"Jetzt bin ich es endgültig leid..."

... sprach gestern Abend eine langjährige Freundin meiner Frau.

"Jetzt, so sagte sie, sei nämlich auch noch der Pilates-Kurs vom Turnverein in eine Halle in einem anderen Stadtteil verlegt worden, wegen...", so sagte sie, "den ganzen Wirtschaftsflüchtlingen und anderen Kriminellen", die sich "hier einnisten" würden.

"Was die...", wen sie damit meinte, ließ sie offen, "uns denn nicht noch alles zumuten wollten".

Wir haben das Gespräch dann sehr schnell beendet und ein weiteres wird es nicht geben.

Das ist Deutschland 2016: Menschen, die es als Zumutung empfinden, wenn sie den dicken Hintern aufs Fahrrad schwingen müssen, um einen Sportkurs zu machen, während andernorts die Menschen totgeschossen oder in die Luft gejagt werden, verhungern oder an einer Krankheit elendig zugrundegehen.

Das Leid der halben Welt, vor allem eine Zumutung für eine wohlhandende, wohlgenährte Frau in den frühen 40ern und deren Damen vom Pilates-Kurs.

Ich muss brechen.

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Ich schließ mich an und es wird immer mehr, worüber man k.....n könnte - egal, ob im Arbeitsumfeld, kürzlich habe ich mich so über eine Verkäuferin am Fischwagen aufgeregt, dass ich da nicht mehr einkaufen kann...

Am Ostermontag hat er mir gereicht und ich habe auf wiederholte blöde Äußerungen innerhalb der Familie spontan reagiert und die Süßigkeiten, die ich dort verteilt hätte, eingepackt und im übernächsten Ort in eine kirchliche Flüchtlingsunterkunft gebracht, in der mehrere Familien mit Kindern leben, die sich wirklich gefreut und ganz nett reagiert haben. Mir war es eine Genugtuung und ich mach das jetzt öfter, bevor ich mich daran beteilige, kleine Kinder mit Bergen sinnloser Geschenke zu überhaufen, die gar nicht wissen, womit sie zuerst spielen sollen und deren Mütter über zuviele Süßigkeiten jammern.

LG

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Ich hab vorigen Monat ein Fahrzeug an einen AFD-Politiker verkauft (Direktmandat).

Du hättest sicher an meiner Stelle auf das Geschäft verzichtet, oder?

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Ich bin glücklicherweise nicht darauf angewiesen, mit Leuten Geschäfte zu machen, die mir so zuwider sind aber ich hätte sicher auch keinen dieser "Politiker" erkannt....

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#pro

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So ist das. Ich habe ein ähnliches "Gespräch" beim Laternenumzug geführt, wo jemand mal eben beim Bier mit Gleichgesinnten darüber quatschen wollten, wie schlimm wir es doch hier haben wegen all der Flüchtlinge in den Sporthallen. Ich hab ihm fast vor die Füße gebrochen und sehr nachdrücklich meine Meinung zu dem Thema kundgetan.

Ich glaube nicht, dass es etwas an der Einstellung meines Gegenübers geändert hat, aber mir diesen Unsinn stillschweigend anhören konnte ich auch nicht.

Aber schockiert dich das jetzt wirklich noch? Nach den letzten Landtagswahlergebnissen wundert mich nichts mehr. Armes Deutschland.

#winke Die Alltagsprinzessin

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"Aber schockiert dich das jetzt wirklich noch? Nach den letzten Landtagswahlergebnissen wundert mich nichts mehr. Armes Deutschland."

Die stecken mir auch noch in den Knochen - ich bewege mich mit einem ganz anderen Gefühl durch unser beschauliches Dorf und weiß nicht, ob ich froh sein soll, nicht zu wissen, wer die 24% sind, mit denen ich nichts zu tun haben möchte....

LG

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Dann wirst Du wohl umziehen müssen, wenn es für Dich so unerträglich ist, dass jeder 4. die "falsche" Meinung vertritt.

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Da stimme ich Dir zu.

