Rücksichtnahme auf stark übergewichtige Menschen

Hallo zusammen!

Ich habe eine Frage und ich hoffe, ich werde jetzt nicht zu sehr angegriffen, wobei ich genau damit rechne.

Momentan liegt bei mir auf der Station mal wieder eine stark übergewichtige Patientin, sie hat ein neues Kniegelenk bekommen. Die Mobilisation ist natürlich schwierig und so langsam werde ich etwas sauer. Gestern rief eine Kollegin mich zur Hilfe, sie sagte der Patientin, dass sie es alleine nicht schaffe, sie hinzusetzen. Die war total überrascht und sagte, dann habe sie den falschen Beruf gewählt. Okay, so kann man das natürlich auch sehen. Diese Frau ist keine Ausnahme, ich erlebe es öfter, dass sehr dicke Menschen so reagieren und regelrecht beleidigt sind, wenn man spezielle Stühle, Betten, Gehstützen etc. holt. Diese Gegenstände haben eine bestimmte Höchstgrenze, was das Gewicht betrifft, das habe ich nicht festgelegt, das ist so. Wer 150kg wiegt kann nicht auf den Toilettenstuhl, der nur bis 125kg zugelassen ist! Wir haben extra solche Dinge für übergewichtige Patienten und sind verpflichtet, sie zu nutzen! Unser OP-Tisch ist bis 200kg zugelassen; ein Patient gab an, dass er 180kg wiegt, beim Einschleusen kippte der OP-Tisch weg, die Operation wurde abgesetzt, der Patient war stinksauer und drohte mit Klage. Ich verstehe das nicht.

Generell kann ich nicht verstehen, warum man auch nix gegen starkes Übergewicht sagen darf. Ich spreche hier nicht von 20kg zu viel auf den Rippen, sondern von einem BMI jenseits der 40. Jeder Raucher wurde nach draußen verbannt und man bekommt keine neue Lunge, wenn man weiterhin raucht. Jeder, der zu viel trinkt, muss sich Vorträge anhören; eine neue Leber gibt es dann auch nicht. Aber fette Menschen bekommen neue Kniegelenke, ohne etwas abnehmen zu müssen?

Versteht mich nicht falsch, ich finde den Magerwahn sehr gefährlich und Kurven können durchaus sexy sein, aber wieso wird so viel Rücksicht genommen? Wenn ich mitbekomme, dass Fluggesellschaften überlegen, stark übergewichtigen Passagieren zwei Sitzplätze zur Verfügung zu stellen, finde ich das echt traurig.

Jetzt kommt bestimmt von irgendwem das Argument, dass die Leute ja nichts dafür können...Stoffwechselerkrankungen oder Medikamente sind grundsätzlich die Ursache. Und das glaube ich eben nicht! Wenn ich sehe, wie viel diese Menschen essen (und das bekomme ich mit, wenn sie bei mir auf Station liegen, das sind keine Momentaufnahmen) und dann immer sagen "aber ich esse ja gar nicht viel", hab ich immer den Spruch von einem unserer Diät-Assistenten im Kopf: "Kalorien kommen selten durch die Luft geflogen". Dass man aufgrund von Erkrankungen zunimmt und schneller Gewicht ansetzt, ja, das steht außer Frage, aber wie viel, darauf hat man doch Einfluss? Keiner wacht morgens auf und hat 30kg mehr drauf. Aber wehe, man sagt was, dann ist man direkt oberflächlich und diskriminierend. Letztens hat bei ShoppingQueen eine sehr dicke junge Frau mitgemacht; jeder der danach in der Diskussion geschrieben hat, dass das Outfit unvorteilhaft ist und ihren Bauch extrem betont, wurde von mindestens fünf Usern angegriffen und durfte sich anhören, dass diese Frau so ein tolles Selbstbewusstsein hat und man selber hässlich wäre und mal in den Spiegel gucken soll...ich hab mich da rausgehalten und nur gelesen, aber das fand ich wirklich schlimm. Darf man sowas nicht sagen? Ich finde extrem dicke Menschen nicht attraktiv, bin ich jetzt ein schlechter Mensch? Ich darf sagen, dass ich keinen Raucher küssen würde, dass ich schlechte Zähne fies finde, aber ich darf nicht sagen, dass ich fette Menschen nicht anfassen will? Woher kommt diese Doppelmoral?!
Ich sage nicht, dass dicke Menschen schlechte Menschen sind, charakterlich sind sie oftmals wahre Schätze. Vielleicht bin ich auch etwas vorbelastet, weil ich vor zwei Jahren einen Knorpelabriss in der Schulter hatte, weil eine sehr schwere Patientin sich plötzlich fallen ließ. Vielleicht bin ich genervt, weil ein übergewichtiger Patient mich bittet, ihm den Hintern abzuwischen, weil er da nicht dran kommt und auf meine Frage, wie er das Zuhause denn macht, nur die Achseln zuckt (mehr als einmal passiert). Ja, vielleicht bin ich da vorbelastet. Aber ich kann das alles wirklich nicht verstehen!

