Hallo,
ich verzweifle langsam. Jeden Tag herrscht in der früh und am Abend Chaos, weil mein Sohn keine Regeln, feste Zeiten usw. einhält und seine jüngere Schwester auch noch einbezieht, sodass ich hier 2 schreiende Kinder habe.
Feste Zeiten und klare Strukturen sind ja bei ADHS Kindern wichtig, aber bei uns scheint es aus dem Ruder zu werfen.
Mein Sohn bekommt 1 Tablette Medikinet in der früh um ca. 7:15 Uhr bevor er zur Schule geht (Regelschule), Mittags bekommt er im Hort (Integrationshort) die 2. Tablette. Diese wirkt bis ca. 17/18 Uhr.
Klare Regeln sind in der früh:
-Aufstehen, Anziehen, Frühstücken, Zähne putzen im Zeitfenster von gut 45-60 Min.
Abends:
Wir kommen gegen 16:15h vom Hort heim, Hausaufgaben zeigen, nacharbeiten, üben gibt es nicht, da er ein guter Schüler ist (3. Klasse),
Dann haben die Kinder gut eine Stunde Spielzeit (alleine, zusammen oder mit mir, je nachdem wie sie wollen), dann Abendessen herrichten, gegen 17:45 - 18h wird dann gegessen, geht oft bis 18:30 Uhr, weil wir auch reden. Dann Bettfertig machen. und um ca. 19h ins Bett, dürfen gerne noch Kassette hören. Um 19:30 Uhr ist endgültig Schluss.
Es sieht allerdings eher so aus, beide wachen vor 6h auf, fangen an, im Kinderzimmer zu spielen, schreien und toben, sodass ich wach werde davon und beide erstmal zur Ruhe mahne. Mein Sohn macht sich daraufhin fertig, ist innerhalb 10 Min. inkl. Frühstück fertig und drängt ab da, zur Schule zu gehen. Uhrzeit ist ca. 6:20 Uhr. Ich sage ihm, dass wir noch genügend Zeit haben, er kann sich ja hinsetzten und ein Buch lesen. Stattdessen fängt er an, die Kleine zu ärgern, ihr ständig nachzulaufen. Ich komme gar nicht dazu, mich fertig zu machen, Brotzeit machen und so, da ich ständig am ermahnen bin, weil sie zu laut werden, weil die Kleine am plärren ist, usw.
Ich bin also in der früh die meiste Zeit damit beschäftigt, den Großen zu ermahnen, dass er die KIeine in Ruhe lassen soll. Dass er sich mit einem buch beschäftigen soll. Ich denke, es ist einfach die Langweile.
Genauso ist es abends nach dem Abendessen. Auf Nachfrage kommt bloß ein: Mir ist langweilig. Er konnte sich noch nie alleine längere Zeit beschäftigen, ausser die Medikamente wirken. Aber im Moment läuft es total aus dem Ruder, da er die Kleine einbezieht und sie dementsprechend mit schreien reagiert.
Allerdings funktioniert es am Wochenende und mal, wenn mein Mann ausnahmsweise mal da ist.
Er ist da ganz anders, nicht so hippelig, unruhig, gelangweilt.
Jeden Tag in der Früh und Abends nur Chaos...
Hallo jungemammi85,
den Alltag mit einem hyperaktiven Kind so zu gestalten, dass geplante Abläufe eingehalten werden und kaum Streit zwischen Geschwistern entsteht, ist eine große Leistung. Daher zunächst der Rat, sich in dieser Sache keine Vorwürfe zu machen oder gar darüber zu verzweifeln, dass es bisweilen nicht klappt, sondern selbstbewusst immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren.
Für den Morgen würde ich nach einem Projekt für Ihren Sohn suchen – etwas, mit dem er sich gerne alleine beschäftigt und an das er in Zeiten des Leerlaufs umgehend anknüpfen kann. Dazu eigenen sich alle Sachen, an denen er selbständig weiterarbeiten kann und will, aber auch ein besonders spannendes Hörbuch, das er nur morgens anhören darf.