Wobei man natürlich von der Schließung von Turnhallen genervt sein kann, das sei der Freundin zugestanden.

Die dort lebenden Menschen natürlich pauschal zu beleidigen und abzuwerten geht natürlich gar nicht.

Ich würde wohl auch meine Freundschaft zu der Dame überdenken.

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Nee, wenn man weiß, für wen die Hallen gebraucht werden, kann man darüber nicht ernsthaft genervt sein, finde ich .

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Die Leute, die in den Turnhallen leben, zu verurteilen, find ich auch zum kotzen. Die Städte und Gemeinden sind dafür verantworlich. Ich finde, es sollte Wohnraum geschaffen werden, es steht bei uns soooo viel leer. Durch die Schließung der Turnhallen sind bei uns schon zwei ganze Sportvereine geschlossen worden, da sie keine Möglichkeiten mehr haben, ihr Sportprogramm fortzuführen. Das heißt schon wieder arbeitslose Sportlehrer. viele Kinder haben keinen Sport mehr in der Schule und auch keinen Außenplatz. Daher bin ich auch genervt, von den Schließungen der Turnhallen, aber ich würde niemals die Menschen, die darin leben, verantworlich machen.

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Tja, es ist schon eine Weile her, seit den Trümmerfrauen. Schade eigentlich, denn da hätte sie sich den Pilateskurs schenken können.

Zum Kotzen das Ganze.

lg thyme

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Ihr habt verschiedenen Vorstellungen von den Neubürgern, während es für Dich Menschen sind. die vor Hunger und Gewalt fliehen sind es für sie Wirtschaftsflüchtlinge, da herrscht wohl irgendwo ein Informationsdefizit.

Überhaupt wundere ich mich über die Diskussionskultur, die mittlerweile in unserem Lande. Da wird stolz verkündet, man habe Körperausscheidungen vor die Füße gelegt oder Freundschaften gekündigt, weil diejenige Person eine an der politische Meinung hat. Andere wollen Personen mit bestimmten politischen Einstellungen aus dem Geschäftsleben ausschließen fühlen sich nicht mehr in ihrer Umgebung wohl, weil Parteien mit einer anderen politischen Grundhaltung in der Nähe wohnen.

Wird heute nicht mehr diskutiert, sondern nur noch diffamiert ?

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Bleib doch bitte einfach bei den Tatsachen: Eine Person hat eine Äußerung getätigt, wir haben daraufhin das Gespräch und wohl auch den Kontakt abgebrochen. Niemand wurde diffamiert.

Ja, man hätte diskutieren können. Aber, ganz ehrlich, wer sich angesichts des Elends der Flüchtlinge über den um 1,5 km verlegten Pilates-Kurs in dieser Wortwahl und derart abwertend äußert, mit dem gibt es nichts mehr zu diskutieren.

Es herrscht freie Freundeswahl in unserem schönen Land.

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Da müsste ich sehr viele Freundschaften kündigen und in vielen Läden nicht mehr einkaufen gehen, wenn ich alle die dem derzeitigen Problem skeptisch gegenüberstehen aus meinem Leben verbannen würde.

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Ja, ich kenne diese Diskussionen auch :-(

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Es ist eine langjährige Freundin deiner Frau und wegen Fremden ist die Freundschaft jetzt beendet?

Ich finde es erschreckend, wie viele Menschen sich von Freunden und Verwandten distanzieren, nur wegen dem ein oder anderen Satz. Den Flüchtlingen ist es egal, ob ihr mit euren Bekannten noch Kontakt habt oder nicht. Wenn sie euch am Herzen liegen, dann versucht ihnen zu helfen, wenn nicht, dann akzeptiert sie und lasst sie in Ruhe.

Aber deswegen langjährige Kontakte abzubrechen, finde ich etwas kindisch.

Ist nur meine Meinung und ihr könnt darauf herumhaken, ich bin sowieso nur noch selten hier und würde es gar nicht lesen.

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Ich bin der gleichen Meinung.