Die gesundheitlichen Folgen werden ignoriert, dabei ist Übergewicht ein riesengroßer Risikofaktor für viele unserer Zivilisationskrankheiten. Ich bin ja bereit, Adipositas also FettSUCHT als Krankheit anzuerkennen, wie auch Alkoholismus, aber dann ist die ständige Rücksichtnahme und das NoGo darüber zu sprechen doch genau falsch? Wie seht ihr das?

Liebe Grüße, Truly

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Guten abend truly87

ich würde die Sache gerne mal aus meiner Sicht aufrollen :-)
Ich bin selbst sehr stark übergewichtig, dennoch kann ich natürlich nur von mir reden, wie es mir in manchen Situationen geht.

Vor einigen Jahren noch, brachte ich bei 1,84 Körpergröße ein Gewicht von 80 Kilo auf die Waage. Fand ich super, war ne schöne Kleidergröße 40 und ich hatte mit nichts Probleme.
Dann kam die Arbeit, man saß den ganzen Tag nur rum, von morgens bis abends (da ich mich mit meinem Partner selbstständig gemacht habe, war es bei uns beinahe gang und gebe von morgens um 6 bis abends um 22 Uhr zu arbeiten... mit kleinen Pausen dazwischen)
Tja... und was macht man wenn man keine Zeit hat zu kochen? :-p klar, Fastfood... und um wach zu bleiben literweise Energydrink.
Wenn mich jemand fragt wieso ich so aussehe wie ich eben jetzt aussehe ;-) dann sag ich das auch genau so... viel Essen, süßes Zeugs saufen und kaum Bewegung.
Und irgendwann sah ich eben so aus, wie ich jetzt aussehe!
Dazu schmiss sich dann durch das hohe Gewicht (von jetzt 140 Kilo... puh, bin sogar schon etwas runter, mein Höchstmaß war 156 Kilo... doch seit einigen Monaten habe ich dem gewicht den Kampf angesagt) Diabetes Typ 2 und ein Blutdruck von dem meine Ärztin sagt, ich kann froh sein dass ich noch stehe!

Soviel dazu, nun zu dem eigentlichen Thema :-)
Ich persönlich würde nie solche Sprüche ablassen, von wegen deine Kollegin hätte sich den falschen Job gesucht bla bla... aber ich kann durchaus diese Art der Patientin verstehen.
Ich selbst bin ein sehr zurückhaltender Mensch, wenn ich in Situationen komme, wo ich Probleme mit meinem Gewicht kriege (was beinahe tagtäglich so ist) dann ziehe ich mich lieber Ladylike zurück :-) aber es tut weh, ganz ehrlich, es schmerzt enorm.
Meine neue Frauenärztin sagte mir vor einigen Tagen noch 'Frau K. ich gebe es offen zu, ich darf sie nicht untersuchen, mein Stuhl und die Liege gehen nur bis 120 Kilo, wenn die kaputt gehen, kann ich die Praxis schließen'
Weißt du wie sehr einen sowas verletzten kann? Es ist ja nicht böse von den Leuten gemeint, dass weiß ich selbst (zumindest in den meisten Situationen) aber dennoch trifft es einen hart... und ich denke, dass ich da nicht die einzige bin, der es da so geht.