Ohne an dieser Stelle einen ärztlichen Rat zu geben, den Sie bitte stets beim behandelnden Facharzt einholen, weiß ich von Familien mit extrem hyperaktiven Kindern, in welchen es hilfreich war, das von der ADHS betroffene und medikamentös behandelte Kind ca. 30 Minuten bis eine Stunde vor dem eigentlichen Zeitpunkt des Aufstehens zu wecken und ihm die Medikation gleich im Bett zu geben. Danach schlafen die Kinder i.d.R. gleich wieder ein und sind beim Aufstehen bereits weitaus kontrollierter in ihrem Verhalten. Wichtig ist jedoch, zu beobachten und mit dem behandelnden Arzt zu besprechen, welchen Effekt eine solche frühe Medikamentengabe auf den Appetit, die Wirkung ohne begleitendes Essen (v.a. bei Retard-Präparaten mit Methylphenidat) sowie die Wirkdauer während des Schultages hat.
Für den Nachmittag und Abend empfiehlt es sich, wie am Morgen, auf ein stets verfügbares Beschäftigungsprogramm zurückgreifen zu können. Dies können und sollten durchaus auch Pflichten im Haushalt sowie für die Gemeinschaft sein, deren Erfüllung zunächst einmal rigide durchgesetzt werden muss, die dann aber (nicht selten bereits nach wenigen Wochen) eine gewohnte Beschäftigung darstellen, welche die Kinder ganz selbstverständlich erledigen. Dabei macht es bisweilen Sinn, über eine Entlohnung nachzudenken bzw. einen Teil des Taschengeldes mit der regelmäßigen Erledigung zu bestimmten Zeiten zu verbinden.
Ist der Geschwisterstreit ein zentrales Problem, sollten Sie überlegen, ob nicht eine regelmäßige Trennung der Kinder auch nach dem Ende der Hortzeit Ihres Sohnes möglich ist, solange Sie z.B. das Abendessen richten o.ä. Dabei können Nachbarn, Großeltern, etc. hilfreich sein. Vielleicht haben Sie auch die Möglichkeit, Ihren Sohn jeden Tag vor dem Abendessen noch für 30 Minuten in den Garten, Stadtpark o.ä. zu schicken, um noch eine Runde zu kicken, zu rennen oder radzufahren, oder – falls er das mag – in die Badewanne zu stecken, wo er alleine Planschen kann. Wichtig ist eine solche Trennung nicht zuletzt bei mit Methylphenidat behandelten hyperaktiven Kindern, da diese zum Zeitpunkt des Endes der Medikamentenwirkung häufig sehr gereizt und unkontrolliert sind (sogenannter Rebound), da die Tablettenwirkung nachlässt, die bewusste Selbstkontrolle jedoch erst verzögert wieder einsetzt.
Lassen Sie die Kinder sich nach dem Essen fürs Zubettgehen richten. Zumindest eine Stunde vor dem angestrebten Zeitpunkt des Einschlafens sollten Fernseher, Computer, Tablet und Smartphone ausgeschaltet sein. Liegen die Kinder im Bett, ist Vorlesen weitaus besser als ein Hörbuch bzw. -spiel, da Sie selbst mitbekommen, wann die Kinder kurz vor dem Einschlafen sind und rechtzeitig mit dem Vorlesen aufhören können. Kinder (aber auch Erwachsene) schlafen für die Dauer der Nacht insgesamt schlechter, wenn sie unter begleitender Geräuschkulisse einschlafen; das gilt auch dann, wenn die Geräuschquelle später abgeschaltet wird. Es ist daher besser, in einem dunklen und ruhigen Zimmer einzuschlafen als vor dem Fernseher oder bei laufender Hörspiel-CD.
