher im Gegenteil: am Spruch "was mich nicht umbringt, macht mich härter" war einiges dran in meinem bisherigen Leben.

Und trotzdem war das, was mir in der letzten Woche fast einen Nervenzusammenbruch beschert hat etwas, was im Vergleich zu dem, was hätte passieren können (und anderen Menschen durchaus passiert) nichts weiter als ein Luxusproblem ist. Wenn man mal darüber nachdenkt. Inzwischen bin ich in der PHase, es einfach zu nehmen wie es nun mal gekommen ist und das Beste draus zu machen - aber letzte Woche hatte jeder Glück, der nicht in meiner Nähe sein musste.

Und genau das ist vielleicht der Punkt: ich war letzte Woche nicht wirklich in der Lage, über das, was passiert ist mal ganz in Ruhe nachzudenken. Abstand zu bekommen, mal die eigenen Emotionen vergessen und wirklich nur den Verstand einschalten. Weil es mich und die Familie direkt als es passiert ist sehr schwer psychisch getroffen hat, weil ich nach tagelang max. 4 Stunden Schlaf pro Nacht in Kombination mit dem Ereignis und beruflichem Stress einfach nicht mehr dazu fähig war.

Irgendwann konnte ich es - und die Sache ist zwar schlimm, aber nichts, was wir nicht überstehen werden.

Andere können vielleicht auf Dauer nicht diese Distanz und Ruhe haben, um einfach mit dem Verstand Probleme abzuarbeiten. Warum auch immer. Und dann kann eine (für mich) Mücke zu einem Elefanten werden - für jemanden, der eben nicht in der Lage ist, ein Mückenproblem zu lösen.

Verbittert? Ich muss ganz ehrlich sagen, manchmal erschrecke ich mich darüber, wie arrogant ich - zum Glück meistens innerlich - darüber urteile, ob ein Problem für jemanden ein Luxusproblem ist oder nicht. Arrogant und anmaßend ist es halt strenggenommen. Man fühlt sich besser als andere, weil man offenbar schon ganz anderes überstanden hat.

Ok, wenn jetzt hier jemand postet, weil er bzw. sie sich nicht entscheiden kann, ob die hellblaue oder die rosa Strumpfhose besser zum Kleidchen passt, und das ganze fett überschreibt mit "ich bin total in Tränen aufgelöst und kurz davor, mir die Kugel zu geben..."...ich denke, da würde ich auch mit gründlichem Nachdenken antworten: deine Probleme hätte ich gerne.

Ich denke mir auch oft erst mal, dass ich gerne die Sorgen anderer hätte. Aber ganz ehrlich: ich bezweifele irgendwie auch, dass es mir besser gehen würde, wenn ich sie dann wirklich hätte. Wie gut kann es schon jemandem wirklich, im tiefsten Inneren gehen, wenn die Frage nach der Farbe der Strumpfhose in tiefste Abgründe stürzt?

Vielleicht sind es ja Luxusprobleme. Nur, wenn Luxusprobleme Menschen so beschäftigen, dass es sie zur Verzweifelung treibt - dann ist das durchaus ein sehr großes Problem. Und irgendwie wirklich keins, was ich gerne hätte.

Viele Grüße
Miau2

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Ganz ehrlich? - Allein die Frage sagt mir, dass Du verbittert bist.

Jeder reagiert anders auf sogn. Schicksalsschläge. Manche öffnen sich für andere, manche denken, kein Mensch kann Schlimmeres erleiden. Manche finden immer noch ein offenes Ohr für die Probleme anderer, manche sehen in allem nur eine Karikatur des Lebens und empfinden jedes "Betteln nach Empathie" als Hohn ob des eigenen Schicksals.

Das sind Extrema - und jeder reagiert anders.

Was soll man Dir antworten?

Eigentlich würde ich weder das eine noch das andere ankreuzen - in Deinem Fall wäre ich mir ziemlich sicher, dass Du verbittert bist.

Ich kenne viele Menschen die trotz "schwerer Schicksalsschläge" auch ein offenes Ohr für kleine Problemchen haben - so etwas ist nämlich relativ und sieht für jeden anders aus.

Aber wenn man diese Relativität nicht mehr erkennt, ist man schon sehr weit von der Realität entfernt.

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*Einen Blick fürs wesentliche zugelegt* würde ich es nicht nennen, für mich klingt es eher nach aufwiegen, welche Sorge wohl *schwerer* erscheint. Aber für Sorgen gibt es kein Maß, nur weil einem eine Sorge eher gering vorkommt, ist es nicht gleich ein Luxusproblem. Als Luxusproblem sehe ich lediglich Dinge, wie ein Nettoeinkommen von 4000 Euro, 4 Personen, kaum Ausgaben, weil Haus geerbt und trotzdem nicht über den Monat zu kommen (ähnliches gab es ja vor ein paar Wochen in Finanzen).