Einige sind so wie ich und versuchen zu lächeln, andere fangen aber vielleicht auch an aus der Enttäuschung heraus 'bissig' zu werden.
Man stumpft etwas ab... natürlich ist die Aussage 'alleine bekomme ich sie nicht hoch' nicht grundsätzlich verletztend... doch nach ettlichen solcher Situationen liegt das Nervenkostüm vielleicht auch ganz schmerzlich frei!

Was das Rücksichtsnahmegezeugs angeht... mhm in meinen Augen ist das ein sehr schweres Thema.
Ich persönlich bin sowieso der Meinung, dass man heute an jeder Ecke eingeimpft bekommt, dass man doch Rücksicht üben soll... das geht manchmal so weit, dass man garnicht mehr weiß was nun richtig oder falsch ist :-(

LG
Kavi

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Hallo!
Das kann ich auch verstehen...und ich versuche immer, es vorsichtig zu formulieren, wo wir wieder bei der Rücksichtsnahme sind. Aber das sind nun mal Fakten. Ich bin zb relativ klein, ich kann nicht Soldatin bei der Bundeswehr werden, ich kann kein Laufsteg-Model werden, ich bin zu klein. Das ist Tatsache. Ich komme nicht überall dran und muss um Hilfe bitten oder mir nen Hocker nehmen. Ist das Diskriminierung? Und ich kann ja nicht mal was dran ändern, außer hohe Schuhe tragen, was ja auch nicht immer geht.

Dein letzter Satz ist leider wahr. Das stört mich generell. Aber gerade bei Adipositas fällt es mir extrem auf. Verletztende, gemeine Sprüche sind scheiße, aber in Watte packen und so tun, als wäre nix, hat noch nie was geändert.

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Ich sehe das wie du, aber was soll man tun?
So dick zu werden ist nicht nur für den Betroffenen selbst ungesund, sondern für viele Menschen in der Umgebung eine Zumutung. Für Sanitäter, die diese Menschen bergen müssen, für Ärzte, Pfleger und Krankengymnasten,Angehörige.
Die wenigsten haben tatsächlich irgendwas stoffwechselbedingtes.

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puh, das Thema ist echt schwierig#schwitz

Ich kann deine Argumentation nachvollziehen, eine Antwort habe ich darauf allerdings nicht.
Wahrscheinlich wird Fettleibigkeit in der Gesellschaft doch mehr als Krankheit "gesehen" als Alkoholismus oder Drogensucht. Bei diesen Krankheiten heißt es oft, dass der Erkrankte ja irgendwie selbst Schuld sei und "ja nur die Finger davon lassen müßte". Bei dicken Menschen ist man irgendwie toleranter, keine Ahnung warum.

Vielleicht, weil es bei Übergewichtigen Menschen einfach offensichtlicher ist? Man ihnen die Fettleibigkeit sofort ansieht?

Ich hab jetzt keine negativen Erfahrungen mit Dicken gemacht so wie du und mir ist es im Grunde auch egal, wie jemand aussieht, ästhetisch finde ich ein Gewicht jenseits der 150 allerdings auch nicht. Genauso wenig, wie extrem dürre Menschen.

#winke

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Naja, einem Raucher, der gerade an seiner Zigarette zieht, sieht man auch an, dass er Raucher ist. Komischerweise darf da ja jeder im Vorübergehen sagen: "das ist ungesund", aber einem extrem dicken McDonalds-Kunden raunt niemand so einen Spruch zu, das tut man ja nicht. Und während der Raucher zwischen zwei Zigaretten nicht auffällig ist, ist ein dicker Mensch immer dick. Während einer Zugfahrt neben einem Raucher zu sitzen, schränkt einen nicht sehr ein (es sei denn, man hat eine extrem empfindliche Nase), aber ein adipöser Sitznachbar schon.

