Hilfe, ich bin nicht konfliktfähig

Hallo zusammen,

ich brauche mal Eure Hilfe. Eine Freundin von mir greift mir in meiner Erziehung gerne vor und ich weiß nicht, wie ich da die Kurve bekommen kann.
Beispiel: meine Tochter (fast 5) fragt (höflich) kurz vorm Abendessen nach etwas Süßem. Bevor ich auf das bevorstehende Abendbrot hinweisen und verneinen kann, übernimmt dies meine Freundin (in unserer Wohnung wohlgemerkt und meine Tochter fragt mich). Normalerweise müsste ich zu meiner Freundin sagen: "Heißt Du Mama? Und außerdem kann ich das auch selber so kommunizieren." Aber ich bin in dem Moment so baff, dass mir echt die Spucke wegbleibt und ich nichts sagen kann.
Das ist falsch und ich weiß das. Ich bringe es aber doch tatsächlich fertig nichts zu sagen und mir dann blöd und untergraben vorzukommen. Nachträglich mag ich aber auch nichts dazu sagen und ich nehme mir dann vor,beim nächsten Mal etwas zu sagen um dann in dieser Beziehung regelmäßig zu versagen. Ich bin mittlerweile sauer auf mich selbst, weil ich weiß dass ich mich total falsch verhalte, ich kann aber diesen Kreis nicht unterbrechen. Es gibt da noch einige andere Beispiele, bitte gebt mir doch mal Tipps, wie ich meine Arsch wieder in die Hose bekomme.

Danke ;-)

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Hallo,

ich kenne das Problem. :-) Entweder ich bin total baff und mir fehlen die Worte und ich lasse die Menschen gewähren ODER ich reagiere total über. Beides nicht hilfreich, wobei sich die Überreaktion im Nachhinein gut relativieren lässt.

Was hilft: sprich solche Situationen auf neutralem Boden an. Wenn es eine gute Freundin ist, mit der Du über derlei eigene "Unfähigkeiten" sprechen kannst, dann thematisiere auch diese.

Wobei mir das genannte Beispiel nicht ganz klar ist. Heißt das, die Freundin hat Deinem Kind ebenfalls gesagt, dass es jetzt keine Süßigkeit gibt, weil Ihr gleich essen wolltet? Denn DANN fände ich es in diesem speziellen Fall nicht so schlimm.

Aber wie dem auch sei - Du fühlst Dich übergangen, in DEINER Wohnung, im Kontakt mit DEINEM Kind - tu was.

Viele Grüße!

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Hallo,

ja genau so geht es mir auch.
Und die Situation war so, dass mir meine Freundin vorgegriffen hat. D.h. ich wollte eigentlich das Gleiche sagen, sie kam mir bloß um einige Sekunden zuvor. Es ist z.B. auch so, dass sie meinem Sohn (fast 2) immer den Schnuller abnimmt. Da sage ich beispielsweise nichts, denn sie hat ja prinzipiell Recht. Ich vergesse es bloß gerne, weil ich da "betriebsblind" bin. Also sage ich gewissermaßen nichts, weil sie ja in der Sache Recht hat und ich es in diesem Fall übersehen habe. Richtiger fände ich es aber, wenn sie mich erst darauf hinweisen würde. Allerdings finde ich das jetzt nicht sooo schlimm wie das erziehen.

Noch ein Beispiel: meine Große klettert irgendwo (keine gefährliche Situation) und fällt hin und meine Freundin sagt dann: "Ist ja nicht so schlimm, außerdem sollst Du da ja auch nicht klettern". Jetzt kann ich in dem Moment nichts dagegen sagen, denn prinzipiell hat sie wieder Recht. Klettern lies ich sie aber, weil ich ihr die Konsequenzen vorher angekündigt habe und sie ihre Erfahrungen machen lassen wollte. Wie gesagt, es war nichts gefährliches und sie hat auch eigentlich nur geweint wegen des Schrecks. Jetzt finde ich das aber auch Mist, weil ich mein Kind natürlich tröste und gleichzeitig aber das Gesagte wiederhole. So bekommt sie meiner Meinung nach doppelt eine drauf.

LG Mimi

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Verstehe.

Dann geht es also meistens um Dinge, die ohnehin Konsens sind, ja? Alle wissen etwa, dass es kurz vor dem Abendbrot keine Süßigkeiten gibt, dass an bestimmten Orten nicht geklettert wird/werden sollte, und Deine Freundin spricht nur als erste aus, was alle - auch Dein Kind - sowieso wissen.