Wenn man eben ein Familienmitglied verloren hat (für mich prinzipiell keine Sorge, sondern eher ein Schicksalsschlag), aber ein anderer einfach nicht aus seiner Arbeitslosigkeit rauskommt, dann mag für den betroffenen der Tot eines Familienmitglieds schwerwiegender sein, aber derjenige, der einfach nicht der Arbeitslosigkeit entfliehen kann, leidet ebenso, das ist aber kein Luxusproblem.
Ich höre mir Sorgen meiner Freunde IMMER an und denke sehr selten (ach herrjee, dich hats auch noch nie ernst getroffen), denn in dem Moment sind diese Sorgen für denjenigen eben belastend, egal, wie ich das beurteile. Mitfühlend nicken und bösartig denken würde mir bei Freunden nicht einfallen.
Ja du bist verbittert, scheinst nur deine Sorgen als wichtig zu empfinden....so läuft es nun mal aber nicht.

LG

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Es sind Menschen, die Krebs haben und dennoch Mitgefühl haben und Kraft schenken. Ich weiß nicht, wer es war. Ich habe aber bei den öffentlichen vor wochen eine Diskussion gesehen. Es war da ein ???? CDU oder war es CSU Politiker, der Krebs hat und dies schon lange. Er erzählte und ich habe mich in dem Moment nur geschämt.

Die letzten 5 Jahre waren von ernsten, manchmal sogar sehr ernsten Ereignissen geprägt. Ich bewegte mich im SS-forum und eigentlich ist es mir so gut wie nie in den sinn gekommen, verbittert zu sein und auf andere zuzuschauen. Ich wußte immer, jeder von ihnen hat anderes Leid und den Maß zu bestimmen - puuh.

In der Zeit war ich für mich selbst mit sicherheit oft innerlich verbittert aber es richtete sich selten gegen andere. Ich finde,dass man die Sache dadurch nicht besser macht.

Eins half sehr - eher Humor zu empfinden. Als es mir in den 5 Jahren am dreckigsten ging, habe ich am meisten gelacht und nach Lachen gesucht. Seltsame Situation.

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Ich glaube daran, dass man vom Leben eigentlich nur die Aufgaben gestellt bekommt, die man auch bewältigen kann. Wenn ich also derbe auf die Fresse bekomme, dann liegt das daran, dass irgendjemand mir zutraut, dass ich das trotz allem geregelt bekomme. Und bis jetzt - toi toi toi - war das auch so und ich höre manchmal ganz leise, dass manche Menschen hinter meinem Rücken sagen, dass sie mich bewundern oder zumindest viel Respekt vor mir haben.

Mein Stolz darüber hält sich leider in Grenzen, weil ich oft (manchmal leicht verbittert) denke, dass ich gerne tauschen würde und mich auch nur mal mit Luxusproblemen herumschlagen möchte.

Manchmal denke ich, ich bin jetzt 36, aber wenn ich von meinem Leben erzähle, dann rede ich, als ob ich schon 50 wäre.

Ich habe schon mehrmals im Leben neu angefangen und das kann auch nicht jeder von sich behaupten. Aber leider musste ich vorher noch das Gefühl erleben, dass ich eigentlich mit meinem Leben bzw. mit meinem Latein am Ende war. Und meistens hatte ich dann wirklich irgendeine Art von Eingebung, irgendein Zeichen, das mir gesagt hat, dass ich weitermachen muss.

Meine Eltern haben mich nicht taufen lassen, aber ich bin dadurch trotzdem ein gläubiger Mensch geworden.

Anderen Menschen gegenüber bin ich manchmal ungeduldig, aber dann denke ich auch wieder, die können ja nichts dafür, dass sie solche Erfahrungen noch nicht machen mussten. Auf jeden Fall denke ich grundsätzlich: Niemand weiß, wann er was tun würde oder wie er reagieren würde...wenns hart auf hart kommt, kommt es eh meistens anders. Ich bin auch schon einige Male über mich hinausgewachsen und frage mich bis heute noch, wo ich die Ideen und die Kraft dafür hergenommen habe. Es passiert einfach, wenn man sich dem Leben stellt.

Und ganz klar, die wichtigeste Erfahrung in meinem Leben waren die Geburten meiner Kinder. Da habe ich auch hinterher gedacht: Aha, das ist ja interessant... so bist du also! (Und ich war ganz anders unter der Geburt, als ich mir das vorher vorgestellt habe).

Ich bin ein winziges bisschen stolz auf mich, aber auch sehr, sehr demütig, weil ich zwei kerngesunde Kinder bekommen habe. #danke