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Liebe Truly,

deine Argumente kann ich so nicht nachvollziehen.
KEIN normaler Mensch raunt einem Raucher zu wie ungesund es ist aber sehr sehr viele dumme Menschen lachen hinter Dicken her und kommentieren mit Sprüchen der assozialsten Art und Weise und dazu muss der dicke Mensch nichtmals vor Mc Donalds stehen und essen.
Sprüche wie fette Sau oder Walgesänge oder lautes Bumm Bumm Bumm äussern im Vorbeigehen sind der traurige Alltag von Dicken.
Wesentlich eher werden Alkoholiker und Drogenabhängige akzeptiert als ein Mensch mit Übergewicht.
Jeder Koffer oder Alki bekommt ne Therapie bezahlt aber versuch als Übergewichtiger mal ne Abnehmkur zu bekommen oder gar ein Magenband. Keine Chance und dann bleiben nur selbstdemütigende Sendungen wie "The biggest Loser" um überhaupt ein Pfund zu verlieren. Wenn es so einfach wäre wie eine Kippe wegzulegen gäbe es mit Sicherheit keine/kaum übergewichtige Menschen.
Und das im Op nichtmals nachgewogen wurde allein wegen den Narkosemittel und dem Tisch klingt wirklich schon mehr wie Fahrlässig! !
Und ganz ehrlich lieber habe ich einen Dicken neben mir sitzen der 2 Plätze bekam und somit mehr Platz hat als einem der sich direkt neben mir auf nem Platz gequetscht sitzt.
und natürlich ist es demütigend. ewnn der Patient mit viel Tamtam und Tara darauf hingewiesen wird das er zu fett für den Klositz sei anstatt diesen Kommentarlos und leise zu wechseln um die WÜRDE DES. MENSCHEN. zu wahren.
Und wer das als Pflegekraft nicht kann ist definitiv fehl. am Platz!

Liebe Grüsse

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Ich kann deine Gedanken nachvollziehen. Es gibt sehr wenige Mollige, die eine Stoffwechselkrankheit haben. Die meisten haben es sich angefressen. Allerdings habe ich weder Prohleme sie anzufassen, noch anzuschauen. Ich kenne viele Übergewichtige, die ich nur knuddeln könnte, weil sie so lieb uns sympathisch sind. Das hilft dir aber an der Arbeit nicht ;-).

Ich schaue mir aber nicht gerne sehr dünne Menschen an.

Mein BMI liegt bei 26 und es ist eine absolute Höchstgrenze für mich. Die in der Stillzeit antefressene Fettpolster habe ich vor 2 Wochen angefangen zu hekämpfen. Nicht, weil ich eitel bin, sondern wegen der Gesundheit und das drumherum. Ich merke, wie träge ich geworden bin. Das wird mit jedem Kilo schlimmer. Wenn ich nicht jetzt was tue, ende ich auch bei BMI 40!
Und genau deswegen werden die Leute auch dick. Alles andere sind Ausreden...

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Ja, mit "anfassen" meinte ich jetzt nicht umarmen oder die Hand geben...aber wer schon mal nen Fettschürze hochheben musste, um an den Intimbereich zu kommen, der weiß, was ich meine...und wer schon mal ein Bein hochhalten musste, das den selben Umfang wie der eigene Oberkörper hat, vielleicht auch. Und das finde ich, tut mir leid, wird nicht durch den herzlichen Charakter ausgeglichen.

Genau das meine ich...ein paar Kilo mehr ist ja okay, ich halte nix davon, wenn man nur hungert, um dem Schönheitsideal zu entsprechen, dann lieber 20kg mehr und glücklich. Ein wenig Übergewicht ist sogar gesünder als etwas Untergewicht. ;-) Aber hat man nicht eigentlich eine Grenze? Natürlich muss man sich wohlfühlen, aber geht das mit extremen Übergewicht überhaupt? Spätestens wenn ich 5Minuten brauche um mir schnaufend die Schuhe anzuziehen, muss ich doch erkennen, dass ich was ändern sollte? Und Abnehmen heißt ja nicht hungern und bis zum erbrechen Sport machen - etwas die Ernährung ändern, nur einen statt drei Burger genehmigen und sich ein wenig bewegen kann ja auch schon was ändern.

