Spätabtreibung wenn ein Kind behindert sein könnte - Ja/Nein?

Hallo,

da ich es als nicht angemessen erachte, dieses Thema weiter unter dem Post einer Frau zu diskutieren, die damit zu kämpfen hat, weil sie ihr Kind abgetrieben hat, möchte ich diese Frage noch einmal getrennt stellen (und bewusst hier, dass man eben auch anonym antworten kann):

Wie steht ihr zu dem Thema Spätabtreibung, wenn laut Arzt absehbar ist, dass das Kind eine Behinderung hat? Bis zu welcher Woche ist das legitim? Hängt es eventuell von dem Grad der erwarteten Behinderung ab? Wie würdet ihr entscheiden? Wie sollte man eurer Meinung nach entscheiden? Spielen vielleicht noch ganz andere Faktoren mit rein?

Ich bin gespannt auf die entstehende Diskussion

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Schau mal hier der Erfahrunsgbericht einer Mutter, die es getan hat:

http://www.brigitte.de/gesund/gesundheit/spaetabtreibung-1063750/

Nach dem Bericht findest Du auch die Rechtslage, bei schwerer Behinderung kann man bis zur Geburt abtreiben.

Ich würde es tun...ich will nicht schon vor der Geburt wissen, dass mein Kind ein Leben lang im Pflegeheim sein wird oder nichts von seiner Umwelt mitbekommt oder eben mit Ansage in den nächsten Jahren sterben wird.

Aber das muss jeder für sich selber entscheiden...und bevor es wie im anderen Thread dazu kommt, von wegen Gott hat Dir ne Aufgabe gegeben....ich bin Atheist, für mich gibt es Gott nicht.
Es ist mein Leben und es wäre meine Entscheidung und darüber hätte niemand zu urteilen.

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"Ich würde es tun...ich will nicht schon vor der Geburt wissen, dass mein Kind ein Leben lang im Pflegeheim sein wird oder nichts von seiner Umwelt mitbekommt oder eben mit Ansage in den nächsten Jahren sterben wird."

Ich greife mir jetzt einfach mal diesen Satz raus, weil man den so oder ähnlich häufig in Diskussionen über Pränataldiagnostik liest.
Das Problem ist ja, dass man diese Beeinträchtigungen pränatal kaum feststellt und die Untersuchungen wegen der drei Trisomien, die mit Lebendgeburt enden können (zwei davon tun das nur selten) gemacht werden.
Bei Standard-Pränataldiagnostik geht es um Trisomie21. Wenn Eltern damit nicht leben können finde ich einen Abbruch auch deswegen legitim und möchte das nicht werten, aber um Pflegeheim, nichts von der Umwelt mitbekommen etc. geht es dabei kaum. Die Menschen, mit diesen schweren Behinderungen, die für die "Rechtfertigung" der Diagnostik oft herhalten, erwerben ihre Beginderungen meist bei oder nach der Geburt oder lassen sich mit der Standard-FWU nur selten diagnostizieren.

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wie auch immer. Im eigentlichen Sinn geht es darum, dass die moderne Medizin teilweise dazu fähig ist, einem die Möglichkeit zu geben, sich gegen ein einem auferlegtes "Schicksal" zu entscheiden

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Hi,

ich glaube, dass man nicht im Mindestens erahnen kann, was man in einer solchen Situation entscheiden würde. Ich halte solche Diskussionen daher für abträglich. Letztlich baut man so nur Druck auf die betroffenen Familien auf.

Viele Grüße
die L.

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Hallo,

nein, hätte ich nicht gemacht und würde ich auch nicht machen, falls ich jetzt noch einmal schwanger werden würde.

GLG

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Hallo,

und das kannst du so mit Gewissheit sagen?

Eine Bekannte war schwanger. Man stellte dann fest, dass das Kind mit einem offenen Rücken und weiteren Behinderungen zur Welt käme, an denen es innerhalb des ersten Lebensjahres sterben müsse.

Die Bekannte hat eine Abtreibung vorgenommen. Hätte ich wahrscheinlich auch getan.

Ich finde es bemerkenswert, dass man sich zu 100% sicher sein kann, was man in einer Situation machen würde, in der man noch nie war. Ich kann immer nur im Konjunktiv über Dinge reden, mit denen ich noch nicht konfrontiert war.

Das soll wirklich kein Angriff sein, es interessiert mich wirklich, was dich da so sicher macht.

LG,
delfinchen

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Hallo,

was mich so sicher macht:

Eine Freundin hat vor 20 Jahren ein Kind mit einem offenen Rücken zur Welt gebracht.

Es wurde noch im Babyalter 3 x operiert.

Inzwischen ist dieses Kind erwachsen und hat gerade ein Studium begonnen.

Seine Eltern standen auch vor dieser Entscheidung und haben ihm die Chance auf Leben geschenkt.

Und genau das würde ich auch machen.

Zumal man trotz der vielen Vorsorgeuntersuchungen nie zu 100 % sicher sein kann, dass ein Kind wirklich behindert ist.

Ich hatte z.B. nach der NFM eine sehr großes Risiko, dass mein Kind behindert ist (1:7) und mein Kind ist gesund zur Welt gekommen.

GLG

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Ohne die andere Diskussion gelesen zu haben: Ich bin froh, dass ich nie in der Situation war und kann und will da kein Urteil zu fällen. Das kommt in meinen Augen auf jeden einzelnen Fall an und ist immer eine schwere Entscheidung.