Ich hoffe, dass diese Tipps Ihnen ein bisschen weiterhelfen. Überlegen Sie ansonsten selbst, wie Sie möglichst viel gleichbleibenden Rhythmus und Ruhe in Ihren und den Alltag der Kinder bringen können. Und seien Sie weder eifersüchtig noch verzweifelt, sollte Ihr Sohn sich im Alter zwischen 6 und 10 Jahren in Gegenwart des Vaters besser verhalten als in der Gemeinschaft mit Ihnen, denn das ist in der sogenannten Latenzphase völlig normal. Jungs stehen in dieser Zeit auf ihr meist größtes Rollenvorbild, den eigenen Vater, und sind nachgerade in dessen häufig selteneren Gemeinschaft besonders um dessen wohlwollende Aufmerksamkeit bemüht. Ist der Vater jedoch derjenige, der den Alltag mit all seinen Regeln und Pflichten durchsetzen muss, hat dieser zwar noch immer einen sozialbiologischen Bonus beim eigenen Sohn, doch verbraucht sich auch der in den Alltagskonflikten häufig schnell …
Viele Grüße,
Johannes Streif
Hallo jungemammi.
Mein großer, ADHS, wird 8 und mein Kleiner ist 5,5.
Wir praktizieren seit ein paar Monaten die Frühgabe der Medikamente. Bzw er bekommt eine kleine Frühdosis ne gute halbe Stunde bevor er raus muß aus den Federn (bei uns ganz praktisch da Papa eh um die Zeit schon wach ist, er gibt dem Kind die Tablette wenn er aus dem Bad kommt bevor er zur Arbeit fährt). Die Hauptdosis retardiertes MPH bekommt er dann von mir nach dem Frühstück.
Was eine Wohltat. Ok, von den 5mg unretardierem MPH ist er jetzt nicht wirklich konzentriert usw. Aber er dreht nicht so auf. Es ist ruhiger im ganzen Haus was natürlich schonmal eine deutlich entspanntere Gesammtsituation herbeiführt Exposive Mischung hier war ADHS-Frühaufsteher der so Stehaufmännchen-mäßig "Hallo, ich bin wach und ihr somit zwangläufig auch", mal mit Schung auf Brüderchens Bett hüpfen und dem ins Ohr grölen....kommt gut wenn der Bruder ein Morgenmuffel ist der erstmal 20 Minuetn braucht um in die Gänge zu kommen, Ich war schon morgens vor 7 wie du nur am Ermahnen, Maßregeln, ausbremsen, beruhigen. Und war selber auch schon genervt bevor die beiden das Haus verließen.
Mit den 5mg ist es jetzt auch nicht so das er Musterkindgültig aufstehen, sich anziehen, Zähne putzen usw würde. Aber es reicht wenn ich ihn ab und an dran erinnere, ich muß nicht wie Feldwebel daneben stehen "Nein, kein Spielzeug, anziehen....weiter, Socken auch, Hemd auch, hierbleiben erst fertig machen ...." und der Umgang mit dem kleinen Bruder ist anders weshalb dieser schon nicht alle 2 Minuten rumbrüllt, "MAMA" jault usw. Die 5 mg reichen ihm zwar nicht um sich selber zu bremsen aber er lässt sich von mir bremsen wenn er aufdreht.
Und da er so ja schon weniger aufgedreht in die Schule geht weil der ganze morgen ruhiger verlief klappt es da auch besser. Hat Papa diese Frühdosis mal vergessen merkt die Lehrerin das den ganzenTag obwohl diese 5 mg ja nur noch anfangs wirken.
Mit Nebenwirkungen haben wir hier eh Glück. Ob das kurz wirkende oder jetzt seit Sommer das Retard, ob mein Sohn gut oder nicht gut ißt liegt hier eher daran ob es ihm schmeckt und nicht ob die Pille noch wirkt oder nicht.
Das Abendliche Chaos, das haben wir hier auch oft. Vor allem wenn der Große was besonderes hatte, auf ner Geburtstagsfeier war, wir einen Ausflug gemacht haben....dann weiß ich schon morgens "heute abend wird grausam sein" aber da habe ich das Glück das Papa dann meißt da ist und so jeder ein Kind betreuen kann.