Viel Erfolg übrigens!:-)

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Die TE sprach nicht von Molligen!!!
Zwischen mollig und stark übergewichtig besteht ein sehr großer Unterschied.
Es ging der TE glaube ich auch nicht darum, wen sie sich gerne anschaut. Warum du dir nicht gerne sehr dünne Menschen anschaust verwundert mich aber schon.Übergewichtige möchtest du knuddeln weil du sie lieb findest.Na das muß man nicht verstehen.

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In der Schweiz wurde vor kurzem darüber abgestimmt, ob Abtreibungen weiterhin von der Krankenkasse finanziert werden sollen.

Gott sei Dank wurde die Initiative abgelehnt und es wird weiterhin übernommen.

Aber im Zuge dieser politischen Diskussion habe ich mir natürlich auch Gedanken gemacht... wenn ein Frau die ganze finanzielle Verantwortung für einen Schwangerschaftsabbruch übernehmen muss, dann sollten doch Raucher auch die finanzielle Verantwortung für ALLE gesundheitlichen Konsequenzen übernehmen. Fettleibige für ihre, Risikosportler für ihre Unfälle usw.

Aber so funktioniert eine Krankenkasse nicht, es gilt das Solidaritätsprinzip.

Allerdings stimme ich dir bei zwei Sachen zu:

Im Alltag kann und sollte man nicht immer Ausnahmen machen. 200kg+ in einem Flieger sind ein erheblicher Unterschied, nicht nur gewichtsmässig, sondern auch durch die Masse (wobei dies auch bei einem Muskelmann unangenehm der Fall sein kann). Das zieht sich durch das Leben durch... aber Fettleibigkeit ist doch nicht immer ein Mangel an Selbstdisziplin? Ich war bzw. bin nie in diese Gewichtsordnungen gekommen, deshalb weiss ich nicht, wie genau sich das manchmal zusammensetzt. Aber die Gefahr ist halt da, dass man im blöden Falle durch mangelnde Rücksichtslosigkeit kranke Menschen stigmatisiert und diskriminiert - also Krankheit durch Fettleibigkeit und Krankheit, die dazu führt(e).

Dass sie sich aufregen, wenn sie realisieren, dass sie eben nicht mehr im Normbereich sind, ist sicherlich auch ein gewisses Mass an Scham, vor allem, wenn sie sich ihren Massen bewusst sind, aber sie verdrängen. Ich halte in diesem Falle Sachlichkeit für angebracht - weder übertriebene Fürsorge, noch Rücksichtslosigkeit. Was Pflegefachkräfte, Ärzte, Stewardessen, Sicherheitsbeauftragte u.a. in dem Moment bestimmen oder verlangen ist in der Regel einfach die Realität und damit hat man sich abzufinden, auch wenn es schmerzt. Ablehnung ist IMMER unangenehm, die Figur ist irrelevant.

Als einfacher Mensch auf der Strasse benehme ich mich höflich und wie es mir bequem ist. Ich muss mich nicht auf einen halben Sitz setzen, damit ich mich die ganze Zeit ausbalancieren kann und ich muss mich nicht in eine Rauchwolke stellen. Ob ich die Problematik ansprechen würde, wenn ich keine Ausweichmöglichkeit habe, hängt davon ab, wie unbequem die Situation ist. Ansonsten geht es mich schlichtweg nichts an.

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Den Gedanken bezüglich der Krankenkassen hatte ich auch schon, allerdings ist es einfach nicht umsetzbar, weil es ja oftmals nicht einfach Ursache-Wirkung gibt. Wer Fahrrad fährt, kann auch fallen und sich den Arm brechen...Wer ist dann was selber schuld? Nein, das verlange ich bestimmt nicht, wer Hilfe braucht, soll sie bekommen. Aber ich finde es nicht verkehrt, wenn gewisse Bedingungen daran geknüpft werden, wie zb rauchen aufhören, sonst bekommt man keine neue Lunge. Da regt sich komischerweise keiner drüber auf?

