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Guten Abend,

regnet es mal wieder in Regensburg? #schein

Mittelstand = kleinere Unternehmen. Sprichst du von der Mittelschicht? Definierst du diese nur über das Einkommen? Soziologisch gesehen ist das falsch. Du kannst als arbeitsloser Akademiker ja ein Einkommen wie die "Unterschicht" (wenn du diesen Begriff verwenden möchtest) haben und dennoch soziologisch gesehen nicht zur Unterschicht gehören. Das sei mal am Rande angemerkt.

Dann sind 2.700€ zwar relativ gesehen nicht viel - in München bist du damit vermutlich ein Sozialfall, bei uns auf dem Dorf könntest du ein kleines Häuschen erwerben und in Eigenleistung renovieren. Dafür sitzt du bei uns in der "Pampa". Es gibt kaum kulturelle Angebote, daher ist das Leben weitaus billiger. Daher finde ich es sehr relevant, wo das Leben mit den 2.700€ stattfinden soll.

Dann kommt es ja auf den angestrebten & gewöhnten Lebensstandard an: Mein Mann hat einen ca. 80 Jährigen Onkel, der aufgrund seiner Lebensgeschichte nur eine rudimentäre Schulbildung hat. Er war "nebenwerbstätiger Kleinbauer".

Eine Erbschaft hat er dazu benutzt, sein kleines in die Jahre gekommene Häuschen abzureißen und als Passivhaus (er hat nun ca. 50qm Wohnfläche) wieder aufzubauen - er hat daher kaum Ausgaben. Telefon hat er nur ein Handy (Pre-paid). Strom hat er zwar, aber verbraucht so gut wie keinen, er hat ja auch eine Solaranlage. Er radelt überall hin (also meistens ins nächste Dorf) und er hat einen riesigen Gemüsegarten, ein paar Hühner. Er ist sehr gerne im Wald unterwegs (und hat ein wahnsinniges Wissen) und wenn man zu Besuch ist, bekommt man Kräutertee aus selbstgesammelten Kräutern, Brot backt er selbst ... dazu ganz viel eigenes Gemüse und Obst, Eier, mal ein Huhn, Honig (einen Bienenstock hat er auch) .... All das auf "Bioqualität". Er ist sehr gesund (lebt ja auch sehr gesund).

Er trifft sich 1x die Woche zum Kartenspielen, ist in der Kirchengemeinde aktiv, besucht 1x die Woche eine Bibliothek. Einkommenstechnisch liegt er unter der Grundsicherung. Im Sommer lebt er von seinen eigenen Erträgen und gibt manchmal weniger als 50€ im Monat für sich aus. Es ist eben ein anderes Lebensmodell, das für ihn supergut funktioniert. 2,700€ wären für ihn ein Vermögen, das er nie ausgeben würden - er wüsste nicht, wofür. Selbst 650€ bekommt er im Monat nicht ausgegeben. Er leiht in der Bücherei übrigens auch oft Bücher zur Abiturvorbereitung und hat so ein breites Allgemeinwissen (er rechnet "zum Spaß" auch gerne mal Matheabiaufgaben und hat vor einigen Jahren auch mal überlegt, ob er sich zur Fremdenprüfung anmeldet), dass ich ihn auch nicht zur "Unterschicht" zählen würde, auch wenn er es einkommenstechnisch sein gesamtes Leben war.

GLG
Miss Mary

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Ich finde Mittelschicht ist ein extrem dehnbarer Begriff und fühle mich da auch nur bedingt zugehörig. Man braucht bedingt durch die Mieten einfach in München mehr als in Kleinkleckersdorf - da gibt es nichts zu diskutieren. Wen seine Situation nervt, der soll in die Puschen kommen - ganz nach dem Motto love it or leave it. Ich finde das Gejammer schlimm, wenn man eigentlich nichts ändern mag.

Das Geld reicht bei uns, wir können uns gewisse Extras erlauben ohne dann überspitzt ausgedrückt den nächsten Monat nur von Brühwürfeln leben zu müssen. Wir verfügen beide über eine gute Ausbildung (die entsprechend gekostet hat) und müssen uns so gesehen um nichts einen Kopf machen... Von daher alles #huepf