ADHS, Asperger???

Hallo!

Mein Sohn, fast 8, bekam mit 51/2 die Diagnose ADHS. Auffällig war er schon deutlich vorher, aber eben zu jung zur Diagnostik. Das ich so die ersten Gedanken daran hatte war so mit 3. Da hab ich oft gedacht "Das kann doch nicht sein, ist dieses Kind erziehungsresistent oder was?" Es war immer schon sehr schwer ihm Grenzen bei zu bringen. Bis heute. Konzentration sehr kurz und wenn dann nur auf Dinge die ihn interessieren. Zappelig. Kaum aus zu powern. Mit 4 haben wir angefangen mit Ergo.
Wie gesagt, mit 5,5 Diagnostik in Aachen im SPZ. Dort kam ADHS raus, wo ich schon mit gerechnet habe. Dann kam noch zur Ergo Heilpädagogik dazu bis zur Einschulung.
Seit der Einschulung bekommt er jetzt auch MPH, zur Zeit Medikinet Retard 30. Damit geht es in der Schule ganz gut.

Meine Frage: Ist mit der Diagnostik im SPZ anderes, zum Beispiel Asperger, ausgeschlossen?
Der Gedanke kam mir weil er Augenkontakt meidet. Selbst wenn man ihn auffordert guckt er nur kurz und dann gehen die Augen wieder weg. Das Gesicht bewegt er dabei nicht, er denkt glaube ich das wir dann nicht merken das er uns nicht wirklich anguckt.

Ebenso mag er nur selten engeren Körperkontakt. Wenn dann muß er kommen, ihn mal nehmen und drücken geht seltenst. Er kann auch nicht einschlafen wenn jemand neben ihm liegt, das ist ihm unangenehm. Wenn er fragt ob man noch zu ihm kuscheln kommt im bett bedeutet das für ihn "Leg dich neben mich, ohne zu viel Körperkontakt" und dann kommt nach ein paar Minuten "So, jetzt will ich schlafen, du kannst gehen"
Das habe ich allerdings bei den Gesprächen im SPZ den Ärzten, Therapeuten usw gesagt, also sollte es ja berücksichtigt worden sein bei der Diagnostik.

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Hallo lakritze77,

ich werde morgen ausführlich antworten - derzeit bin unterwegs.

Viele Grüße,
Johannes Streif

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Wie ist es denn wenn er in ner Gruppe mit anderen Kindern ist? Ist es ihm unangenehm? Eher Einzelgänger? Oder spielt er gern mit anderen?

Lg

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Gruppe ist schwer für ihn. Wenn er sich verabredet dann immer nur mit 1 Kind. Außerdem gibt es nur 2 mit denen er sich überhaupt verabredet.

Insgesammt braucht er seine auszeiten. Da wird auch sein Bruder aus dem Zimmer geschmissen und er baut für sich alleine irgendwas aus Lego oder Fischertechnik. Da kann er dann auch total drin versinken.
Ebenso in der Schule. Einerseits will er schon wie jetzt nach Herbstferien oder so in der Klasse erzählen was er gemacht hat usw wie alle anderen auch. Aber er guckt die anderen dann nicht an sondern vor sich auf den Boden, redet ganz leise usw. Merkt er dann aber das die Kinder ihm nicht zu hören wird er sauer und laut "Ihr sollt zuhören!!" usw. (ich kann die anderen aber verstehen, man versteht dann kaum was)
Heute wieder so eine Situation. Meine Eltern hatten Besuch von Freunden die er schon Jahre kennt. Klar, wir treffen die jetzt nicht regelmäßig aber schon einige male im Jahr.

Da ich das nicht wußte das die da sind konnte ich ihn nicht schon zu Hause drauf einstimmen. Er hat den beiden nichtmal Hallo gesagt. Kürzlich Fest hier im Ort, ein fast-Nachbar (um die Ecke, keine 100m entfernt wohnt er, Dorf) den er quasie von Geburt an kennt setzte sich zu uns. Nix, kein Hallo, keine Antworten, wegdrehen, mir am Arm rumzupfen.

Jetzt in den Ferien, er geht mit im Kindergarten seinen kleinen Bruder holen. Er ist da selber 3 Jahre gewesen, kennt die Erzieherinnen...er wird angesprochen wie es ihm geht usw. Er guckt keinen an, nuschelt was wenn er denn antwortet und nicht nur grimassen schneidet.

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Ich bin zwar kein Arzt aber ich hatte auch mal einen Schüler mit ähnlichem Verhalten. Ich habe die Eltern darauf angesprochen und gefragt ob er evtl Asperger oder eine andere Art von Autismus hat, da das Verhalten schon sehr besonders war. Die meinten dass die Ärzte so was nicht festgestellt hatten. Hm.... ich war mir aber fast sicher......leider kommt der Junge nun nicht mehr......und ich muss gestehen dass Taekwondo ihn eher belastet hat - obwohl es ihm Spass machte.