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Dein Beispiel mit der Schwangerschaft hinkt aber deshalb, weil man eine normnale Schwangerschaft scjhwerlich als Krankheit definieren kann.

Was also gar nicht ginge ist also einen medizinisch zwingend notwendigen Schwangerschaftsabbruch zu verweigern, bzw selbst zahlen zu müssen.

Bei einer normalen Schwangerschaft sieht das aber ganz anders aus.

Man kann also sehr wohl hinterfragen, ob das die krankenkasse zahlen sollte. M.E. nämlich nicht. Wenn man will (gestezgeber bzw. das Volk), dass solche medizinisch nicht notwendigen Abbrüche bezahlt werden (was vollkommen in Ordnung ist), dann m.E durch Steuermittel der Allgemeinheit und nicht durch die Karnkenkasse.

Dein Beispiel mit den Risikofaktoren etc. zielt darauf, ab wann man fahrlässig handelt und ob die darauf beruhenden Krankheiten von der Allgemeinheit bezahlt werden sollten oder nicht.

Das ist aber eine andere Baustelle. erts wenn man eine normale Schwangerschaft als Krankheit einordnet käme man zu einer eventuellen Vergleichbarkeit. Das gelingt mir z.B. aber nicht.

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Hallo Truly,

das Problem bei einem neuen Kniegelenk ist, dass erst durch das neue Gelenk eine Abnahme möglich ist. Du kannst die Leute nicht aushungern lassen bzw. hat eine Abnahme ohne vernünftigen Muskelaufbau keinen Sinn.

Ich sehe zwei Ebenen. Die eine Ebene ist, ob du darüber sprechen kannst. Ich gehe nicht davon aus, dass du ein Arzt bist. Eher spreche ich von einer Pflegerin/Krankenschwester ? Ich denke, dass deine Profieinstellung sein sollte, dass du die Klappe hältst, weil es meiner Meinung nach schlicht und einfach nicht deine Aufgabe ist, laut eine Meinung zu äußern. Und wenn man übertreibt - ja, du wirst dafür bezahlt, den Menschen zu heben und entweder du kannst es oder bist du wirklich an sich Fehl am Platz.

Ich denke immer an meinen Beruf. Es gibt da Sachen, da würde ich auch bei vielen den Mund aufmachen und knallhart sagen, was ich denke und nein, ich weiß, dass dies nicht meine Aufgabe ist.

Dass du aber im Prinzip recht hast, ja,definitiv.

Eher sollte man z.B. sagen, dass Raucher, Übergewichtige etc. einen Mehrzuschlag für die Krankenversicherung zahlen sollten. Ich finde es ungerecht, wenn alle gleich behandelt werden. Dies ist aber widerum wieder meine private Meinung.

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"  ja, du wirst dafür bezahlt, den Menschen zu heben und entweder du kannst es oder bist du wirklich an sich Fehl am Platz "

Nein. Ich bin Krankenschwester und kein Gewichtheber. Und nirgendwo in meinem Vertrag steht, dass ich 150kg heben muss. Es gibt einen GesundheitsTest vor der Ausbildung, den habe ich bestanden, und wir werden regelmäßig untersucht. Wir lernen Tricks, mit denen man leichter mobilisieren kann, aber es gibt Grenzen. Ein gut trainierter Trainer ist sicherlich stärker als ich, das ist logisch, aber ich bin nicht fehl am Platz. Im übrigen gibt es sogar die Arbeitsanweisung, rückenschonend zu arbeiten - das impliziert, dass ich mir Hilfe hole, wenn jemand sehr schwer ist. Deine Aussage ist also nicht korrekt.

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"Eher sollte man z.B. sagen, dass Raucher, Übergewichtige etc. einen Mehrzuschlag für die Krankenversicherung zahlen sollten."

