Beidhändigkeit durch Zweisprachigkeit?

Hallo liebe urbia.de-Community,

gestern habe ich mich in diesem Forum angemeldet, um Euch eine Frage zum Thema Zweisprachigkeit zu stellen, die mich seit langer Zeit beschäftigt.

Ich selbst bin nämlich zweisprachig aufgewachsen mit Deutsch und Englisch (englische Mutter, deutscher Vater), habe beide Sprachen parallel erworben und beherrsche sie gleich gut. Das kommt mir in meinem Beruf als Übersetzerin und Dolmetscherin ***Arbeitgeber und LINK vom urbia-Team editiert****sehr zugute.

Obwohl mir beigebracht wurde, mit der rechten Hand zu schreiben, habe ich schon seit meiner Kindheit bemerkt, dass bei anderen Alltagstätigkeiten nicht die rechte Hand "stärker" oder angenehmer zu verwenden ist als die linke. Für manche Tätigkeiten bevorzuge ich sogar meine linke Hand (vor allem zum Öffnen von Flaschen), und einmal bei einer Familienfeier sprach mein (deutscher) Onkel mich darauf an, dass ich mein Wasserglas mit der linken statt der rechten Hand anhob, und vermutete, dass ich "linkshändig veranlagt" sei.

Deshalb stelle ich mir die Frage, ob diese Beidhändigkeit mit meiner Zweisprachigkeit zusammenhängen könnte. Laut eines Artikels ist die Ursache für Beidhändigkeit, dass beide Gehirnhälften gleich dominant sind, während bei eindeutigen Rechts- oder Linkshändern eine Gehirnhälfte dominanter ist als die andere. Könnte jedoch auch der frühe Erwerb zweier Sprachen für die Händigkeit eine Rolle spielen? Hat vielleicht jemand von Euch Expertenmeinungen dazu gelesen?

Vielen Dank im Voraus für Eure Antworten!

Liebe Grüße, Helen

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naja... zumindest kannst du so gut mit Worten umgehen, dass erst auf den 2. Blick auffällt, dass du eigentlich Werbung machst.

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Dachte schon das seh nur ich...

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Hallo,

ich bin beidhändig, und mein Vater war es auch.
Ich komme z.B. mit einem Linkshänderbogen besser klar, obwohl ich mit Rechts schreibe. Flaschen drehe ich auch mit Links auf. Schraubenzieher benutze ich mal so und mal so.

Wir sind/waren beide einsprachig.
Mein Vater schrieb als erstes mit sogar Links und wurde dann auf Rechts umerzogen. (Damals machte man das noch.)

Ich habe eher den Eindruck, dass Beidhändigkeit eine Laune der Natur ist, die sich vererbt, als dass das durch bestimmte Ansprüche an das Gehirn zustande kommt.

Beidhändigkeit wird übrigens auch mit ADS und/oder Hochbegabung in Verbindung gebracht.

LG

Heike

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Das habe ich noch nie gehört und kann mir das auch nicht vorstellen.

Meine Tochter ist gerade erst 3 und wir versuchen gerade heraus zu kriegen welches denn nun die bevorzugte Hand wird. Meine anderen beiden Kinder haben quasi von Anfang an eine klare Präferenz gehabt, die sich dann zur Rechtshändigkeit entwickelt hat. Nur meine Mittlere schwankt noch.

Der Kinderarzt hat es mir so erklärt, dass niemand als 100% Rechtshänder geboren wird, sondern es immer ein Mischverhältnis ist. Beispielsweise 80%Linkshänder 20% Rechtshänder. Je nachdem wie klar das Ergebnis ist, desto schneller finden die Kinder ihre "richtige" Hand. Eine Beidhändigkeit im Sinne von (50:50) ist seeeeeeehr selten. Uns wurde nahegelegt sie unter keinen Umständen in eine Richtung zu schieben. Ich wäre im Traum nicht darauf gekommen, aber laut Linkshänderberatung reicht es schon, wenn man dem Kindern das Besteck immer rechts legt oder nur Rechtshänderscheren Zuhause hat oder bei der Begrüßung das Kind immer korrigiert die rechte Hand zu geben.
Wir wurden sehr eindringlich darum gebeten auf gar keinen Fall sie in irgendeine Richtung zu drängen. Studien zeigen nämlich, dass es wahrscheinlich deutlich mehr Linkshänder gibt als man bis jetzt dachte und das sich selbst ein sanftes "Umerziehen" sehr negativ auf die Hirnentwicklung auswirkt. Es werden sogar Zusammenhänge zwischen der Umerziehung und Legasthenie, Dyskalkulie und Lernschwächen gezogen.