Das Problem dabei: Dein Kind hat Euch beide - Deine Freundin und Dich - als erziehende Einheit gegenüber. Das finde ich grundsätzlich schon etwas schwierig, richtig doof wird es aber, wenn sie sich wehtut oder Sachen weggenommen kriegt, die sie mag (Schnuller z.B.). Das ist DEIN Job. Wenn Deine Freundin Dir da vorgreift, erwartet Deine Tochter (zu Recht, wie ich finde, denn sie ist noch ziemlich klein offenbar), dass Mama sie tröstet und ihr den Rücken stärkt. Ist natürlich umso schwieriger, wenn die Freundin gesagt hat, was Mama auch denkt. Verstehst Du, wie ich das meine....?
Also bremse Deine Freundin. Beim Abendessen im Ausgangsbeitrag - okay. Aber Sachen, die unangenehm fürs Kind sind, übernimmst DU. Das geht sie schlicht nichts an.
Wenn sie sich dann doch wieder mal nicht bremsen kann (boah, wie mich das ankotzen würde....), steh hinter Deinem Kind. Tröste sie, wenn sie fällt, tröste sie, wenn sie ihren Schnuller weggenommen bekommt und solidarisiere Dich mit der Kleinen. Deinen Standpunkt kennt sie wahrscheinlich, den kannst und solltest Du ihr klarmachen. Aber nicht doppelt einen draufgeben oder schweigend daneben stehen, wenn die Freundin sie erzieht.

Viele Grüße und starke Nerven!

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1

Hallo

Versuch es beim nächsten Treffen, ohne das vorher eine Situation eingetreten ist die Dich baff gemacht hat, anzusprechen. Das muss Dir nicht blöd vorkommen.

Du wartest immer erst bis was passiert und dann kannst Du es nicht, das scheint Dein Teufelskreis zu sein. Sorge auch dafür, dass Deine Tochter bei diesem Gespräch vielleicht in Ruhe außer Hörweite spielt. Dann kannst Du Dich besser auf das Gespräch konzentrieren.

LG

2

Hallo,

danke für Deine Antwort.

Mein Problem ist, dass ich auch einen Streit vermeiden möchte. Ich hasse es z.B. wenn ich im Nachgang auf etwas weiter Zurückliegendes angesprochen werde. Ich habe dann die Situation nicht mehr genau parat und kann sie dementsprechend nicht mehr genau nachvollziehen, denn man neigt ja auch dazu alles gefiltert und geschönt zu sehen. Und weil ich das selber nicht mag, vermeide ich das natürlich auch bei anderen zu praktizieren.
Das ist alles so blöd und führt am Ende ja dann noch zum Gegenteil, denn wenn ich dann ENDLICH mal meine Mund aufmache kommt es natürlich überraschender und auch "härter" rüber für den anderen.
Aber Du hast die Sache auf den Punkt gebracht: ich warte erst bist was passiert und kann dann nicht.
Echt verflixt...

LG Mimi

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Hallo,

auch wenn es sich jetzt blöd anhört: stelle dich vor einen Spiegel und "übe" deine Aussagen anhand von Beispielen. Sprich mit verstellter Stimme z.B. den Wunsch deiner Tochter nach etwas Süßem vor dem Abendessen nach und antworte dann, anstelle deiner Freundin, umgehend darauf und weise deine Freundin zurecht und erkläre deiner "Spiegelbildtochter" warum DU jetzt nichts Süßes geben magst. Nimm dir jeden Tag eine Situation vor und "übe".

LG

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Hallo,

ich finde das nicht blöd. Ich werde das auf jeden Fall probieren. Wenn ich es oft genug sage, dann kommt es beim nächsten Mal sicherlich leichter aus mir raus ;)

Danke

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Hallo!

Also ich würde sie ansprechen wenn mal kein Kind in der Nähe ist. Geht doch mal einen Kaffee trinken oder ähnliches und erzähle ihr nochmals von der Situation. Das du gerne möchtest das sie sich da zurück nimmt. Das kann man durchaus nett und ohne Konfliktpotential sagen. Es kann durchaus sein das sie das so gar nicht Wahr nimmt und man es ihr wirklich einfach mal sagen muss.