Ich werde bestimmt keine Familienmitgleider meiden , Freundschaften beenden oder plötzlich wo anderst einkaufen. Ich werf doch keinen Jahrenlangen Freundschaften weg - nur wegen einer politischen Meinung #nanana

Das ist mir zu blöd. Ich treffe mich mit allen meinen Freunden , kauf ein wo es schmeckt und was nah ist - egal was der Inhaber oder Verkäufer für eine Meinung hat zu Flüchtlingen - er muss sie mir ja nicht erzählen.#nanana

Ich lass mich in keine Ecke drängen - ob rechts oder links. Ich bin einfach neutral !
Neutral dem ganzen Theater gegenüber - sozusagen die " Schweiz " .
Ich sag allen einfach - macht alle was Ihr wollt - aber lasst mich in Frieden. #nanana#nanana#nanana

Mich stören die Flüchtlinge keinesfalls bei uns im Ort- Sie sind nett und freundlich , aber ich engagiere mich auch nicht - neutral eben.
Meine Kinder Spielen mit Ihnen und ich unterhalte mich aber ich hab selbst genug zu tun um mich um irgendwen , irgendwas oder irgendwie zu kümmern oder aufzuregen.

Jedem seine Meinung....freies Land - freie Meinung .

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Hallo,

ich kann das durchaus verstehen. Ich kann auch mit niemanden befreundet sein, der sich dermaßen abfällig über andere Menschen äußert. Im besten Fall ist die Dame einfach nur dumm, und im schlimmsten Fall ist nun ihre wahre Gesinnung zu Tage getreten - beide Möglichkeiten schließen für mich eine Freundschaft aus.

Niemanden steht es zu, sich und seine Befindlichkeiten über andere Menschen zu stellen, und sich für etwas besseres und wichtigeres zu halten. Dies hatten wir alles schon mal und es ist erschreckend, dass in den heutigen Zeiten, in denen die Möglichkeiten, Dinge zu hinterfragen, um einiges besser sind, als vor 80 Jahren, schon wieder so viele Menschen auf diese primitiven Parolen reinfallen.

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Sich von langjährigen/engen Menschen abzuwenden, nur weil man nicht Meinungskonform ist, halte ich für überzogen und destruktiv. Damit erreicht man nichts.

Wenn man merkt, man findet keinen gemeinsamen Konsens, tastet man bestimmte Themen eben künftig nicht mehr an.

Wie sagt man so schön? Kirche und Politik sind Themen, die man besser nicht mit anderen diskutiert. Da ist was dran.

Sieht man ja auch hier im Thread. Deine Reaktion VWPassat ggü. mit "Drecksschleudern" und "in die Hose scheissen" - also einer Diskussion dienlich ist das nicht grade.

Er hat eine andere Meinung, meinetwegen rechts gerichtet, keine Ahnung. Ist halt ein Sachse, was will man erwarten. Liegt ja nahe. Aber sollte man da nicht klüger reagieren als die gleiche, niveaulose Ebene zu fahren?

Ne, Leute. Ist nicht der richtige Weg. Echt nicht.

Gruss
agostea

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Einfach nicht mehr drüber reden? Nee, ich fidne es gibt Themen da geht sowas nicht. Kinderpornographie, Gewalt an Kindern, Tierquälerei...das sind auch alles so Themen wo ich die Klappe sicher nicht halte.

Ob jemand Vegetarier ist oder nicht - geschenkt. Ob jemand Öko einkauft, sein Wasser linksdrehend trinkt, das Frühaufstehen predigt oder auf Familienbett schwört...ist mir alles Wirst.

Aber wenn es um kleingeistiges "das Abendland wird bedroht udn Deutschland von Fremden überflutet" und vielleicht sogar rechte Gesinnung geht, nein da halte ich den Mund nicht.

Einfach wegschauen...wo ziehst du die Grenze...wegschauen hat noch nie geholfen.

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>>Einfach wegschauen...wo ziehst du die Grenze...wegschauen hat noch nie geholfen. <<

wenn man mit jemandem den Kontakt bricht, dann ist das auch nichts anderes als..... weg schauen bzw. ein nicht drüber reden

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