Du scheinst dich ja gut entwickelt zu haben, aber ich würde eher vermuten, dass du wahrscheinlich eher ein Linkshänder bist, aber durch die Gesellschaftliche Norm zum Rechtshänder wurdest. Wenn du gut damit Leben kannst, gibt es keinen Handlungsbedarf. Falls du mehr Infos brauchst, kannst du ja mal nach einer Linkshänderberatungsstelle googlen.

Liebe Grüße
Dachskind

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Ich bin selbst jemand, der "sanft" zum Rechtshänder umerzogen worden ist, ich hatte in den ersten Schuljahren ständig Probleme mit der verkrampften Schreibhaltung und der unleserlichen Schrift und selbst als ich später im Büro Rückenprobleme, bis ich meinen Arbeitsplatz auf linkshändig umgestellt habe, weil ich mir vorher (gerade bei Studentenjobs mit geringem Pensum an Schreibtischarbeitsplätzen, die an anderen Tagen von anderen Leuten benützt werden) eingeredet habe, dass ich ja die Maus eh mit beiden Händen gleich gut bedienen kann und die Umstellung vor und nach der Arbeit den Aufwand nicht wert ist.

Ich bin sehr sensibel, dass wir unserer Tochter nicht eine Händigkeit aufdränge. Sie wechselt Stifte oder auch kleine Gegenstände, die sie in eine enge Öffnung stecken muss, immer in die rechte Hand, auch wenn man sie ihr in die linke gibt.

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Ich habe es so gelernt, dass eine Beidhändigkeit nur bei Sauerstoffmangel bei der Geburt auftritt.

Oft ist es so, dass Kinder recht früh, wenn sie anfangen zu imitieren, sich selber auf rechts umlernen. Oft wird ihnen die Gabel bzw. Das Glas auf die rechte Seite gelegt, wenn sie wie Papa Schraubenzieher benutzen wollen, zeigt man es ihnen und gibt es in die rechte Hand etc.
Die Händigkeit findet man am besten heraus , wenn man auf Spontanhandlungen achtet, wie z.B Tür öffnen, Glas heben, Faden einfädeln etc. Und vor allem dann darauf achten, welches die aktive Hand ist. Linkshänder bewegen beim Tesafilmabrollen oft nicht das Tesafilm, sondern das Ding, wo die Rolle drauf ist. Ebenso nehmen sie einen Brief aus dem Umschlag, indem sie den Umschlag wegziehen und nicht den Zettel aus dem Umschlag. Also es sieht aus wie bei Rechtshändern aber die aktive Hand ist die linke.

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Ich bin viersprachig, meine Kinder auch, aber wir sind Rechtshänder.

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Das kann ich mir nur schwer vorstellen

1. Händigkeit wird schon im Mutterleib festgelegt (Linkshänder nuckeln tendenziell eher am linken Daumen).

2. kenne ich einige, die zweispraching/mehrsprachig aufgewachsen sind: jeweils mit eindeutiger Händigkeit

3. kenne ich "Beidhänder", die alles andere, als mit mehreren Sprachen aufgewachsen sind.


Bei 2. sind es doch recht viele. Beidhängig kommt bei denen, die ich kenne NICHT vor.

Bei 3.:

mein Vater war "beidhändig".
Nach seinem Tod erfuhren wir, was er selbst nicht wusste: er war geborener Linkshänder und umerzogen.

Vieles machte er, wie er es gelernt hatte. Die eigentlich stärkere linke Hand half ihm jedoch in vielen Bereichen, in denen Rechtshänder Schwierigkeiten gehabt hätten.

Einen echten Beidhänder kenne ich auch. Asperger Autist, Naturwissenschaftler. Sprache: schwierig. Muttersprache geht, reicht für wissenschaftliche Themen, Grammatik ist ok, Sprache analysieren gut. Sprechen oder gar Umgangssprache: nur mit "Übersetzer" / "Erklärer"


Ich selbst: eindeutige Händigkeit.
ABER
durch (nicht umtrainierte) Linkshänder habe ich mir in der Sozialisierung einiges abgeguckt, nachgemacht und anders antrainiert. Das bekomme ich so schnell nicht los.

Unbewusst habe ich wohl auch später (Pubertät) meinen Vater nachgeahmt. Nimm die Hand, mit der er situativ besser geht. Manchmal kann das von Vorteil sein.
Manchmal fühle ich mich aber einfach nur Spiegelverkehrt oder verkehrt herum. Das hat bei mir aber nichts mit der Händigkeit zu tun.
Generell bin ich der visuelle Lerntyp mit mathematischen Vorzügen. Sprache lesen und verstehen, klappt. Sprache hören und Rauschen kommt an, klappt auch.
Sprachen lernen: sehr schwierig.