Ich würde es definitiv nicht zur Sprache bringen wenn Kinder in der Nähe sind. Kinder müssen eine 'Auseinandersetzung' so nicht mitbekommen.
Das ist einfach dann auch Unschön, jenachdem wie deine Freundin darauf reagiert.
Wenn du willst das sich das ändert, musst du den ersten Schritt machen und ihr da nett und freundlich Grenzen setzen.

LG Sonja

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Das ohne Kinder ist schwierig. Aber Du hast sicherlich recht. In Kombination mit den Tipps der anderen sollte da was machbar sein. Ich will mich ja auch nicht zoffen, davor habe ich am meisten "Angst". Wobei ich mich gerade selber frage warum eigentlich? Wenn sie meine Freundin ist, dann respektiert sie das und ist nicht beleidigt.

Danke

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Hallo,

wenn du Streit vermeiden willst, dann versuch doch diese Dinge anzusprechen, indem du sagst, wie es dir dabei geht. Also nicht "Du wurdest nicht gefragt" sondern "Ich kommen mir immer ganz klein vor, wenn du an meiner Stelle antwortest. Ich möchte solche Dinge lieber allein mit meiner Tochter klären. Ist das okay für dich?"

vg, m.

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"...Ich möchte solche Dinge lieber allein mit meiner Tochter klären. Ist das okay für dich?"

Und was passiert, wenn die Freundin diese Frage verneint? Das "Ist das okay für dich?" würde ich mir daher schenken. Zumal es nicht gerade einen selbstbewussten und selbstbestimmten Eindruck vermittelt.

Ute

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Wenn sie verneint, dann kommt man eben ins Gespräch darüber, warum das so ist.

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Vielleicht tust du dir leichter wenn du nicht direkt auf Konfrontation gehst.

Beispiel
In der Situation zur Freundin drehen, lächeln und sagen: mach dir keine Sorgen. Ich regle das schon.

("Keine Sorgen" deshalb um sozusagen den Angriff zu entschärfen).

Dann zum Kind drehen und halt genau das sagen was du eh auch ohne Freundin sagen wolltest. Auch wenn du sie wiederholst.

Und das machst du jedes Mal. Daher einen Standard Satz wie oben suchen den du möglichst oft anwenden kannst, damit du nicht überlegen musst sondern sofort reagieren kannst.

LG

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Hallo,

praktisch ist das nicht (mehr) machbar. Leider schwelt das schon zu lange in mir und ich befürchte dass ich eher auf Bensus Weise reagieren werde ;-) allerdings mit weniger freundliche Nasenlöchern...#schein

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Aber gut ist der Tipp schon, für den Fall das ich noch so ein Exemplar als Freundin bekomme, dann mache ich das gleich so :-)

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Hallo,

unterbrich sie und versuche es mit "" Ich kann das selbst, danke!". Freundliche Nasenlöcher inklusive.

Bei meiner Freundin damals hat es gut geholfen.

LG
Karin

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Das wäre auch mein Weg.

Ute

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Hallo.

Ich sehe das etwas anders, als die anderen hier ...

... es kommt natürlich darauf an, wie Du zu Deiner Freundin stehst.

Eine sehr enge Freundin und ich sind mit unseren beiden Töchtern viel zusammen ... und wir "erziehen" beim Zusammensein die Kinder gemeinsam. Sprich sie darf in meiner Wohnung auch mal "meine" Antwort geben und ich in ihrer Wohnung auch umgekehrt. Dabei ist erst einmal völlig egal, wer nun konkret angesprochen wurde.

Wenn der Ton und der Inhalt der Antwort in meinem Sinne ist, habe ich nichts dagegen, dass meine Freundin "mit erzieht".

LG

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Probier es doch mal ohne Reden: Während die Freundin die Sache mit dem Abendessen sagt, gibst Du Deiner Tochter ein Gummibärchen.

Sie nimmt den Schnuller weg, Du gibst einen Neuen.

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Das wäre auch mein Impuls, aber ob das richtig ist? Ist glaube ziemlich passiv-aggressiv und wenig zielführend.

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Klar ist es nicht der "sauberste" Weg, aber entweder versteht die Freundin den Wink mit dem Zaunpfahl und es lässt es in Zukunft oder sie fragt nach, warum die TE das macht und man kann darüber sprechen.
Oder natürlich, beide machen weiter wie bisher und ärgern sich über die jeweils andere...

Hm, vermutlich hilft letztendlich wirklich nur, es ehrlich und ruhig anzusprechen, dass man sich darüber ärgert.

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