Meinst Du mit etc. auch Frauen? Im Grunde müssten wir aufgrund des "Risikos" Schwangerschaft auch mehr zahlen. Das sehe ich aber nicht ein. Ich habe mir nicht ausgesucht, weiblich auf die Welt zu kommen.

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Hallo Truly,

ohne näher auf deinen Text einzugehen - in sehr vielen Punkten gebe ich dir übrigens recht - was mich verwundert hat ist, dass vor der OP die Patienten nicht gewogen werden und der Tisch dann zusammenkracht.

Ich habe auch im Krankenhaus gearbeitet und uns war immer klar, dass die Menschen mit starken Übergewicht gerne mal weniger angeben.

Bei molligeren wurde nicht nachgewogen, weil die paar verschwiegenen Kilos nichts ausmachen aber bei richtig dicken, ist es gerade wegen der Narkose wichtig genaue Gewichtsangaben zu haben und NICHT auf die Aussage des Patienten zu bauen.

Auch wenn ich es persönlich doof finde - in dem Fall wird er mit einer Klage sogar durchkommen, weil es versäumt wurde nachzuwiegen.

LG
B.

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Das habe ich mich damals auch gefragt, darauf kann ich dir leider nicht antworten. Soweit ich weiß, wurden wir dann aber doch nicht verklagt. Prinzipiell sollte man sich aber schon auf die Angaben verlassen können, finde ich. Man könnte ja auch sagen "ich weiß es nicht", oder?

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Schön wär's. Wir haben schon die Erfahrung gemacht, dass die Leute aus Unwissenheit über ihre eigene Blutgruppe einfach 0- angegeben. Klar - die ist selten und die darf jeder bekommen.

Bei uns gehörte es zum Standard und zur OP-Vorbereitung. Wiegen, Blutdruck, Blutwerte, ggf. Blutgruppenbestimmung u.v.m.

Nun gut. Hätte mich nur interessiert weil die Kliniken in denen ich war, nahmen es sehr genau.

LG
B.

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Hallo,

ich sehe es ganz genau so wie Du. Aber auch ich geh davon aus, dass man da sowieso kaum was dran ändern werden. Es sei denn die Krankenkassen unternehmen mal was. Aber auch das ist natürlich sehr fragwürdig, weil, wie Du auch bereits geschrieben hast, esben auch nicht jeder selber Schuld an seinem Dilemma hat.

Was ich definitiv meine: Bei den meisten Menschen ist das Fett eben doch angefressen und nicht krankhaft bedingt. Und nun die Steine bitte....

Ich weiß es aber aus eigener Erfahrung. Ich war früher immer schlank, wenn auch nicht dürr. Ich hatte eigentlich immer 65 bis 69 kg bei einer Größe von 170cm. Also alles bestens.

Und dann kamen meine Schwabgerschaften.Und diese in einem recht kurzen Abstand hintereinander. Dazu noch viel Frust, sei es als Mutter oder im Privatleben insgesamt. Essen war mein Tröster, leider ich liebe Chips und Co. nun einmal (auch heute noch #schein).

Nun ja, innerhalb von ein paar Jahren wog ich dann jedenfalls fast 100kg.

Wahrscheinlich ist das noch nicht einmal das Gewicht, was Du hier meinst. Aber ich habe mir jedes einzelne Gramm davon ganz alleine angefressen. Ich hatte Probleme mit den Gelenken, sowohl im Fuß/Beinbereich als auch in Schulterbereich, nachts schliefen permanent meine Hände ein, ich konnte sowieso schlecht schlafen, etc.

Alles in allem war ich eine richtig "fette Sau", wenn ich das mal so sagen darf, zumindest fühlte ich mich auch genau so. Und kein Mensch kann mir erzählen, dass sich dicke Menschen, so wie sie aussehen und vor allem so, wie sie mit ihrer Leibesfülle leben müssen, wirklich wohl fühlen. Niemals! Da lügen die sich doch was vor.