Mal sehen was Herr Streif dazu sagt aber ich vermute sehr stark dass es in die Richtung gehen könnte. Auch wenn die Ärzterennerei den keinen Mann bestimmt sehr belastet-Suche einen Arzt der sich darauf spezialisiert hat. Ich drücke Dir die Daumen. Lg

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Hallo lakritze77,

zunächst einmal ist zum Autismus festzustellen, dass dieser eine erhöhte Komorbidität mit der ADHS aufweist. Eine der dabei wissenschaftlich am besten untersuchten Schnittstellen ist der Bereich der Exekutiven Funktionen. Dies sind Steuerungsfunktionen des Gehirns, die im Bereich des frontalen Cortex angesiedelt sind und der Anpassung des Verhaltens an die Umwelt dienen. In zahlreichen Untersuchungen, die seit über 20 Jahren insbesondere auf dem Gebiet der sogenannten „Thoery of Mind“, sozusagen der Wissenschaft vom Denken über das Denken, durchgeführt wurden, konnte inzwischen gezeigt werden, dass von der ADHS betroffene Menschen im Bereich der sozialen Wahrnehmung und Perspektivübernahme partiell autistischen Menschen vergleichbare, jedoch nicht im selben Maße ausgeprägte Auffälligkeiten zeigen.

Ungeklärt ist hingegen, ob diese Überschneidungen die Folge einer gemeinsamen Ursache sind, oder aber – symptomatisch ähnlich – dennoch zwei unterschiedlichen Störungsbildern der ADHS sowie dem Autismus jeweils für sich zuzuordnen sind. Daher ist die Frage, ob in Teilen autistisch anmutende Verhaltensweisen, die von der ADHS betroffene Kinder zeigen, ein Hinweis auf das Vorliegen einer autistischen Störung oder als genuiner Teil der Symptomatik der ADHS zu sehen sind, schwer zu beantworten.

Insoweit sie in Ihrer Frage schrieben, dass Sie die entsprechende Symptomatik im Rahmen der Diagnostik im SPZ vorgetragen hatten, gehe ich davon aus, dass diese auch in die diagnostischen Erwägungen der dort arbeitenden Fachpersonen eingegangen sind. Sollten Sie sich diesbezüglich unsicher sein, können Sie ja jederzeit eine erneute Vorstellung Ihres Kindes vornehmen und diesbezüglich gezielt auf die Berücksichtigung der autistisch anmutenden Symptome hinweisen.

Allerdings sehe ich auf Grundlage der von Ihnen geschilderten Symptomatik keinen Grund zur Sorge, dass im Fall Ihres Sohnes das Vollbild einer klinisch signifikanten autistischen Störung wie der Asperger-Störung vorliegt. Tatsächlich kann das Vermeiden von Blickkontakt auch die Folge des Bemühens um Konzentration sein, insofern Informationen ausgeblendet werden, die zur Ablenkung führen könnten. Auch kann die weitgehende Ablehnung von Körperkontakt, insbesondere von eher leichten, zärtlichen Berührungen, ein Aspekt des Verhaltens im Fall der ADHS sein, da auch diese als Reize wahrgenommen werden, die zwar nicht an sich, wohl aber im Kontext einer Situation wie dem Einschlafen als unangenehm empfunden werden, da sie eine aufgrund der ADHS nicht oder nur schwer auszublendende sensorische Erregung darstellen, die am Einschlafen hindert.

Sollten daher aus dem Verhalten Ihres Kindes im Alltag von Familie, Schule und Freizeit keine erheblichen sozialen Schwierigkeiten und Konflikte erwachsen, welche auf die autistisch anmutende Symptomatik zurückzuführen sind, würde ich von einer diesbezüglichen zusätzlichen Diagnostik eher abraten. Es stehen Ihnen im Internet jedoch autismusspezifische Seiten und Gruppen zur Verfügung, in welchen nicht zuletzt auch Fragebögen zu finden sind, die bei vorsichtiger, d.h. nicht jede Eigentümlichkeit als Symptom begreifender Beantwortung eine erste realistische Einschätzung erlauben, ob die entsprechenden Verhaltensweisen Ihres Sohnes in einer für eine autistische Störung typischen Ausprägung auftreten. Eine dieser Seiten finden Sie u.a. unter dem folgenden Link:
http://www.autismus-langen.de/fileadmin/autismuszentrum-langen.de/customer/documents/Autismus_Chekliste_4.pdf. Scrollen Sie den als PDF-Dokument angezeigten Fragebogen zum Ende durch, da dort die Verhaltensweisen von älteren Kindern erfasst werden.

Ich hoffe, Ihnen mit diesen Ausführungen ein bisschen weitergeholfen zu haben. Ihnen noch ein schönes Wochenende,

Johannes Streif

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hallöchen,

irgendwie hatte ich das gefühl du beschreibst gerade meinen sohn.
wir sind jetzt seit einem jahr dabei rum zu doktorn, echt ätzend für ihn und für uns.
wir haben jetzt die diagnose hks - autistische züge vorhanden, aber nicht aussagekräftig genug für die diagnose asperger.

wir stehen jetzt vor der frage retalin ja oder nein, mittlerweile haben uns drei spezialisten dazu geraten.

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Hallo, wir hatten auch Adhs Diagnose für mein Kind, diese war für mich nicht aussagekräftig, ich kenne mein Kind am bestens, ich habe von einer Mutter hier über Aspreger erfahren, ich habe mich im Netz informiert, alle Symptome sprechen dafür, ich habe einen Termin beim Spezialist gemacht, nach unseren Gespräch hat mein Kind Asperger, gestern war der 2.te Termin nur mein Kind mit den Psychiater, anfang hat er an Aspreger tendiert so wie er gespielt hat, dann wieder nicht, es werden jetzt noch 3 Termine geben um die Diagnose festzustellen, dann mit der Therapie anfangen .
Wir haben Jahre lang geforscht ohne Erfolg, jetzt sehe ich Höffnung und habe mehr Verständnis für mein Kind, es kann für seinem Verhalten nux dafür, ich unterstütze soviel ich kann , bin meistens ausgepowert , er hat sonst niemandem .
LG