Für mich wäre in jedem Fall der erwartete Grad der Behinderung wichtig. Es ist ja ein riesen Unterschied, ob ein Kind "nur" z.B. das Down-Syndrom hat und damit trotzdem ein glückliches Leben führen kann, oder ob absehbar ist, dass das Kind sein Leben lang unter Schmerzen leiden und ein menschenunwürdiges Leben führen muß.

Das ist allerdings nur die Theorie. Das schlimme ist hauptsächlich die Unsicherheit, ob die Diagnosen wirklich stimmen.

Dann finde ich das Lebensumfeld der Eltern auch relevant. Wie stark sind sie, gibt es familiäre Unterstützung, wer hängt alles mit dran? - Denn wenn die Eltern unter der Belastung nachher zusammenbrechen leiden ggf. auch Geschwisterkinder.

Ich finde, das ist einfach ein zu spezielles Thema, als dass man sich da ein pauschales Urteil erlauben dürfte. Ich könnte nicht mal sagen, wie ich selbst in einer solchen Situation reagieren würde. Zwei meiner drei Kinder waren Frühchen und ich weiß, wie emotional belastend es ist, wenn man um die Gesundheit seines Kindes bangen muß.

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Hallo,

kann ich gar nicht sagen, weil die Schwere der Situation und der Druck, der auf einem lastet, niemand ermessen kann, der noch nicht in dieser unglücklichen Situation war.

Im Übrigen sehe ich es wie die Userin weiter oben: von solchen "was wäre wenn-"Diskussionen halte ich nichts, weil das in meinen Augen wie ein Hohn für wirkllich Betroffene empfunden werden muss.

Persönlich kenne ich eine Frau, die es getan hat. Ich würde mir aber nie anmaßen, ihre Entscheidung zu beurteilen.

LG

Nici

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Ich finde, das ist ein Thema, bei dem man zu seiner Meinung ruhig stehen kann.

Ich wollte nie eine Entscheidung treffen und habe deshalb bei allen vier Kindern keine Zusatzuntersuchungen machen lassen. Mein zweites Kind kam mit Down-Syndrom und schwerem Herzfehler zur Welt und hat nicht lang gelebt. Wie ich entschieden hätte, wenn ich das vorher gewusst hätte, kann ich nicht sagen und ich bin im Nachhinein sehr froh, das nicht gewusst zu haben, weil es da erhebliche Unterschiede zwischen Theorie und Praxis gibt.

Ich persönlich freue mich immer sehr, wenn ich lese, dass sich Eltern für beispielweise ein Kind mit Down entscheiden. Aber ich weiß, wie schwer der Moment der Diagnose ist und verurteile bestimmt niemanden, der sich dagegen entscheidet.

Mit Abbrüchen jenseits der Grenze zur Extrauterinen Lebensfähigkeit, die einen Fetozid erfordern habe ich ein Problem, aber das ist mein Problem und braucht andere Frauen nicht zu interessieren. Ich finde es richtig, dass diese Entscheidung bei der Mutter liegt und würde keine Reglementierung befürworten.

Für mich hängt es nicht vom Grad der Behinderung ab, weil das eine Wertung über den Lebenswert des Kindes beinhaltet. Meine Instanz ist der Wille der Mutter.

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Warum MUß man denn dazu stehen? Es geht doch niemanden etwas an?

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Wer außer dir schreibt denn von "MUSS"? Ich sagte "kann".

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Hallo!

Ich hätte es nicht gemacht, ich werde es nicht machen und soweit ich es jetzt überblicken kann, werde ich keine Maßnahmen der pränatalen Diagnostik in Anspruch nehmen, die über die übliche gynäkologische Vorsorge hinaus gehen.

Wie ich entscheide, wenn schon der Ultraschall zeigt, dass so schwere Fehlbildungen vorliegen, dass schon die Geburt mich und das Kind in Lebensgefahr bringen würden, kann ich nicht sagen. Das ist kürzlich einer Freundin passiert - keine Ahnung, wie ich entscheiden würde.

Diskutieren möchte ich das an dieser Stelle nicht.

Viele Grüße!

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Also da Ärzte nicht allwissend sind und auch sie Fehler machen, würde ich auf solche vorgeburtliche Diagnosen nicht vertrauen. Ich würde nicht mit der (Un)-gewissheit leben wollen,ob/ das mein Kind letztlich doch gesund oder nur minimal eingeschränkt auf die Welt gekommen wäre und ich mit ihm ein (fast) normales Leben hätte.

Letzlich sind Behinderungen auch durch die Geburt möglich, deshalb kommt uns ja auch nicht in den Sinn nie zu gebären.

Das hat sicher auch mit meiner Einstellung zum Leben zu tun.
Aus dem Grund verurteile ich auch niemanden, der aufgrund seiner Einstellung eine andere Entscheidung trifft.
Letztlich müssen sie mit den Folgen ihrer Entscheidung leben, dass kann ihnen keiner abnehmen. Denn an den Müttern und Vätern geht das Ganze auch nicht spurlos vorbei- genauso wenig wie an den Eltern die sich für ihr (evt) behindertes Kind entscheiden.

letztlich weiss niemand ob er mit seiner Entscheidung immer gut leben wird oder ob er irgendwann daran zerbricht.

Karna

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Solche Themen kann man nicht theoretisch diskutieren, denn es ist ein ganz gewaltiger Unterschied ob man denkt was man tun würde oder ob man TATSÄCHLICH in dieser Situation steckt.
Außerdem denk ich es kommt auf die Art und Schwere der Behinderung an, auf die Familienkonstellation, auf die Belastbarkeit des Einzelnen, insofern muss dann, wenn diese Situation eintritt, jeder für sich entscheiden.