Also ich habe es dann jedenfalls zum Glück geschafft, meine Fettmassen wieder ins Nirvana zu katapultieren. Inzwischen bin ich bei 81kg. Auch noch kein Leichtgewicht, aber alle körperlichen Einschränkungen sind komplett weg, man kann wieder im normalen Laden einkaufen. Man kann wieder LEBEN, nicht wanken, schwanken, schwitzen, etc. Und die letzten rd. 10 kg schaffe ich hoffentlich nun auch noch.

Es ist nun einmal doch in sehr vielen Fällen eine Frage des Willens. Und auch wer da Probleme hat, es ist zugegebener Maßen wirklich sehr schwer, den Anfang in so eine Diät zu finden, wenn man erst einmal so derart fett ist, kann da professionelle Hilfe finden. Wenn er es will....

Aber all das darf man eigentlich hier ja nicht sagen/schreiben...

LG
klaxx

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Und ich finde es sehr gut, dass du genau das geschrieben hast!!!
Du kannst stolz auf dich sein und ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg. :-)

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Danke!

Ich bin wirklich so froh, dass ich es geschafft habe. Es war wirklich furchtbar mit den vielen Kilos. Der Anfang war absolut am schwersten zu schaffen, ich habe es viele Male vergeblich versucht. Als es dann lief, war es gar nicht mehr so schwer. #schwitz

Ich habe dann ganz bewußt aufgehört, als ich 80 kg hatte, weil ich Angst hatte, dass meine Haut nicht hinterherkommt und da dass so Lappen zurück bleiben. Das ist zum Glück nicht passiert. Und ich habe in einem 3/4 Jahr auch nur 1 kg wieder zugenommen, also nicht schlimm.

Aber ich muss nun wieder einen Anfang in den Neustart für die restlichen 10 kg finden. Und es ist wieder ziemlich schwer, habe es schon 2x verschoben....#zitter Es wird aber hoffentlich noch. ;-)

LG
klaxx

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Hallo,
kann dir vollkommen zustimmen.

Sicher ist es sehr schwer abzunehmen. Auch für einen Raucher ist es schwer, mit dem Rauchen aufzuhören.

Ich sehe es oftmals beim Vorbeifahren mit dem Rad an unserem Ärztehaus.

Da halten Krankentransporte und andere Autos an. Sie stehen quer, ich muß um sie drumherumradeln.
Denn der Patient braucht doppelte Breite zum Aussteigen. Ein schlanker Helfer oder Fahrer buchsiert den dicken Patienten in den Rollstuhl oder hakt ihn unter den Arm und muß gegenstämemn, quält sich mit ihm ab. Schiebt manchmal den Rollstuhl ihn bergaufwärts ins Haus. Das nicht nur einmal.

Mir tun die Arzthelfer/ innen leid, dass sie so schwer ran müssen und noch dazu ihre Gesundheit opfern.

Ich habe es oft im Bekanntenkreis oder der Familie gehört, was so "gefressen" wird, nein, essen kann man das schon nicht mehr nennen.
Dadurch wird doch alles in deren Körper geschädigt, er wird ruiniert.
Dann wird zum Arzt gegangen und es wird um Hilfe gebeten.

Das Erste wäre doch eine Abmagerungskur für die Patienten.

Richtig würde ich dann auch finden, wenn der Arzt sagen würde, du mußt bis in 4 Wochen mindestens 2kg abgenommen haben, sonst mußt du z.B. 10% mehr in der Apotheke zahlen.

Der Trend geht leider in die Richtung, dass es immer mehr übergewichtige Menschen gibt, leider.

Andersherum bekomme ich als Radler oder schlanker Mensch, der sich einigermaßen gesund ernährt, keinen Bonus meiner Krankenkasse. Da müßte sich was ändern.

LG Lotta

70

Es gibt durchaus Krankenkassen mit Bonusprogramm. Da kommt man mit den Kindern zusammen auf mehrere hundert Euro, wenn man sich etwas Mühe gibt.

Lg,
fina